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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
den geschlagen/ so viel Wund-Riß verursacht/ als viel Sünden wir be-
gangen. Christus ist um unser Missethat willen verwundet/Esa. 53, 5.
conf. Zach.
13, 5.
Act.
4, 25.

und um unser Sünde willen zerschlagen Esa. 53. Was hat
aber der liebe GOtt und seine göttliche Hand dabey gethan? Hat er
connivo oculo mit geschlossenen oder blintzlenden Augen dieser tragoedi
bloß zugesehen? O nein! Das kan er nicht/ es fällt ja von dem Haupt
der seinigen kein Haar ohn seinen Willen. An decrevit ut fa-
ceret,
oder aber hat ers also beschlossen zu thun? wie zwar CalvinusCalvin. ad
Joh. 19.
pag.
578.

über das 19. c. Johannis glossirt. Nihil, spricht er/ FECERUNT
impii Christi carnifices, nisi quod illius (Dei sc.) manu & consi-
lio decretum esset.
Antwort: Non jussu, non decreto praedeter-
minante,
er hats zwar beschlossen/ aber nicht durch ein blossen ursächlichen
unwiderstreblichen vorzihlenden Raht-Schluß/ phenu tes asebeinas! solte
nicht einem grausen/ dergleichen horrenda von GOtt zu gedencken/ ge-
schweigen zu sagen! Sondern judicio consequenti seine Gericht zu üben.
Ein Dieb/ wann er vor den Richter geführt das Urtheil deß Todes anhö-
ren muß/ so ist er ja selbst Ursach an seiner Straff/ dazu ihn der Richter
vermög der Gerechtigkeit verdammt/ welcher es wol lieber anders sehen
möchte. Er der Richter ist eigentlich nicht Ursach seines Todes/ er
spricht nur das Urtheil/ übergibt ihn dem Scharffrichter/ und läst ge-
schehen/ daß dieser an ihm das Gericht außwürcke. Also dieweil Christus
unser Leist-Bürg alle unsere Wunden und Schulden auff sich genommen/
für uns zur Sünde/ und unter die Ubelthäter gerechnet worden/ und also
unsere Sünde auff sich selbst getragen/ als das Lamb Gottes zur Schlacht-
Banck/ da hats geheissen/ den Bürgen muß man würgen! Schwerdt
mache dich auff über den Mann der mir am nächsten ist! es ist dir Pontio
Pilato, Herodi,
dem Speer-Reuter verhängt und zu gelassen/ zu thun
nach euerm frechen Willen. Act. 4, 27. & 28. Sie haben sich ver-
samlet über dein heiliges Kind JEsu/ welchen du gesalbet
hast/ Herodes und Pontius Pilatus/ mit den Heyden und
dem Volck Jsrael/ zuthun was deine Hand/ und dein Rath
zuvor bedacht hat/ daß geschehen solt.
Was dein Hand und
Raht zuvor bedacht/ nicht daß sie es thun sollen/ sondern daß es geschehen
solt. Actio displicuit, passio grata fuit.

Jst das dritte Paradoxum, nemlich III. Vulnus medicinale, es ist
ein heilsame Wunder-Wund/ eben so wunderseltzam und abentheur-
lich als die vorige. Erstlich/ eine Heyl-Wunde Esa. 53/ 6. Quis fando
audivit,
wo ist das jemahln erhört worden/ daß Wund durch Wund

könne
Achter Theil. B

Predigt.
den geſchlagen/ ſo viel Wund-Riß verurſacht/ als viel Suͤnden wir be-
gangen. Chriſtus iſt um unſer Miſſethat willen verwundet/Eſa. 53, 5.
conf. Zach.
13, 5.
Act.
4, 25.

und um unſer Suͤnde willen zerſchlagen Eſa. 53. Was hat
aber der liebe GOtt und ſeine goͤttliche Hand dabey gethan? Hat er
connivo oculo mit geſchloſſenen oder blintzlenden Augen dieſer tragœdi
bloß zugeſehen? O nein! Das kan er nicht/ es faͤllt ja von dem Haupt
der ſeinigen kein Haar ohn ſeinen Willen. An decrevit ut fa-
ceret,
oder aber hat ers alſo beſchloſſen zu thun? wie zwar CalvinusCalvin. ad
Joh. 19.
pag.
578.

uͤber das 19. c. Johannis gloſſirt. Nihil, ſpricht er/ FECERUNT
impii Chriſti carnifices, niſi quod illius (Dei ſc.) manu & conſi-
lio decretum eſſet.
Antwort: Non juſſu, non decreto prædeter-
minante,
er hats zwar beſchloſſen/ aber nicht durch ein bloſſen urſaͤchlichen
unwiderſtreblichen vorzihlenden Raht-Schluß/ φε̃υ τῆς ἀσεβει̃ας! ſolte
nicht einem grauſen/ dergleichen horrenda von GOtt zu gedencken/ ge-
ſchweigen zu ſagen! Sondern judicio conſequenti ſeine Gericht zu uͤben.
Ein Dieb/ wann er vor den Richter gefuͤhrt das Urtheil deß Todes anhoͤ-
ren muß/ ſo iſt er ja ſelbſt Urſach an ſeiner Straff/ dazu ihn der Richter
vermoͤg der Gerechtigkeit verdam̃t/ welcher es wol lieber anders ſehen
moͤchte. Er der Richter iſt eigentlich nicht Urſach ſeines Todes/ er
ſpricht nur das Urtheil/ uͤbergibt ihn dem Scharffrichter/ und laͤſt ge-
ſchehen/ daß dieſer an ihm das Gericht außwuͤrcke. Alſo dieweil Chriſtus
unſer Leiſt-Buͤrg alle unſere Wunden und Schulden auff ſich genom̃en/
fuͤr uns zur Suͤnde/ und unter die Ubelthaͤter gerechnet worden/ und alſo
unſere Suͤnde auff ſich ſelbſt getragen/ als das Lamb Gottes zur Schlacht-
Banck/ da hats geheiſſen/ den Buͤrgen muß man wuͤrgen! Schwerdt
mache dich auff uͤber den Mann der mir am naͤchſten iſt! es iſt dir Pontio
Pilato, Herodi,
dem Speer-Reuter verhaͤngt und zu gelaſſen/ zu thun
nach euerm frechen Willen. Act. 4, 27. & 28. Sie haben ſich ver-
ſamlet uͤber dein heiliges Kind JEſu/ welchen du geſalbet
haſt/ Herodes und Pontius Pilatus/ mit den Heyden und
dem Volck Jſrael/ zuthun was deine Hand/ und dein Rath
zuvor bedacht hat/ daß geſchehen ſolt.
Was dein Hand und
Raht zuvor bedacht/ nicht daß ſie es thun ſollen/ ſondern daß es geſchehen
ſolt. Actio diſplicuit, paſſio grata fuit.

Jſt das dritte Paradoxum, nemlich III. Vulnus medicinale, es iſt
ein heilſame Wunder-Wund/ eben ſo wunderſeltzam und abentheur-
lich als die vorige. Erſtlich/ eine Heyl-Wunde Eſa. 53/ 6. Quis fando
audivit,
wo iſt das jemahln erhoͤrt worden/ daß Wund durch Wund

koͤnne
Achter Theil. B
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[9/0031] Predigt. den geſchlagen/ ſo viel Wund-Riß verurſacht/ als viel Suͤnden wir be- gangen. Chriſtus iſt um unſer Miſſethat willen verwundet/ und um unſer Suͤnde willen zerſchlagen Eſa. 53. Was hat aber der liebe GOtt und ſeine goͤttliche Hand dabey gethan? Hat er connivo oculo mit geſchloſſenen oder blintzlenden Augen dieſer tragœdi bloß zugeſehen? O nein! Das kan er nicht/ es faͤllt ja von dem Haupt der ſeinigen kein Haar ohn ſeinen Willen. An decrevit ut fa- ceret, oder aber hat ers alſo beſchloſſen zu thun? wie zwar Calvinus uͤber das 19. c. Johannis gloſſirt. Nihil, ſpricht er/ FECERUNT impii Chriſti carnifices, niſi quod illius (Dei ſc.) manu & conſi- lio decretum eſſet. Antwort: Non juſſu, non decreto prædeter- minante, er hats zwar beſchloſſen/ aber nicht durch ein bloſſen urſaͤchlichen unwiderſtreblichen vorzihlenden Raht-Schluß/ φε̃υ τῆς ἀσεβει̃ας! ſolte nicht einem grauſen/ dergleichen horrenda von GOtt zu gedencken/ ge- ſchweigen zu ſagen! Sondern judicio conſequenti ſeine Gericht zu uͤben. Ein Dieb/ wann er vor den Richter gefuͤhrt das Urtheil deß Todes anhoͤ- ren muß/ ſo iſt er ja ſelbſt Urſach an ſeiner Straff/ dazu ihn der Richter vermoͤg der Gerechtigkeit verdam̃t/ welcher es wol lieber anders ſehen moͤchte. Er der Richter iſt eigentlich nicht Urſach ſeines Todes/ er ſpricht nur das Urtheil/ uͤbergibt ihn dem Scharffrichter/ und laͤſt ge- ſchehen/ daß dieſer an ihm das Gericht außwuͤrcke. Alſo dieweil Chriſtus unſer Leiſt-Buͤrg alle unſere Wunden und Schulden auff ſich genom̃en/ fuͤr uns zur Suͤnde/ und unter die Ubelthaͤter gerechnet worden/ und alſo unſere Suͤnde auff ſich ſelbſt getragen/ als das Lamb Gottes zur Schlacht- Banck/ da hats geheiſſen/ den Buͤrgen muß man wuͤrgen! Schwerdt mache dich auff uͤber den Mann der mir am naͤchſten iſt! es iſt dir Pontio Pilato, Herodi, dem Speer-Reuter verhaͤngt und zu gelaſſen/ zu thun nach euerm frechen Willen. Act. 4, 27. & 28. Sie haben ſich ver- ſamlet uͤber dein heiliges Kind JEſu/ welchen du geſalbet haſt/ Herodes und Pontius Pilatus/ mit den Heyden und dem Volck Jſrael/ zuthun was deine Hand/ und dein Rath zuvor bedacht hat/ daß geſchehen ſolt. Was dein Hand und Raht zuvor bedacht/ nicht daß ſie es thun ſollen/ ſondern daß es geſchehen ſolt. Actio diſplicuit, paſſio grata fuit. Eſa. 53, 5. conf. Zach. 13, 5. Act. 4, 25. Calvin. ad Joh. 19. pag. 578. Jſt das dritte Paradoxum, nemlich III. Vulnus medicinale, es iſt ein heilſame Wunder-Wund/ eben ſo wunderſeltzam und abentheur- lich als die vorige. Erſtlich/ eine Heyl-Wunde Eſa. 53/ 6. Quis fando audivit, wo iſt das jemahln erhoͤrt worden/ daß Wund durch Wund koͤnne Achter Theil. B

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/31>, abgerufen am 21.11.2024.