Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. heit und Gegenwärtigkeit. Wiederum/ wann GOttesWort und Zeichen nicht da ist/ oder nicht erkennet wird/ so hilffts nicht/ wann GOtt gleich selbst da wäre/ gleichwie Christus von sich selbst sagt/ Joh. 6. Das Fleisch sey kein nutz/ weil sie nicht auff die Wort achten/ die er von seinem Fleisch redet/ welche Wort machen seinen Leib zu einer rech- ten Speise/ da er spricht: Er seye das lebendige Brod vom Himmel. Also muß man nicht so fast achten auff die Werck/ Zeichen und Wunder GOttes/ als auff die Wort GOttes in denselbigen/ wie der Glaube thut. Jn diesen Worten bejahet D. Luther nicht/ daß Christus Joh. 6. von seinem selbst eigenen Fleisch/ an und für sich selbst betrachtet rede/ oder das Sacrament-Mündliche Essen und Trincken seines Leibs und Bluts verwerffe/ sondern lehret/ daß er auch mit denselbigen Worten der irrenden Menschen Einbil- dungen und Jrrhum von seinem Fleisch straffe/ und anzeige/ daß sein Fleisch nicht fleischlich und nach des Fleisches Sinn ergründet und be- hertziget/ sondern Geistlich/ nach des Heiligen Geistes Wort gerechnet und mit Glauben gefasset werde. Also muß auch der Articul von der Mund-Sacramentlichen Niessung des Leibs und Bluts Christi/ ver- mittels der leiblichen Elementen Brods und Weins nicht fleischlich/ sondern geistlich/ nicht nach des Fleisches und der Vernunfft Grillen und Glossen/ sondern nach dem Wort GOttes verstanden werden. Summa der Verstand aller Glaubens-Artickel ist geistlich und nicht fleischlich/ aber die objecta articulorum fidei, die Ding selbst/ davon die Glaubens-Artickel handeln/ sind nicht allezeit geistliche/ sondern leibliche Dinge/ deren Verstand doch nicht mit des Glaubens Sinn zubegreiffen/ sondern geistlich nach GOttes Wort zu richten/ und mit dem glaubigen Hertzen zu fassen ist. Was nun Lutherus allhie lehret/ dem wider- spricht er in seiner grossen Bekantnüß nicht/ sondern er lehret eben das- selbe/ ja er widerlegt die ihm vorgeworffene Contradiction und spricht Tom. 3. Jen. p. 465. Drey grosse Untugenden leget mir der Geist auff über diesen Worten (Fleisch ist keinnütze) da lasset uns hören und sehen/ wie der zornige Teuffel so gifftige Lugen durch seine verblendete/ elende Schwermer dichtet/ die erste ist/ daß ich soll wider mich selbst seyn/ weil ich hin und wieder gelehret habe/ daß Christus Leib leiblich essen kein nutz sey/ und allhie dawider lehre/ daß Christus Fleisch essen sey nutze. Mein V ij
Predigt. heit und Gegenwaͤrtigkeit. Wiederum/ wann GOttesWort und Zeichen nicht da iſt/ oder nicht erkennet wird/ ſo hilffts nicht/ wann GOtt gleich ſelbſt da waͤre/ gleichwie Chriſtus von ſich ſelbſt ſagt/ Joh. 6. Das Fleiſch ſey kein nutz/ weil ſie nicht auff die Wort achten/ die er von ſeinem Fleiſch redet/ welche Wort machen ſeinen Leib zu einer rech- ten Speiſe/ da er ſpricht: Er ſeye das lebendige Brod vom Himmel. Alſo muß man nicht ſo faſt achten auff die Werck/ Zeichen und Wunder GOttes/ als auff die Wort GOttes in denſelbigen/ wie der Glaube thut. Jn dieſen Worten bejahet D. Luther nicht/ daß Chriſtus Joh. 6. von ſeinem ſelbſt eigenen Fleiſch/ an und fuͤr ſich ſelbſt betrachtet rede/ oder das Sacrament-Muͤndliche Eſſen und Trincken ſeines Leibs und Bluts verwerffe/ ſondern lehret/ daß er auch mit denſelbigen Worten der irrenden Menſchen Einbil- dungen und Jrꝛhum von ſeinem Fleiſch ſtraffe/ und anzeige/ daß ſein Fleiſch nicht fleiſchlich und nach des Fleiſches Sinn ergruͤndet und be- hertziget/ ſondern Geiſtlich/ nach des Heiligen Geiſtes Wort gerechnet und mit Glauben gefaſſet werde. Alſo muß auch der Articul von der Mund-Sacramentlichen Nieſſung des Leibs und Bluts Chriſti/ ver- mittels der leiblichen Elementen Brods und Weins nicht fleiſchlich/ ſondern geiſtlich/ nicht nach des Fleiſches und der Vernunfft Grillen und Gloſſen/ ſondern nach dem Wort GOttes verſtanden werden. Summa der Verſtand aller Glaubens-Artickel iſt geiſtlich und nicht fleiſchlich/ aber die objecta articulorum fidei, die Ding ſelbſt/ davon die Glaubens-Artickel handeln/ ſind nicht allezeit geiſtliche/ ſondern leibliche Dinge/ deren Verſtand doch nicht mit des Glaubens Sinn zubegreiffen/ ſondern geiſtlich nach GOttes Wort zu richten/ und mit dem glaubigen Hertzen zu faſſen iſt. Was nun Lutherus allhie lehret/ dem wider- ſpricht er in ſeiner groſſen Bekantnuͤß nicht/ ſondern er lehret eben daſ- ſelbe/ ja er widerlegt die ihm vorgeworffene Contradiction und ſpricht Tom. 3. Jen. p. 465. Drey groſſe Untugenden leget mir der Geiſt auff uͤber dieſen Worten (Fleiſch iſt keinnuͤtze) da laſſet uns hoͤren und ſehen/ wie der zornige Teuffel ſo gifftige Lugen durch ſeine verblendete/ elende Schwermer dichtet/ die erſte iſt/ daß ich ſoll wider mich ſelbſt ſeyn/ weil ich hin und wieder gelehret habe/ daß Chriſtus Leib leiblich eſſen kein nutz ſey/ und allhie dawider lehre/ daß Chriſtus Fleiſch eſſen ſey nutze. Mein V ij
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Predigt.
heit und Gegenwaͤrtigkeit. Wiederum/ wann GOttes
Wort und Zeichen nicht da iſt/ oder nicht erkennet wird/ ſo
hilffts nicht/ wann GOtt gleich ſelbſt da waͤre/ gleichwie
Chriſtus von ſich ſelbſt ſagt/ Joh. 6. Das Fleiſch ſey kein
nutz/ weil ſie nicht auff die Wort achten/ die er von ſeinem
Fleiſch redet/ welche Wort machen ſeinen Leib zu einer rech-
ten Speiſe/ da er ſpricht: Er ſeye das lebendige Brod vom
Himmel. Alſo muß man nicht ſo faſt achten auff die Werck/
Zeichen und Wunder GOttes/ als auff die Wort GOttes
in denſelbigen/ wie der Glaube thut. Jn dieſen Worten bejahet
D. Luther nicht/ daß Chriſtus Joh. 6. von ſeinem ſelbſt eigenen Fleiſch/
an und fuͤr ſich ſelbſt betrachtet rede/ oder das Sacrament-Muͤndliche
Eſſen und Trincken ſeines Leibs und Bluts verwerffe/ ſondern lehret/
daß er auch mit denſelbigen Worten der irrenden Menſchen Einbil-
dungen und Jrꝛhum von ſeinem Fleiſch ſtraffe/ und anzeige/ daß ſein
Fleiſch nicht fleiſchlich und nach des Fleiſches Sinn ergruͤndet und be-
hertziget/ ſondern Geiſtlich/ nach des Heiligen Geiſtes Wort gerechnet
und mit Glauben gefaſſet werde. Alſo muß auch der Articul von der
Mund-Sacramentlichen Nieſſung des Leibs und Bluts Chriſti/ ver-
mittels der leiblichen Elementen Brods und Weins nicht fleiſchlich/
ſondern geiſtlich/ nicht nach des Fleiſches und der Vernunfft Grillen
und Gloſſen/ ſondern nach dem Wort GOttes verſtanden werden.
Summa der Verſtand aller Glaubens-Artickel iſt geiſtlich und nicht
fleiſchlich/ aber die objecta articulorum fidei, die Ding ſelbſt/ davon die
Glaubens-Artickel handeln/ ſind nicht allezeit geiſtliche/ ſondern leibliche
Dinge/ deren Verſtand doch nicht mit des Glaubens Sinn zubegreiffen/
ſondern geiſtlich nach GOttes Wort zu richten/ und mit dem glaubigen
Hertzen zu faſſen iſt. Was nun Lutherus allhie lehret/ dem wider-
ſpricht er in ſeiner groſſen Bekantnuͤß nicht/ ſondern er lehret eben daſ-
ſelbe/ ja er widerlegt die ihm vorgeworffene Contradiction und ſpricht
Tom. 3. Jen. p. 465. Drey groſſe Untugenden leget mir der
Geiſt auff uͤber dieſen Worten (Fleiſch iſt keinnuͤtze) da laſſet
uns hoͤren und ſehen/ wie der zornige Teuffel ſo gifftige Lugen
durch ſeine verblendete/ elende Schwermer dichtet/ die erſte
iſt/ daß ich ſoll wider mich ſelbſt ſeyn/ weil ich hin und wieder
gelehret habe/ daß Chriſtus Leib leiblich eſſen kein nutz ſey/
und allhie dawider lehre/ daß Chriſtus Fleiſch eſſen ſey nutze.
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