Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. lich so gehe dieser Kelch von mir. Matth. XXVI, 39. viel figürlicheReden geführt. Wir läugnen auch nicht/ daß in den Worten der Ein- satzung/ sonderlich in Circumstantialibus, viel figürliche und verblümte Reden fürfallen/ das ist mein Leib der für euch gebrochen wird/ welches dem Buchstaben nach nicht kan verstanden werden. Dann es widerspricht ihm Joh. XIX, 36. Jhr solt ihm kein Bein zerbrechen. Jtem Luc. XXII, 20. Das ist der Kelch des Neuen Testaments in meinem Blut/ das für euch vergossen wird. Und 1. Cor. XI, 26. So offt ihr von diesem Kelch trincket/ solt ihr des HErrn Tod verkündigen. Welches nicht von dem Kelch/ de continente, sondern de contento, dem Blut Christi muß verstanden werden. Aber das läugnen wir/ daß in susati[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]is substantialibus verbis und wesentli- chen Worten ein tropus sey/ der da nicht klar von andern Evangelisten wäre erkläret worden/ da stehen wir pro Reto tanquam pro aris & focis, und lassen uns davon kein Sophisterey im geringsten nicht abtreiben auß folgenden Fundamenten. I. Stehet für den Buchstäblichen Verstand sensus proprii prae II. Testatoris silentium & Evangelistarum harmonia, unser Hey- Jün- X iij
Predigt. lich ſo gehe dieſer Kelch von mir. Matth. XXVI, 39. viel figuͤrlicheReden gefuͤhrt. Wir laͤugnen auch nicht/ daß in den Worten der Ein- ſatzung/ ſonderlich in Circumſtantialibus, viel figuͤrliche und verbluͤmte Reden fuͤrfallen/ das iſt mein Leib der fuͤr euch gebrochen wird/ welches dem Buchſtaben nach nicht kan verſtanden werden. Dann es widerſpricht ihm Joh. XIX, 36. Jhr ſolt ihm kein Bein zerbrechen. Jtem Luc. XXII, 20. Das iſt der Kelch des Neuen Teſtaments in meinem Blut/ das fuͤr euch vergoſſen wird. Und 1. Cor. XI, 26. So offt ihr von dieſem Kelch trincket/ ſolt ihr des HErꝛn Tod verkuͤndigen. Welches nicht von dem Kelch/ de continente, ſondern de contento, dem Blut Chriſti muß verſtanden werden. Aber das laͤugnen wir/ daß in συςατι[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ῖς ſubſtantialibus verbis und weſentli- chen Worten ein tropus ſey/ der da nicht klar von andern Evangeliſten waͤre erklaͤret worden/ da ſtehen wir pro ῥητῷ tanquam pro aris & focis, und laſſen uns davon kein Sophiſterey im geringſten nicht abtreiben auß folgenden Fundamenten. I. Stehet fuͤr den Buchſtaͤblichen Verſtand ſenſus proprii præ II. Teſtatoris ſilentium & Evangeliſtarum harmonia, unſer Hey- Juͤn- X iij
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Predigt.
lich ſo gehe dieſer Kelch von mir. Matth. XXVI, 39. viel figuͤrliche
Reden gefuͤhrt. Wir laͤugnen auch nicht/ daß in den Worten der Ein-
ſatzung/ ſonderlich in Circumſtantialibus, viel figuͤrliche und verbluͤmte
Reden fuͤrfallen/ das iſt mein Leib der fuͤr euch gebrochen wird/
welches dem Buchſtaben nach nicht kan verſtanden werden. Dann es
widerſpricht ihm Joh. XIX, 36. Jhr ſolt ihm kein Bein zerbrechen.
Jtem Luc. XXII, 20. Das iſt der Kelch des Neuen Teſtaments
in meinem Blut/ das fuͤr euch vergoſſen wird. Und 1. Cor. XI, 26.
So offt ihr von dieſem Kelch trincket/ ſolt ihr des HErꝛn
Tod verkuͤndigen. Welches nicht von dem Kelch/ de continente,
ſondern de contento, dem Blut Chriſti muß verſtanden werden. Aber
das laͤugnen wir/ daß in συςατι_ῖς ſubſtantialibus verbis und weſentli-
chen Worten ein tropus ſey/ der da nicht klar von andern Evangeliſten
waͤre erklaͤret worden/ da ſtehen wir pro ῥητῷ tanquam pro aris & focis,
und laſſen uns davon kein Sophiſterey im geringſten nicht abtreiben
auß folgenden Fundamenten.
I. Stehet fuͤr den Buchſtaͤblichen Verſtand ſenſus proprii præ
figurato prærogativa. Der Vorzug des eigentlichen Ver-
ſtands vor dem verbluͤmten. Non debent (ita Bellarm. l. 1. de Euch.
c. 9.) à nobis quærere, cur ſequamur proprium verborum ſenſum, ſi-
mile enim id eſſet, ac ſi quis peteret ab iis, qui ſunt in itinere, cur ſe-
quantur viam communem & tritam, nemo ſanus id quærit; vel cur in-
grediantur per portam, non per feneſtram. Das iſt: Sie ſollen von
uns nicht begehren und fragen/ warum wir dem eigentlichen
Wort-Verſtand folgen/ dann es waͤre eben ſo viel/ als wann
einer die Wandersleute fragete/ warum ſie den gemeinen und
gebahnten Weg brauchen/ niemand der Verſtand hat/ fragt
alſo/ oder warum ſie zur Thuͤr in das Hauß gehen/ und nicht
durch das Fenſter. Wir ſeind gleichſam in poſſeſſione, der muß
gar wichtige und guͤltige Argumenta auff die Bahn bringen/ der uns
wil außſtoſſen.
II. Teſtatoris ſilentium & Evangeliſtarum harmonia, unſer Hey-
land Chriſtus iſt allwiſſend/ er hat wol gewußt/ was es fuͤr Spaͤn mit der
Zeit geben werde/ ſolts glaublich ſeyn/ daß er nicht wuͤrde ſo klar und ver-
ſtaͤndlich reden/ daß ſo viel an ihm iſt/ per ſe, kein andere Meynung koͤn-
te angedichtet werden. Seine Gewonheit war/ daß er ſeine Parabeln
ſeinen Juͤngern privatim außlegte/ Marc. IV, 34. Ohne Gleichnuͤß
redet er nichts zu ihnen/ aber inſonderheit leget ers ſeinen
Juͤn-
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