Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. Historiam auff die Bahn gebracht/ wann mans hernach beym Liecht bese-hen/ und auff den rechten Grund gegangen/ so hat man sich betrogen be- funden. Viel hundert Jahr ist St. Jacobi deß grössern Apostolat und Patronat deß Königreichs Spanien für wahr geglaubet worden/ und hat sein Grab zu Compostell eine manche Wallfarth/ manchen sauren Tritt/ und müden Fuß verursachet: Aber Rodericus der Ertz-Bischoff zu Tolet und Baronius der Cardinal haben den Deckel vom Hafen gethan/ und den verjährten Betrug entdecket. Vom Mäuß-Thurn bey Bingen am Rhein ist lange Zeit und Jahr als gewiß geglaubt worden/ es habe sich Hatto der Ertz-Bischoff vor den Mäusen dahin (wiewol vergeblich) sal- virt. Aber der Jesuit Serarius macht eine lautere Land-Lugen darauß. Viel Jahr ist als wahr geglaubet worden der Hispanischen Könige Recht an das Königreich Sicilia; Baronius hat das Päbstische hierüber gefaß- te Diploma spath hernach in Zweiffel gezogen/ und dardurch Petri Stul- Erbschafft verschertzt. Wer wil Bürge seyn/ daß nicht dergleichen Art an sich haben manche alt-vättelische Relation einer und der andern unge- schriebenen Apostolischen Lehre? Vide Exempla Falsimoniae im Scheid- und Absag-Brieff dem Cölnischen Priester gegeben p. 227. Aleth. victr. p. 278. & seq. Es ist verdächtig die Warheit der Divinität/ daß es rech- te/ warhaffte/ Göttliche Miracula seyen. Zum Exempel/ Cornaeus der Jesuit weiset uns nach Marienthal bey Hagenau/ da ein junger lahmer Lo- tharingischer Knabe und Krüppel jüngsthin durch die Fürbitte der Mut- ter Gottes soll wiederum grade seyn worden/ und hat dessen Sigel und Brieff auffsetzen lassen. Da man deßwegen den Augenschein eingenom- men/ ists erlogen Werck gewesen/ und hat demselben Zeichen die Lugen zu beyden Augen herauß geguckt/ darüber er müssen schamroth werden/ ver- stummen/ und seithero kein Wort mehr antworten können/ auch kan die vermeynte Warheit anders nicht/ als Circuls-weise/ bewiesen werden. Bellarminus schreibet: Ante approbationem Ecclesiae non est evi-Theol. Consc. part. 1. p. 478. dens, aut certum certitudine fidei, de ullo miraculo, quod sit verum miraculum: tamen est tale, ut evidenter faciat rem credibilem; das ist: Vor der Billigung und Gutheissung der Kirchen ist es nicht heyter/ oder auch durch deß Glaubens Gewißheit gewiß/ von einem einigen Mira- cul, daß es ein warhafftiges Mirakel sey/ doch ists also damit gethan/ daß es eine Sache glaublich macht. Woher bist du nun gewiß/ daß die Kirche/ die solche Wunder thut/ die wahre Kirche sey? Sprichstu: Auß den für- trefflichen Wunderzeichen. Woher aber beweistu/ daß selbige Wunder- zeichen warhafftig seyn? Sprichstu: Weil die Kirche/ so das sagt/ war- hafftig J i i i i 3
Predigt. Hiſtoriam auff die Bahn gebracht/ wann mans hernach beym Liecht beſe-hen/ und auff den rechten Grund gegangen/ ſo hat man ſich betrogen be- funden. Viel hundert Jahr iſt St. Jacobi deß groͤſſern Apoſtolat und Patronat deß Koͤnigreichs Spanien fuͤr wahr geglaubet worden/ und hat ſein Grab zu Compoſtell eine manche Wallfarth/ manchen ſauren Tritt/ und muͤden Fuß verurſachet: Aber Rodericus der Ertz-Biſchoff zu Tolet und Baronius der Cardinal haben den Deckel vom Hafen gethan/ und den verjaͤhrten Betrug entdecket. Vom Maͤuß-Thurn bey Bingen am Rhein iſt lange Zeit und Jahr als gewiß geglaubt worden/ es habe ſich Hatto der Ertz-Biſchoff vor den Maͤuſen dahin (wiewol vergeblich) ſal- virt. Aber der Jeſuit Serarius macht eine lautere Land-Lugen darauß. Viel Jahr iſt als wahr geglaubet worden der Hiſpaniſchen Koͤnige Recht an das Koͤnigreich Sicilia; Baronius hat das Paͤbſtiſche hieruͤber gefaß- te Diploma ſpath hernach in Zweiffel gezogen/ und dardurch Petri Stul- Erbſchafft verſchertzt. Wer wil Buͤrge ſeyn/ daß nicht dergleichen Art an ſich haben manche alt-vaͤtteliſche Relation einer und der andern unge- ſchriebenen Apoſtoliſchen Lehre? Vide Exempla Falſimoniæ im Scheid- und Abſag-Brieff dem Coͤlniſchen Prieſter gegeben p. 227. Aleth. victr. p. 278. & ſeq. Es iſt verdaͤchtig die Warheit der Divinitaͤt/ daß es rech- te/ warhaffte/ Goͤttliche Miracula ſeyen. Zum Exempel/ Cornæus der Jeſuit weiſet uns nach Marienthal bey Hagenau/ da ein junger lahmer Lo- tharingiſcher Knabe und Kruͤppel juͤngſthin durch die Fuͤrbitte der Mut- ter Gottes ſoll wiederum grade ſeyn worden/ und hat deſſen Sigel und Brieff auffſetzen laſſen. Da man deßwegen den Augenſchein eingenom- men/ iſts erlogen Werck geweſen/ und hat demſelben Zeichen die Lugen zu beyden Augen herauß geguckt/ daruͤber er muͤſſen ſchamroth werden/ ver- ſtummen/ und ſeithero kein Wort mehr antworten koͤnnen/ auch kan die vermeynte Warheit anders nicht/ als Circuls-weiſe/ bewieſen werden. Bellarminus ſchreibet: Ante approbationem Eccleſiæ non eſt evi-Theol. Conſc. part. 1. p. 478. dens, aut certum certitudine fidei, de ullo miraculo, quod ſit verum miraculum: tamen eſt tale, ut evidenter faciat rem credibilem; das iſt: Vor der Billigung und Gutheiſſung der Kirchen iſt es nicht heyter/ oder auch durch deß Glaubens Gewißheit gewiß/ von einem einigen Mira- cul, daß es ein warhafftiges Mirakel ſey/ doch iſts alſo damit gethan/ daß es eine Sache glaublich macht. Woher biſt du nun gewiß/ daß die Kirche/ die ſolche Wunder thut/ die wahre Kirche ſey? Sprichſtu: Auß den fuͤr- trefflichen Wunderzeichen. Woher aber beweiſtu/ daß ſelbige Wunder- zeichen warhafftig ſeyn? Sprichſtu: Weil die Kirche/ ſo das ſagt/ war- hafftig J i i i i 3
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Predigt.
Hiſtoriam auff die Bahn gebracht/ wann mans hernach beym Liecht beſe-
hen/ und auff den rechten Grund gegangen/ ſo hat man ſich betrogen be-
funden. Viel hundert Jahr iſt St. Jacobi deß groͤſſern Apoſtolat und
Patronat deß Koͤnigreichs Spanien fuͤr wahr geglaubet worden/ und
hat ſein Grab zu Compoſtell eine manche Wallfarth/ manchen ſauren
Tritt/ und muͤden Fuß verurſachet: Aber Rodericus der Ertz-Biſchoff zu
Tolet und Baronius der Cardinal haben den Deckel vom Hafen gethan/
und den verjaͤhrten Betrug entdecket. Vom Maͤuß-Thurn bey Bingen
am Rhein iſt lange Zeit und Jahr als gewiß geglaubt worden/ es habe ſich
Hatto der Ertz-Biſchoff vor den Maͤuſen dahin (wiewol vergeblich) ſal-
virt. Aber der Jeſuit Serarius macht eine lautere Land-Lugen darauß.
Viel Jahr iſt als wahr geglaubet worden der Hiſpaniſchen Koͤnige Recht
an das Koͤnigreich Sicilia; Baronius hat das Paͤbſtiſche hieruͤber gefaß-
te Diploma ſpath hernach in Zweiffel gezogen/ und dardurch Petri Stul-
Erbſchafft verſchertzt. Wer wil Buͤrge ſeyn/ daß nicht dergleichen Art an
ſich haben manche alt-vaͤtteliſche Relation einer und der andern unge-
ſchriebenen Apoſtoliſchen Lehre? Vide Exempla Falſimoniæ im Scheid-
und Abſag-Brieff dem Coͤlniſchen Prieſter gegeben p. 227. Aleth. victr.
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te/ warhaffte/ Goͤttliche Miracula ſeyen. Zum Exempel/ Cornæus der
Jeſuit weiſet uns nach Marienthal bey Hagenau/ da ein junger lahmer Lo-
tharingiſcher Knabe und Kruͤppel juͤngſthin durch die Fuͤrbitte der Mut-
ter Gottes ſoll wiederum grade ſeyn worden/ und hat deſſen Sigel und
Brieff auffſetzen laſſen. Da man deßwegen den Augenſchein eingenom-
men/ iſts erlogen Werck geweſen/ und hat demſelben Zeichen die Lugen zu
beyden Augen herauß geguckt/ daruͤber er muͤſſen ſchamroth werden/ ver-
ſtummen/ und ſeithero kein Wort mehr antworten koͤnnen/ auch kan die
vermeynte Warheit anders nicht/ als Circuls-weiſe/ bewieſen werden.
Bellarminus ſchreibet: Ante approbationem Eccleſiæ non eſt evi-
dens, aut certum certitudine fidei, de ullo miraculo, quod ſit verum
miraculum: tamen eſt tale, ut evidenter faciat rem credibilem; das
iſt: Vor der Billigung und Gutheiſſung der Kirchen iſt es nicht heyter/
oder auch durch deß Glaubens Gewißheit gewiß/ von einem einigen Mira-
cul, daß es ein warhafftiges Mirakel ſey/ doch iſts alſo damit gethan/ daß
es eine Sache glaublich macht. Woher biſt du nun gewiß/ daß die Kirche/
die ſolche Wunder thut/ die wahre Kirche ſey? Sprichſtu: Auß den fuͤr-
trefflichen Wunderzeichen. Woher aber beweiſtu/ daß ſelbige Wunder-
zeichen warhafftig ſeyn? Sprichſtu: Weil die Kirche/ ſo das ſagt/ war-
hafftig
Theol.
Conſc.
part. 1.
p. 478.
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 805. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/829>, abgerufen am 23.06.2024. |