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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die neunte
dete/ sein Hertz je mehr und mehr/ nach und nach/ zuerleuchten angefan-
gen. Worauff er immer mehr und mehr Zweiffel in seinem Hertzen em-
pfunden/ ob er auch noch endlich würde die seligmachende Warheit fin-
den und antreffen. Darüber seine Mutter/ so ihme zu Wasser und Land
nachgefolget/ hertzlich erfreuet worden/ in Hoffnung/ es werde sich die
Zeit sinden/ da dieser in Sünden erstorbene Sohn/ seines Heylands
Stimme hören könte/ wie der zu Nain Luc. 7. Jüngling ich sage dir stehe
auff/ damit er wieder lebendig gemacht/ zu reden anfangen/ und seiner
Mutter wieder gegeben werden möchte. Und als er alles in Glaubens-
Sachen genau bewiesen haben wollen/ habe ihm Ambrosius geweiset/
wie man dem Wort Gottes und seiner Warheit die Ehre geben/ seine
Vernunfft gefangen nehmen/ einfältig glauben/ und an der seligmachen-
den Lehre Gewißheit nicht zweifflen müsse. Da es dann endlich nach
unzählichen Hindernüssen seines guten Vorhabens so weit kommen/ daß
ungeachtet alles fleissige Zureden deß Alipii und Nebridii zuvor verge-
bens gewesen/ und die schändlichen Wollüste ihn immer zu rück gehalten/
er doch endlich durch die Furcht deß Todes und deß jüngsten Gerichts zu
anderen Gedancken gebracht worden. Und nach vielem Einwenden
seiner Vernunfft den Weg der Warheit allein auß Gottes Wort suchen
lernen/ welches ihm recht zu Hertzen gegangen; Also daß er sich höchlich
verwundert und erfreuet über deß berühmten Victorini Bekehrung. Da-
her er auch anführet die hertzliche Freude über die Wiederkunfft deß verlohr-
nen Sohns/ und Wiederbringung deß verirreten Schäffleins. Es hat
sich aber nach vielen Hinternüssen und Querhöltzer/ so im Weg gelegen/
begeben/ daß er eine Stimme gehört/ sagend: Tolle, Lege, das ist/
nimm und lise. Darauff er alsbald die heilige Schrifft auffgeschlagen/
und eben die Wort St. Pauli (deren Anfang ist: Weil die Stunde
da ist auffzustehen
) gefunden/ Rom. 13. Lasset uns erbarlich
wandlen/ als am Tage/ nicht in Fressen und Sauffen/
nicht in Kammern und Unzucht/ nicht in Hader und Neid/
sondern ziehet an den HErrn JEsum Christ/ und wartet
deß Leibs/ doch also/ daß er nicht geil werde.
Worauß er ein
neues Liecht in seinem Hertzen empfunden/ und also zu dem lebendigen
GOtt einig und allein durch seines allerheiligsten Worts/ welches
ist eine Krafft Gottes selig zu machen alle/ die daran glau-
ben
Rom. 1. Nachtruck und selige Würckung/ gnädiglich bekehret wor-
den: nicht ohne sonderbare Hertzens-Freude seiner lieben Mutter/ der
Monica, welche zuvor so viel Jahr vor seine Bekehrung den Allerhöch-

sten

Die neunte
dete/ ſein Hertz je mehr und mehr/ nach und nach/ zuerleuchten angefan-
gen. Worauff er immer mehr und mehr Zweiffel in ſeinem Hertzen em-
pfunden/ ob er auch noch endlich wuͤrde die ſeligmachende Warheit fin-
den und antreffen. Daruͤber ſeine Mutter/ ſo ihme zu Waſſer und Land
nachgefolget/ hertzlich erfreuet worden/ in Hoffnung/ es werde ſich die
Zeit ſinden/ da dieſer in Suͤnden erſtorbene Sohn/ ſeines Heylands
Stimme hoͤren koͤnte/ wie der zu Nain Luc. 7. Juͤngling ich ſage dir ſtehe
auff/ damit er wieder lebendig gemacht/ zu reden anfangen/ und ſeiner
Mutter wieder gegeben werden moͤchte. Und als er alles in Glaubens-
Sachen genau bewieſen haben wollen/ habe ihm Ambroſius geweiſet/
wie man dem Wort Gottes und ſeiner Warheit die Ehre geben/ ſeine
Vernunfft gefangen nehmen/ einfaͤltig glauben/ und an der ſeligmachen-
den Lehre Gewißheit nicht zweifflen muͤſſe. Da es dann endlich nach
unzaͤhlichen Hindernuͤſſen ſeines guten Vorhabens ſo weit kommen/ daß
ungeachtet alles fleiſſige Zureden deß Alipii und Nebridii zuvor verge-
bens geweſen/ und die ſchaͤndlichen Wolluͤſte ihn immer zu ruͤck gehalten/
er doch endlich durch die Furcht deß Todes und deß juͤngſten Gerichts zu
anderen Gedancken gebracht worden. Und nach vielem Einwenden
ſeiner Vernunfft den Weg der Warheit allein auß Gottes Wort ſuchen
lernen/ welches ihm recht zu Hertzen gegangen; Alſo daß er ſich hoͤchlich
verwundert und erfreuet uͤber deß beruͤhmten Victorini Bekehrung. Da-
her er auch anfuͤhret die hertzliche Freude uͤber die Wiederkunfft deß verlohr-
nen Sohns/ und Wiederbringung deß verirreten Schaͤffleins. Es hat
ſich aber nach vielen Hinternuͤſſen und Querhoͤltzer/ ſo im Weg gelegen/
begeben/ daß er eine Stimme gehoͤrt/ ſagend: Tolle, Lege, das iſt/
nimm und liſe. Darauff er alsbald die heilige Schrifft auffgeſchlagen/
und eben die Wort St. Pauli (deren Anfang iſt: Weil die Stunde
da iſt auffzuſtehen
) gefunden/ Rom. 13. Laſſet uns erbarlich
wandlen/ als am Tage/ nicht in Freſſen und Sauffen/
nicht in Kammern und Unzucht/ nicht in Hader und Neid/
ſondern ziehet an den HErꝛn JEſum Chriſt/ und wartet
deß Leibs/ doch alſo/ daß er nicht geil werde.
Worauß er ein
neues Liecht in ſeinem Hertzen empfunden/ und alſo zu dem lebendigen
GOtt einig und allein durch ſeines allerheiligſten Worts/ welches
iſt eine Krafft Gottes ſelig zu machen alle/ die daran glau-
ben
Rom. 1. Nachtruck und ſelige Wuͤrckung/ gnaͤdiglich bekehret wor-
den: nicht ohne ſonderbare Hertzens-Freude ſeiner lieben Mutter/ der
Monica, welche zuvor ſo viel Jahr vor ſeine Bekehrung den Allerhoͤch-

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[136/0158] Die neunte dete/ ſein Hertz je mehr und mehr/ nach und nach/ zuerleuchten angefan- gen. Worauff er immer mehr und mehr Zweiffel in ſeinem Hertzen em- pfunden/ ob er auch noch endlich wuͤrde die ſeligmachende Warheit fin- den und antreffen. Daruͤber ſeine Mutter/ ſo ihme zu Waſſer und Land nachgefolget/ hertzlich erfreuet worden/ in Hoffnung/ es werde ſich die Zeit ſinden/ da dieſer in Suͤnden erſtorbene Sohn/ ſeines Heylands Stimme hoͤren koͤnte/ wie der zu Nain Luc. 7. Juͤngling ich ſage dir ſtehe auff/ damit er wieder lebendig gemacht/ zu reden anfangen/ und ſeiner Mutter wieder gegeben werden moͤchte. Und als er alles in Glaubens- Sachen genau bewieſen haben wollen/ habe ihm Ambroſius geweiſet/ wie man dem Wort Gottes und ſeiner Warheit die Ehre geben/ ſeine Vernunfft gefangen nehmen/ einfaͤltig glauben/ und an der ſeligmachen- den Lehre Gewißheit nicht zweifflen muͤſſe. Da es dann endlich nach unzaͤhlichen Hindernuͤſſen ſeines guten Vorhabens ſo weit kommen/ daß ungeachtet alles fleiſſige Zureden deß Alipii und Nebridii zuvor verge- bens geweſen/ und die ſchaͤndlichen Wolluͤſte ihn immer zu ruͤck gehalten/ er doch endlich durch die Furcht deß Todes und deß juͤngſten Gerichts zu anderen Gedancken gebracht worden. Und nach vielem Einwenden ſeiner Vernunfft den Weg der Warheit allein auß Gottes Wort ſuchen lernen/ welches ihm recht zu Hertzen gegangen; Alſo daß er ſich hoͤchlich verwundert und erfreuet uͤber deß beruͤhmten Victorini Bekehrung. Da- her er auch anfuͤhret die hertzliche Freude uͤber die Wiederkunfft deß verlohr- nen Sohns/ und Wiederbringung deß verirreten Schaͤffleins. Es hat ſich aber nach vielen Hinternuͤſſen und Querhoͤltzer/ ſo im Weg gelegen/ begeben/ daß er eine Stimme gehoͤrt/ ſagend: Tolle, Lege, das iſt/ nimm und liſe. Darauff er alsbald die heilige Schrifft auffgeſchlagen/ und eben die Wort St. Pauli (deren Anfang iſt: Weil die Stunde da iſt auffzuſtehen) gefunden/ Rom. 13. Laſſet uns erbarlich wandlen/ als am Tage/ nicht in Freſſen und Sauffen/ nicht in Kammern und Unzucht/ nicht in Hader und Neid/ ſondern ziehet an den HErꝛn JEſum Chriſt/ und wartet deß Leibs/ doch alſo/ daß er nicht geil werde. Worauß er ein neues Liecht in ſeinem Hertzen empfunden/ und alſo zu dem lebendigen GOtt einig und allein durch ſeines allerheiligſten Worts/ welches iſt eine Krafft Gottes ſelig zu machen alle/ die daran glau- ben Rom. 1. Nachtruck und ſelige Wuͤrckung/ gnaͤdiglich bekehret wor- den: nicht ohne ſonderbare Hertzens-Freude ſeiner lieben Mutter/ der Monica, welche zuvor ſo viel Jahr vor ſeine Bekehrung den Allerhoͤch- ſten

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/158>, abgerufen am 24.11.2024.