Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Die erste lassen. Den der bußfertige Hauptmann selbst mit Fingern gedeutet spre-chend Matt. 27/ 54. Warlich dieser (sc. Gecreutzigte und Verwundete) ist Gottes Sohn. Hoc fundamentum fidei, diß ist die Grundfeste deß so wohl Apostolischen als Nicaenischen Symboli. Jst eine lebendige Quell unerschöpfflichen Trostes/ keine Neben-Lehr/ die durch Schul- Gezänck erweckt worden/ dero wir wol könten entübriget seyn/ und sie/ als zur Seligkeit unnöhtig beyseit und hindan setzen. Wir sprechen mit Pau- lo 1. Cor. 15. So der Sohn Gottes nicht wahrhafftig verwundet worden/ gelitten und gestorben/ so ist unser Glaub eitel und nichts/ so fällt das fundament und Grund desselben. Was kan der Mensch ge- ben/ damit er seine (ich will geschweigen meine und eines andern) Seel erlöse? Matth. 16/ 26. II. Vulnus a Deo inflictum, ein Wund Gottes von Gott den
Die erſte laſſen. Den der bußfertige Hauptmann ſelbſt mit Fingern gedeutet ſpre-chend Matt. 27/ 54. Warlich dieſer (ſc. Gecreutzigte und Verwundete) iſt Gottes Sohn. Hoc fundamentum fidei, diß iſt die Grundfeſte deß ſo wohl Apoſtoliſchen als Nicæniſchen Symboli. Jſt eine lebendige Quell unerſchoͤpfflichen Troſtes/ keine Neben-Lehr/ die durch Schul- Gezaͤnck erweckt worden/ dero wir wol koͤnten entuͤbriget ſeyn/ und ſie/ als zur Seligkeit unnoͤhtig beyſeit und hindan ſetzen. Wir ſprechen mit Pau- lo 1. Cor. 15. So der Sohn Gottes nicht wahrhafftig verwundet worden/ gelitten und geſtorben/ ſo iſt unſer Glaub eitel und nichts/ ſo faͤllt das fundament und Grund deſſelben. Was kan der Menſch ge- ben/ damit er ſeine (ich will geſchweigen meine und eines andern) Seel erloͤſe? Matth. 16/ 26. II. Vulnus à Deo inflictum, ein Wund Gottes von Gott den
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="8"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die erſte</hi></fw><lb/> laſſen. Den der bußfertige Hauptmann ſelbſt mit Fingern gedeutet ſpre-<lb/> chend Matt. 27/ 54. <hi rendition="#fr">Warlich dieſer</hi> (<hi rendition="#aq">ſc.</hi> Gecreutzigte und Verwundete)<lb/><hi rendition="#fr">iſt Gottes Sohn.</hi> <hi rendition="#aq">Hoc fundamentum fidei,</hi> diß iſt die Grundfeſte<lb/> deß ſo wohl Apoſtoliſchen als Nic<hi rendition="#aq">æ</hi>niſchen <hi rendition="#aq">Symboli.</hi> Jſt eine lebendige<lb/> Quell unerſchoͤpfflichen Troſtes/ keine Neben-Lehr/ die durch Schul-<lb/> Gezaͤnck erweckt worden/ dero wir wol koͤnten entuͤbriget ſeyn/ und ſie/ als<lb/> zur Seligkeit unnoͤhtig beyſeit und hindan ſetzen. Wir ſprechen mit Pau-<lb/> lo 1. Cor. 15. So der Sohn Gottes nicht wahrhafftig verwundet worden/<lb/> gelitten und geſtorben/ <hi rendition="#fr">ſo iſt unſer Glaub eitel und nichts/</hi> ſo faͤllt<lb/> das <hi rendition="#aq">fundament</hi> und Grund deſſelben. <hi rendition="#fr">Was kan der Menſch ge-<lb/> ben/ damit er ſeine</hi> (ich will geſchweigen meine und eines andern) <hi rendition="#fr">Seel<lb/> erloͤſe?</hi> Matth. 16/ 26.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II.</hi> Vulnus à Deo inflictum,</hi><hi rendition="#fr">ein Wund Gottes von <hi rendition="#k">Gott</hi><lb/> gehauen.</hi> Was iſt abermahl fuͤr der Vernunfft wunderlicher/ was<lb/> koͤnnt ihr ungereimter <hi rendition="#aq">paradoxer</hi> fuͤrkommen als ein Wund von dem al-<lb/> lerliebreichſten Vater ſeinem allerliebſten einigen Sohn geſchlagen! Wie<lb/> ſolt es ein liebreicher Vater uͤber ſein liebflammendes Hertz bringen koͤn-<lb/> nen/ daß er von ſich ſelbſt ſeinem Sohn ſolte die Gurgel abſchneiden?<lb/> Geſchichts in der Welt/ ſo iſts ein <hi rendition="#aq">monſtrum.</hi> Was Abraham wollen<lb/> thun/ das hat er aus Gehorſam gegen GOtt thun muͤſſen: Was Jeph-<lb/> tha gethan/ das war ein recht <hi rendition="#aq">monſtrum</hi> ἀϛοργίας, ein barbariſche wilde<lb/> unmenſchliche That. Aber daß der allerheiligſte Vater/ der hoͤchſte <hi rendition="#k">Gott</hi>-<lb/> Vater/ der niemand zu Gehorſam ſtehen darff/ ſeinen allerliebſten/ ein-<lb/> gebohrnen Sohn ſoll ſchlagen/ verwunden/ ja gar toͤdten/ und noch darzu<lb/> tugendlich und wolgethan haben/ das iſt ja der Vernunfft unglaublich.<lb/> Es hat zwar in der <hi rendition="#aq">Paſſions-</hi>Handlung der Teuffel das ſeine gethan/ der<lb/> Menſch das ſeine/ GOtt der HERR aber auch das ſeine/ die alte Pa-<lb/> radiß-Schlang hat ihm hie den grimmigen Verſen-Stich gegeben/ und<lb/> ſeinen grimmigen Zorn uͤber dieſem Schlangen-Tretter außgegoſſen und<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Joſeph. l. 3.<lb/> Bell. c.</hi> 8.</note>erkuͤhlet. Der Menſch der λογχοφόρος oder Speeren-Reuter/ der Blut-<lb/> Wut- und Schlut-Hund iſt deß Teuffels Werckzeug in dieſer ungeheuren<lb/> That geweſen/ der hat auch deß unſchuldigen todten Leichnams nicht ver-<lb/> ſchonen wollen/ ſondern mit ſeinem Speer <hi rendition="#aq">tanquam ad metam</hi> darnach<lb/> thurnieret und gezielet/ gerad als wuͤrde er ein Ritter-Danck dadurch<lb/> gewinnen/ und der ſchnoͤden abtruͤnnigen Tochter Zion ein Augen-Luſt<lb/> erwecken. Aber dieſer Speeren-Reuter iſts nicht allein/ <hi rendition="#aq">omnes nos<lb/> ſumus ejusmodi crudeles</hi> λογχοφόροι, wir ſuͤndliche Menſchen ſeynd<lb/> ſaͤmptlichen ſolche/ die dem unſchuldigen HErꝛn Chriſto ſo viel Wun-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0030]
Die erſte
laſſen. Den der bußfertige Hauptmann ſelbſt mit Fingern gedeutet ſpre-
chend Matt. 27/ 54. Warlich dieſer (ſc. Gecreutzigte und Verwundete)
iſt Gottes Sohn. Hoc fundamentum fidei, diß iſt die Grundfeſte
deß ſo wohl Apoſtoliſchen als Nicæniſchen Symboli. Jſt eine lebendige
Quell unerſchoͤpfflichen Troſtes/ keine Neben-Lehr/ die durch Schul-
Gezaͤnck erweckt worden/ dero wir wol koͤnten entuͤbriget ſeyn/ und ſie/ als
zur Seligkeit unnoͤhtig beyſeit und hindan ſetzen. Wir ſprechen mit Pau-
lo 1. Cor. 15. So der Sohn Gottes nicht wahrhafftig verwundet worden/
gelitten und geſtorben/ ſo iſt unſer Glaub eitel und nichts/ ſo faͤllt
das fundament und Grund deſſelben. Was kan der Menſch ge-
ben/ damit er ſeine (ich will geſchweigen meine und eines andern) Seel
erloͤſe? Matth. 16/ 26.
II. Vulnus à Deo inflictum, ein Wund Gottes von Gott
gehauen. Was iſt abermahl fuͤr der Vernunfft wunderlicher/ was
koͤnnt ihr ungereimter paradoxer fuͤrkommen als ein Wund von dem al-
lerliebreichſten Vater ſeinem allerliebſten einigen Sohn geſchlagen! Wie
ſolt es ein liebreicher Vater uͤber ſein liebflammendes Hertz bringen koͤn-
nen/ daß er von ſich ſelbſt ſeinem Sohn ſolte die Gurgel abſchneiden?
Geſchichts in der Welt/ ſo iſts ein monſtrum. Was Abraham wollen
thun/ das hat er aus Gehorſam gegen GOtt thun muͤſſen: Was Jeph-
tha gethan/ das war ein recht monſtrum ἀϛοργίας, ein barbariſche wilde
unmenſchliche That. Aber daß der allerheiligſte Vater/ der hoͤchſte Gott-
Vater/ der niemand zu Gehorſam ſtehen darff/ ſeinen allerliebſten/ ein-
gebohrnen Sohn ſoll ſchlagen/ verwunden/ ja gar toͤdten/ und noch darzu
tugendlich und wolgethan haben/ das iſt ja der Vernunfft unglaublich.
Es hat zwar in der Paſſions-Handlung der Teuffel das ſeine gethan/ der
Menſch das ſeine/ GOtt der HERR aber auch das ſeine/ die alte Pa-
radiß-Schlang hat ihm hie den grimmigen Verſen-Stich gegeben/ und
ſeinen grimmigen Zorn uͤber dieſem Schlangen-Tretter außgegoſſen und
erkuͤhlet. Der Menſch der λογχοφόρος oder Speeren-Reuter/ der Blut-
Wut- und Schlut-Hund iſt deß Teuffels Werckzeug in dieſer ungeheuren
That geweſen/ der hat auch deß unſchuldigen todten Leichnams nicht ver-
ſchonen wollen/ ſondern mit ſeinem Speer tanquam ad metam darnach
thurnieret und gezielet/ gerad als wuͤrde er ein Ritter-Danck dadurch
gewinnen/ und der ſchnoͤden abtruͤnnigen Tochter Zion ein Augen-Luſt
erwecken. Aber dieſer Speeren-Reuter iſts nicht allein/ omnes nos
ſumus ejusmodi crudeles λογχοφόροι, wir ſuͤndliche Menſchen ſeynd
ſaͤmptlichen ſolche/ die dem unſchuldigen HErꝛn Chriſto ſo viel Wun-
den
Joſeph. l. 3.
Bell. c. 8.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |