Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. zu einer Gestalt mit ihm gebracht/ wir sind aus Gnaden worden/ was ervon Natur ist/ schreibt abermal Chrysostomus. Hie muß alle Vernunffts- Klugheit verstummen! Hat sich also Christus uns geschenckt/ nicht allein
Wie die alte Kirch gesungen: Er ist worden unser Bruder im Fleisch/ Jm heiligen Sacrament unser Speiß/ Jm Tod unser Rantzion/ Jm Himmel der ewig Gnaden-Lohn. Sondern er hat sich selbst uns auch geschenckt in vestimentum zu einem Darumb wir ja abermal nach Anweisung St. Pauli/ Augustini (1) Sacramentum, ein heiliges Geheimnüß/ das verdeckt/ verbor- redet
Predigt. zu einer Geſtalt mit ihm gebracht/ wir ſind aus Gnaden worden/ was ervon Natur iſt/ ſchreibt abermal Chryſoſtomus. Hie muß alle Vernunffts- Klugheit verſtummen! Hat ſich alſo Chriſtus uns geſchenckt/ nicht allein
Wie die alte Kirch geſungen: Er iſt worden unſer Bruder im Fleiſch/ Jm heiligen Sacrament unſer Speiß/ Jm Tod unſer Rantzion/ Jm Himmel der ewig Gnaden-Lohn. Sondern er hat ſich ſelbſt uns auch geſchenckt in veſtimentum zu einem Darumb wir ja abermal nach Anweiſung St. Pauli/ Auguſtini (1) Sacramentum, ein heiliges Geheimnuͤß/ das verdeckt/ verbor- redet
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0943" n="919"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/> zu einer Geſtalt mit ihm gebracht/ wir ſind aus Gnaden worden/ was er<lb/> von Natur iſt/ ſchreibt abermal Chryſoſtomus. Hie muß alle Vernunffts-<lb/> Klugheit verſtummen! Hat ſich alſo Chriſtus uns geſchenckt/ nicht allein</p><lb/> <cit> <quote> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">Naſcens in ſocium, conveſcens in edulium,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Moriens in precium, regnans in præmium.</hi> </l> </lg> </quote> <bibl/> </cit><lb/> <p>Wie die alte Kirch geſungen:</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#fr">Er iſt worden unſer Bruder im Fleiſch/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Jm heiligen Sacrament unſer Speiß/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Jm Tod unſer Rantzion/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Jm Himmel der ewig Gnaden-Lohn.</hi> </l> </lg><lb/> <p>Sondern er hat ſich ſelbſt uns auch geſchenckt <hi rendition="#aq">in veſtimentum</hi> zu einem<lb/> Kleid.</p><lb/> <p>Darumb wir ja abermal nach Anweiſung St. Pauli/ Auguſtini<lb/> und Lutheri dieſen Vortrag anzuſehen und zu bemercken haben: Als <hi rendition="#aq">Sa-<lb/> cramentum & Exemplum,</hi> und zwar</p><lb/> <p>(1) <hi rendition="#aq">Sacramentum,</hi> ein heiliges Geheimnuͤß/ das verdeckt/ verbor-<lb/> gen und über alle Vernunfft/ auch deßwegen verhaßt und verleidet/ nicht<lb/> nur den Juden ein Aergernuͤß/ den Heyden eine Thorheit/ die uns fuͤr Nar-<lb/> ren halten/ daß wir dem Waſſer ſolche Krafft antichten/ den Tuͤrcken/ de-<lb/> ro Mahomet und Prophet eben darumb Chriſti Evangelia verlaſſen und<lb/> beurlaubet/ als in welchen allzuhohe unbegreiffliche Geheimnuͤſſen verbor-<lb/> gen/ und ſchwer zu verſtehen/ der an ſtatt deſſen ein leichtern Alcoran er-<lb/> dacht/ wie dergleichen einen die heutige Syncretiſten auch kochen: Son-<lb/> dern auch denen/ die Chriſten ſeyn wollen/ abermal nicht nur Fanatiſche<lb/> Widertaͤuffer und Fladergeiſter/ nicht wie Bellarminus/ die die <hi rendition="#aq">ſacra<lb/> officia</hi> in Lateiniſcher den Laͤyen unbekannter Sprach deßwegen <hi rendition="#aq">defen-<lb/> di</hi>ren/ <hi rendition="#aq">quia myſteria ſilentium requirunt,</hi> da man doch nur <hi rendition="#fr">der Fuͤr-<lb/> ſten und Herren Rath verſchweigen/ aber Gottes Werck herꝛ-<lb/> lich preiſen ſolte/</hi> nicht allein die Reformirten/ die dem Tauff-Waſſer<note place="right"><hi rendition="#aq">Tob.</hi> 12, 8.</note><lb/> keine <hi rendition="#aq">organicam efficaciam</hi> werckzeugliche Wirckung geſtehen/ ſondern<lb/> allein dem Heil. Geiſt und dem Blut Chriſti/ den Außerwehlten allein<lb/> das <hi rendition="#aq">officium ſigillare concedi</hi>ren und geſtatten. Jm Pfaͤltziſchen Ca-<lb/> techiſmo (*) wird auf die Frag: <hi rendition="#fr">Jſt dann das aͤuſſerlich Waſſer-</hi><note place="right">(*) <hi rendition="#aq">Quæſt.<lb/> 72. & 73.<lb/> conf. Ho-<lb/> dom. noſt.<lb/> Calv. pag.</hi><lb/> 3216.</note><lb/><hi rendition="#fr">bad die Abwaſchung der Suͤnden ſelbſt?</hi> geantwortet: <hi rendition="#fr">Nein/<lb/> dann allein das Blut JEſu Chriſti/ und der H. Geiſt reiniget<lb/> uns von allen Sůnden.</hi> Und gleich darauf Frag 73. <hi rendition="#fr">Warumb<lb/> nennet dann der H. Geiſt den Tauff das Bad der Wiederge-<lb/> burt/ und die Abwaſchung der Suͤnden?</hi> Antwort: <hi rendition="#fr">GOtt</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">redet</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [919/0943]
Predigt.
zu einer Geſtalt mit ihm gebracht/ wir ſind aus Gnaden worden/ was er
von Natur iſt/ ſchreibt abermal Chryſoſtomus. Hie muß alle Vernunffts-
Klugheit verſtummen! Hat ſich alſo Chriſtus uns geſchenckt/ nicht allein
Naſcens in ſocium, conveſcens in edulium,
Moriens in precium, regnans in præmium.
Wie die alte Kirch geſungen:
Er iſt worden unſer Bruder im Fleiſch/
Jm heiligen Sacrament unſer Speiß/
Jm Tod unſer Rantzion/
Jm Himmel der ewig Gnaden-Lohn.
Sondern er hat ſich ſelbſt uns auch geſchenckt in veſtimentum zu einem
Kleid.
Darumb wir ja abermal nach Anweiſung St. Pauli/ Auguſtini
und Lutheri dieſen Vortrag anzuſehen und zu bemercken haben: Als Sa-
cramentum & Exemplum, und zwar
(1) Sacramentum, ein heiliges Geheimnuͤß/ das verdeckt/ verbor-
gen und über alle Vernunfft/ auch deßwegen verhaßt und verleidet/ nicht
nur den Juden ein Aergernuͤß/ den Heyden eine Thorheit/ die uns fuͤr Nar-
ren halten/ daß wir dem Waſſer ſolche Krafft antichten/ den Tuͤrcken/ de-
ro Mahomet und Prophet eben darumb Chriſti Evangelia verlaſſen und
beurlaubet/ als in welchen allzuhohe unbegreiffliche Geheimnuͤſſen verbor-
gen/ und ſchwer zu verſtehen/ der an ſtatt deſſen ein leichtern Alcoran er-
dacht/ wie dergleichen einen die heutige Syncretiſten auch kochen: Son-
dern auch denen/ die Chriſten ſeyn wollen/ abermal nicht nur Fanatiſche
Widertaͤuffer und Fladergeiſter/ nicht wie Bellarminus/ die die ſacra
officia in Lateiniſcher den Laͤyen unbekannter Sprach deßwegen defen-
diren/ quia myſteria ſilentium requirunt, da man doch nur der Fuͤr-
ſten und Herren Rath verſchweigen/ aber Gottes Werck herꝛ-
lich preiſen ſolte/ nicht allein die Reformirten/ die dem Tauff-Waſſer
keine organicam efficaciam werckzeugliche Wirckung geſtehen/ ſondern
allein dem Heil. Geiſt und dem Blut Chriſti/ den Außerwehlten allein
das officium ſigillare concediren und geſtatten. Jm Pfaͤltziſchen Ca-
techiſmo (*) wird auf die Frag: Jſt dann das aͤuſſerlich Waſſer-
bad die Abwaſchung der Suͤnden ſelbſt? geantwortet: Nein/
dann allein das Blut JEſu Chriſti/ und der H. Geiſt reiniget
uns von allen Sůnden. Und gleich darauf Frag 73. Warumb
nennet dann der H. Geiſt den Tauff das Bad der Wiederge-
burt/ und die Abwaſchung der Suͤnden? Antwort: GOtt
redet
Tob. 12, 8.
(*) Quæſt.
72. & 73.
conf. Ho-
dom. noſt.
Calv. pag.
3216.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/943 |
Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 919. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/943>, abgerufen am 16.06.2024. |