Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Die dreyzehende
rechten Mutter/ die vor dem Könige Salomon mit einem andern Weibe
um die wahre Mutterschafft gestritten: Diese wil einiger Noth Mater &
Magistra fidei
heissen/ und auff solchen Titul hohe Majestäten und Ge-
rechtigkeit gründen; aber das Schwerd deß Geistes hats bald außge-
macht: Das Jerusalem das droben ist/ das ist/ das geistliche Jerusalem/
welches in der leiblichen Stadt Jerusalem von Christo und seinen Apo-
steln erbauet worden/ das ist unser aller Mutter/ schreibt St. Paulus.
Massen auch die heiligen Väter und versammleten Bischöffe zu Constan-
tinopel den Römischen fein artig auff das Brod gestrichen/ da sie (sind
(*) Tom.
7. Witt. p.

525.
Lutheri Wort (*)) die Kirche zu Jerusalem nennen/ die Mutter
aller Kirchen/ Ursach/ da ist Christus der HERR selber Bi-
schoff gewest/ und zum Wahrzeichen sich selbst am Creutz ge-
opffert für aller Welt Sünde; Daselbst ist der heilige Geist
am Pfingsttage vom Himmel gegeben/ hernach alle Apostel
sämptlich (nicht allein Petrus/ davon sich der Bischoff zu
Rom rühmet) die Kirchen regiert haben. Solcher Dingen
ist gar keines zu Rom geschehen/ damit vermahnen sie säu-
berlich den Bischoff zu Rom/ daß er bedencken solle/ es fehle
noch weit/ daß er nicht Bischoff sey zu Jerusalem in der Mut-
ter-Kirchen/ sondern seine Kirche zu Rom sey eine Tochter-
Kirche/ als die nicht habe Christum gehabt/ noch die Apostel/
oder Jerusalem zum Glauben bracht/ sondern er sey mit sei-
ner Kirchen durch jene zum Glauben bracht: Wie St. Pau-
lus die Corinther auch eben damit demütiget/ daß von ihnen
das Evangelium nicht kommen/ sondern von andern zu ih-
nen kommen sey.
Bißher Luth. Flieget auß dem up eroo oder Tauv-
hauß/ dem Söller/ auff welchem sie versamlet gewest/ und von dem Heil.
Geist als einer Brut-Tauben außgebrütet worden/ sie solten Tauben-Art
an sich haben/ seyd ohne falsch wie die Tauben/ sagt Christus zu
ihnen Matth. 10/16. Thut euere tapffere Kriegs-Züge auß dem Zeughau-
se. Jst geschehen/ da sie mit der Krafft auß der Höhe angezogen/ außgerü-
stet/ außstaffiret/ fest gestiefelt und wol gewaffnet sich ins weite breite grosse
Welt-Feld gelagert/ und in solcher positur und figur dem Propheten Da-
vid im Geist erschienen/ Ps. 68/12. seqq. Der HErrgibt das Wort
mit grossen Schaaren der Evangelisten/ die Könige der Heer-
schaaren sind untereinander Freunde/ und die Hauß-Ehre
theilet den Raub auß/ wenn ihr zu Felde ligt/ so gläntz ets als
der Tauben-Flügel/ die wie Silber und Gold schimmern/

wenn

Die dreyzehende
rechten Mutter/ die vor dem Koͤnige Salomon mit einem andern Weibe
um die wahre Mutterſchafft geſtritten: Dieſe wil einiger Noth Mater &
Magiſtra fidei
heiſſen/ und auff ſolchen Titul hohe Majeſtaͤten und Ge-
rechtigkeit gruͤnden; aber das Schwerd deß Geiſtes hats bald außge-
macht: Das Jeruſalem das droben iſt/ das iſt/ das geiſtliche Jeruſalem/
welches in der leiblichen Stadt Jeruſalem von Chriſto und ſeinen Apo-
ſteln erbauet worden/ das iſt unſer aller Mutter/ ſchreibt St. Paulus.
Maſſen auch die heiligen Vaͤter und verſam̃leten Biſchoͤffe zu Conſtan-
tinopel den Roͤmiſchen fein artig auff das Brod geſtrichen/ da ſie (ſind
(*) Tom.
7. Witt. p.

525.
Lutheri Wort (*)) die Kirche zu Jeruſalem nennen/ die Mutter
aller Kirchen/ Urſach/ da iſt Chriſtus der HERR ſelber Bi-
ſchoff geweſt/ und zum Wahrzeichen ſich ſelbſt am Creutz ge-
opffert fuͤr aller Welt Suͤnde; Daſelbſt iſt der heilige Geiſt
am Pfingſttage vom Himmel gegeben/ hernach alle Apoſtel
ſaͤmptlich (nicht allein Petrus/ davon ſich der Biſchoff zu
Rom ruͤhmet) die Kirchen regiert haben. Solcher Dingen
iſt gar keines zu Rom geſchehen/ damit vermahnen ſie ſaͤu-
berlich den Biſchoff zu Rom/ daß er bedencken ſolle/ es fehle
noch weit/ daß er nicht Biſchoff ſey zu Jeruſalem in der Mut-
ter-Kirchen/ ſondern ſeine Kirche zu Rom ſey eine Tochter-
Kirche/ als die nicht habe Chriſtum gehabt/ noch die Apoſtel/
oder Jeruſalem zum Glauben bracht/ ſondern er ſey mit ſei-
ner Kirchen durch jene zum Glauben bracht: Wie St. Pau-
lus die Corinther auch eben damit demuͤtiget/ daß von ihnen
das Evangelium nicht kommen/ ſondern von andern zu ih-
nen kommen ſey.
Bißher Luth. Flieget auß dem ὑϖ εϱώῳ oder Tauv-
hauß/ dem Soͤller/ auff welchem ſie verſamlet geweſt/ und von dem Heil.
Geiſt als einer Brut-Tauben außgebruͤtet worden/ ſie ſolten Tauben-Art
an ſich haben/ ſeyd ohne falſch wie die Tauben/ ſagt Chriſtus zu
ihnen Matth. 10/16. Thut euere tapffere Kriegs-Zuͤge auß dem Zeughau-
ſe. Jſt geſchehen/ da ſie mit der Krafft auß der Hoͤhe angezogen/ außgeruͤ-
ſtet/ außſtaffiret/ feſt geſtiefelt und wol gewaffnet ſich ins weite breite groſſe
Welt-Feld gelagert/ und in ſolcher poſitur und figur dem Propheten Da-
vid im Geiſt erſchienen/ Pſ. 68/12. ſeqq. Der HErꝛgibt das Wort
mit groſſen Schaaren der Evangeliſten/ die Koͤnige der Heer-
ſchaaren ſind untereinander Freunde/ und die Hauß-Ehre
theilet den Raub auß/ wenn ihr zu Felde ligt/ ſo glaͤntz ets als
der Tauben-Fluͤgel/ die wie Silber und Gold ſchimmern/

wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0516" n="492"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die dreyzehende</hi></fw><lb/>
rechten Mutter/ die vor dem Ko&#x0364;nige Salomon mit einem andern Weibe<lb/>
um die wahre Mutter&#x017F;chafft ge&#x017F;tritten: Die&#x017F;e wil einiger Noth <hi rendition="#aq">Mater &amp;<lb/>
Magi&#x017F;tra fidei</hi> hei&#x017F;&#x017F;en/ und auff &#x017F;olchen Titul hohe Maje&#x017F;ta&#x0364;ten und Ge-<lb/>
rechtigkeit gru&#x0364;nden; aber das Schwerd deß Gei&#x017F;tes hats bald außge-<lb/>
macht: Das Jeru&#x017F;alem das droben i&#x017F;t/ das i&#x017F;t/ das gei&#x017F;tliche Jeru&#x017F;alem/<lb/>
welches in der leiblichen Stadt Jeru&#x017F;alem von Chri&#x017F;to und &#x017F;einen Apo-<lb/>
&#x017F;teln erbauet worden/ das i&#x017F;t <hi rendition="#fr">un&#x017F;er aller Mutter/</hi> &#x017F;chreibt St. Paulus.<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;en auch die heiligen Va&#x0364;ter und ver&#x017F;am&#x0303;leten Bi&#x017F;cho&#x0364;ffe zu Con&#x017F;tan-<lb/>
tinopel den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen fein artig auff das Brod ge&#x017F;trichen/ <hi rendition="#fr">da &#x017F;ie</hi> (&#x017F;ind<lb/><note place="left">(*) <hi rendition="#aq">Tom.<lb/>
7. Witt. p.</hi><lb/>
525.</note>Lutheri Wort (*)) <hi rendition="#fr">die Kirche zu Jeru&#x017F;alem nennen/ die Mutter<lb/>
aller Kirchen/ Ur&#x017F;ach/ da i&#x017F;t Chri&#x017F;tus der HERR &#x017F;elber Bi-<lb/>
&#x017F;choff gewe&#x017F;t/ und zum Wahrzeichen &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t am Creutz ge-<lb/>
opffert fu&#x0364;r aller Welt Su&#x0364;nde; Da&#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t der heilige Gei&#x017F;t<lb/>
am Pfing&#x017F;ttage vom Himmel gegeben/ hernach alle Apo&#x017F;tel<lb/>
&#x017F;a&#x0364;mptlich (nicht allein Petrus/ davon &#x017F;ich der Bi&#x017F;choff zu<lb/>
Rom ru&#x0364;hmet) die Kirchen regiert haben. Solcher Dingen<lb/>
i&#x017F;t gar keines zu Rom ge&#x017F;chehen/ damit vermahnen &#x017F;ie &#x017F;a&#x0364;u-<lb/>
berlich den Bi&#x017F;choff zu Rom/ daß er bedencken &#x017F;olle/ es fehle<lb/>
noch weit/ daß er nicht Bi&#x017F;choff &#x017F;ey zu Jeru&#x017F;alem in der Mut-<lb/>
ter-Kirchen/ &#x017F;ondern &#x017F;eine Kirche zu Rom &#x017F;ey eine Tochter-<lb/>
Kirche/ als die nicht habe Chri&#x017F;tum gehabt/ noch die Apo&#x017F;tel/<lb/>
oder Jeru&#x017F;alem zum Glauben bracht/ &#x017F;ondern er &#x017F;ey mit &#x017F;ei-<lb/>
ner Kirchen durch jene zum Glauben bracht: Wie St. Pau-<lb/>
lus die Corinther auch eben damit demu&#x0364;tiget/ daß von ihnen<lb/>
das Evangelium nicht kommen/ &#x017F;ondern von andern zu ih-<lb/>
nen kommen &#x017F;ey.</hi> Bißher Luth. Flieget auß dem &#x1F51;&#x03D6; &#x03B5;&#x03F1;&#x03CE;&#x1FF3; oder Tauv-<lb/>
hauß/ dem So&#x0364;ller/ auff welchem &#x017F;ie ver&#x017F;amlet gewe&#x017F;t/ und von dem Heil.<lb/>
Gei&#x017F;t als einer Brut-Tauben außgebru&#x0364;tet worden/ &#x017F;ie &#x017F;olten Tauben-Art<lb/>
an &#x017F;ich haben/ <hi rendition="#fr">&#x017F;eyd ohne fal&#x017F;ch wie die Tauben/</hi> &#x017F;agt Chri&#x017F;tus zu<lb/>
ihnen Matth. 10/16. Thut euere tapffere Kriegs-Zu&#x0364;ge auß dem Zeughau-<lb/>
&#x017F;e. J&#x017F;t ge&#x017F;chehen/ da &#x017F;ie mit der Krafft auß der Ho&#x0364;he angezogen/ außgeru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;tet/ auß&#x017F;taffiret/ fe&#x017F;t ge&#x017F;tiefelt und wol gewaffnet &#x017F;ich ins weite breite gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Welt-Feld gelagert/ und in &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">po&#x017F;itur</hi> und <hi rendition="#aq">figur</hi> dem Propheten Da-<lb/>
vid im Gei&#x017F;t er&#x017F;chienen/ P&#x017F;. 68/12. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi> <hi rendition="#fr">Der HEr&#xA75B;gibt das Wort<lb/>
mit gro&#x017F;&#x017F;en Schaaren der Evangeli&#x017F;ten/ die Ko&#x0364;nige der Heer-<lb/>
&#x017F;chaaren &#x017F;ind untereinander Freunde/ und die Hauß-Ehre<lb/>
theilet den Raub auß/ wenn ihr zu Felde ligt/ &#x017F;o gla&#x0364;ntz ets als<lb/>
der Tauben-Flu&#x0364;gel/ die wie Silber und Gold &#x017F;chimmern/</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">wenn</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[492/0516] Die dreyzehende rechten Mutter/ die vor dem Koͤnige Salomon mit einem andern Weibe um die wahre Mutterſchafft geſtritten: Dieſe wil einiger Noth Mater & Magiſtra fidei heiſſen/ und auff ſolchen Titul hohe Majeſtaͤten und Ge- rechtigkeit gruͤnden; aber das Schwerd deß Geiſtes hats bald außge- macht: Das Jeruſalem das droben iſt/ das iſt/ das geiſtliche Jeruſalem/ welches in der leiblichen Stadt Jeruſalem von Chriſto und ſeinen Apo- ſteln erbauet worden/ das iſt unſer aller Mutter/ ſchreibt St. Paulus. Maſſen auch die heiligen Vaͤter und verſam̃leten Biſchoͤffe zu Conſtan- tinopel den Roͤmiſchen fein artig auff das Brod geſtrichen/ da ſie (ſind Lutheri Wort (*)) die Kirche zu Jeruſalem nennen/ die Mutter aller Kirchen/ Urſach/ da iſt Chriſtus der HERR ſelber Bi- ſchoff geweſt/ und zum Wahrzeichen ſich ſelbſt am Creutz ge- opffert fuͤr aller Welt Suͤnde; Daſelbſt iſt der heilige Geiſt am Pfingſttage vom Himmel gegeben/ hernach alle Apoſtel ſaͤmptlich (nicht allein Petrus/ davon ſich der Biſchoff zu Rom ruͤhmet) die Kirchen regiert haben. Solcher Dingen iſt gar keines zu Rom geſchehen/ damit vermahnen ſie ſaͤu- berlich den Biſchoff zu Rom/ daß er bedencken ſolle/ es fehle noch weit/ daß er nicht Biſchoff ſey zu Jeruſalem in der Mut- ter-Kirchen/ ſondern ſeine Kirche zu Rom ſey eine Tochter- Kirche/ als die nicht habe Chriſtum gehabt/ noch die Apoſtel/ oder Jeruſalem zum Glauben bracht/ ſondern er ſey mit ſei- ner Kirchen durch jene zum Glauben bracht: Wie St. Pau- lus die Corinther auch eben damit demuͤtiget/ daß von ihnen das Evangelium nicht kommen/ ſondern von andern zu ih- nen kommen ſey. Bißher Luth. Flieget auß dem ὑϖ εϱώῳ oder Tauv- hauß/ dem Soͤller/ auff welchem ſie verſamlet geweſt/ und von dem Heil. Geiſt als einer Brut-Tauben außgebruͤtet worden/ ſie ſolten Tauben-Art an ſich haben/ ſeyd ohne falſch wie die Tauben/ ſagt Chriſtus zu ihnen Matth. 10/16. Thut euere tapffere Kriegs-Zuͤge auß dem Zeughau- ſe. Jſt geſchehen/ da ſie mit der Krafft auß der Hoͤhe angezogen/ außgeruͤ- ſtet/ außſtaffiret/ feſt geſtiefelt und wol gewaffnet ſich ins weite breite groſſe Welt-Feld gelagert/ und in ſolcher poſitur und figur dem Propheten Da- vid im Geiſt erſchienen/ Pſ. 68/12. ſeqq. Der HErꝛgibt das Wort mit groſſen Schaaren der Evangeliſten/ die Koͤnige der Heer- ſchaaren ſind untereinander Freunde/ und die Hauß-Ehre theilet den Raub auß/ wenn ihr zu Felde ligt/ ſo glaͤntz ets als der Tauben-Fluͤgel/ die wie Silber und Gold ſchimmern/ wenn (*) Tom. 7. Witt. p. 525.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/516
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/516>, abgerufen am 16.07.2024.