Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Achte der Lutherische praedicanten Beruff nicht köstlicher und heiliger/ als derStadtbüttel/ Hund schläger/ und Scharffrichter/ die man nach belieben um gewissen Lohn pflegt zu dingen/ wie Lutherische Obrigkeit zu thun pflegt. Ja eben so unvernünfftig gehandelt/ als der Fürst/ der nach sei- nem eigenen Sinn und muthigen willen einen Stadt-Physicum ohne Zeugnüs einiger privilegirten Universität/ einen Barbierer/ Wund- Artzt/ Apothecker oder Hebamme ohne Prob und Examen seinen Unter- thanen wolte auffdringen/ nicht besser und gewissenhaffter gehandelt/ als Jerobeam der abtrünnige Jud/ der nach aller seiner Hertzens-Lust von den geringen und ungeschicktesten des Volcks die Hand gefüllt und zu Prie- stern der Höhe gemacht. Mancher privat-Bürger einen Miedling bey irgend einem Patronen eingebetten/ eingebettelt/ und eingekaufft/ auß Passionirten Affecten, desgleichen wann die Frau Salome/ die Mutter der Kinder Zebedei auß blinder Lieb ihren Sohn/ so hochwürdiget/ daß sie erhebt einen zur rechten den andern zur lincken/ geschicht noch wann manche thörichte Eltern ein Gelübd thun ihr Sohn müsse ein Pfarrherr werden/ wann schon die geringsten Gaben nicht fürhanden. Was wol- len wir sagen von den autokletois die sich selbst für tüchtig halten/ durch allerhand Dietrich und Diebsschlüssel eindringen/ einkünstlen/ wann sie einmal oder zwey auff dem heissen Höltzlin gestanden/ und als Comödi- anden nicht ihre eigene/ sondern frembde Personen agirt, wann sie durch ihr gut Mundstück favorem vulgi und des Pöbels Zeigfinger gewonnen/ hic est! das ist das Thier/ das so wol predigen kan/ fragt man? wer hats gesagt/ daß du so wol predigen kanst? Meister Hans/ die Magd im Frühgebett Herr omnis. Die Currentes, die nicht in die Ernd auß- gestossen werden. Matth, IX, 39. die blitzer/ die wider die Apostolische Vermahnung. 1. Cor. VII, 20. Ein jeglicher bleib in der Beruf- Conf. part. 8. L. Cat. p. 170. 171 190. de Thra- sybulo vid. Sanct. ad Maccab p. 413.fung in deren er beruffen ist/ bald dahin bald dorthin ändern/ quae causa? accidentia, Freundschafft/ die Kinder/ die lange patientia, da ist ihnen wehe/ von der Tüchtigkeit ist alles maußstill/ in tanta urbe, da ein Universität für gelehrte Leut/ da man weiß was recht oder linck/ at mihi plaudo! Lauter allotrioepiscopo-polypragmones, die dem H. Geist Eingriff thun/ utinam legatur paraenesis D. Pappi, comment. in Aug. Conf. p. m. 228. vid. Theol. Consc. part. 1. p. 707. Dem Allerhöchsten sey Lob und Preiß/ daß er noch unter uns mit- nach
Die Achte der Lutheriſche prædicanten Beruff nicht koͤſtlicher und heiliger/ als derStadtbuͤttel/ Hund ſchlaͤger/ und Scharffrichter/ die man nach belieben um gewiſſen Lohn pflegt zu dingen/ wie Lutheriſche Obrigkeit zu thun pflegt. Ja eben ſo unvernuͤnfftig gehandelt/ als der Fuͤrſt/ der nach ſei- nem eigenen Sinn und muthigen willen einen Stadt-Phyſicum ohne Zeugnuͤs einiger privilegirten Univerſitaͤt/ einen Barbierer/ Wund- Artzt/ Apothecker oder Hebamme ohne Prob und Examen ſeinen Unter- thanen wolte auffdringen/ nicht beſſer und gewiſſenhaffter gehandelt/ als Jerobeam der abtruͤnnige Jud/ der nach aller ſeiner Hertzens-Luſt von den geringen und ungeſchickteſten des Volcks die Hand gefuͤllt und zu Prie- ſtern der Hoͤhe gemacht. Mancher privat-Buͤrger einen Miedling bey irgend einem Patronen eingebetten/ eingebettelt/ und eingekaufft/ auß Paſſionirten Affecten, desgleichen wann die Frau Salome/ die Mutter der Kinder Zebedei auß blinder Lieb ihren Sohn/ ſo hochwuͤrdiget/ daß ſie erhebt einen zur rechten den andern zur lincken/ geſchicht noch wann manche thoͤrichte Eltern ein Geluͤbd thun ihr Sohn muͤſſe ein Pfarrherꝛ werden/ wann ſchon die geringſten Gaben nicht fuͤrhanden. Was wol- len wir ſagen von den ἀυτοκλήτοις die ſich ſelbſt fuͤr tuͤchtig halten/ durch allerhand Dietrich und Diebsſchluͤſſel eindringen/ einkuͤnſtlen/ wann ſie einmal oder zwey auff dem heiſſen Hoͤltzlin geſtanden/ und als Comoͤdi- anden nicht ihre eigene/ ſondern frembde Perſonen agirt, wann ſie durch ihr gut Mundſtuͤck favorem vulgi und des Poͤbels Zeigfinger gewonnen/ hic eſt! das iſt das Thier/ das ſo wol predigen kan/ fragt man? wer hats geſagt/ daß du ſo wol predigen kanſt? Meiſter Hans/ die Magd im Fruͤhgebett Herꝛ omnis. Die Currentes, die nicht in die Ernd auß- geſtoſſen werden. Matth, IX, 39. die blitzer/ die wider die Apoſtoliſche Vermahnung. 1. Cor. VII, 20. Ein jeglicher bleib in der Beruf- Conf. part. 8. L. Cat. p. 170. 171 190. de Thra- ſybulo vid. Sanct. ad Maccab p. 413.fung in deren er beruffen iſt/ bald dahin bald dorthin aͤndern/ quæ cauſa? accidentia, Freundſchafft/ die Kinder/ die lange patientia, da iſt ihnen wehe/ von der Tuͤchtigkeit iſt alles maußſtill/ in tanta urbe, da ein Univerſitaͤt fuͤr gelehrte Leut/ da man weiß was recht oder linck/ at mihi plaudo! Lauter allotrioepiſcopo-polypragmones, die dem H. Geiſt Eingriff thun/ utinam legatur paræneſis D. Pappi, comment. in Aug. Conf. p. m. 228. vid. Theol. Conſc. part. 1. p. 707. Dem Allerhoͤchſten ſey Lob und Preiß/ daß er noch unter uns mit- nach
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Die Achte
der Lutheriſche prædicanten Beruff nicht koͤſtlicher und heiliger/ als der
Stadtbuͤttel/ Hund ſchlaͤger/ und Scharffrichter/ die man nach belieben
um gewiſſen Lohn pflegt zu dingen/ wie Lutheriſche Obrigkeit zu thun
pflegt. Ja eben ſo unvernuͤnfftig gehandelt/ als der Fuͤrſt/ der nach ſei-
nem eigenen Sinn und muthigen willen einen Stadt-Phyſicum ohne
Zeugnuͤs einiger privilegirten Univerſitaͤt/ einen Barbierer/ Wund-
Artzt/ Apothecker oder Hebamme ohne Prob und Examen ſeinen Unter-
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Jerobeam der abtruͤnnige Jud/ der nach aller ſeiner Hertzens-Luſt von den
geringen und ungeſchickteſten des Volcks die Hand gefuͤllt und zu Prie-
ſtern der Hoͤhe gemacht. Mancher privat-Buͤrger einen Miedling bey
irgend einem Patronen eingebetten/ eingebettelt/ und eingekaufft/ auß
Paſſionirten Affecten, desgleichen wann die Frau Salome/ die Mutter
der Kinder Zebedei auß blinder Lieb ihren Sohn/ ſo hochwuͤrdiget/ daß
ſie erhebt einen zur rechten den andern zur lincken/ geſchicht noch wann
manche thoͤrichte Eltern ein Geluͤbd thun ihr Sohn muͤſſe ein Pfarrherꝛ
werden/ wann ſchon die geringſten Gaben nicht fuͤrhanden. Was wol-
len wir ſagen von den ἀυτοκλήτοις die ſich ſelbſt fuͤr tuͤchtig halten/ durch
allerhand Dietrich und Diebsſchluͤſſel eindringen/ einkuͤnſtlen/ wann ſie
einmal oder zwey auff dem heiſſen Hoͤltzlin geſtanden/ und als Comoͤdi-
anden nicht ihre eigene/ ſondern frembde Perſonen agirt, wann ſie durch
ihr gut Mundſtuͤck favorem vulgi und des Poͤbels Zeigfinger gewonnen/
hic eſt! das iſt das Thier/ das ſo wol predigen kan/ fragt man? wer
hats geſagt/ daß du ſo wol predigen kanſt? Meiſter Hans/ die Magd
im Fruͤhgebett Herꝛ omnis. Die Currentes, die nicht in die Ernd auß-
geſtoſſen werden. Matth, IX, 39. die blitzer/ die wider die Apoſtoliſche
Vermahnung. 1. Cor. VII, 20. Ein jeglicher bleib in der Beruf-
fung in deren er beruffen iſt/ bald dahin bald dorthin aͤndern/ quæ
cauſa? accidentia, Freundſchafft/ die Kinder/ die lange patientia, da iſt
ihnen wehe/ von der Tuͤchtigkeit iſt alles maußſtill/ in tanta urbe, da ein
Univerſitaͤt fuͤr gelehrte Leut/ da man weiß was recht oder linck/ at mihi
plaudo! Lauter allotrioepiſcopo-polypragmones, die dem H. Geiſt
Eingriff thun/ utinam legatur paræneſis D. Pappi, comment. in Aug.
Conf. p. m. 228. vid. Theol. Conſc. part. 1. p. 707.
Conf. part.
8. L. Cat. p.
170. 171
190.
de Thra-
ſybulo vid.
Sanct. ad
Maccab p.
413.
Dem Allerhoͤchſten ſey Lob und Preiß/ daß er noch unter uns mit-
ten in der Confuſion eine Ordnung erhalten/ die ſymphoni auf uns kom-
men laſſen/ allhie eine geiſtliche wolbeſtellte Thorwacht erhalten/ dann
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/130>, abgerufen am 16.07.2024. |