Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Die ein und zwantzigste Darum habe ich noch ein mehrers zu sagen! Von der kleinen Catechismus- WAs verstehet denn erstlich der Apostel durch die Das hindert es unter dem Titul der Einfalt/ unter dero Decke er Blindmauß spielet/
reitzt diesen oder jenen Josuam, daß er aus fleischlichen affecten und blindem Eiffer sagt: Wehre ihnen! Sie möchten allzugelehrt werden/ unser Wissen soll Stückwerck seyn und bleiben: Solche höhere Sachen gehören in die Schul und nicht auff die Cantzel. Auch die/ welche vorwenden/ unsere Vorfahren seyen eben so wol selig worden/ als wir/ ob sie schon eben so viel Liechts nicht gehabt/ als wie man heutiges Tags erfordern wil/ und was dergleichen Faulküssen mehr seye/ grad/ als wolte ein Student sagen/ er hätte nicht noth höher zu steigen/ sondern mit dem/ was er im Gymnasio gelernt hat/ content zu seyn. Der Pfundwucher sey umbsonst. Die ein und zwantzigſte Darum habe ich noch ein mehrers zu ſagen! Von der kleinen Catechiſmus- WAs verſtehet denn erſtlich der Apoſtel durch die Das hindert es unter dem Titul der Einfalt/ unter dero Decke er Blindmauß ſpielet/
reitzt dieſen oder jenen Joſuam, daß er aus fleiſchlichen affecten und blindem Eiffer ſagt: Wehre ihnen! Sie moͤchten allzugelehrt werden/ unſer Wiſſen ſoll Stuͤckwerck ſeyn und bleiben: Solche hoͤhere Sachen gehoͤren in die Schul und nicht auff die Cantzel. Auch die/ welche vorwenden/ unſere Vorfahren ſeyen eben ſo wol ſelig worden/ als wir/ ob ſie ſchon eben ſo viel Liechts nicht gehabt/ als wie man heutiges Tags erfordern wil/ und was dergleichen Faulkuͤſſen mehr ſeye/ grad/ als wolte ein Student ſagen/ er haͤtte nicht noth hoͤher zu ſteigen/ ſondern mit dem/ was er im Gymnaſio gelernt hat/ content zu ſeyn. Der Pfundwucher ſey umbſonſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0670" n="646"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die ein und zwantzigſte</hi> </fw><lb/> <note xml:id="seg2pn_9_2" prev="#seg2pn_9_1" place="foot" n="(*)">hindert es unter dem Titul der Einfalt/ unter dero Decke er Blindmauß ſpielet/<lb/> reitzt dieſen oder jenen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Joſuam,</hi></hi> daß er aus fleiſchlichen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">affect</hi></hi>en und blindem<lb/> Eiffer ſagt: Wehre ihnen! Sie moͤchten allzugelehrt werden/ unſer Wiſſen ſoll<lb/> Stuͤckwerck ſeyn und bleiben: Solche hoͤhere Sachen gehoͤren in die Schul und<lb/> nicht auff die Cantzel. Auch die/ welche vorwenden/ unſere Vorfahren ſeyen<lb/> eben ſo wol ſelig worden/ als wir/ ob ſie ſchon eben ſo viel Liechts nicht gehabt/ als<lb/> wie man heutiges Tags erfordern wil/ und was dergleichen Faulkuͤſſen mehr ſeye/<lb/> grad/ als wolte ein Student ſagen/ er haͤtte nicht noth hoͤher zu ſteigen/ ſondern<lb/> mit dem/ was er im <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gymnaſio</hi></hi> gelernt hat/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">content</hi></hi> zu ſeyn. Der Pfundwucher<lb/> ſey umbſonſt.</note><lb/> <p>Darum habe ich noch ein mehrers zu ſagen! Von der kleinen Catechiſmus-<lb/> Milch iſt in voriger Predigt gnug geſagt und gehandelt worden. Folget<lb/> die ſtarcke Speiſe der mehrern Vollkommenheit deß groͤſſern Catechiſmi/<lb/> welche (noch halt unſerer hieſigen Kirchen-Ordnung <hi rendition="#aq">pag.</hi> 80.) nichts an-<lb/> ders iſt/ <hi rendition="#fr">denn eine nuͤtzliche und gruͤndliche Erklaͤrung deß<lb/> kleinen Catechiſmi/ daraus beydes die Lehrer und Zuhoͤrer<lb/> Bericht empfangen moͤgen/ wie die Hauptſtuͤcke unſerer<lb/> wahren Religion außzulegen und zu verſtehen ſeyn/ in der<lb/> ſeligmachenden Erkaͤntnuͤß Gottes/</hi> anzuzeigen/ wie die Chriſtli-<lb/> che Lehrer ferner die gewachſenen Chriſten mit ſtarcken Trachten abſpeiſen<lb/> ſollen: Was ſtarcke Speiſe heiſſe? wie dieſelbe zu tractiren und auffzutra-<lb/> gen? ob ſie auch noͤthig ſeyn? Alles nach Anleitung der Apoſtoliſchen<lb/> Worte/ Hebr. 5/12. <hi rendition="#fr">Und die ihr ſoltet laͤngſt Meiſter ſeyn/ be-<lb/> doͤrfft ihr wiederumb/ daß man euch die erſten Buchſtaben der<lb/> Goͤttlichen Wort lehre/ und daß man euch noch Milch ge-<lb/> be/ und nicht ſtarcke Speiſe/ ꝛc.</hi> Der HErr helffe! Amen.</p><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi><hi rendition="#fr">As verſtehet denn erſtlich der Apoſtel durch die<lb/> ſtarcke</hi> (der Milch entgegen geſetzte) <hi rendition="#fr">Speiſe?</hi> Das zeiget<lb/> nicht nur Chriſtus der <hi rendition="#g">HERR</hi> ſelbſt an <hi rendition="#aq">parabolicè</hi> und<lb/> Gleichnuͤßweiſe/ worin er das <hi rendition="#aq">objectum</hi> und die Speiſe der geiſtlichen<lb/> Nieſſung/ das iſt/ deß Glaubens-Manna/ Brod und Fleiſch nennet/<lb/> Beym H. Evangeliſten Johanne Cap. 6/49. 50. 51. <hi rendition="#fr">Euere Vaͤter<lb/> haben Manna geſſen in der Wuͤſten und ſind geſtorben/ diß<lb/> iſt das Brod/ das vom Himmel kompt/ auf daß/ wer davon<lb/> iſſet/ nicht ſterbe. Jch bin das lebendige Brod vom Himmel<lb/> kommen/ wer von dieſem Brod eſſen wird/ der wird leben in<lb/> Ewigkeit/ und das Brod/ das ich ihm geben werde/ iſt mein<lb/> Fleiſch/ welches ich geben werde fuͤr das Leben der Welt.</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [646/0670]
Die ein und zwantzigſte
(*)
Darum habe ich noch ein mehrers zu ſagen! Von der kleinen Catechiſmus-
Milch iſt in voriger Predigt gnug geſagt und gehandelt worden. Folget
die ſtarcke Speiſe der mehrern Vollkommenheit deß groͤſſern Catechiſmi/
welche (noch halt unſerer hieſigen Kirchen-Ordnung pag. 80.) nichts an-
ders iſt/ denn eine nuͤtzliche und gruͤndliche Erklaͤrung deß
kleinen Catechiſmi/ daraus beydes die Lehrer und Zuhoͤrer
Bericht empfangen moͤgen/ wie die Hauptſtuͤcke unſerer
wahren Religion außzulegen und zu verſtehen ſeyn/ in der
ſeligmachenden Erkaͤntnuͤß Gottes/ anzuzeigen/ wie die Chriſtli-
che Lehrer ferner die gewachſenen Chriſten mit ſtarcken Trachten abſpeiſen
ſollen: Was ſtarcke Speiſe heiſſe? wie dieſelbe zu tractiren und auffzutra-
gen? ob ſie auch noͤthig ſeyn? Alles nach Anleitung der Apoſtoliſchen
Worte/ Hebr. 5/12. Und die ihr ſoltet laͤngſt Meiſter ſeyn/ be-
doͤrfft ihr wiederumb/ daß man euch die erſten Buchſtaben der
Goͤttlichen Wort lehre/ und daß man euch noch Milch ge-
be/ und nicht ſtarcke Speiſe/ ꝛc. Der HErr helffe! Amen.
WAs verſtehet denn erſtlich der Apoſtel durch die
ſtarcke (der Milch entgegen geſetzte) Speiſe? Das zeiget
nicht nur Chriſtus der HERR ſelbſt an parabolicè und
Gleichnuͤßweiſe/ worin er das objectum und die Speiſe der geiſtlichen
Nieſſung/ das iſt/ deß Glaubens-Manna/ Brod und Fleiſch nennet/
Beym H. Evangeliſten Johanne Cap. 6/49. 50. 51. Euere Vaͤter
haben Manna geſſen in der Wuͤſten und ſind geſtorben/ diß
iſt das Brod/ das vom Himmel kompt/ auf daß/ wer davon
iſſet/ nicht ſterbe. Jch bin das lebendige Brod vom Himmel
kommen/ wer von dieſem Brod eſſen wird/ der wird leben in
Ewigkeit/ und das Brod/ das ich ihm geben werde/ iſt mein
Fleiſch/ welches ich geben werde fuͤr das Leben der Welt.
Das
(*) hindert es unter dem Titul der Einfalt/ unter dero Decke er Blindmauß ſpielet/
reitzt dieſen oder jenen Joſuam, daß er aus fleiſchlichen affecten und blindem
Eiffer ſagt: Wehre ihnen! Sie moͤchten allzugelehrt werden/ unſer Wiſſen ſoll
Stuͤckwerck ſeyn und bleiben: Solche hoͤhere Sachen gehoͤren in die Schul und
nicht auff die Cantzel. Auch die/ welche vorwenden/ unſere Vorfahren ſeyen
eben ſo wol ſelig worden/ als wir/ ob ſie ſchon eben ſo viel Liechts nicht gehabt/ als
wie man heutiges Tags erfordern wil/ und was dergleichen Faulkuͤſſen mehr ſeye/
grad/ als wolte ein Student ſagen/ er haͤtte nicht noth hoͤher zu ſteigen/ ſondern
mit dem/ was er im Gymnaſio gelernt hat/ content zu ſeyn. Der Pfundwucher
ſey umbſonſt.
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