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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
sten hertzlich angeruffen/ also/ daß auch einsmahls ein Bischoff/ welchen
sie um sein Gebet vor ihres Sohns Bekehrung ersucht/ zu ihr gesagt:
Impossibile esse, ut filius tantarum lachrymarum periret, Es seye
unmüglich/ daß ein solcher Sohn/ um dessen willen so viel ängstliche
Thränen im Gebet zu GOtt vergossen sind/ könte verlohren werden.

Richterus erzehlt in axiom. Eccles. p. 162. ein denckwürdiges Exempel
solcher kräfftigen Wort-Bekehrung ex Simone Pauli. Jch hab/ schreibt dieser/
vor etlichen Jahren einen gar verwegenen gottlosen Menschen gekant/ welcher
nimmer zur Kirchen gieng/ nimmer deß Herrn Nachtmahls gebrauchte/ nim-
mer etwas gutes redete und thäte/ sondern schröcklich fluchte/ und wie ein Teuf-
fel lebete/ und fürnemlich die Prediger verfolgte und lästerte. Wie nun ein
fremb der Prediger an demselbigen Orthe predigen solte/ sprach er/ er wolle den
neuen Pfaffen auch mit hören. Darauff gieng er in die Kirchen und hörete pre-
digen. Der Prediger aber handelte die Geschicht von St. Pauli Bekehrung/
und vermahnete die Zuhörer/ so jemand mit St. Paulo ein Verfolger und Läste-
rer gewesen/ oder auff andere Art mit ihme gefallen wäre/ auch mit ihm auff-
stehen/ und mit nichten die Buß biß ans Ende sparen wolte. GOtt wäre gnä-
dig/ nicht den Vnbußfertigen/ sondern denen die da Busse thäten. Thäte je-
mand warhafftige Busse/ so erlangte er gewißlich Vergebung der Sünde/ nach
dem theuren und hohen Ende GOttes Ezech. 33. So wahr als ich lebe/ spricht
der Herr Herr/ ich habe kein Gefallen am Tode deß Gottlosen/ sondern
daß er sich bekehre von seinem Wesen und lebe. Nach Erklärung dieses Eyds
Gottes/ widerlegte der Prediger die Lästerunge Cains/ meine Sünde ist grösser/
denn daß sie mir kan vergeben werden. Sprach darauff auß Augustino: du läu-
gests Kain/ du läugests/ denn Gottes Barmhertzigkeit ist grösser/ als aller
Sünder Elend. Weiter that der Prediger hinzu/ wenn du Busse thust/ und
alsdenn der Teuffel oder dein Gewissen zu dir spricht: deine Sünden sind grös-
ser/ denn daß sie dir können vergeben werden/ so antworte unverzagt und mit
keckem Muth: du läugest Teuffel/ du läugest; du läugest Gewissen du läu-
gest/ Gottes Barmhertzigkeit ist grösser/ denn aller Sünder Elend. Da dieser
mit Fleiß auffmerckte/ was gesagt ward/ rührete ihm der Geist Gottes (wel-
cher durch das Wort/ so geprediget und geredet wird/ kräfftig ist) das Hertze/
daß er bekehret ward. Denn so bald die Predigt zum Ende war/ sprach er zu
einem von seinen guten Freunden/ der damahls bey ihm stund in der Kirchen:
GOtt sey gelobet/ daß ich in die Kirche kommen bin/ und habe predigen gehört.
Jch wil mein Leben bessern/ und dieser Predigt gedencken/ so lang ich lebe/ und
wenn ich sterben muß/ wil ich mich damit trösten. Wie er heim kam/ schrieb
er die Summam der Predigt in ein Buch/ und hatte sie stäts bey sich/ und als
er kurtz hernach kranck ward/ und sterben mußte/ hatte er dieselbe Predigt biß in
den Tod für sich/ laß darinnen/ teöstete sich damit/ empfieng deß Herrn
Nachtmahl/ und starb seliglich.

Daß aber auch das heilige Tauff-Wasser solche Krafft hab/ wie wir
davon im Catechismo bekennen/ da gefragt wird: Worzu dienen
die Sacramenta?
item, Was würcket die Tauff? Antw.

Daß
Achter Theil. S

Predigt.
ſten hertzlich angeruffen/ alſo/ daß auch einsmahls ein Biſchoff/ welchen
ſie um ſein Gebet vor ihres Sohns Bekehrung erſucht/ zu ihr geſagt:
Impoſſibile eſſe, ut filius tantarum lachrymarum periret, Es ſeye
unmuͤglich/ daß ein ſolcher Sohn/ um deſſen willen ſo viel aͤngſtliche
Thraͤnen im Gebet zu GOtt vergoſſen ſind/ koͤnte verlohren werden.

Richterus erzehlt in axiom. Eccleſ. p. 162. ein denckwuͤrdiges Exempel
ſolcher kraͤfftigen Wort-Bekehrung ex Simone Pauli. Jch hab/ ſchreibt dieſer/
vor etlichen Jahren einen gar verwegenen gottloſen Menſchen gekant/ welcher
nimmer zur Kirchen gieng/ nimmer deß Herrn Nachtmahls gebrauchte/ nim-
mer etwas gutes redete und thaͤte/ ſondern ſchroͤcklich fluchte/ und wie ein Teuf-
fel lebete/ und fuͤrnemlich die Prediger verfolgte und laͤſterte. Wie nun ein
fremb der Prediger an demſelbigen Orthe predigen ſolte/ ſprach er/ er wolle den
neuen Pfaffen auch mit hoͤren. Darauff gieng er in die Kirchen und hoͤrete pre-
digen. Der Prediger aber handelte die Geſchicht von St. Pauli Bekehrung/
und vermahnete die Zuhoͤrer/ ſo jemand mit St. Paulo ein Verfolger und Laͤſte-
rer geweſen/ oder auff andere Art mit ihme gefallen waͤre/ auch mit ihm auff-
ſtehen/ und mit nichten die Buß biß ans Ende ſparen wolte. GOtt waͤre gnaͤ-
dig/ nicht den Vnbußfertigen/ ſondern denen die da Buſſe thaͤten. Thaͤte je-
mand warhafftige Buſſe/ ſo erlangte er gewißlich Vergebung der Suͤnde/ nach
dem theuren und hohen Ende GOttes Ezech. 33. So wahr als ich lebe/ ſpricht
der Herr Herr/ ich habe kein Gefallen am Tode deß Gottloſen/ ſondern
daß er ſich bekehre von ſeinem Weſen und lebe. Nach Erklaͤrung dieſes Eyds
Gottes/ widerlegte der Prediger die Laͤſterunge Cains/ meine Suͤnde iſt groͤſſer/
denn daß ſie mir kan vergeben werden. Sprach darauff auß Auguſtino: du laͤu-
geſts Kain/ du laͤugeſts/ denn Gottes Barmhertzigkeit iſt groͤſſer/ als aller
Suͤnder Elend. Weiter that der Prediger hinzu/ wenn du Buſſe thuſt/ und
alsdenn der Teuffel oder dein Gewiſſen zu dir ſpricht: deine Suͤnden ſind groͤſ-
ſer/ denn daß ſie dir koͤnnen vergeben werden/ ſo antworte unverzagt und mit
keckem Muth: du laͤugeſt Teuffel/ du laͤugeſt; du laͤugeſt Gewiſſen du laͤu-
geſt/ Gottes Barmhertzigkeit iſt groͤſſer/ denn aller Suͤnder Elend. Da dieſer
mit Fleiß auffmerckte/ was geſagt ward/ ruͤhrete ihm der Geiſt Gottes (wel-
cher durch das Wort/ ſo geprediget und geredet wird/ kraͤfftig iſt) das Hertze/
daß er bekehret ward. Denn ſo bald die Predigt zum Ende war/ ſprach er zu
einem von ſeinen guten Freunden/ der damahls bey ihm ſtund in der Kirchen:
GOtt ſey gelobet/ daß ich in die Kirche kommen bin/ und habe predigen gehoͤrt.
Jch wil mein Leben beſſern/ und dieſer Predigt gedencken/ ſo lang ich lebe/ und
wenn ich ſterben muß/ wil ich mich damit troͤſten. Wie er heim kam/ ſchrieb
er die Summam der Predigt in ein Buch/ und hatte ſie ſtaͤts bey ſich/ und als
er kurtz hernach kranck ward/ und ſterben mußte/ hatte er dieſelbe Predigt biß in
den Tod fuͤr ſich/ laß darinnen/ teoͤſtete ſich damit/ empfieng deß Herrn
Nachtmahl/ und ſtarb ſeliglich.

Daß aber auch das heilige Tauff-Waſſer ſolche Krafft hab/ wie wir
davon im Catechiſmo bekennen/ da gefragt wird: Worzu dienen
die Sacramenta?
item, Was wuͤrcket die Tauff? Antw.

Daß
Achter Theil. S
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[137/0159] Predigt. ſten hertzlich angeruffen/ alſo/ daß auch einsmahls ein Biſchoff/ welchen ſie um ſein Gebet vor ihres Sohns Bekehrung erſucht/ zu ihr geſagt: Impoſſibile eſſe, ut filius tantarum lachrymarum periret, Es ſeye unmuͤglich/ daß ein ſolcher Sohn/ um deſſen willen ſo viel aͤngſtliche Thraͤnen im Gebet zu GOtt vergoſſen ſind/ koͤnte verlohren werden. Richterus erzehlt in axiom. Eccleſ. p. 162. ein denckwuͤrdiges Exempel ſolcher kraͤfftigen Wort-Bekehrung ex Simone Pauli. Jch hab/ ſchreibt dieſer/ vor etlichen Jahren einen gar verwegenen gottloſen Menſchen gekant/ welcher nimmer zur Kirchen gieng/ nimmer deß Herrn Nachtmahls gebrauchte/ nim- mer etwas gutes redete und thaͤte/ ſondern ſchroͤcklich fluchte/ und wie ein Teuf- fel lebete/ und fuͤrnemlich die Prediger verfolgte und laͤſterte. Wie nun ein fremb der Prediger an demſelbigen Orthe predigen ſolte/ ſprach er/ er wolle den neuen Pfaffen auch mit hoͤren. Darauff gieng er in die Kirchen und hoͤrete pre- digen. Der Prediger aber handelte die Geſchicht von St. Pauli Bekehrung/ und vermahnete die Zuhoͤrer/ ſo jemand mit St. Paulo ein Verfolger und Laͤſte- rer geweſen/ oder auff andere Art mit ihme gefallen waͤre/ auch mit ihm auff- ſtehen/ und mit nichten die Buß biß ans Ende ſparen wolte. GOtt waͤre gnaͤ- dig/ nicht den Vnbußfertigen/ ſondern denen die da Buſſe thaͤten. Thaͤte je- mand warhafftige Buſſe/ ſo erlangte er gewißlich Vergebung der Suͤnde/ nach dem theuren und hohen Ende GOttes Ezech. 33. So wahr als ich lebe/ ſpricht der Herr Herr/ ich habe kein Gefallen am Tode deß Gottloſen/ ſondern daß er ſich bekehre von ſeinem Weſen und lebe. Nach Erklaͤrung dieſes Eyds Gottes/ widerlegte der Prediger die Laͤſterunge Cains/ meine Suͤnde iſt groͤſſer/ denn daß ſie mir kan vergeben werden. Sprach darauff auß Auguſtino: du laͤu- geſts Kain/ du laͤugeſts/ denn Gottes Barmhertzigkeit iſt groͤſſer/ als aller Suͤnder Elend. Weiter that der Prediger hinzu/ wenn du Buſſe thuſt/ und alsdenn der Teuffel oder dein Gewiſſen zu dir ſpricht: deine Suͤnden ſind groͤſ- ſer/ denn daß ſie dir koͤnnen vergeben werden/ ſo antworte unverzagt und mit keckem Muth: du laͤugeſt Teuffel/ du laͤugeſt; du laͤugeſt Gewiſſen du laͤu- geſt/ Gottes Barmhertzigkeit iſt groͤſſer/ denn aller Suͤnder Elend. Da dieſer mit Fleiß auffmerckte/ was geſagt ward/ ruͤhrete ihm der Geiſt Gottes (wel- cher durch das Wort/ ſo geprediget und geredet wird/ kraͤfftig iſt) das Hertze/ daß er bekehret ward. Denn ſo bald die Predigt zum Ende war/ ſprach er zu einem von ſeinen guten Freunden/ der damahls bey ihm ſtund in der Kirchen: GOtt ſey gelobet/ daß ich in die Kirche kommen bin/ und habe predigen gehoͤrt. Jch wil mein Leben beſſern/ und dieſer Predigt gedencken/ ſo lang ich lebe/ und wenn ich ſterben muß/ wil ich mich damit troͤſten. Wie er heim kam/ ſchrieb er die Summam der Predigt in ein Buch/ und hatte ſie ſtaͤts bey ſich/ und als er kurtz hernach kranck ward/ und ſterben mußte/ hatte er dieſelbe Predigt biß in den Tod fuͤr ſich/ laß darinnen/ teoͤſtete ſich damit/ empfieng deß Herrn Nachtmahl/ und ſtarb ſeliglich. Daß aber auch das heilige Tauff-Waſſer ſolche Krafft hab/ wie wir davon im Catechiſmo bekennen/ da gefragt wird: Worzu dienen die Sacramenta? item, Was wuͤrcket die Tauff? Antw. Daß Achter Theil. S

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/159>, abgerufen am 24.11.2024.