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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die ein und viertzigste
wolle: Was meynet er damit/ soll ein Mensch den andern fressen? Das wird
warlich nicht seine Meynung seyn/ wann sie nur den Kopff drüber zubrochen/ in
sich geschlagen und gefragt hätten/ was er doch damit gemeynet? Derhalben
thut Christus auch eine Glossa dazu/ weil sie so gar grob sind/ und wirfft ihnen
das mit verbrochenen Worten für/ sonst kan man die groben Säu und Bäuche
aus dem Fressen und Sauffen nicht bringen/ wann man ihnen nicht also grobe
und ungertimte Ding fürhielte. Also mahlet er den groben Jüden das für/
auff daß sie sagten/ der HErr will das sagen/ das zu ihm kommen und essen das
Brod deß Lebens/ sey an ihn glauben/ und wer glaubet/ der kömmt zu ihm und
esse ihn. Wird also beschlossen/ daß allhie in diesem Capitel der HErr vom geist-
lichen Essen redet/ dann also leget ers selber auß vom Durst und Hunger/ der die
Seele belanget/ dann die Seele wolte gern ewig leben/ daß sie nicht verdammet
würde/ und einen gnädigen GOtt hätte und für dem Zorn und Gericht Gottes
bestehen könte/ von der Sünde und Gesätz nicht verklaget würde/ oder nicht in
die Hölle führe/ das ist der Seelen Verlangen/ das heisset ein geistlicher Durst
und Hunger/ dawider auch eine geistliche Speise und Tranck vonnöthen ist/ da
der Heil. Geist kompt und spricht/ wilt du nicht sterben oder verdammt seyn/ so
komme zu Christo/ glaube an ihn/ halte dich an ihn/ iß diese geistliche Speise/ das
laß das erste seyn. Et pag. 187. f. 2. Sie fragen: Wie kan man dein Fleisch es-
sen? Da ist der Sachen also gerathen: Nemlich/ daß er redet vom geistlichen
Essen/ der Glaube ists/ der ihn isset/ wie er sich dann selber außleget/ da er spricht:
Wer da glaubet an mich/ der hat das ewige Leben/ derselbige isset recht/ dann ich
bin das Brod deß Lebens/ der Glaub ist der Esser/ der da isset und glaubet an
Christum/ die Seele aber und der Glaub haben nicht ein Maul/ Zähne/ Hälß und
Bauch/ wie der Leib hat/ sondern haben ein ander Maul/ Bauch und Ohren/ isset
auch anders/ dann der Leib/ sie hat auch ihren Sinn/ Willen/ Muth/ Verstand/
Lust oder Vernunfft/ daß einer ein Ding verstehen kan/ und Neigung dazu hat/
also wann man diese Wort höret/ daß Christus eine Speise und Himmel-Brod
seye/ daß man sich mit dem Glauben hinan hänget/ und fället mit Verstande und
Lust darauff. Es sind verdrehete und verblühmte Reden/ und heisset hie Essen
eine geistliche Niessung und Essen. Diese Rede und Disputation deß HErrn
Christi/ durch dieses gantze Capitel/ hat sich entsponnen und erhaben über dem
Miracul/ daß er mit fünff Gersten-Brod eine solche Summa Volcks gespeiset
hatte. Da spricht er/ es ist nicht allein umb das Essen und umb die Speise zu
thun/ daß man den Bauch fülle/ wie die Säu/ lieber gedencket nach einem andern
Essen und Speise/ daß ihr nicht sterbet/ dencket/ daß ihr ein ander Essen aufahet.
Aber die groben Juden stossen und ärgern sich hieran/ daß sie das Wort Essen
nicht können verstehen/ welches ein gering Aergernuß ist/ und ist eine gemeine fi-
gura metaphora,
und Weise zu reden/ als wann wir Teutschen sagen/ das ist ein
Stich/ der blutet nicht. Jtem/ ist doch ein Wort kein Pfeil oder Schwerdt. Jtem/
der Pfeil kömmt nicht aus deinem Köcher/ da verstehet man deß Menschen Rede
und Wort für ein Pfeil/ also ists hie auch mit dem Wortessen/ das da einen an-
dern Verstand hat.

Jst die Frag/ ob wir in diesem Paß der geistlichen Niessung mit den Re-
formirten einig/ wie zwar in der Friedbietung der Pfältzischen Theologen
pag. 13. verlauten wollen. Hierauff ist geantwortet in Reform. salve pag.

432.
Die ein und viertzigſte
wolle: Was meynet er damit/ ſoll ein Menſch den andern freſſen? Das wird
warlich nicht ſeine Meynung ſeyn/ wann ſie nur den Kopff druͤber zubrochen/ in
ſich geſchlagen und gefragt haͤtten/ was er doch damit gemeynet? Derhalben
thut Chriſtus auch eine Gloſſa dazu/ weil ſie ſo gar grob ſind/ und wirfft ihnen
das mit verbrochenen Worten fuͤr/ ſonſt kan man die groben Saͤu und Baͤuche
aus dem Freſſen und Sauffen nicht bringen/ wann man ihnen nicht alſo grobe
und ungertimte Ding fuͤrhielte. Alſo mahlet er den groben Juͤden das fuͤr/
auff daß ſie ſagten/ der HErr will das ſagen/ das zu ihm kommen und eſſen das
Brod deß Lebens/ ſey an ihn glauben/ und wer glaubet/ der koͤmmt zu ihm und
eſſe ihn. Wird alſo beſchloſſen/ daß allhie in dieſem Capitel der HErr vom geiſt-
lichen Eſſen redet/ dann alſo leget ers ſelber auß vom Durſt und Hunger/ der die
Seele belanget/ dann die Seele wolte gern ewig leben/ daß ſie nicht verdammet
wuͤrde/ und einen gnaͤdigen GOtt haͤtte und fuͤr dem Zorn und Gericht Gottes
beſtehen koͤnte/ von der Suͤnde und Geſaͤtz nicht verklaget wuͤrde/ oder nicht in
die Hoͤlle fuͤhre/ das iſt der Seelen Verlangen/ das heiſſet ein geiſtlicher Durſt
und Hunger/ dawider auch eine geiſtliche Speiſe und Tranck vonnoͤthen iſt/ da
der Heil. Geiſt kompt und ſpricht/ wilt du nicht ſterben oder verdammt ſeyn/ ſo
komme zu Chriſto/ glaube an ihn/ halte dich an ihn/ iß dieſe geiſtliche Speiſe/ das
laß das erſte ſeyn. Et pag. 187. f. 2. Sie fragen: Wie kan man dein Fleiſch eſ-
ſen? Da iſt der Sachen alſo gerathen: Nemlich/ daß er redet vom geiſtlichen
Eſſen/ der Glaube iſts/ der ihn iſſet/ wie er ſich dann ſelber außleget/ da er ſpricht:
Wer da glaubet an mich/ der hat das ewige Leben/ derſelbige iſſet recht/ dann ich
bin das Brod deß Lebens/ der Glaub iſt der Eſſer/ der da iſſet und glaubet an
Chriſtum/ die Seele aber und der Glaub haben nicht ein Maul/ Zaͤhne/ Haͤlß und
Bauch/ wie der Leib hat/ ſondern haben ein ander Maul/ Bauch und Ohren/ iſſet
auch anders/ dann der Leib/ ſie hat auch ihren Sinn/ Willen/ Muth/ Verſtand/
Luſt oder Vernunfft/ daß einer ein Ding verſtehen kan/ und Neigung dazu hat/
alſo wann man dieſe Wort hoͤret/ daß Chriſtus eine Speiſe und Himmel-Brod
ſeye/ daß man ſich mit dem Glauben hinan haͤnget/ und faͤllet mit Verſtande und
Luſt darauff. Es ſind verdrehete und verbluͤhmte Reden/ und heiſſet hie Eſſen
eine geiſtliche Nieſſung und Eſſen. Dieſe Rede und Diſputation deß HErrn
Chriſti/ durch dieſes gantze Capitel/ hat ſich entſponnen und erhaben uͤber dem
Miracul/ daß er mit fuͤnff Gerſten-Brod eine ſolche Summa Volcks geſpeiſet
hatte. Da ſpricht er/ es iſt nicht allein umb das Eſſen und umb die Speiſe zu
thun/ daß man den Bauch fuͤlle/ wie die Saͤu/ lieber gedencket nach einem andern
Eſſen und Speiſe/ daß ihr nicht ſterbet/ dencket/ daß ihr ein ander Eſſen aufahet.
Aber die groben Juden ſtoſſen und aͤrgern ſich hieran/ daß ſie das Wort Eſſen
nicht koͤnnen verſtehen/ welches ein gering Aergernuß iſt/ und iſt eine gemeine fi-
gura metaphora,
und Weiſe zu reden/ als wann wir Teutſchen ſagen/ das iſt ein
Stich/ der blutet nicht. Jtem/ iſt doch ein Wort kein Pfeil oder Schwerdt. Jtem/
der Pfeil koͤmmt nicht aus deinem Koͤcher/ da verſtehet man deß Menſchen Rede
und Wort fuͤr ein Pfeil/ alſo iſts hie auch mit dem Worteſſen/ das da einen an-
dern Verſtand hat.

Jſt die Frag/ ob wir in dieſem Paß der geiſtlichen Nieſſung mit den Re-
formirten einig/ wie zwar in der Friedbietung der Pfaͤltziſchen Theologen
pag. 13. verlauten wollen. Hierauff iſt geantwortet in Reform. ſalve pag.

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[1058/1082] Die ein und viertzigſte wolle: Was meynet er damit/ ſoll ein Menſch den andern freſſen? Das wird warlich nicht ſeine Meynung ſeyn/ wann ſie nur den Kopff druͤber zubrochen/ in ſich geſchlagen und gefragt haͤtten/ was er doch damit gemeynet? Derhalben thut Chriſtus auch eine Gloſſa dazu/ weil ſie ſo gar grob ſind/ und wirfft ihnen das mit verbrochenen Worten fuͤr/ ſonſt kan man die groben Saͤu und Baͤuche aus dem Freſſen und Sauffen nicht bringen/ wann man ihnen nicht alſo grobe und ungertimte Ding fuͤrhielte. Alſo mahlet er den groben Juͤden das fuͤr/ auff daß ſie ſagten/ der HErr will das ſagen/ das zu ihm kommen und eſſen das Brod deß Lebens/ ſey an ihn glauben/ und wer glaubet/ der koͤmmt zu ihm und eſſe ihn. Wird alſo beſchloſſen/ daß allhie in dieſem Capitel der HErr vom geiſt- lichen Eſſen redet/ dann alſo leget ers ſelber auß vom Durſt und Hunger/ der die Seele belanget/ dann die Seele wolte gern ewig leben/ daß ſie nicht verdammet wuͤrde/ und einen gnaͤdigen GOtt haͤtte und fuͤr dem Zorn und Gericht Gottes beſtehen koͤnte/ von der Suͤnde und Geſaͤtz nicht verklaget wuͤrde/ oder nicht in die Hoͤlle fuͤhre/ das iſt der Seelen Verlangen/ das heiſſet ein geiſtlicher Durſt und Hunger/ dawider auch eine geiſtliche Speiſe und Tranck vonnoͤthen iſt/ da der Heil. Geiſt kompt und ſpricht/ wilt du nicht ſterben oder verdammt ſeyn/ ſo komme zu Chriſto/ glaube an ihn/ halte dich an ihn/ iß dieſe geiſtliche Speiſe/ das laß das erſte ſeyn. Et pag. 187. f. 2. Sie fragen: Wie kan man dein Fleiſch eſ- ſen? Da iſt der Sachen alſo gerathen: Nemlich/ daß er redet vom geiſtlichen Eſſen/ der Glaube iſts/ der ihn iſſet/ wie er ſich dann ſelber außleget/ da er ſpricht: Wer da glaubet an mich/ der hat das ewige Leben/ derſelbige iſſet recht/ dann ich bin das Brod deß Lebens/ der Glaub iſt der Eſſer/ der da iſſet und glaubet an Chriſtum/ die Seele aber und der Glaub haben nicht ein Maul/ Zaͤhne/ Haͤlß und Bauch/ wie der Leib hat/ ſondern haben ein ander Maul/ Bauch und Ohren/ iſſet auch anders/ dann der Leib/ ſie hat auch ihren Sinn/ Willen/ Muth/ Verſtand/ Luſt oder Vernunfft/ daß einer ein Ding verſtehen kan/ und Neigung dazu hat/ alſo wann man dieſe Wort hoͤret/ daß Chriſtus eine Speiſe und Himmel-Brod ſeye/ daß man ſich mit dem Glauben hinan haͤnget/ und faͤllet mit Verſtande und Luſt darauff. Es ſind verdrehete und verbluͤhmte Reden/ und heiſſet hie Eſſen eine geiſtliche Nieſſung und Eſſen. Dieſe Rede und Diſputation deß HErrn Chriſti/ durch dieſes gantze Capitel/ hat ſich entſponnen und erhaben uͤber dem Miracul/ daß er mit fuͤnff Gerſten-Brod eine ſolche Summa Volcks geſpeiſet hatte. Da ſpricht er/ es iſt nicht allein umb das Eſſen und umb die Speiſe zu thun/ daß man den Bauch fuͤlle/ wie die Saͤu/ lieber gedencket nach einem andern Eſſen und Speiſe/ daß ihr nicht ſterbet/ dencket/ daß ihr ein ander Eſſen aufahet. Aber die groben Juden ſtoſſen und aͤrgern ſich hieran/ daß ſie das Wort Eſſen nicht koͤnnen verſtehen/ welches ein gering Aergernuß iſt/ und iſt eine gemeine fi- gura metaphora, und Weiſe zu reden/ als wann wir Teutſchen ſagen/ das iſt ein Stich/ der blutet nicht. Jtem/ iſt doch ein Wort kein Pfeil oder Schwerdt. Jtem/ der Pfeil koͤmmt nicht aus deinem Koͤcher/ da verſtehet man deß Menſchen Rede und Wort fuͤr ein Pfeil/ alſo iſts hie auch mit dem Worteſſen/ das da einen an- dern Verſtand hat. Jſt die Frag/ ob wir in dieſem Paß der geiſtlichen Nieſſung mit den Re- formirten einig/ wie zwar in der Friedbietung der Pfaͤltziſchen Theologen pag. 13. verlauten wollen. Hierauff iſt geantwortet in Reform. ſalve pag. 432.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 1058. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/1082>, abgerufen am 22.11.2024.