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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
reflexion fürhanden; der nicht gedencket daß die Seel unsterblich sey;
dem nicht groß daran ligt/ wie sie nach dem Tod versorget werde. End-
lich heists animula, vagula, blandula, quae nunc abibis in loca? Fahrt
die Seel in die Höll/ fiat! es geschehe also wie Gott wil/ fahrt sie in den
Himmel/ fiat! Jch begehre eben deßwegen keine Versicherung. Wel-
che Art der Sicherheit eine ist von den allerverdammlichsten Sünden.
O Mensch schaffe deine Seligkeit mit Forcht und Zittern;
selig ist der Mensch/ der sich stets fürchtet
Prov. 28, 14. Ringe
darnach/ daß du eingehen mögest durch die enge Pfort.
Was
gebe der reiche sichere sorglose Schlemmer drum/ daß er eine einige
Stund Mosen und die Propheten hören möcht/ und darauß ein antido-
tum
wider die Furcht deß ewigen Todes schöpffen? Es wird die Zeit kom-
men/ da solch Spotten und Lachen wird werden theur/ und solche sichere
Heydnische Welt-Kinder auß dem Buch der Weißheit werden heulen
müssen: O wir Narren! Wie heilsam und gut wäre solchen ruchlosen
und brandmäligen Gewissen/ der geistliche Hunger/ und nach einem
schmertzlichen/ wehethuenden Seelen-Hatz ein brünstiger Hirsch-Durst
nach der lebendigen Quellen/ welche ich ihnen von Hertzen wünsche.
Woher ist kommen der Hagel in Egypten? Exod. 9, 8. ex ignorantia,
auß muthwilliger Unwissenheit/ wie der weise Mann sagt Sap. 16, 16.
Die Gottlosen/ so dich/ O HErr/ nicht kennen wolt en/
sind durch deinen mächtigen Arm gesteupt/ daß sie durch un-
gewöhnliche Regen/ Hagel/ Gewässer/ den sie nicht ent-
gehen kunten/ verfolget/ und durchs Feuer auffgefressen
wurden.
Fragstu woher der Hagel im Land Canaan? Antwort/ die-
weil sie das sanffte Friedens-Wort deß H. Evangelii nicht annemen
wollen/ dieweil sie die Friedens-Botten und Zeugen von sich gewiesen/
Jos. 10, 11. Was ists dann Wunder? sag ich noch einmal: ja viel mehr
ist sich zuverwundern über die Göttliche makrothumian und Langmuth/
daß Er über andere die Straffen bereits außgegossen/ unser aber/ die wirs
eben so grob gemacht/ noch so lang verschonet/ und uns säuberlich tra-
cti
rt/ wie einer der ein Crystallin Glaß schwencken und waschen wil/ ge-
mach und fein säuberlich damit umgeht/ daß ers nicht zerstosse: Also
tractirt und handelt mit uns der getreue himmlische Vater/ O ein ge-
dultiger/ langmütiger GOtt! Jedoch sollen wir uns durch frembde
Exempel warnen lassen/ und dadurch gewitziget werden Luc. 13/2. zu ver-
wundern ist sich/ daß der Herr der Menschen verschont/ und läst seinen
Zorn außgehen über die Erden-Gewächs oder das unvernünfftige Vieh;

aber
M 2

Predigt.
reflexion fuͤrhanden; der nicht gedencket daß die Seel unſterblich ſey;
dem nicht groß daran ligt/ wie ſie nach dem Tod verſorget werde. End-
lich heiſts animula, vagula, blandula, quæ nunc abibis in loca? Fahrt
die Seel in die Hoͤll/ fiat! es geſchehe alſo wie Gott wil/ fahrt ſie in den
Himmel/ fiat! Jch begehre eben deßwegen keine Verſicherung. Wel-
che Art der Sicherheit eine iſt von den allerverdammlichſten Suͤnden.
O Menſch ſchaffe deine Seligkeit mit Forcht und Zittern;
ſelig iſt der Menſch/ der ſich ſtets fuͤrchtet
Prov. 28, 14. Ringe
darnach/ daß du eingehen moͤgeſt durch die enge Pfort.
Was
gebe der reiche ſichere ſorgloſe Schlemmer drum/ daß er eine einige
Stund Moſen und die Propheten hoͤren moͤcht/ und darauß ein antido-
tum
wider die Furcht deß ewigen Todes ſchoͤpffen? Es wird die Zeit kom-
men/ da ſolch Spotten und Lachen wird werden theur/ und ſolche ſichere
Heydniſche Welt-Kinder auß dem Buch der Weißheit werden heulen
muͤſſen: O wir Narren! Wie heilſam und gut waͤre ſolchen ruchloſen
und brandmaͤligen Gewiſſen/ der geiſtliche Hunger/ und nach einem
ſchmertzlichen/ wehethuenden Seelen-Hatz ein bruͤnſtiger Hirſch-Durſt
nach der lebendigen Quellen/ welche ich ihnen von Hertzen wuͤnſche.
Woher iſt kommen der Hagel in Egypten? Exod. 9, 8. ex ignorantiâ,
auß muthwilliger Unwiſſenheit/ wie der weiſe Mann ſagt Sap. 16, 16.
Die Gottloſen/ ſo dich/ O HErꝛ/ nicht kennen wolt en/
ſind durch deinen maͤchtigen Arm geſteupt/ daß ſie durch un-
gewoͤhnliche Regen/ Hagel/ Gewaͤſſer/ den ſie nicht ent-
gehen kunten/ verfolget/ und durchs Feuer auffgefreſſen
wurden.
Fragſtu woher der Hagel im Land Canaan? Antwort/ die-
weil ſie das ſanffte Friedens-Wort deß H. Evangelii nicht annemen
wollen/ dieweil ſie die Friedens-Botten und Zeugen von ſich gewieſen/
Joſ. 10, 11. Was iſts dann Wunder? ſag ich noch einmal: ja viel mehr
iſt ſich zuverwundern uͤber die Goͤttliche μακροϑυμίαν und Langmuth/
daß Er uͤber andere die Straffen bereits außgegoſſen/ unſer aber/ die wirs
eben ſo grob gemacht/ noch ſo lang verſchonet/ und uns ſaͤuberlich tra-
cti
rt/ wie einer der ein Cryſtallin Glaß ſchwencken und waſchen wil/ ge-
mach und fein ſaͤuberlich damit umgeht/ daß ers nicht zerſtoſſe: Alſo
tractirt und handelt mit uns der getreue himmliſche Vater/ O ein ge-
dultiger/ langmuͤtiger GOtt! Jedoch ſollen wir uns durch frembde
Exempel warnen laſſen/ und dadurch gewitziget werden Luc. 13/2. zu ver-
wundern iſt ſich/ daß der Herr der Menſchen verſchont/ und laͤſt ſeinen
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aber
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[91/0113] Predigt. reflexion fuͤrhanden; der nicht gedencket daß die Seel unſterblich ſey; dem nicht groß daran ligt/ wie ſie nach dem Tod verſorget werde. End- lich heiſts animula, vagula, blandula, quæ nunc abibis in loca? Fahrt die Seel in die Hoͤll/ fiat! es geſchehe alſo wie Gott wil/ fahrt ſie in den Himmel/ fiat! Jch begehre eben deßwegen keine Verſicherung. Wel- che Art der Sicherheit eine iſt von den allerverdammlichſten Suͤnden. O Menſch ſchaffe deine Seligkeit mit Forcht und Zittern; ſelig iſt der Menſch/ der ſich ſtets fuͤrchtet Prov. 28, 14. Ringe darnach/ daß du eingehen moͤgeſt durch die enge Pfort. Was gebe der reiche ſichere ſorgloſe Schlemmer drum/ daß er eine einige Stund Moſen und die Propheten hoͤren moͤcht/ und darauß ein antido- tum wider die Furcht deß ewigen Todes ſchoͤpffen? Es wird die Zeit kom- men/ da ſolch Spotten und Lachen wird werden theur/ und ſolche ſichere Heydniſche Welt-Kinder auß dem Buch der Weißheit werden heulen muͤſſen: O wir Narren! Wie heilſam und gut waͤre ſolchen ruchloſen und brandmaͤligen Gewiſſen/ der geiſtliche Hunger/ und nach einem ſchmertzlichen/ wehethuenden Seelen-Hatz ein bruͤnſtiger Hirſch-Durſt nach der lebendigen Quellen/ welche ich ihnen von Hertzen wuͤnſche. Woher iſt kommen der Hagel in Egypten? Exod. 9, 8. ex ignorantiâ, auß muthwilliger Unwiſſenheit/ wie der weiſe Mann ſagt Sap. 16, 16. Die Gottloſen/ ſo dich/ O HErꝛ/ nicht kennen wolt en/ ſind durch deinen maͤchtigen Arm geſteupt/ daß ſie durch un- gewoͤhnliche Regen/ Hagel/ Gewaͤſſer/ den ſie nicht ent- gehen kunten/ verfolget/ und durchs Feuer auffgefreſſen wurden. Fragſtu woher der Hagel im Land Canaan? Antwort/ die- weil ſie das ſanffte Friedens-Wort deß H. Evangelii nicht annemen wollen/ dieweil ſie die Friedens-Botten und Zeugen von ſich gewieſen/ Joſ. 10, 11. Was iſts dann Wunder? ſag ich noch einmal: ja viel mehr iſt ſich zuverwundern uͤber die Goͤttliche μακροϑυμίαν und Langmuth/ daß Er uͤber andere die Straffen bereits außgegoſſen/ unſer aber/ die wirs eben ſo grob gemacht/ noch ſo lang verſchonet/ und uns ſaͤuberlich tra- ctirt/ wie einer der ein Cryſtallin Glaß ſchwencken und waſchen wil/ ge- mach und fein ſaͤuberlich damit umgeht/ daß ers nicht zerſtoſſe: Alſo tractirt und handelt mit uns der getreue himmliſche Vater/ O ein ge- dultiger/ langmuͤtiger GOtt! Jedoch ſollen wir uns durch frembde Exempel warnen laſſen/ und dadurch gewitziget werden Luc. 13/2. zu ver- wundern iſt ſich/ daß der Herr der Menſchen verſchont/ und laͤſt ſeinen Zorn außgehen uͤber die Erden-Gewaͤchs oder das unvernuͤnfftige Vieh; aber M 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/113>, abgerufen am 21.11.2024.