Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. ren. Den Vorsatz kan niemand läugnen. Er ist in der St. Pauli Epistelan die Thessalonicher und in der himmlischen Offenbahrung St. Johan- nis fest gegründet. Der Nachsatz ist auß Lutheri Schrifften und Büchern klar/ vor ihm konte und dorffte niemand den Antichrist also heuter und klar offenbahren/ als Lutherus gethan. Vorhin war es noch ein duncke- les Geheimnuß. Der helle Tag der vollkommenen Erfahrenheit war noch nicht völlig erschienen. Keine Weissagung kan erfüllet werden/ ohne durch deroselben Event, und würcklich gemachte Darstellung. Gleich- wie auch vor der Fülle der Zeit deß erschienenen Messiä/ vor praesentirung der jenigen Kenn- und Merckzeichen/ davon die Propheten geweissaget/ eigentlich nicht hat können die Person benamset/ und mit Fingern gedeutet werden/ die der Messias seyn solte. Deßwegen wir auch die lieben heiligen Väter und alte Lehrer der Kirchen wol für entschuldiget halten/ die aller- hand seltzame und irrige Meynungen vom künfftigen Antichrist geführet; Es war damal noch ein Geheimnuß/ sie kuntens nicht besser wissen/ musten nur diviniren und rathen. Aber Luthero ist ein Liecht auffgegangen/ und ein großmüthig Löwen-Hertz gegeben worden/ daß er hat können und dörf- fen mit Fingern deuten auff die von St. Paulo bezeichnete Person des Widerchrists. Er ist vermittelst der Truckerey-Flügel mitten durch den Kirchen-Himmel geflogen/ und das ewige/ pure/ lautere/ unvermischte Evangelium geprediget/ und den gefangenen auß dem Römischen Baby- lon außgeruffen. Wohin demnach gehört der dreyfache/ starck impri- mirte/ und mit dem Event übereinstimmende/ folgende Göttliche Traum/ der Churfürst Friderich seligsten Andenckens geträumet. Wie nemlich ein Mönch mit vielen Heiligen begleitet/ vom Himmel zu ihme sey gekom- men/ und begehrt/ ob er ihm wolle erlauben/ daß er etliche Theses an die Schloß-Kirche möchte anschlagen? Er habe aber mit solchen groben Fra- ctur-Buchstaben geschrieben/ daß man auch die Schrifft zu Schweinitz lesen können/ der äusserste Theil der Feder habe biß nach Rom gereicht/ und seye durch die beyde Ohren des Löwen/ so daselbst gelegen/ gegangen/ und von dannen die dreyfache Cron des Pabsts dermassen berührt/ daß sie fast begunte zu fallen: Er habe aber gehört/ daß der Mönch dieselbe Feder bekommen auß einem Flügel einer Böhmischen Gans. Johann Hussen letste Weissagungs-Wort lassen sich auch hören: Heut/ sagt er/ werdet ihr eine Ganß (dann das bedeut Huß in Böhmischer Sprache) braten/ über hundert Jahr wird auß meiner Asche ein Schwan entstehen/ den wer- det ihr müssen ungebraten lassen. Jn Luthero haben sich herfür gethan damal gantz ungewöhnliche/ sonderbare/ hohe/ heroische Gaben/ Mund und Achter Theil. J i i i i
Predigt. ren. Den Vorſatz kan niemand laͤugnen. Er iſt in der St. Pauli Epiſtelan die Theſſalonicher und in der himmliſchen Offenbahrung St. Johan- nis feſt gegruͤndet. Der Nachſatz iſt auß Lutheri Schrifften und Buͤchern klar/ vor ihm konte und dorffte niemand den Antichriſt alſo heuter und klar offenbahren/ als Lutherus gethan. Vorhin war es noch ein duncke- les Geheimnuß. Der helle Tag der vollkommenen Erfahrenheit war noch nicht voͤllig erſchienen. Keine Weiſſagung kan erfuͤllet werden/ ohne durch deroſelben Event, und wuͤrcklich gemachte Darſtellung. Gleich- wie auch vor der Fuͤlle der Zeit deß erſchienenen Meſſiaͤ/ vor præſentirung der jenigen Kenn- und Merckzeichen/ davon die Propheten geweiſſaget/ eigentlich nicht hat koͤnnen die Perſon benamſet/ und mit Fingern gedeutet werden/ die der Meſſias ſeyn ſolte. Deßwegen wir auch die lieben heiligen Vaͤter und alte Lehrer der Kirchen wol fuͤr entſchuldiget halten/ die aller- hand ſeltzame und irrige Meynungen vom kuͤnfftigen Antichriſt geführet; Es war damal noch ein Geheimnuß/ ſie kuntens nicht beſſer wiſſen/ muſten nur diviniren und rathen. Aber Luthero iſt ein Liecht auffgegangen/ und ein großmuͤthig Loͤwen-Hertz gegeben worden/ daß er hat koͤnnen und doͤrf- fen mit Fingern deuten auff die von St. Paulo bezeichnete Perſon des Widerchriſts. Er iſt vermittelſt der Truckerey-Fluͤgel mitten durch den Kirchen-Himmel geflogen/ und das ewige/ pure/ lautere/ unvermiſchte Evangelium geprediget/ und den gefangenen auß dem Roͤmiſchen Baby- lon außgeruffen. Wohin demnach gehoͤrt der dreyfache/ ſtarck impri- mirte/ und mit dem Event uͤbereinſtimmende/ folgende Goͤttliche Traum/ der Churfuͤrſt Friderich ſeligſten Andenckens getraͤumet. Wie nemlich ein Moͤnch mit vielen Heiligen begleitet/ vom Himmel zu ihme ſey gekom- men/ und begehrt/ ob er ihm wolle erlauben/ daß er etliche Theſes an die Schloß-Kirche moͤchte anſchlagen? Er habe aber mit ſolchen groben Fra- ctur-Buchſtaben geſchrieben/ daß man auch die Schrifft zu Schweinitz leſen koͤnnen/ der aͤuſſerſte Theil der Feder habe biß nach Rom gereicht/ und ſeye durch die beyde Ohren des Loͤwen/ ſo daſelbſt gelegen/ gegangen/ und von dannen die dreyfache Cron des Pabſts dermaſſen beruͤhrt/ daß ſie faſt begunte zu fallen: Er habe aber gehoͤrt/ daß der Moͤnch dieſelbe Feder bekommen auß einem Fluͤgel einer Boͤhmiſchen Gans. Johann Huſſen letſte Weiſſagungs-Wort laſſen ſich auch hoͤren: Heut/ ſagt er/ werdet ihr eine Ganß (dann das bedeut Huß in Boͤhmiſcher Sprache) braten/ uͤber hundert Jahr wird auß meiner Aſche ein Schwan entſtehen/ den wer- det ihr muͤſſen ungebraten laſſen. Jn Luthero haben ſich herfuͤr gethan damal gantz ungewoͤhnliche/ ſonderbare/ hohe/ heroiſche Gaben/ Mund und Achter Theil. J i i i i
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Predigt.
ren. Den Vorſatz kan niemand laͤugnen. Er iſt in der St. Pauli Epiſtel
an die Theſſalonicher und in der himmliſchen Offenbahrung St. Johan-
nis feſt gegruͤndet. Der Nachſatz iſt auß Lutheri Schrifften und Buͤchern
klar/ vor ihm konte und dorffte niemand den Antichriſt alſo heuter und
klar offenbahren/ als Lutherus gethan. Vorhin war es noch ein duncke-
les Geheimnuß. Der helle Tag der vollkommenen Erfahrenheit war
noch nicht voͤllig erſchienen. Keine Weiſſagung kan erfuͤllet werden/ ohne
durch deroſelben Event, und wuͤrcklich gemachte Darſtellung. Gleich-
wie auch vor der Fuͤlle der Zeit deß erſchienenen Meſſiaͤ/ vor præſentirung
der jenigen Kenn- und Merckzeichen/ davon die Propheten geweiſſaget/
eigentlich nicht hat koͤnnen die Perſon benamſet/ und mit Fingern gedeutet
werden/ die der Meſſias ſeyn ſolte. Deßwegen wir auch die lieben heiligen
Vaͤter und alte Lehrer der Kirchen wol fuͤr entſchuldiget halten/ die aller-
hand ſeltzame und irrige Meynungen vom kuͤnfftigen Antichriſt geführet;
Es war damal noch ein Geheimnuß/ ſie kuntens nicht beſſer wiſſen/ muſten
nur diviniren und rathen. Aber Luthero iſt ein Liecht auffgegangen/ und
ein großmuͤthig Loͤwen-Hertz gegeben worden/ daß er hat koͤnnen und doͤrf-
fen mit Fingern deuten auff die von St. Paulo bezeichnete Perſon des
Widerchriſts. Er iſt vermittelſt der Truckerey-Fluͤgel mitten durch den
Kirchen-Himmel geflogen/ und das ewige/ pure/ lautere/ unvermiſchte
Evangelium geprediget/ und den gefangenen auß dem Roͤmiſchen Baby-
lon außgeruffen. Wohin demnach gehoͤrt der dreyfache/ ſtarck impri-
mirte/ und mit dem Event uͤbereinſtimmende/ folgende Goͤttliche Traum/
der Churfuͤrſt Friderich ſeligſten Andenckens getraͤumet. Wie nemlich
ein Moͤnch mit vielen Heiligen begleitet/ vom Himmel zu ihme ſey gekom-
men/ und begehrt/ ob er ihm wolle erlauben/ daß er etliche Theſes an die
Schloß-Kirche moͤchte anſchlagen? Er habe aber mit ſolchen groben Fra-
ctur-Buchſtaben geſchrieben/ daß man auch die Schrifft zu Schweinitz
leſen koͤnnen/ der aͤuſſerſte Theil der Feder habe biß nach Rom gereicht/
und ſeye durch die beyde Ohren des Loͤwen/ ſo daſelbſt gelegen/ gegangen/
und von dannen die dreyfache Cron des Pabſts dermaſſen beruͤhrt/ daß ſie
faſt begunte zu fallen: Er habe aber gehoͤrt/ daß der Moͤnch dieſelbe Feder
bekommen auß einem Fluͤgel einer Boͤhmiſchen Gans. Johann Huſſen
letſte Weiſſagungs-Wort laſſen ſich auch hoͤren: Heut/ ſagt er/ werdet
ihr eine Ganß (dann das bedeut Huß in Boͤhmiſcher Sprache) braten/
uͤber hundert Jahr wird auß meiner Aſche ein Schwan entſtehen/ den wer-
det ihr muͤſſen ungebraten laſſen. Jn Luthero haben ſich herfuͤr gethan
damal gantz ungewoͤhnliche/ ſonderbare/ hohe/ heroiſche Gaben/ Mund
und
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 801. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/825>, abgerufen am 23.06.2024. |