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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
Völckern erfreulich anzunehmen: Etenim promissi favor amplissime
accipiendus est juxta ICTOS.
Summa/ so weit sich menschliche
Nothdurfft erstreckt; So weit auch die Göttliche Gutthat: Die Noth-
durfft ist allen und jeden Menschen gemein/ ohne die Tauffe kan niemand
das Himmelreich erlangen. Die Wort sind heuter und klar/ Joh. 3/5.
Es sey dann/ daß jemand widergeboren werde auß Wasser und
Geist/ so kan er das Reich Gottes nicht sehen.
Der Verstand
ist leicht zuerheben. Kein unwidergeborner Mensch/ der nicht auß Was-
ser und Geist widergeboren worden/ kan in das Reich Gottes kommen.
Welches gleichwol nicht negative und absolute dahin zuverstehen/ als
wären ohn allen Unterscheid alle und jede ungetauffte Menschen außge-
schlossen. Nein! Denn ja der Schächer am Creutz ins Paradiß kom-
men ohne Tauffe; Die Kinder/ die in Mutterleibe begraben werden/
oder nach der Geburt so lange Lebensfrist nicht haben können/ biß sie die
Tauffe erlangt/ oder auch die Märtyrer Kinder/ die von den Tyrannen
vor der Tauffe ermordet worden. (Vid. Hodom. spir. Pap. phant. 10.
p. 519. & seq.
) Matt. 18/14. Es ist/ spricht Christus/ nicht der Wil-
le vor euerm Vater im Himmel/ daß jemand von diesen klei-
nen verlohren werde.
Darum hat der HErr bedencklich in seinem
Valet-Spruch: Wer glaubt und getaufft wird/ der wird selig/
wer aber nicht glaubt/ der wird verdamt werden/
im letstern
Glied das Wort von der Tauffe außgelassen/ und nicht gesagt/ wer aber
nicht getaufft wird/ der wird verdammet werden. Welches zubehalten
wider den allzustrengen Rigor im Pabstum/ durch welche alle ungetauffte
Kinder vom Reich und seligen Anschau GOTTES außgeschlossen
werden. Semper, ait Bellarm. l. 1. de Bapt. c. 4. Ecclesia credidit,
infantes perite, si absque baptismo de hac vita recedant,
das ist:
Man hat allezeit in der Kirche geglaubt/ daß die Kinder/ so
ohne Tauffe auß diesem Leben dahin gehen/ verlohren werden.

Ob nun wol nach Göttlicher Intention und gnädigem Willen kei-
ne menschliche Seele von diesem hochwerthen edlen Seelen-Bad außge-
schlossen/ als allein wer sich selbst außschleußt/ so ist in eventu würcklich
allein der rechtfähige Tauff-Gast

III. Tetagmene ktisis, eine verordnete Creatur/ die sich der
Ordnung GOttes nicht widersetzt/ sondern paedagogice in die Ord-
nung sich begibt/ die GOtt als ein GOtt der Ordnung will gehalten ha-
ben. Act. 13/48. Da es aber die Heyden höreten/ wurden sie
froh/ und preiseten das Wort deß HErrn/ und wurden glau-

big/
Achter Theil. O o o o o

Predigt.
Voͤlckern erfreulich anzunehmen: Etenim promiſſi favor ampliſſimè
accipiendus eſt juxta ICTOS.
Summa/ ſo weit ſich menſchliche
Nothdurfft erſtreckt; So weit auch die Goͤttliche Gutthat: Die Noth-
durfft iſt allen und jeden Menſchen gemein/ ohne die Tauffe kan niemand
das Himmelreich erlangen. Die Wort ſind heuter und klar/ Joh. 3/5.
Es ſey dann/ daß jemand widergeboren werde auß Waſſer und
Geiſt/ ſo kan er das Reich Gottes nicht ſehen.
Der Verſtand
iſt leicht zuerheben. Kein unwidergeborner Menſch/ der nicht auß Waſ-
ſer und Geiſt widergeboren worden/ kan in das Reich Gottes kommen.
Welches gleichwol nicht negativè und abſolutè dahin zuverſtehen/ als
waͤren ohn allen Unterſcheid alle und jede ungetauffte Menſchen außge-
ſchloſſen. Nein! Denn ja der Schaͤcher am Creutz ins Paradiß kom-
men ohne Tauffe; Die Kinder/ die in Mutterleibe begraben werden/
oder nach der Geburt ſo lange Lebensfriſt nicht haben koͤnnen/ biß ſie die
Tauffe erlangt/ oder auch die Maͤrtyrer Kinder/ die von den Tyrannen
vor der Tauffe ermordet worden. (Vid. Hodom. ſpir. Pap. phant. 10.
p. 519. & ſeq.
) Matt. 18/14. Es iſt/ ſpricht Chriſtus/ nicht der Wil-
le vor euerm Vater im Himmel/ daß jemand von dieſen klei-
nen verlohren werde.
Darum hat der HErꝛ bedencklich in ſeinem
Valet-Spruch: Wer glaubt und getaufft wird/ der wird ſelig/
wer aber nicht glaubt/ der wird verdamt werden/
im letſtern
Glied das Wort von der Tauffe außgelaſſen/ und nicht geſagt/ wer aber
nicht getaufft wird/ der wird verdammet werden. Welches zubehalten
wider den allzuſtrengen Rigor im Pabſtum/ durch welche alle ungetauffte
Kinder vom Reich und ſeligen Anſchau GOTTES außgeſchloſſen
werden. Semper, ait Bellarm. l. 1. de Bapt. c. 4. Eccleſia credidit,
infantes perite, ſi abſque baptiſmo de hac vita recedant,
das iſt:
Man hat allezeit in der Kirche geglaubt/ daß die Kinder/ ſo
ohne Tauffe auß dieſem Leben dahin gehen/ verlohren werden.

Ob nun wol nach Goͤttlicher Intention und gnaͤdigem Willen kei-
ne menſchliche Seele von dieſem hochwerthen edlen Seelen-Bad außge-
ſchloſſen/ als allein wer ſich ſelbſt außſchleußt/ ſo iſt in eventu wuͤrcklich
allein der rechtfaͤhige Tauff-Gaſt

III. Τεταγμένη κτίσις, eine verordnete Creatur/ die ſich der
Ordnung GOttes nicht widerſetzt/ ſondern pædagogicè in die Ord-
nung ſich begibt/ die GOtt als ein GOtt der Ordnung will gehalten ha-
ben. Act. 13/48. Da es aber die Heyden hoͤreten/ wurden ſie
froh/ und preiſeten das Wort deß HErꝛn/ und wurden glau-

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Achter Theil. O o o o o
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[841/0865] Predigt. Voͤlckern erfreulich anzunehmen: Etenim promiſſi favor ampliſſimè accipiendus eſt juxta ICTOS. Summa/ ſo weit ſich menſchliche Nothdurfft erſtreckt; So weit auch die Goͤttliche Gutthat: Die Noth- durfft iſt allen und jeden Menſchen gemein/ ohne die Tauffe kan niemand das Himmelreich erlangen. Die Wort ſind heuter und klar/ Joh. 3/5. Es ſey dann/ daß jemand widergeboren werde auß Waſſer und Geiſt/ ſo kan er das Reich Gottes nicht ſehen. Der Verſtand iſt leicht zuerheben. Kein unwidergeborner Menſch/ der nicht auß Waſ- ſer und Geiſt widergeboren worden/ kan in das Reich Gottes kommen. Welches gleichwol nicht negativè und abſolutè dahin zuverſtehen/ als waͤren ohn allen Unterſcheid alle und jede ungetauffte Menſchen außge- ſchloſſen. Nein! Denn ja der Schaͤcher am Creutz ins Paradiß kom- men ohne Tauffe; Die Kinder/ die in Mutterleibe begraben werden/ oder nach der Geburt ſo lange Lebensfriſt nicht haben koͤnnen/ biß ſie die Tauffe erlangt/ oder auch die Maͤrtyrer Kinder/ die von den Tyrannen vor der Tauffe ermordet worden. (Vid. Hodom. ſpir. Pap. phant. 10. p. 519. & ſeq.) Matt. 18/14. Es iſt/ ſpricht Chriſtus/ nicht der Wil- le vor euerm Vater im Himmel/ daß jemand von dieſen klei- nen verlohren werde. Darum hat der HErꝛ bedencklich in ſeinem Valet-Spruch: Wer glaubt und getaufft wird/ der wird ſelig/ wer aber nicht glaubt/ der wird verdamt werden/ im letſtern Glied das Wort von der Tauffe außgelaſſen/ und nicht geſagt/ wer aber nicht getaufft wird/ der wird verdammet werden. Welches zubehalten wider den allzuſtrengen Rigor im Pabſtum/ durch welche alle ungetauffte Kinder vom Reich und ſeligen Anſchau GOTTES außgeſchloſſen werden. Semper, ait Bellarm. l. 1. de Bapt. c. 4. Eccleſia credidit, infantes perite, ſi abſque baptiſmo de hac vita recedant, das iſt: Man hat allezeit in der Kirche geglaubt/ daß die Kinder/ ſo ohne Tauffe auß dieſem Leben dahin gehen/ verlohren werden. Ob nun wol nach Goͤttlicher Intention und gnaͤdigem Willen kei- ne menſchliche Seele von dieſem hochwerthen edlen Seelen-Bad außge- ſchloſſen/ als allein wer ſich ſelbſt außſchleußt/ ſo iſt in eventu wuͤrcklich allein der rechtfaͤhige Tauff-Gaſt III. Τεταγμένη κτίσις, eine verordnete Creatur/ die ſich der Ordnung GOttes nicht widerſetzt/ ſondern pædagogicè in die Ord- nung ſich begibt/ die GOtt als ein GOtt der Ordnung will gehalten ha- ben. Act. 13/48. Da es aber die Heyden hoͤreten/ wurden ſie froh/ und preiſeten das Wort deß HErꝛn/ und wurden glau- big/ Achter Theil. O o o o o

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 841. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/865>, abgerufen am 22.11.2024.