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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
Brodt empfängt/ der empfängt auch zugleich das Blut/ wann ers nur
empfängt/ es ist im Brodt so viel als im Wein/ was wil man mehr? Aber
solcher Weise möchtestu auch folgern: Christi Leib ist nicht ohne Seel/
oder ohne Gottheit/ Ergo so isset man auch die Seel oder die Gottheit;
item der Leib Christi wird nicht außgespendet ohne den Priester/ Ergo
wird auch der Priester mit gegessen/ sampt der Monstrantz und Altar.
Weisestu nicht/ was die H. Jungfrau Maria erinnert Joh. 2/ 5. Was
Er euch saget/ das thut;
Nun sagt Er nicht nur/ esset/ sondern auch
trincket/ schreibet damit vor nnd befihlt nicht nur rem, die Sach oder
Artzney selbst/ sondern auch modum, die Weiß wie man sie geniessen soll.
St. Paulus sonderts ab 1. Cor. 10/ 16. Der gesegnete Kelch/ ist der
nicht die Gemeinschafft des Bluts Christi?
Er sagt nicht/ und
des Leibs Christi zugleich; Das Brodt/ das wir brechen/ ist das
nicht die Gemeinschafft deß Leibs Christi?
Er sagt nicht/ und
deß Bluts Christi zugleich; sonst möchte ein Patient, dem der Medicus
ein Träncklein verordnet zu trincken/ und ein Oel zu salben/ wann dieser
das Oel trincket/ und mit dem Tranck sich salbet/ sich einbilden es gelte gleich/
er hab einerley Nutzen davon; jederman würde dencken/ ein solcher Patient
fable/ oder sey toll und thöricht. Wann nun gleich (sind Lutheri
Wort *) alles Laub und Graß/ alle Sternen am Himmel/ und(*) Tom. 6.
Witteb.
pag. 162.
f.
2.

Sand-Körnlein am Meer in Ewigkeit rufften und schryen/
es ist unter einer Gestalt so viel als unter beyden/ so würde
damit kein Hertz zu frieden gestellt/ sondern das Gewissen
überschreyet solches alles/ und spricht gewaltiglich also: Lie-
ber/ du sagest mir viel/ es sey unter einer Gestalt so viel/ als
unter beyden/ GOttes Wort stehet dennoch da/ und ordnet
mir gleichwol beyder Gestalt zu brauchen/ und Er weiß ohn
Zweiffel besser denn ihr alle/ ob unter einer Gestalt so viel seye/
als unter beyden/ dem nach befihlet Er beyder Gestalt zu brau-
chen. Was soll ein arm Gewissen wider solch GOttes Wort/
Befehl und Ordnung sagen/ weil das nicht hilfft/ daß unter
einer Gestalt so viel sey/ als unter beyden? Denn ich setze
es/ daß unter einer Gestalt tausendmal mehr wäre/ denn
unter beyden/ ja wann gleich unter beyder Gestalt nichts
wäre/ und unter einer Gestalt wäre alles/ was hilffe mich
das? Da bleibet gleichwol GOttes Wort von beyder Ge-
stalt/ und fraget nichts darnach/ wie viel oder wenig ich un-
ter einer oder beyder Gestalt rechne/ und muß ein arm Ge-

wissen
X 2

Predigt.
Brodt empfaͤngt/ der empfaͤngt auch zugleich das Blut/ wann ers nur
empfaͤngt/ es iſt im Brodt ſo viel als im Wein/ was wil man mehr? Aber
ſolcher Weiſe moͤchteſtu auch folgern: Chriſti Leib iſt nicht ohne Seel/
oder ohne Gottheit/ Ergò ſo iſſet man auch die Seel oder die Gottheit;
item der Leib Chriſti wird nicht außgeſpendet ohne den Prieſter/ Ergò
wird auch der Prieſter mit gegeſſen/ ſampt der Monſtrantz und Altar.
Weiſeſtu nicht/ was die H. Jungfrau Maria erinnert Joh. 2/ 5. Was
Er euch ſaget/ das thut;
Nun ſagt Er nicht nur/ eſſet/ ſondern auch
trincket/ ſchreibet damit vor nnd befihlt nicht nur rem, die Sach oder
Artzney ſelbſt/ ſondern auch modum, die Weiß wie man ſie genieſſen ſoll.
St. Paulus ſonderts ab 1. Cor. 10/ 16. Der geſegnete Kelch/ iſt der
nicht die Gemeinſchafft des Bluts Chriſti?
Er ſagt nicht/ und
des Leibs Chriſti zugleich; Das Brodt/ das wir brechen/ iſt das
nicht die Gemeinſchafft deß Leibs Chriſti?
Er ſagt nicht/ und
deß Bluts Chriſti zugleich; ſonſt moͤchte ein Patient, dem der Medicus
ein Traͤncklein verordnet zu trincken/ und ein Oel zu ſalben/ wann dieſer
das Oel trincket/ und mit dem Tranck ſich ſalbet/ ſich einbilden es gelte gleich/
er hab einerley Nutzen davon; jederman wuͤrde dencken/ ein ſolcher Patient
fable/ oder ſey toll und thoͤricht. Wann nun gleich (ſind Lutheri
Wort *) alles Laub und Graß/ alle Sternen am Himmel/ und(*) Tom. 6.
Witteb.
pag. 162.
f.
2.

Sand-Koͤrnlein am Meer in Ewigkeit rufften und ſchryen/
es iſt unter einer Geſtalt ſo viel als unter beyden/ ſo wuͤrde
damit kein Hertz zu frieden geſtellt/ ſondern das Gewiſſen
uͤberſchreyet ſolches alles/ und ſpricht gewaltiglich alſo: Lie-
ber/ du ſageſt mir viel/ es ſey unter einer Geſtalt ſo viel/ als
unter beyden/ GOttes Wort ſtehet dennoch da/ und ordnet
mir gleichwol beyder Geſtalt zu brauchen/ und Er weiß ohn
Zweiffel beſſer denn ihr alle/ ob unter einer Geſtalt ſo viel ſeye/
als unter beyden/ dem nach befihlet Er beyder Geſtalt zu brau-
chen. Was ſoll ein arm Gewiſſen wider ſolch GOttes Wort/
Befehl und Ordnung ſagen/ weil das nicht hilfft/ daß unter
einer Geſtalt ſo viel ſey/ als unter beyden? Denn ich ſetze
es/ daß unter einer Geſtalt tauſendmal mehr waͤre/ denn
unter beyden/ ja wann gleich unter beyder Geſtalt nichts
waͤre/ und unter einer Geſtalt waͤre alles/ was hilffe mich
das? Da bleibet gleichwol GOttes Wort von beyder Ge-
ſtalt/ und fraget nichts darnach/ wie viel oder wenig ich un-
ter einer oder beyder Geſtalt rechne/ und muß ein arm Ge-

wiſſen
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[163/0185] Predigt. Brodt empfaͤngt/ der empfaͤngt auch zugleich das Blut/ wann ers nur empfaͤngt/ es iſt im Brodt ſo viel als im Wein/ was wil man mehr? Aber ſolcher Weiſe moͤchteſtu auch folgern: Chriſti Leib iſt nicht ohne Seel/ oder ohne Gottheit/ Ergò ſo iſſet man auch die Seel oder die Gottheit; item der Leib Chriſti wird nicht außgeſpendet ohne den Prieſter/ Ergò wird auch der Prieſter mit gegeſſen/ ſampt der Monſtrantz und Altar. Weiſeſtu nicht/ was die H. Jungfrau Maria erinnert Joh. 2/ 5. Was Er euch ſaget/ das thut; Nun ſagt Er nicht nur/ eſſet/ ſondern auch trincket/ ſchreibet damit vor nnd befihlt nicht nur rem, die Sach oder Artzney ſelbſt/ ſondern auch modum, die Weiß wie man ſie genieſſen ſoll. St. Paulus ſonderts ab 1. Cor. 10/ 16. Der geſegnete Kelch/ iſt der nicht die Gemeinſchafft des Bluts Chriſti? Er ſagt nicht/ und des Leibs Chriſti zugleich; Das Brodt/ das wir brechen/ iſt das nicht die Gemeinſchafft deß Leibs Chriſti? Er ſagt nicht/ und deß Bluts Chriſti zugleich; ſonſt moͤchte ein Patient, dem der Medicus ein Traͤncklein verordnet zu trincken/ und ein Oel zu ſalben/ wann dieſer das Oel trincket/ und mit dem Tranck ſich ſalbet/ ſich einbilden es gelte gleich/ er hab einerley Nutzen davon; jederman wuͤrde dencken/ ein ſolcher Patient fable/ oder ſey toll und thoͤricht. Wann nun gleich (ſind Lutheri Wort *) alles Laub und Graß/ alle Sternen am Himmel/ und Sand-Koͤrnlein am Meer in Ewigkeit rufften und ſchryen/ es iſt unter einer Geſtalt ſo viel als unter beyden/ ſo wuͤrde damit kein Hertz zu frieden geſtellt/ ſondern das Gewiſſen uͤberſchreyet ſolches alles/ und ſpricht gewaltiglich alſo: Lie- ber/ du ſageſt mir viel/ es ſey unter einer Geſtalt ſo viel/ als unter beyden/ GOttes Wort ſtehet dennoch da/ und ordnet mir gleichwol beyder Geſtalt zu brauchen/ und Er weiß ohn Zweiffel beſſer denn ihr alle/ ob unter einer Geſtalt ſo viel ſeye/ als unter beyden/ dem nach befihlet Er beyder Geſtalt zu brau- chen. Was ſoll ein arm Gewiſſen wider ſolch GOttes Wort/ Befehl und Ordnung ſagen/ weil das nicht hilfft/ daß unter einer Geſtalt ſo viel ſey/ als unter beyden? Denn ich ſetze es/ daß unter einer Geſtalt tauſendmal mehr waͤre/ denn unter beyden/ ja wann gleich unter beyder Geſtalt nichts waͤre/ und unter einer Geſtalt waͤre alles/ was hilffe mich das? Da bleibet gleichwol GOttes Wort von beyder Ge- ſtalt/ und fraget nichts darnach/ wie viel oder wenig ich un- ter einer oder beyder Geſtalt rechne/ und muß ein arm Ge- wiſſen (*) Tom. 6. Witteb. pag. 162. f. 2. X 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/185>, abgerufen am 21.11.2024.