Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.
Jst die Frag/ ob wir in diesem Paß der geistlichen Niessung mit den Re- 432.
Jſt die Frag/ ob wir in dieſem Paß der geiſtlichen Nieſſung mit den Re- 432.
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Die ein und viertzigſte
wolle: Was meynet er damit/ ſoll ein Menſch den andern freſſen? Das wird
warlich nicht ſeine Meynung ſeyn/ wann ſie nur den Kopff druͤber zubrochen/ in
ſich geſchlagen und gefragt haͤtten/ was er doch damit gemeynet? Derhalben
thut Chriſtus auch eine Gloſſa dazu/ weil ſie ſo gar grob ſind/ und wirfft ihnen
das mit verbrochenen Worten fuͤr/ ſonſt kan man die groben Saͤu und Baͤuche
aus dem Freſſen und Sauffen nicht bringen/ wann man ihnen nicht alſo grobe
und ungertimte Ding fuͤrhielte. Alſo mahlet er den groben Juͤden das fuͤr/
auff daß ſie ſagten/ der HErr will das ſagen/ das zu ihm kommen und eſſen das
Brod deß Lebens/ ſey an ihn glauben/ und wer glaubet/ der koͤmmt zu ihm und
eſſe ihn. Wird alſo beſchloſſen/ daß allhie in dieſem Capitel der HErr vom geiſt-
lichen Eſſen redet/ dann alſo leget ers ſelber auß vom Durſt und Hunger/ der die
Seele belanget/ dann die Seele wolte gern ewig leben/ daß ſie nicht verdammet
wuͤrde/ und einen gnaͤdigen GOtt haͤtte und fuͤr dem Zorn und Gericht Gottes
beſtehen koͤnte/ von der Suͤnde und Geſaͤtz nicht verklaget wuͤrde/ oder nicht in
die Hoͤlle fuͤhre/ das iſt der Seelen Verlangen/ das heiſſet ein geiſtlicher Durſt
und Hunger/ dawider auch eine geiſtliche Speiſe und Tranck vonnoͤthen iſt/ da
der Heil. Geiſt kompt und ſpricht/ wilt du nicht ſterben oder verdammt ſeyn/ ſo
komme zu Chriſto/ glaube an ihn/ halte dich an ihn/ iß dieſe geiſtliche Speiſe/ das
laß das erſte ſeyn. Et pag. 187. f. 2. Sie fragen: Wie kan man dein Fleiſch eſ-
ſen? Da iſt der Sachen alſo gerathen: Nemlich/ daß er redet vom geiſtlichen
Eſſen/ der Glaube iſts/ der ihn iſſet/ wie er ſich dann ſelber außleget/ da er ſpricht:
Wer da glaubet an mich/ der hat das ewige Leben/ derſelbige iſſet recht/ dann ich
bin das Brod deß Lebens/ der Glaub iſt der Eſſer/ der da iſſet und glaubet an
Chriſtum/ die Seele aber und der Glaub haben nicht ein Maul/ Zaͤhne/ Haͤlß und
Bauch/ wie der Leib hat/ ſondern haben ein ander Maul/ Bauch und Ohren/ iſſet
auch anders/ dann der Leib/ ſie hat auch ihren Sinn/ Willen/ Muth/ Verſtand/
Luſt oder Vernunfft/ daß einer ein Ding verſtehen kan/ und Neigung dazu hat/
alſo wann man dieſe Wort hoͤret/ daß Chriſtus eine Speiſe und Himmel-Brod
ſeye/ daß man ſich mit dem Glauben hinan haͤnget/ und faͤllet mit Verſtande und
Luſt darauff. Es ſind verdrehete und verbluͤhmte Reden/ und heiſſet hie Eſſen
eine geiſtliche Nieſſung und Eſſen. Dieſe Rede und Diſputation deß HErrn
Chriſti/ durch dieſes gantze Capitel/ hat ſich entſponnen und erhaben uͤber dem
Miracul/ daß er mit fuͤnff Gerſten-Brod eine ſolche Summa Volcks geſpeiſet
hatte. Da ſpricht er/ es iſt nicht allein umb das Eſſen und umb die Speiſe zu
thun/ daß man den Bauch fuͤlle/ wie die Saͤu/ lieber gedencket nach einem andern
Eſſen und Speiſe/ daß ihr nicht ſterbet/ dencket/ daß ihr ein ander Eſſen aufahet.
Aber die groben Juden ſtoſſen und aͤrgern ſich hieran/ daß ſie das Wort Eſſen
nicht koͤnnen verſtehen/ welches ein gering Aergernuß iſt/ und iſt eine gemeine fi-
gura metaphora, und Weiſe zu reden/ als wann wir Teutſchen ſagen/ das iſt ein
Stich/ der blutet nicht. Jtem/ iſt doch ein Wort kein Pfeil oder Schwerdt. Jtem/
der Pfeil koͤmmt nicht aus deinem Koͤcher/ da verſtehet man deß Menſchen Rede
und Wort fuͤr ein Pfeil/ alſo iſts hie auch mit dem Worteſſen/ das da einen an-
dern Verſtand hat.
Jſt die Frag/ ob wir in dieſem Paß der geiſtlichen Nieſſung mit den Re-
formirten einig/ wie zwar in der Friedbietung der Pfaͤltziſchen Theologen
pag. 13. verlauten wollen. Hierauff iſt geantwortet in Reform. ſalve pag.
432.
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