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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die dritte
Geschäffte mercken kan: Solte dort der Diener deß Propheten Elisae
2. Reg.
6. den himmlischen succurs der heiligen Engel/ die feurige Roß
und Wagen/ welche die Stadt Dothan ümgeben und geschützt wider die
Macht der Syrer/ sehen/ so mußte Elisa für ihn bitten um Oeffnung
und Erleuchtung der Augen. Also ist auch das Reich Christi ein unsicht-
bares Reich/ dasselbe zu schauen/ tügen fleischliche leibliche Vernunffts-
Augen nichts/ Glaubens-Augen werden erfordert. Dann/ sagt der
conf. Luth.
Tom. 2.
Isleb. pag.
262. sqq.
HErr Luc. 17/ 20. Das Reich Gottes kommt nicht mit eusser-
lichen Geberden/
das ist/ Pompen/ Pracht/ Phantasien. Die leib-
liche Augen haben zwar JEsum von Nazareth zu Jerusalem sehen ein-
reiten/ hette aber das Wort Gottes (sonderlich durch den Propheten
Zachar. Cap. 9/ 9. Sihe/ O Tochter Zion/ dein König kömt
zu dir/ ein Gerechter und ein Helffer/ arm/ und reitet auff
einem Esel etc.
) nicht fürgeleuchtet und angezeigt/ wer/ was/ wie/ und
zu was End derselbe Auffzug geschehe/ so würde er keinen gratulanten ge-
habt haben/ niemand würde ihm das Hosianna zugeruffen haben: Das
Aug deß Glaubens hat müssen auffs Wort sehen/ und durch das Wort
als eine perspectiv, das grosse Geheimnüß dieses einreitenden Gnaden-
Königs fassen. Also sehen wir wol mit leiblichen Augen ein eusserliche
Gemeine/ aber daß es eine Gemeine und Reich Christi/ und dessen in-
neren geistlichen Seelen-Schmuck/ das sehen allein die Sonntags-Kin-
der/ das ist/ die Kinder deß Liechts/ die auß Gottes Wort hievon Liecht
und Unterricht empfangen. Darum heists/ Jch glaube eine eini-
ge Christliche Kirch/ nicht ich schaue sie.

Also (schreibt Lutherus Tom. 7. Witt. p. 172.) beschließ ich/ daß die Christ-
liche Kirche sey nicht an irgend eine Stadt/ Person oder Zeit gehafftet/ und ob
wol der ungelehrte Hauffe/ der Papst/ mit seinen Cardinälen/ Bischoffen/
Pfaffen und Mönchen solchs nicht wil verstehen/ noch Warheit lassen seyn/ so
stehet doch fest bey mir/ Er Omnes, auch die Kindlein auff der Gassen/ mit dem
gantzen Hauffen der Christenheit/ in aller Welt/ und tretten zu mir wider die
gefärbte und erdichte Kirche deß Papsts und seiner Papisten. Fragstu aber/ wie
das zugehe? Antworte ich kürtzlich/ alle Christen in der Welt beten also/ ich
glaub in den H. Geist/ eine heilige/ Christliche Kirche/ Gemeinschafft der Hei-
ligen. Jst der Artickel wahr/ so folget drauß/ daß die heilige Christliche Kirch
niemand sehen kan noch fühlen/ mag auch nicht sagen/ sihe hie oder da ist sie.
Dann was man gläubt/ das sihet oder empfindet man nicht/ wie St. Paulus
Hebr. 11. lehret. Nu halt sie gegen einander/ die heilige Kirche Christi/ und die
tolle Kirche deß Papsts. Die heilige Kirche Christi spricht also: Jch glaube ei-
ne heilige Christliche Kirche. Die tolle Kirche deß Papsts spricht also: Jch se-
he eine heilige Christliche Kirche. Jene spricht/ die Kirche ist weder hie noch da;
Diese spricht/ die Kirche ist hie und da. Jene spricht/ die Kirche liegt an keiner
Per-

Die dritte
Geſchaͤffte mercken kan: Solte dort der Diener deß Propheten Eliſæ
2. Reg.
6. den himmliſchen ſuccurs der heiligen Engel/ die feurige Roß
und Wagen/ welche die Stadt Dothan uͤmgeben und geſchuͤtzt wider die
Macht der Syrer/ ſehen/ ſo mußte Eliſa fuͤr ihn bitten um Oeffnung
und Erleuchtung der Augen. Alſo iſt auch das Reich Chriſti ein unſicht-
bares Reich/ daſſelbe zu ſchauen/ tuͤgen fleiſchliche leibliche Vernunffts-
Augen nichts/ Glaubens-Augen werden erfordert. Dann/ ſagt der
conf. Luth.
Tom. 2.
Isleb. pag.
262. ſqq.
HErꝛ Luc. 17/ 20. Das Reich Gottes kommt nicht mit euſſer-
lichen Geberden/
das iſt/ Pompen/ Pracht/ Phantaſien. Die leib-
liche Augen haben zwar JEſum von Nazareth zu Jeruſalem ſehen ein-
reiten/ hette aber das Wort Gottes (ſonderlich durch den Propheten
Zachar. Cap. 9/ 9. Sihe/ O Tochter Zion/ dein Koͤnig koͤmt
zu dir/ ein Gerechter und ein Helffer/ arm/ und reitet auff
einem Eſel ꝛc.
) nicht fuͤrgeleuchtet und angezeigt/ wer/ was/ wie/ und
zu was End derſelbe Auffzug geſchehe/ ſo wuͤrde er keinen gratulanten ge-
habt haben/ niemand wuͤrde ihm das Hoſianna zugeruffen haben: Das
Aug deß Glaubens hat muͤſſen auffs Wort ſehen/ und durch das Wort
als eine perſpectiv, das groſſe Geheimnuͤß dieſes einreitenden Gnaden-
Koͤnigs faſſen. Alſo ſehen wir wol mit leiblichen Augen ein euſſerliche
Gemeine/ aber daß es eine Gemeine und Reich Chriſti/ und deſſen in-
neren geiſtlichen Seelen-Schmuck/ das ſehen allein die Sonntags-Kin-
der/ das iſt/ die Kinder deß Liechts/ die auß Gottes Wort hievon Liecht
und Unterricht empfangen. Darum heiſts/ Jch glaube eine eini-
ge Chriſtliche Kirch/ nicht ich ſchaue ſie.

Alſo (ſchreibt Lutherus Tom. 7. Witt. p. 172.) beſchließ ich/ daß die Chriſt-
liche Kirche ſey nicht an irgend eine Stadt/ Perſon oder Zeit gehafftet/ und ob
wol der ungelehrte Hauffe/ der Papſt/ mit ſeinen Cardinaͤlen/ Biſchoffen/
Pfaffen und Moͤnchen ſolchs nicht wil verſtehen/ noch Warheit laſſen ſeyn/ ſo
ſtehet doch feſt bey mir/ Er Omnes, auch die Kindlein auff der Gaſſen/ mit dem
gantzen Hauffen der Chriſtenheit/ in aller Welt/ und tretten zu mir wider die
gefaͤrbte und erdichte Kirche deß Papſts und ſeiner Papiſten. Fragſtu aber/ wie
das zugehe? Antworte ich kuͤrtzlich/ alle Chriſten in der Welt beten alſo/ ich
glaub in den H. Geiſt/ eine heilige/ Chriſtliche Kirche/ Gemeinſchafft der Hei-
ligen. Jſt der Artickel wahr/ ſo folget drauß/ daß die heilige Chriſtliche Kirch
niemand ſehen kan noch fuͤhlen/ mag auch nicht ſagen/ ſihe hie oder da iſt ſie.
Dann was man glaͤubt/ das ſihet oder empfindet man nicht/ wie St. Paulus
Hebr. 11. lehret. Nu halt ſie gegen einander/ die heilige Kirche Chriſti/ und die
tolle Kirche deß Papſts. Die heilige Kirche Chriſti ſpricht alſo: Jch glaube ei-
ne heilige Chriſtliche Kirche. Die tolle Kirche deß Papſts ſpricht alſo: Jch ſe-
he eine heilige Chriſtliche Kirche. Jene ſpricht/ die Kirche iſt weder hie noch da;
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[236/0260] Die dritte Geſchaͤffte mercken kan: Solte dort der Diener deß Propheten Eliſæ 2. Reg. 6. den himmliſchen ſuccurs der heiligen Engel/ die feurige Roß und Wagen/ welche die Stadt Dothan uͤmgeben und geſchuͤtzt wider die Macht der Syrer/ ſehen/ ſo mußte Eliſa fuͤr ihn bitten um Oeffnung und Erleuchtung der Augen. Alſo iſt auch das Reich Chriſti ein unſicht- bares Reich/ daſſelbe zu ſchauen/ tuͤgen fleiſchliche leibliche Vernunffts- Augen nichts/ Glaubens-Augen werden erfordert. Dann/ ſagt der HErꝛ Luc. 17/ 20. Das Reich Gottes kommt nicht mit euſſer- lichen Geberden/ das iſt/ Pompen/ Pracht/ Phantaſien. Die leib- liche Augen haben zwar JEſum von Nazareth zu Jeruſalem ſehen ein- reiten/ hette aber das Wort Gottes (ſonderlich durch den Propheten Zachar. Cap. 9/ 9. Sihe/ O Tochter Zion/ dein Koͤnig koͤmt zu dir/ ein Gerechter und ein Helffer/ arm/ und reitet auff einem Eſel ꝛc.) nicht fuͤrgeleuchtet und angezeigt/ wer/ was/ wie/ und zu was End derſelbe Auffzug geſchehe/ ſo wuͤrde er keinen gratulanten ge- habt haben/ niemand wuͤrde ihm das Hoſianna zugeruffen haben: Das Aug deß Glaubens hat muͤſſen auffs Wort ſehen/ und durch das Wort als eine perſpectiv, das groſſe Geheimnuͤß dieſes einreitenden Gnaden- Koͤnigs faſſen. Alſo ſehen wir wol mit leiblichen Augen ein euſſerliche Gemeine/ aber daß es eine Gemeine und Reich Chriſti/ und deſſen in- neren geiſtlichen Seelen-Schmuck/ das ſehen allein die Sonntags-Kin- der/ das iſt/ die Kinder deß Liechts/ die auß Gottes Wort hievon Liecht und Unterricht empfangen. Darum heiſts/ Jch glaube eine eini- ge Chriſtliche Kirch/ nicht ich ſchaue ſie. conf. Luth. Tom. 2. Isleb. pag. 262. ſqq. Alſo (ſchreibt Lutherus Tom. 7. Witt. p. 172.) beſchließ ich/ daß die Chriſt- liche Kirche ſey nicht an irgend eine Stadt/ Perſon oder Zeit gehafftet/ und ob wol der ungelehrte Hauffe/ der Papſt/ mit ſeinen Cardinaͤlen/ Biſchoffen/ Pfaffen und Moͤnchen ſolchs nicht wil verſtehen/ noch Warheit laſſen ſeyn/ ſo ſtehet doch feſt bey mir/ Er Omnes, auch die Kindlein auff der Gaſſen/ mit dem gantzen Hauffen der Chriſtenheit/ in aller Welt/ und tretten zu mir wider die gefaͤrbte und erdichte Kirche deß Papſts und ſeiner Papiſten. Fragſtu aber/ wie das zugehe? Antworte ich kuͤrtzlich/ alle Chriſten in der Welt beten alſo/ ich glaub in den H. Geiſt/ eine heilige/ Chriſtliche Kirche/ Gemeinſchafft der Hei- ligen. Jſt der Artickel wahr/ ſo folget drauß/ daß die heilige Chriſtliche Kirch niemand ſehen kan noch fuͤhlen/ mag auch nicht ſagen/ ſihe hie oder da iſt ſie. Dann was man glaͤubt/ das ſihet oder empfindet man nicht/ wie St. Paulus Hebr. 11. lehret. Nu halt ſie gegen einander/ die heilige Kirche Chriſti/ und die tolle Kirche deß Papſts. Die heilige Kirche Chriſti ſpricht alſo: Jch glaube ei- ne heilige Chriſtliche Kirche. Die tolle Kirche deß Papſts ſpricht alſo: Jch ſe- he eine heilige Chriſtliche Kirche. Jene ſpricht/ die Kirche iſt weder hie noch da; Dieſe ſpricht/ die Kirche iſt hie und da. Jene ſpricht/ die Kirche liegt an keiner Per-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/260>, abgerufen am 22.11.2024.