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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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DEDICATIO.
Meer/ zu seiner Speise gegeben/ gleichwie das
grüne Kraut/
Gen. IX, 2. 3. Die jenige Weißheit/ wel-
che das Volck Jsrael in der hungerigen und durstigen
Wüsten mit wundersamer Speiß und Tranck/ als einem
reichen Zehr-Pfenning/ stattlich versehen. Sie baten/
schreibt David Psalm. CV, 40. 41. so ließ er Wachteln
kommen/ und er sättiget sie mit Himmel-Brod/
er öffnet den Felsen/ da flosse Wasser auß/ daß
Bäche lieffen in der dürren Wüsten.
Die Weiß-
heit/ welche als eine liebreiche Mutter auch uns/ ihre Kin-
der/ noch heutiges Tages mildiglich mit Speiß und
Tranck versiehet; und hertzlich erfreuet: Actor. XIV, 17.
Aller Augen warten auff Sie/ als die Augen der
Knechte auff den Herrn: dann sie ist ein Herr: und se-
hen ihr in die Hände/ damit sie ihnen ihre Speise gibt zu
rechter Zeit/ und sättiget alles/ was da lebt mit Wolge-
fallen; Psalm. CXLV, 15. 16.

Diese Weißheit nun ists/ welche die geistliche hunge-
rige und durstige Seele des Menschen auch mit geistli-
cher und himmlischer Speise und Tranck erfüllet. Wir
Menschen sind von unserer verderbten Natur fern von
GOtt/ als welchen wir durch die Sünde von uns ge-
schieden/ Jes. LIX, 2. und wallen in diesem Jammerthal/
als die Banditen in einer Wüsten/ da es für Hunger und
Durst heulet: Deut. XXXII, 10. Es bemühet sich zwar
die unwidergebohrne Vernunfft Lebens-Mittel an die
Hand zu schaffen/ wil auß Steinen Brod machen/ und
in Cisternen Wasser suchen/ Jer. II, 13. Die hungerigen
und durstigen Seelen zu sättigen/ und zu erquicken/ aber
es mundet dem Gewissen nicht/ bekommet ihm auch nicht/
wie es von nöthen ist: dann es schmäcket und stincket nach
der unfruchtbarn Erden: Phil. III, 19. Darum ziehet sich
der Liebhaber des Lebens/ Sap. XI, 27. GOttes lieber

Sohn/
):( iij

DEDICATIO.
Meer/ zu ſeiner Speiſe gegeben/ gleichwie das
gruͤne Kraut/
Gen. IX, 2. 3. Die jenige Weißheit/ wel-
che das Volck Jſrael in der hungerigen und durſtigen
Wuͤſten mit wunderſamer Speiß und Tranck/ als einem
reichen Zehr-Pfenning/ ſtattlich verſehen. Sie baten/
ſchreibt David Pſalm. CV, 40. 41. ſo ließ er Wachteln
kommen/ und er ſaͤttiget ſie mit Himmel-Brod/
er oͤffnet den Felſen/ da floſſe Waſſer auß/ daß
Baͤche lieffen in der duͤrren Wuͤſten.
Die Weiß-
heit/ welche als eine liebreiche Mutter auch uns/ ihre Kin-
der/ noch heutiges Tages mildiglich mit Speiß und
Tranck verſiehet; und hertzlich erfreuet: Actor. XIV, 17.
Aller Augen warten auff Sie/ als die Augen der
Knechte auff den Herꝛn: dann ſie iſt ein Herꝛ: und ſe-
hen ihr in die Haͤnde/ damit ſie ihnen ihre Speiſe gibt zu
rechter Zeit/ und ſaͤttiget alles/ was da lebt mit Wolge-
fallen; Pſalm. CXLV, 15. 16.

Dieſe Weißheit nun iſts/ welche die geiſtliche hunge-
rige und durſtige Seele des Menſchen auch mit geiſtli-
cher und himmliſcher Speiſe und Tranck erfuͤllet. Wir
Menſchen ſind von unſerer verderbten Natur fern von
GOtt/ als welchen wir durch die Suͤnde von uns ge-
ſchieden/ Jeſ. LIX, 2. und wallen in dieſem Jammerthal/
als die Banditen in einer Wuͤſten/ da es fuͤr Hunger und
Durſt heulet: Deut. XXXII, 10. Es bemuͤhet ſich zwar
die unwidergebohrne Vernunfft Lebens-Mittel an die
Hand zu ſchaffen/ wil auß Steinen Brod machen/ und
in Ciſternen Waſſer ſuchen/ Jer. II, 13. Die hungerigen
und durſtigen Seelen zu ſaͤttigen/ und zu erquicken/ aber
es mundet dem Gewiſſen nicht/ bekommet ihm auch nicht/
wie es von noͤthen iſt: dann es ſchmaͤcket und ſtincket nach
der unfruchtbarn Erden: Phil. III, 19. Darum ziehet ſich
der Liebhaber des Lebens/ Sap. XI, 27. GOttes lieber

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[0011] DEDICATIO. Meer/ zu ſeiner Speiſe gegeben/ gleichwie das gruͤne Kraut/ Gen. IX, 2. 3. Die jenige Weißheit/ wel- che das Volck Jſrael in der hungerigen und durſtigen Wuͤſten mit wunderſamer Speiß und Tranck/ als einem reichen Zehr-Pfenning/ ſtattlich verſehen. Sie baten/ ſchreibt David Pſalm. CV, 40. 41. ſo ließ er Wachteln kommen/ und er ſaͤttiget ſie mit Himmel-Brod/ er oͤffnet den Felſen/ da floſſe Waſſer auß/ daß Baͤche lieffen in der duͤrren Wuͤſten. Die Weiß- heit/ welche als eine liebreiche Mutter auch uns/ ihre Kin- der/ noch heutiges Tages mildiglich mit Speiß und Tranck verſiehet; und hertzlich erfreuet: Actor. XIV, 17. Aller Augen warten auff Sie/ als die Augen der Knechte auff den Herꝛn: dann ſie iſt ein Herꝛ: und ſe- hen ihr in die Haͤnde/ damit ſie ihnen ihre Speiſe gibt zu rechter Zeit/ und ſaͤttiget alles/ was da lebt mit Wolge- fallen; Pſalm. CXLV, 15. 16. Dieſe Weißheit nun iſts/ welche die geiſtliche hunge- rige und durſtige Seele des Menſchen auch mit geiſtli- cher und himmliſcher Speiſe und Tranck erfuͤllet. Wir Menſchen ſind von unſerer verderbten Natur fern von GOtt/ als welchen wir durch die Suͤnde von uns ge- ſchieden/ Jeſ. LIX, 2. und wallen in dieſem Jammerthal/ als die Banditen in einer Wuͤſten/ da es fuͤr Hunger und Durſt heulet: Deut. XXXII, 10. Es bemuͤhet ſich zwar die unwidergebohrne Vernunfft Lebens-Mittel an die Hand zu ſchaffen/ wil auß Steinen Brod machen/ und in Ciſternen Waſſer ſuchen/ Jer. II, 13. Die hungerigen und durſtigen Seelen zu ſaͤttigen/ und zu erquicken/ aber es mundet dem Gewiſſen nicht/ bekommet ihm auch nicht/ wie es von noͤthen iſt: dann es ſchmaͤcket und ſtincket nach der unfruchtbarn Erden: Phil. III, 19. Darum ziehet ſich der Liebhaber des Lebens/ Sap. XI, 27. GOttes lieber Sohn/ ):( iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/11>, abgerufen am 30.04.2024.