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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.

Belangend dieser zwölff Botten Stand und Staat/ in welchem sie
Christus der Herr angetroffen/ so warens dem Geblüt und Geschlecht
nach/ beschnittene/ gebohrne Juden/ gleichwie auch der Herr den Ca-
nonem
der H. Schrifft/ durch niemand anders als Juden abfassen las-
sen/ als von welchen das Heyl unter die Heyden solte außbrechen. Undvid. Luth.
Tom. 7.
Witteb.
p. 513. f.
2.

zwar nicht von den Edelsten und freyen Juden/ sondern den nachgültig-
sten Mägd-Söhnen/ von den verachteten Galileern/ auß dem Stammen
Aser/ Naphthali/ Sebulon. Arth ließ von Arth nicht/ sie waren nicht
nur pugnaces & strenui, strenge und muthige Streiter (*)/ sondern(*) Teste
Josepho
Lib 3. bell.
c.
2.

auch asumboloi, Sonderlinge/ und gleichsam Katzenrein/ die nicht gern
mit Heyden umgangen/ sondern sich derselben so viel müglich enteussert/
soliti

Non monstrare vias, eadem nisi sacra colenti.

So gar daß dem allbereit erleuchteten Apostel Petro noch dieser rancor
und Schwachheit angehangen/ daher er ungern in Cornelii deß Römi-
schen Hauptmanns Behausung sich erhebt/ er muste erst durch ein son-
derbare vision dazu bewogen werden Act. 10, 28. sagt er: Jhr wisset/
wie es ein ungewohnet Ding ist einem Jüdischen Mann/
sich zuthun/ oder kommen zu einem Fremdlingen; Aber
GOtt hat mir gezeiget/ keinen Menschen gemein oder un-
rein zu heissen.

Jhren Qualitäten nach/ hat Christus außgesandt nicht spitzfindige/
scharff- und tieffsinnige Philosophos, nicht beschwetzte und Zungenferti-
ge Oratores, nicht Römische Raths-Herren/ nicht Fürstliche oder Kö-
nigliche Personen/ nicht Kriegs-Herren und Feld-Obristen/ nicht grosse
Riesen und Giganten, sondern albere/ schlechte/ vor der Welt verachtete
und geringschätzige Discipul und Jünger/ diese solten die gantze Welt un-
ter das süsse Joch JEsu Christi bringen/ und auß dem Heydenthum ein
Christenthum machen. Es waren ungelehrte Idioten und Leyen/
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schickte Leuth/ recht grobe Höltzlin/ auß welchen schwer geweßt ein polites
und artiges Bild zu schnitzlen: Wiewol dazumal nicht mehr allerdings
rohe/ als die in Christi privat- und Hauß-Schul um etwas subigirt und
gehobelt worden; Jedoch warens mathetai lehrbegierige Jünger/ die Chri-
stum gern gehört/ und wo sie bißweilen angestanden/ und ihnen etwas
seltzam und abentheurlich fürkommen/ denselben gefragt/ und erkundiget
wie eins und das ander zuverstehen/ massen sie auch schon zuvor etliche

tyro-
S s 3
Predigt.

Belangend dieſer zwoͤlff Botten Stand und Staat/ in welchem ſie
Chriſtus der Herr angetroffen/ ſo warens dem Gebluͤt und Geſchlecht
nach/ beſchnittene/ gebohrne Juden/ gleichwie auch der Herr den Ca-
nonem
der H. Schrifft/ durch niemand anders als Juden abfaſſen laſ-
ſen/ als von welchen das Heyl unter die Heyden ſolte außbrechen. Undvid. Luth.
Tom. 7.
Witteb.
p. 513. f.
2.

zwar nicht von den Edelſten und freyen Juden/ ſondern den nachguͤltig-
ſten Maͤgd-Soͤhnen/ von den verachteten Galileern/ auß dem Stammen
Aſer/ Naphthali/ Sebulon. Arth ließ von Arth nicht/ ſie waren nicht
nur pugnaces & ſtrenui, ſtrenge und muthige Streiter (*)/ ſondern(*) Teſte
Joſepho
Lib 3. bell.
c.
2.

auch ἀσύμϐολοι, Sonderlinge/ und gleichſam Katzenrein/ die nicht gern
mit Heyden umgangen/ ſondern ſich derſelben ſo viel muͤglich enteuſſert/
ſoliti

Non monſtrare vias, eadem niſi ſacra colenti.

So gar daß dem allbereit erleuchteten Apoſtel Petro noch dieſer rancor
und Schwachheit angehangen/ daher er ungern in Cornelii deß Roͤmi-
ſchen Hauptmanns Behauſung ſich erhebt/ er muſte erſt durch ein ſon-
derbare viſion dazu bewogen werden Act. 10, 28. ſagt er: Jhr wiſſet/
wie es ein ungewohnet Ding iſt einem Juͤdiſchen Mann/
ſich zuthun/ oder kommen zu einem Fremdlingen; Aber
GOtt hat mir gezeiget/ keinen Menſchen gemein oder un-
rein zu heiſſen.

Jhren Qualitaͤten nach/ hat Chriſtus außgeſandt nicht ſpitzfindige/
ſcharff- und tieffſinnige Philoſophos, nicht beſchwetzte und Zungenferti-
ge Oratores, nicht Roͤmiſche Raths-Herren/ nicht Fuͤrſtliche oder Koͤ-
nigliche Perſonen/ nicht Kriegs-Herren und Feld-Obriſten/ nicht groſſe
Rieſen und Giganten, ſondern albere/ ſchlechte/ vor der Welt verachtete
und geringſchaͤtzige Diſcipul und Juͤnger/ dieſe ſolten die gantze Welt un-
ter das ſuͤſſe Joch JEſu Chriſti bringen/ und auß dem Heydenthum ein
Chriſtenthum machen. Es waren ungelehrte Idioten und Leyen/
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ſchickte Leuth/ recht grobe Hoͤltzlin/ auß welchen ſchwer geweßt ein polites
und artiges Bild zu ſchnitzlen: Wiewol dazumal nicht mehr allerdings
rohe/ als die in Chriſti privat- und Hauß-Schul um etwas ſubigirt und
gehobelt worden; Jedoch warens μαθηταὶ lehrbegierige Juͤnger/ die Chri-
ſtum gern gehoͤrt/ und wo ſie bißweilen angeſtanden/ und ihnen etwas
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wie eins und das ander zuverſtehen/ maſſen ſie auch ſchon zuvor etliche

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[325/0349] Predigt. Belangend dieſer zwoͤlff Botten Stand und Staat/ in welchem ſie Chriſtus der Herr angetroffen/ ſo warens dem Gebluͤt und Geſchlecht nach/ beſchnittene/ gebohrne Juden/ gleichwie auch der Herr den Ca- nonem der H. Schrifft/ durch niemand anders als Juden abfaſſen laſ- ſen/ als von welchen das Heyl unter die Heyden ſolte außbrechen. Und zwar nicht von den Edelſten und freyen Juden/ ſondern den nachguͤltig- ſten Maͤgd-Soͤhnen/ von den verachteten Galileern/ auß dem Stammen Aſer/ Naphthali/ Sebulon. Arth ließ von Arth nicht/ ſie waren nicht nur pugnaces & ſtrenui, ſtrenge und muthige Streiter (*)/ ſondern auch ἀσύμϐολοι, Sonderlinge/ und gleichſam Katzenrein/ die nicht gern mit Heyden umgangen/ ſondern ſich derſelben ſo viel muͤglich enteuſſert/ ſoliti vid. Luth. Tom. 7. Witteb. p. 513. f. 2. (*) Teſte Joſepho Lib 3. bell. c. 2. Non monſtrare vias, eadem niſi ſacra colenti. So gar daß dem allbereit erleuchteten Apoſtel Petro noch dieſer rancor und Schwachheit angehangen/ daher er ungern in Cornelii deß Roͤmi- ſchen Hauptmanns Behauſung ſich erhebt/ er muſte erſt durch ein ſon- derbare viſion dazu bewogen werden Act. 10, 28. ſagt er: Jhr wiſſet/ wie es ein ungewohnet Ding iſt einem Juͤdiſchen Mann/ ſich zuthun/ oder kommen zu einem Fremdlingen; Aber GOtt hat mir gezeiget/ keinen Menſchen gemein oder un- rein zu heiſſen. Jhren Qualitaͤten nach/ hat Chriſtus außgeſandt nicht ſpitzfindige/ ſcharff- und tieffſinnige Philoſophos, nicht beſchwetzte und Zungenferti- ge Oratores, nicht Roͤmiſche Raths-Herren/ nicht Fuͤrſtliche oder Koͤ- nigliche Perſonen/ nicht Kriegs-Herren und Feld-Obriſten/ nicht groſſe Rieſen und Giganten, ſondern albere/ ſchlechte/ vor der Welt verachtete und geringſchaͤtzige Diſcipul und Juͤnger/ dieſe ſolten die gantze Welt un- ter das ſuͤſſe Joch JEſu Chriſti bringen/ und auß dem Heydenthum ein Chriſtenthum machen. Es waren ungelehrte Idioten und Leyen/ ἀγ_μματοι Act. 4, 13. Ἰδιῶται τῷ _ό_ῳ 2. Cor. 11/6. uͤbel-beredte unge- ſchickte Leuth/ recht grobe Hoͤltzlin/ auß welchen ſchwer geweßt ein polites und artiges Bild zu ſchnitzlen: Wiewol dazumal nicht mehr allerdings rohe/ als die in Chriſti privat- und Hauß-Schul um etwas ſubigirt und gehobelt worden; Jedoch warens μαθηταὶ lehrbegierige Juͤnger/ die Chri- ſtum gern gehoͤrt/ und wo ſie bißweilen angeſtanden/ und ihnen etwas ſeltzam und abentheurlich fuͤrkommen/ denſelben gefragt/ und erkundiget wie eins und das ander zuverſtehen/ maſſen ſie auch ſchon zuvor etliche tyro- S ſ 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/349>, abgerufen am 22.11.2024.