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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
ckern mein Panier auffwerffen/ so werden sie deine Söhne
in den Armen herzu bringen/ und deine Töchter auff den
Achseln hertragen.
GOtt der H. Geist/ der durch St. Petrum ge-
redet/ hat außtrücklich bezeuget/ daß die Verheissung der Gnade GOttes
durch die H. Tauffe auch den Kindern wiederfahren soll/ Act. 2/39. Dann
euer und euer Kinder ist diese Verheissung.
Dazu kommt die
Apostolische Praxis, die zeigt an/ daß gantze Familien und Häuser getaufft
worden/ Act. 16/15. & 33. 1. Cor. 1/16. Wer kan läugnen/ daß in solchen
Familien nicht auch Kinder gewesen seyen/ die zugleich mitgetaufft wor-
den/ obs schon außtrücklich nicht geschrieben stehet? Sintemal es auch
nicht mit so viel Buchstaben und Syllaben geschrieben stehet/ daß die H.
Apostel die Weiber zum Genuß des H. Abendmahls gelassen: Soll es
darumb nicht geschehen seyn? Die Analogia und Gleich förmigkeit der
Beschneidung stimmet mit zu/ als deren die H. Tauffe succedirt/ und eben
die Krafft hat/ als die Beschneidung. Jn Ansehen welcher St. Paulus
nicht wil/ daß die getaufften Heyden nicht solten allererst auch beschnit-
ten werden. Gerad als hätten sie nicht auch eben die Krafft und Wür-
ckung des Sacraments in der Heil. Tauffe empfangen und geschöpfft/
Col. 2/11. Veraciter, inquit August. lib. 4. de Bapt. contra Donatist.
conjicere possumus, quid valeat in parvulis Baptismi Sacramentum,
ex circum cisione carnis, quam prior populus accepit.
Schließlich er-
zwingt die Kinder-Tauffe die unumgängliche Nothwendigkeit und Dürff-
tigkeit der Kinder so wol als der Alten/ die peremptorie ist von Christo
außgesprochen/ Joh. 3/5. 6. Warlich/ warlich ich sage dir/ es sey
dann/ daß jemand gebohren werde aus dem Wasser und Geist/
so kan er nicht in das Reich Gottes kommen/ was vom Fleisch
gebohren wird/ das ist Fleisch.
Soll nun ein Kind das Reich Got-
tes sehen/ so muß es aus Wasser und Geist gebohren werden. Jrret nicht/
daß in der teutschen Version Lutheri das Wort LEHRET vor dem Wort
Täuffet stehet/ daraus abzunehmen/ daß die Lehre müsse für der Täuffe
fürgehen/ und weil unmündige Kinder der Lehre nicht fähig seynd/ seyen
sie auch der Tauffe nicht fähig. Jrret/ sage ich/ nichts/ sintemal in dem
Griechischen Text stehet das Wort matheteusate, welches eigentlich heißt;
Machet zu Jüngern/ welches eben so wol durch die Tauffe als durch die
Lehre geschehen kan. Lutherus hat in seiner Version auff die Alten in
Ecclesia constituenda
gesehen. Jst auch vergebens der Vorwand/ Kin-
der seyen deßwegen nicht Tauff-fähig/ weil sie nicht Glauben-fähig. Peti-
tio principii!
zwar von Natur/ aus sich selbst sind sie nicht Glauben-

fä-

Predigt.
ckern mein Panier auffwerffen/ ſo werden ſie deine Soͤhne
in den Armen herzu bringen/ und deine Toͤchter auff den
Achſeln hertragen.
GOtt der H. Geiſt/ der durch St. Petrum ge-
redet/ hat außtruͤcklich bezeuget/ daß die Verheiſſung der Gnade GOttes
durch die H. Tauffe auch den Kindern wiederfahren ſoll/ Act. 2/39. Dañ
euer und euer Kinder iſt dieſe Verheiſſung.
Dazu kommt die
Apoſtoliſche Praxis, die zeigt an/ daß gantze Familien und Haͤuſer getaufft
worden/ Act. 16/15. & 33. 1. Cor. 1/16. Wer kan laͤugnen/ daß in ſolchen
Familien nicht auch Kinder geweſen ſeyen/ die zugleich mitgetaufft wor-
den/ obs ſchon außtruͤcklich nicht geſchrieben ſtehet? Sintemal es auch
nicht mit ſo viel Buchſtaben und Syllaben geſchrieben ſtehet/ daß die H.
Apoſtel die Weiber zum Genuß des H. Abendmahls gelaſſen: Soll es
darumb nicht geſchehen ſeyn? Die Analogia und Gleich foͤrmigkeit der
Beſchneidung ſtimmet mit zu/ als deren die H. Tauffe ſuccedirt/ und eben
die Krafft hat/ als die Beſchneidung. Jn Anſehen welcher St. Paulus
nicht wil/ daß die getaufften Heyden nicht ſolten allererſt auch beſchnit-
ten werden. Gerad als haͤtten ſie nicht auch eben die Krafft und Wuͤr-
ckung des Sacraments in der Heil. Tauffe empfangen und geſchoͤpfft/
Col. 2/11. Veraciter, inquit Auguſt. lib. 4. de Bapt. contrà Donatiſt.
conjicere poſſumus, quid valeat in parvulis Baptiſmi Sacramentum,
ex circum ciſione carnis, quam prior populus accepit.
Schließlich er-
zwingt die Kinder-Tauffe die unumgaͤngliche Nothwendigkeit und Duͤrff-
tigkeit der Kinder ſo wol als der Alten/ die peremptoriè iſt von Chriſto
außgeſprochen/ Joh. 3/5. 6. Warlich/ warlich ich ſage dir/ es ſey
dann/ daß jemand gebohren werde aus dem Waſſer und Geiſt/
ſo kan er nicht in das Reich Gottes kommen/ was vom Fleiſch
gebohren wird/ das iſt Fleiſch.
Soll nun ein Kind das Reich Got-
tes ſehen/ ſo muß es aus Waſſer und Geiſt gebohren werden. Jrret nicht/
daß in der teutſchen Verſion Lutheri das Wort LEHRET vor dem Wort
Taͤuffet ſtehet/ daraus abzunehmen/ daß die Lehre muͤſſe fuͤr der Taͤuffe
fuͤrgehen/ und weil unmuͤndige Kinder der Lehre nicht faͤhig ſeynd/ ſeyen
ſie auch der Tauffe nicht faͤhig. Jrret/ ſage ich/ nichts/ ſintemal in dem
Griechiſchen Text ſtehet das Wort μαθητεύσατε, welches eigentlich heißt;
Machet zu Juͤngern/ welches eben ſo wol durch die Tauffe als durch die
Lehre geſchehen kan. Lutherus hat in ſeiner Verſion auff die Alten in
Eccleſiâ conſtituendâ
geſehen. Jſt auch vergebens der Vorwand/ Kin-
der ſeyen deßwegen nicht Tauff-faͤhig/ weil ſie nicht Glauben-faͤhig. Peti-
tio principii!
zwar von Natur/ aus ſich ſelbſt ſind ſie nicht Glauben-

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[839/0863] Predigt. ckern mein Panier auffwerffen/ ſo werden ſie deine Soͤhne in den Armen herzu bringen/ und deine Toͤchter auff den Achſeln hertragen. GOtt der H. Geiſt/ der durch St. Petrum ge- redet/ hat außtruͤcklich bezeuget/ daß die Verheiſſung der Gnade GOttes durch die H. Tauffe auch den Kindern wiederfahren ſoll/ Act. 2/39. Dañ euer und euer Kinder iſt dieſe Verheiſſung. Dazu kommt die Apoſtoliſche Praxis, die zeigt an/ daß gantze Familien und Haͤuſer getaufft worden/ Act. 16/15. & 33. 1. Cor. 1/16. Wer kan laͤugnen/ daß in ſolchen Familien nicht auch Kinder geweſen ſeyen/ die zugleich mitgetaufft wor- den/ obs ſchon außtruͤcklich nicht geſchrieben ſtehet? Sintemal es auch nicht mit ſo viel Buchſtaben und Syllaben geſchrieben ſtehet/ daß die H. Apoſtel die Weiber zum Genuß des H. Abendmahls gelaſſen: Soll es darumb nicht geſchehen ſeyn? Die Analogia und Gleich foͤrmigkeit der Beſchneidung ſtimmet mit zu/ als deren die H. Tauffe ſuccedirt/ und eben die Krafft hat/ als die Beſchneidung. Jn Anſehen welcher St. Paulus nicht wil/ daß die getaufften Heyden nicht ſolten allererſt auch beſchnit- ten werden. Gerad als haͤtten ſie nicht auch eben die Krafft und Wuͤr- ckung des Sacraments in der Heil. Tauffe empfangen und geſchoͤpfft/ Col. 2/11. Veraciter, inquit Auguſt. lib. 4. de Bapt. contrà Donatiſt. conjicere poſſumus, quid valeat in parvulis Baptiſmi Sacramentum, ex circum ciſione carnis, quam prior populus accepit. Schließlich er- zwingt die Kinder-Tauffe die unumgaͤngliche Nothwendigkeit und Duͤrff- tigkeit der Kinder ſo wol als der Alten/ die peremptoriè iſt von Chriſto außgeſprochen/ Joh. 3/5. 6. Warlich/ warlich ich ſage dir/ es ſey dann/ daß jemand gebohren werde aus dem Waſſer und Geiſt/ ſo kan er nicht in das Reich Gottes kommen/ was vom Fleiſch gebohren wird/ das iſt Fleiſch. Soll nun ein Kind das Reich Got- tes ſehen/ ſo muß es aus Waſſer und Geiſt gebohren werden. Jrret nicht/ daß in der teutſchen Verſion Lutheri das Wort LEHRET vor dem Wort Taͤuffet ſtehet/ daraus abzunehmen/ daß die Lehre muͤſſe fuͤr der Taͤuffe fuͤrgehen/ und weil unmuͤndige Kinder der Lehre nicht faͤhig ſeynd/ ſeyen ſie auch der Tauffe nicht faͤhig. Jrret/ ſage ich/ nichts/ ſintemal in dem Griechiſchen Text ſtehet das Wort μαθητεύσατε, welches eigentlich heißt; Machet zu Juͤngern/ welches eben ſo wol durch die Tauffe als durch die Lehre geſchehen kan. Lutherus hat in ſeiner Verſion auff die Alten in Eccleſiâ conſtituendâ geſehen. Jſt auch vergebens der Vorwand/ Kin- der ſeyen deßwegen nicht Tauff-faͤhig/ weil ſie nicht Glauben-faͤhig. Peti- tio principii! zwar von Natur/ aus ſich ſelbſt ſind ſie nicht Glauben- faͤ-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 839. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/863>, abgerufen am 22.11.2024.