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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
außgiesse/ sonderlich ist das Land Egypten/ wie dasselbe zur Zeit Mosis und
und Pharaonis deß Tyrannen und Wüterichs gestanden/ ein kleines
Bildlein und Kupfferstücklein gewest/ in welchem der Macrocosmus,
die gantze grosse Welt/ und dero Stand figurirt und gebildet worden.
Egyptenland wurde einsmals so dick finster/ daß mans fast greiffen kun-
te/ sie wurden als die Ungerechte/ der Finsternuß gebundene/ und
der langen Nacht Gefangene/ und als die Flüchtigen lagen
sie unter den Dächern verschlossen/ für der ewigen Weißheit/
und da sie meyneten/ ihre Sünden solten verborgen/ und un-
ter einem blinden Deckel vergessen seyn/ wurden sie grau-
samlich zerstreuet/ und durch Gespenste erschröckt: Dann
auch der Winckel/ darin sie waren/ kunte sie nicht ohne Furcht
bewahren/ da war Gethöne um sie her/ daß sie erschröcket und
scheußliche Larven erschienen/ davon sie sich entsatzten: Das
Feuer vermochte mit keiner Macht ihnen zu leuchten/ noch
die hellen Flammen der Sternen kunten die elende Nacht
liecht machen: Es erschien ihnen aber wol ein selbbrennend
Feuer/ voller Erschröcknuß: Da erschracken sie für solchem
Gespenste/ das noch nichts war/ und dachten es wäre noch
ein ärgers dahinden/ denn das sie sahen/
wie der weise Mann
der Länge nach diesen elenden Zustand beschreibet/ Sap. 17/2. seqq. Wasvide Chri-
steid. Act.
1. Phoen. 1.
pag. 11. &
seqq.

war nun in gleichem Stand die Welt zur Zeit der Apostel/ als ein lauter
leichtloser Jrrsaal/ voller Jrrgeister und Gespenste? Das Liecht der Na-
tur war viel zu schwach sie zuerleuchten/ da war nichts als lauter Confu-
sion,
Blindheit und Unwissenheit in Göttlichen Sachen/ verwahrt mit
dem Riegel eines starcken festen Unglaubens. Egypten war ein rechtes
grosses Götzen-Hauß so verblendet und geschändet/ daß sie auch die unver-
nünfftige Thiere/ die Katzen etc. die leblose Creaturen/ Zwieblen und Knob-
lauch für Götter verehret/ ihre Numina wuchsen ihnen in den Gärten.
Wer wil beschreiben und außsprechen das Heydnische Götzen-Werck Gö-
tzen-Tempel Hayn und Oracula, welche der Teuffel ihme selbst zu Ehren/
dem Allerhöchsten Schöpffer zu trotz in der gantzen Welt gestifftet/ und fast
alle Creaturen/ bald hie bald dort vergöttert/ und wie St. Paulus Rom. 1/
23. seqq. redet: Sie haben verwandelt die Herrligkeit des un-
vergänglichen Gottes in ein Bilde/ gleich dem vergängli-
chen Menschen/ und der Vögel/ und der vierfussigen und
kriechenden Thiere;
So gar auch und so absurd, daß man auch
die blinde Leute die Crepitus oder Winde deß untern Leibes/ die Bläst/

so

Predigt.
außgieſſe/ ſonderlich iſt das Land Egypten/ wie daſſelbe zur Zeit Moſis und
und Pharaonis deß Tyrannen und Wuͤterichs geſtanden/ ein kleines
Bildlein und Kupfferſtuͤcklein geweſt/ in welchem der Macrocoſmus,
die gantze groſſe Welt/ und dero Stand figurirt und gebildet worden.
Egyptenland wurde einsmals ſo dick finſter/ daß mans faſt greiffen kun-
te/ ſie wurden als die Ungerechte/ der Finſternůß gebundene/ und
der langen Nacht Gefangene/ und als die Fluͤchtigen lagen
ſie unter den Daͤchern verſchloſſen/ fuͤr der ewigen Weißheit/
und da ſie meyneten/ ihre Suͤnden ſolten verborgen/ und un-
ter einem blinden Deckel vergeſſen ſeyn/ wurden ſie grau-
ſamlich zerſtreuet/ und durch Geſpenſte erſchroͤckt: Dann
auch der Winckel/ darin ſie waren/ kunte ſie nicht ohne Furcht
bewahren/ da war Gethoͤne um ſie her/ daß ſie erſchroͤcket und
ſcheußliche Larven erſchienen/ davon ſie ſich entſatzten: Das
Feuer vermochte mit keiner Macht ihnen zu leuchten/ noch
die hellen Flammen der Sternen kunten die elende Nacht
liecht machen: Es erſchien ihnen aber wol ein ſelbbrennend
Feuer/ voller Erſchroͤcknůß: Da erſchracken ſie fuͤr ſolchem
Geſpenſte/ das noch nichts war/ und dachten es waͤre noch
ein aͤrgers dahinden/ denn das ſie ſahen/
wie der weiſe Mann
der Laͤnge nach dieſen elenden Zuſtand beſchreibet/ Sap. 17/2. ſeqq. Wasvide Chri-
ſteid. Act.
1. Phœn. 1.
pag. 11. &
ſeqq.

war nun in gleichem Stand die Welt zur Zeit der Apoſtel/ als ein lauter
leichtloſer Jrꝛſaal/ voller Jrꝛgeiſter und Geſpenſte? Das Liecht der Na-
tur war viel zu ſchwach ſie zuerleuchten/ da war nichts als lauter Confu-
ſion,
Blindheit und Unwiſſenheit in Goͤttlichen Sachen/ verwahrt mit
dem Riegel eines ſtarcken feſten Unglaubens. Egypten war ein rechtes
groſſes Goͤtzen-Hauß ſo verblendet und geſchaͤndet/ daß ſie auch die unver-
nuͤnfftige Thiere/ die Katzen ꝛc. die lebloſe Creaturen/ Zwieblen und Knob-
lauch fuͤr Goͤtter verehret/ ihre Numina wuchſen ihnen in den Gaͤrten.
Wer wil beſchreiben und außſprechen das Heydniſche Goͤtzen-Werck Goͤ-
tzen-Tempel Hayn und Oracula, welche der Teuffel ihme ſelbſt zu Ehren/
dem Allerhoͤchſten Schoͤpffer zu trotz in der gantzen Welt geſtifftet/ und faſt
alle Creaturen/ bald hie bald dort vergoͤttert/ und wie St. Paulus Rom. 1/
23. ſeqq. redet: Sie haben verwandelt die Herꝛligkeit des un-
vergaͤnglichen Gottes in ein Bilde/ gleich dem vergaͤngli-
chen Menſchen/ und der Voͤgel/ und der vierfůſſigen und
kriechenden Thiere;
So gar auch und ſo abſurd, daß man auch
die blinde Leute die Crepitus oder Winde deß untern Leibes/ die Blaͤſt/

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[471/0495] Predigt. außgieſſe/ ſonderlich iſt das Land Egypten/ wie daſſelbe zur Zeit Moſis und und Pharaonis deß Tyrannen und Wuͤterichs geſtanden/ ein kleines Bildlein und Kupfferſtuͤcklein geweſt/ in welchem der Macrocoſmus, die gantze groſſe Welt/ und dero Stand figurirt und gebildet worden. Egyptenland wurde einsmals ſo dick finſter/ daß mans faſt greiffen kun- te/ ſie wurden als die Ungerechte/ der Finſternůß gebundene/ und der langen Nacht Gefangene/ und als die Fluͤchtigen lagen ſie unter den Daͤchern verſchloſſen/ fuͤr der ewigen Weißheit/ und da ſie meyneten/ ihre Suͤnden ſolten verborgen/ und un- ter einem blinden Deckel vergeſſen ſeyn/ wurden ſie grau- ſamlich zerſtreuet/ und durch Geſpenſte erſchroͤckt: Dann auch der Winckel/ darin ſie waren/ kunte ſie nicht ohne Furcht bewahren/ da war Gethoͤne um ſie her/ daß ſie erſchroͤcket und ſcheußliche Larven erſchienen/ davon ſie ſich entſatzten: Das Feuer vermochte mit keiner Macht ihnen zu leuchten/ noch die hellen Flammen der Sternen kunten die elende Nacht liecht machen: Es erſchien ihnen aber wol ein ſelbbrennend Feuer/ voller Erſchroͤcknůß: Da erſchracken ſie fuͤr ſolchem Geſpenſte/ das noch nichts war/ und dachten es waͤre noch ein aͤrgers dahinden/ denn das ſie ſahen/ wie der weiſe Mann der Laͤnge nach dieſen elenden Zuſtand beſchreibet/ Sap. 17/2. ſeqq. Was war nun in gleichem Stand die Welt zur Zeit der Apoſtel/ als ein lauter leichtloſer Jrꝛſaal/ voller Jrꝛgeiſter und Geſpenſte? Das Liecht der Na- tur war viel zu ſchwach ſie zuerleuchten/ da war nichts als lauter Confu- ſion, Blindheit und Unwiſſenheit in Goͤttlichen Sachen/ verwahrt mit dem Riegel eines ſtarcken feſten Unglaubens. Egypten war ein rechtes groſſes Goͤtzen-Hauß ſo verblendet und geſchaͤndet/ daß ſie auch die unver- nuͤnfftige Thiere/ die Katzen ꝛc. die lebloſe Creaturen/ Zwieblen und Knob- lauch fuͤr Goͤtter verehret/ ihre Numina wuchſen ihnen in den Gaͤrten. Wer wil beſchreiben und außſprechen das Heydniſche Goͤtzen-Werck Goͤ- tzen-Tempel Hayn und Oracula, welche der Teuffel ihme ſelbſt zu Ehren/ dem Allerhoͤchſten Schoͤpffer zu trotz in der gantzen Welt geſtifftet/ und faſt alle Creaturen/ bald hie bald dort vergoͤttert/ und wie St. Paulus Rom. 1/ 23. ſeqq. redet: Sie haben verwandelt die Herꝛligkeit des un- vergaͤnglichen Gottes in ein Bilde/ gleich dem vergaͤngli- chen Menſchen/ und der Voͤgel/ und der vierfůſſigen und kriechenden Thiere; So gar auch und ſo abſurd, daß man auch die blinde Leute die Crepitus oder Winde deß untern Leibes/ die Blaͤſt/ ſo vide Chri- ſteid. Act. 1. Phœn. 1. pag. 11. & ſeqq.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/495>, abgerufen am 22.11.2024.