Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Die zwey und viertzigste Frag im Pfältzischen Catechismo: Was ist dein einiger Trost imLeben und im Sterben? ist diese: daß ich mit Leib und Seel beydes im Leben und im Sterben/ nicht mein/ sondern mei- nes getreuen Heylands JEsu Christi eygen bin/ der mit sei- nem theuren Blut für alle meine Sünde vollkommlich be- zahlet/ und mich aus allem Gewalt des Teuffels erlöset hat/ und also bewahret/ daß ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kan fallen/ ja auch mir alles zu meiner Seligkeit dienen muß/ darumb er auch durch seinen heiligen Geist mich des ewigen Lebens versichert/ und ihm forthin zu leben von Hertzen willig und bereit macht. Frag ich aber weiter: Woher weist du/ daß du außerwählt/ daß dich Chri- stus mit seinem bloß Menschlichen/ und also nicht gleich giltigen Ran- tzion-Blut erlöset hat? Wo stehet das geschrieben/ daß du zum Himmel- reich erkohren/ daß dich GOtt kräfftig wolle selig machen/ daß Christus kräfftig für dich sein Blut vergossen/ daß dich der heilig Geist kräfftig be- ruffen/ daß er dir den seligmachenden Glauben geben wolle? etc. Dann glauben ohne Wort ist der Seelen Mord/ da gehets auff ein Gerathwol und blindes Glück hinaus/ wie anderswo erwiesen worden. (*) Son- dern auch und zwar vielmehr unsere Nauseantes und eckelnde Ignoran- ten, die mit dem rohen Catechetischen Wortlaut/ und allein dem Pa- pagey-Glauben sich immerdar särtigen und vergnügen lassen. Solcher Verdamnuß ist auch recht. Dann so die Heyden draussen umb ihres Unglaubens willen/ die doch das Wort nicht haben/ verdammet werden/ wie wird dann denen gewartet werden/ die innerhalb der Kirchen sind/ und das Wort Gottes reichlich haben/ dannoch durch den Glauben in ih- nen nicht erwecken lassen. III. Sententia occidens, der tödtende Außspruch/ heißt nicht ewiger
Die zwey und viertzigſte Frag im Pfaͤltziſchen Catechiſmo: Was iſt dein einiger Troſt imLeben und im Sterben? iſt dieſe: daß ich mit Leib und Seel beydes im Leben und im Sterben/ nicht mein/ ſondern mei- nes getreuen Heylands JEſu Chriſti eygen bin/ der mit ſei- nem theuren Blut fuͤr alle meine Suͤnde vollkommlich be- zahlet/ und mich aus allem Gewalt des Teuffels erloͤſet hat/ und alſo bewahret/ daß ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kan fallen/ ja auch mir alles zu meiner Seligkeit dienen muß/ darumb er auch durch ſeinen heiligen Geiſt mich des ewigen Lebens verſichert/ und ihm forthin zu leben von Hertzen willig und bereit macht. Frag ich aber weiter: Woher weiſt du/ daß du außerwaͤhlt/ daß dich Chri- ſtus mit ſeinem bloß Menſchlichen/ und alſo nicht gleich giltigen Ran- tzion-Blut erloͤſet hat? Wo ſtehet das geſchrieben/ daß du zum Himmel- reich erkohren/ daß dich GOtt kraͤfftig wolle ſelig machen/ daß Chriſtus kraͤfftig fuͤr dich ſein Blut vergoſſen/ daß dich der heilig Geiſt kraͤfftig be- ruffen/ daß er dir den ſeligmachenden Glauben geben wolle? ꝛc. Dann glauben ohne Wort iſt der Seelen Mord/ da gehets auff ein Gerathwol und blindes Gluͤck hinaus/ wie anderswo erwieſen worden. (*) Son- dern auch und zwar vielmehr unſere Nauſeantes und eckelnde Ignoran- ten, die mit dem rohen Catechetiſchen Wortlaut/ und allein dem Pa- pagey-Glauben ſich immerdar ſaͤrtigen und vergnuͤgen laſſen. Solcher Verdamnuß iſt auch recht. Dann ſo die Heyden drauſſen umb ihres Unglaubens willen/ die doch das Wort nicht haben/ verdammet werden/ wie wird dann denen gewartet werden/ die innerhalb der Kirchen ſind/ und das Wort Gottes reichlich haben/ dannoch durch den Glauben in ih- nen nicht erwecken laſſen. III. Sententia occidens, der toͤdtende Außſpruch/ heißt nicht ewiger
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f1108" n="1084"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die zwey und viertzigſte</hi></fw><lb/> Frag im Pfaͤltziſchen Catechiſmo: <hi rendition="#fr">Was iſt dein einiger Troſt im<lb/> Leben und im Sterben?</hi> iſt dieſe: <hi rendition="#fr">daß ich mit Leib und Seel<lb/> beydes im Leben und im Sterben/ nicht mein/ ſondern mei-<lb/> nes getreuen Heylands JEſu Chriſti eygen bin/ der mit ſei-<lb/> nem theuren Blut fuͤr alle meine Suͤnde vollkommlich be-<lb/> zahlet/ und mich aus allem Gewalt des Teuffels erloͤſet hat/<lb/> und alſo bewahret/ daß ohne den Willen meines Vaters im<lb/> Himmel kein Haar von meinem Haupt kan fallen/ ja auch<lb/> mir alles zu meiner Seligkeit dienen muß/ darumb er auch<lb/> durch ſeinen heiligen Geiſt mich des ewigen Lebens verſichert/<lb/> und ihm forthin zu leben von Hertzen willig und bereit macht.</hi><lb/> Frag ich aber weiter: Woher weiſt du/ daß du außerwaͤhlt/ daß dich Chri-<lb/> ſtus mit ſeinem bloß Menſchlichen/ und alſo nicht gleich giltigen Ran-<lb/> tzion-Blut erloͤſet hat? Wo ſtehet das geſchrieben/ daß du zum Himmel-<lb/> reich erkohren/ daß dich GOtt kraͤfftig wolle ſelig machen/ daß Chriſtus<lb/> kraͤfftig fuͤr dich ſein Blut vergoſſen/ daß dich der heilig Geiſt kraͤfftig be-<lb/> ruffen/ daß er dir den ſeligmachenden Glauben geben wolle? ꝛc. Dann<lb/> glauben ohne Wort iſt der Seelen Mord/ da gehets auff ein Gerathwol<lb/> und blindes Gluͤck hinaus/ wie anderswo erwieſen worden. (*) Son-<lb/> dern auch und zwar vielmehr unſere <hi rendition="#aq">Nauſeantes</hi> und eckelnde <hi rendition="#aq">Ignoran-<lb/> ten,</hi> die mit dem rohen Catechetiſchen Wortlaut/ und allein dem Pa-<lb/> pagey-Glauben ſich immerdar ſaͤrtigen und vergnuͤgen laſſen. Solcher<lb/> Verdamnuß iſt auch recht. Dann ſo die Heyden drauſſen umb ihres<lb/> Unglaubens willen/ die doch das Wort nicht haben/ verdammet werden/<lb/> wie wird dann denen gewartet werden/ die innerhalb der Kirchen ſind/<lb/> und das Wort Gottes reichlich haben/ dannoch durch den Glauben in ih-<lb/> nen nicht erwecken laſſen.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">III. Sententia occidens,</hi><hi rendition="#fr">der toͤdtende Außſpruch/</hi> heißt <hi rendition="#fr">nicht<lb/> leben/</hi> ſondern <hi rendition="#fr">ewig todt ſeyn/</hi> welcher Tod nach ſich zeucht den Ver-<lb/> luſt alles Guten und Verſtoſſung von Gottes Angeſicht/ was aber diß fuͤr<lb/> ein Qual und Pein ſey/ ewig von GOtt verſtoſſen ſeyn/ das kan kein<lb/> Creatur außdencken und außdichten/ kein Zung außreden und außſpre-<lb/> chen/ der zeitliche Tod wird manchem durchſuͤſſet/ und die Bitterkeit ver-<lb/> trieben/ wo nicht durch Gottes Wort/ als die beſte <hi rendition="#aq">Medicin,</hi> doch durch<lb/> Hoffnung der <hi rendition="#aq">Reputation,</hi> wie Saul in ſeiner Cron als ein Koͤnig ſter-<lb/> ben wollen. Der <hi rendition="#aq">Malefi</hi>tz-Tod iſt ſchmertzlich und ſchmaͤhlich/ aber er wird<lb/> durchſuͤſſet durch Chriſti Creutzgang/ und des Schaͤchers Troſt/ den man<lb/><hi rendition="#aq">Maleficant</hi>en ſonderlich wol einbildet; aber Gnaden-Tod/ Glory-Tod/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ewiger</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [1084/1108]
Die zwey und viertzigſte
Frag im Pfaͤltziſchen Catechiſmo: Was iſt dein einiger Troſt im
Leben und im Sterben? iſt dieſe: daß ich mit Leib und Seel
beydes im Leben und im Sterben/ nicht mein/ ſondern mei-
nes getreuen Heylands JEſu Chriſti eygen bin/ der mit ſei-
nem theuren Blut fuͤr alle meine Suͤnde vollkommlich be-
zahlet/ und mich aus allem Gewalt des Teuffels erloͤſet hat/
und alſo bewahret/ daß ohne den Willen meines Vaters im
Himmel kein Haar von meinem Haupt kan fallen/ ja auch
mir alles zu meiner Seligkeit dienen muß/ darumb er auch
durch ſeinen heiligen Geiſt mich des ewigen Lebens verſichert/
und ihm forthin zu leben von Hertzen willig und bereit macht.
Frag ich aber weiter: Woher weiſt du/ daß du außerwaͤhlt/ daß dich Chri-
ſtus mit ſeinem bloß Menſchlichen/ und alſo nicht gleich giltigen Ran-
tzion-Blut erloͤſet hat? Wo ſtehet das geſchrieben/ daß du zum Himmel-
reich erkohren/ daß dich GOtt kraͤfftig wolle ſelig machen/ daß Chriſtus
kraͤfftig fuͤr dich ſein Blut vergoſſen/ daß dich der heilig Geiſt kraͤfftig be-
ruffen/ daß er dir den ſeligmachenden Glauben geben wolle? ꝛc. Dann
glauben ohne Wort iſt der Seelen Mord/ da gehets auff ein Gerathwol
und blindes Gluͤck hinaus/ wie anderswo erwieſen worden. (*) Son-
dern auch und zwar vielmehr unſere Nauſeantes und eckelnde Ignoran-
ten, die mit dem rohen Catechetiſchen Wortlaut/ und allein dem Pa-
pagey-Glauben ſich immerdar ſaͤrtigen und vergnuͤgen laſſen. Solcher
Verdamnuß iſt auch recht. Dann ſo die Heyden drauſſen umb ihres
Unglaubens willen/ die doch das Wort nicht haben/ verdammet werden/
wie wird dann denen gewartet werden/ die innerhalb der Kirchen ſind/
und das Wort Gottes reichlich haben/ dannoch durch den Glauben in ih-
nen nicht erwecken laſſen.
III. Sententia occidens, der toͤdtende Außſpruch/ heißt nicht
leben/ ſondern ewig todt ſeyn/ welcher Tod nach ſich zeucht den Ver-
luſt alles Guten und Verſtoſſung von Gottes Angeſicht/ was aber diß fuͤr
ein Qual und Pein ſey/ ewig von GOtt verſtoſſen ſeyn/ das kan kein
Creatur außdencken und außdichten/ kein Zung außreden und außſpre-
chen/ der zeitliche Tod wird manchem durchſuͤſſet/ und die Bitterkeit ver-
trieben/ wo nicht durch Gottes Wort/ als die beſte Medicin, doch durch
Hoffnung der Reputation, wie Saul in ſeiner Cron als ein Koͤnig ſter-
ben wollen. Der Malefitz-Tod iſt ſchmertzlich und ſchmaͤhlich/ aber er wird
durchſuͤſſet durch Chriſti Creutzgang/ und des Schaͤchers Troſt/ den man
Maleficanten ſonderlich wol einbildet; aber Gnaden-Tod/ Glory-Tod/
ewiger
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |