Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Dritte
Berengarius Presbyter Turonensis, perspectis absurditatibus, quae transmuta-
tionem panis in corpus Christi, a nonnullis assertam sequi videbantur, in
mystica Christi coena, non corpus ejus, sed figuram esse corporis docebat,
unde & adversus eum, & pro eo multum a variis tam scriptum est, quam
disputatum, donec eum Pontifices abjurare dogma, contrariumque ei er-
rorem stabilire cogerunt. ita Cluvetus Epit. histor. p.
498.

Carolstad. primus excitavit hunc tumultum. Hic est hujus fabulae
protagonises. ita Zvvingl. in colloq. Marp. der einfältige Lntherus
hatte für sich Gottes Wort/ den klaren Buchstaben/ das ist mein Leib/
deme Zvvinglius und Oecolampadius, nechst dem 6. Cap. Johannis/ de
quo proxime, oppon
irt die natürliche Eigenschafft des Leibs Christi.
Huic argumento admodum firmiter insistebant, & multa ad rem non
facientia allegabant, utpote quod Christus verum corpus habeat,
quod nobis similis sit Christus, corpus in loco esse oportere. Philipp.
Melanch. ad Joh. Saxon. Elector.
die übrigen Vernunffts Einwürff
wollen wir auf andere Gelegenheit versparen/ und nunmehr der Paradiß-
Schlang zuforderst begegnen mit den jenigen Argumenten/ damit wir
das Reton erhalten. Dann wann wir nähermalen die Notarios betrach-
tet/ so müssen wir auch Achtung geben auff den Stylum den sie führen/
oder vielmehr auff die Wort der Einsetzung Christi/ ob sie nach dem Buch-
staben oder figürlicher weiß zu verstehen/ dazu wolle uns Christus selbst
als der mächtigste Testamentarius seinen H. Geist mildiglich verleihen/
daß er unsern Verstand erleuchten/ und uns in alle Warheit leiten wol-
le/ Amen.

GEliebte in Christo. Erstlich läugnen wir nicht/ son-
dern gestehen gar gern/ daß in H. Schrifft viel varabolische/ al-
legorische und figürliche/ Christo sehr gemeine Reden/ damit er
mit uns Menschen-Kindern spielet/ fürfallen/ als insonderheit die Wort
Joh. 6. von der geistlichen Niessung. Folgt derowegen nicht/ was das
Baselische Büchlein fürgibt/ p. 48. Wann man die Schrifft al-
leweg wie die Wort lauten/ verstehen und deuten wolte/ so
müste Christus zugleich ein Weg/ ein Thür/ ein Lamm/ ein
Löw/ ein Fels/ und ein Weinstock seyn.
Wir gestehen auch gern
und seinds nicht in Abrede/ daß Christus in seinem letsten Colloquio
Joh. 15. & seqq.
Jch bin ein rechter Weinstock/ und mein Va-
ter ein Weingärtner/ einen jeglichen Reben an mir/ der nicht
Frucht bringet/ wird er wegnehmen etc.
deßgleichen in seinem let-
sten Blut-Kampff im Garten am Oelberg. Mein Vater ists müg-

lich
Die Dritte
Berengarius Presbyter Turonenſis, perſpectis abſurditatibus, quæ tranſmuta-
tionem panis in corpus Chriſti, à nonnullis aſſertam ſequi videbantur, in
myſtica Chriſti cœna, non corpus ejus, ſed figuram eſſe corporis docebat,
unde & adverſus eum, & pro eo multum à variis tàm ſcriptum eſt, quam
diſputatum, donec eum Pontifices abjurare dogma, contrariumque ei er-
rorem ſtabilire cogerunt. ita Cluvetus Epit. hiſtor. p.
498.

Carolſtad. primus excitavit hunc tumultum. Hic eſt hujus fabulæ
πρωταγωνίςης. ita Zvvingl. in colloq. Marp. der einfaͤltige Lntherus
hatte fuͤr ſich Gottes Wort/ den klaren Buchſtaben/ das iſt mein Leib/
deme Zvvinglius und Oecolampadius, nechſt dem 6. Cap. Johannis/ de
quo proximè, oppon
irt die natuͤrliche Eigenſchafft des Leibs Chriſti.
Huic argumento admodum firmiter inſiſtebant, & multa ad rem non
facientia allegabant, utpote quod Chriſtus verum corpus habeat,
quod nobis ſimilis ſit Chriſtus, corpus in loco eſſe oportere. Philipp.
Melanch. ad Joh. Saxon. Elector.
die uͤbrigen Vernunffts Einwuͤrff
wollen wir auf andere Gelegenheit verſparen/ und nunmehr der Paradiß-
Schlang zuforderſt begegnen mit den jenigen Argumenten/ damit wir
das ῥητὸν erhalten. Dann wann wir naͤhermalen die Notarios betrach-
tet/ ſo muͤſſen wir auch Achtung geben auff den Stylum den ſie fuͤhren/
oder vielmehr auff die Wort der Einſetzung Chriſti/ ob ſie nach dem Buch-
ſtaben oder figuͤrlicher weiß zu verſtehen/ dazu wolle uns Chriſtus ſelbſt
als der maͤchtigſte Teſtamentarius ſeinen H. Geiſt mildiglich verleihen/
daß er unſern Verſtand erleuchten/ und uns in alle Warheit leiten wol-
le/ Amen.

GEliebte in Chriſto. Erſtlich laͤugnen wir nicht/ ſon-
dern geſtehen gar gern/ daß in H. Schrifft viel varaboliſche/ al-
legoriſche und figuͤrliche/ Chriſto ſehr gemeine Reden/ damit er
mit uns Menſchen-Kindern ſpielet/ fuͤrfallen/ als inſonderheit die Wort
Joh. 6. von der geiſtlichen Nieſſung. Folgt derowegen nicht/ was das
Baſeliſche Buͤchlein fuͤrgibt/ p. 48. Wann man die Schrifft al-
leweg wie die Wort lauten/ verſtehen und deuten wolte/ ſo
muͤſte Chriſtus zugleich ein Weg/ ein Thuͤr/ ein Lamm/ ein
Loͤw/ ein Fels/ und ein Weinſtock ſeyn.
Wir geſtehen auch gern
und ſeinds nicht in Abrede/ daß Chriſtus in ſeinem letſten Colloquio
Joh. 15. & ſeqq.
Jch bin ein rechter Weinſtock/ und mein Va-
ter ein Weingaͤrtner/ einen jeglichen Reben an mir/ der nicht
Frucht bringet/ wird er wegnehmen ꝛc.
deßgleichen in ſeinem let-
ſten Blut-Kampff im Garten am Oelberg. Mein Vater iſts muͤg-

lich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0184" n="164"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Dritte</hi> </fw><lb/>
        <cit>
          <quote><hi rendition="#aq">Berengarius Presbyter Turonen&#x017F;is, per&#x017F;pectis ab&#x017F;urditatibus, quæ tran&#x017F;muta-<lb/>
tionem panis in corpus Chri&#x017F;ti, à nonnullis a&#x017F;&#x017F;ertam &#x017F;equi videbantur, in<lb/>
my&#x017F;tica Chri&#x017F;ti c&#x0153;na, non corpus ejus, &#x017F;ed figuram e&#x017F;&#x017F;e corporis docebat,<lb/>
unde &amp; adver&#x017F;us eum, &amp; pro eo multum à variis tàm &#x017F;criptum e&#x017F;t, quam<lb/>
di&#x017F;putatum, donec eum Pontifices abjurare dogma, contrariumque ei er-<lb/>
rorem &#x017F;tabilire cogerunt. ita Cluvetus Epit. hi&#x017F;tor. p.</hi> 498.</quote>
          <bibl/>
        </cit><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Carol&#x017F;tad. primus excitavit hunc tumultum. Hic e&#x017F;t hujus fabulæ</hi><lb/>
&#x03C0;&#x03C1;&#x03C9;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B3;&#x03C9;&#x03BD;&#x03AF;&#x03C2;&#x03B7;&#x03C2;. <hi rendition="#aq">ita Zvvingl. in colloq. Marp.</hi> der einfa&#x0364;ltige <hi rendition="#aq">Lntherus</hi><lb/>
hatte fu&#x0364;r &#x017F;ich Gottes Wort/ den klaren Buch&#x017F;taben/ das i&#x017F;t mein Leib/<lb/>
deme <hi rendition="#aq">Zvvinglius</hi> und <hi rendition="#aq">Oecolampadius,</hi> nech&#x017F;t dem 6. Cap. Johannis/ <hi rendition="#aq">de<lb/>
quo proximè, oppon</hi>irt die natu&#x0364;rliche Eigen&#x017F;chafft des Leibs Chri&#x017F;ti.<lb/><hi rendition="#aq">Huic argumento admodum firmiter in&#x017F;i&#x017F;tebant, &amp; multa ad rem non<lb/>
facientia allegabant, utpote quod Chri&#x017F;tus verum corpus habeat,<lb/>
quod nobis &#x017F;imilis &#x017F;it Chri&#x017F;tus, corpus in loco e&#x017F;&#x017F;e oportere. Philipp.<lb/>
Melanch. ad Joh. Saxon. Elector.</hi> die u&#x0364;brigen Vernunffts Einwu&#x0364;rff<lb/>
wollen wir auf andere Gelegenheit ver&#x017F;paren/ und nunmehr der Paradiß-<lb/>
Schlang zuforder&#x017F;t begegnen mit den jenigen <hi rendition="#aq">Argumen</hi>ten/ damit wir<lb/>
das &#x1FE5;&#x03B7;&#x03C4;&#x1F78;&#x03BD; erhalten. Dann wann wir na&#x0364;hermalen die <hi rendition="#aq">Notarios</hi> betrach-<lb/>
tet/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir auch Achtung geben auff den <hi rendition="#aq">Stylum</hi> den &#x017F;ie fu&#x0364;hren/<lb/>
oder vielmehr auff die Wort der Ein&#x017F;etzung Chri&#x017F;ti/ ob &#x017F;ie nach dem Buch-<lb/>
&#x017F;taben oder figu&#x0364;rlicher weiß zu ver&#x017F;tehen/ dazu wolle uns Chri&#x017F;tus &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
als der ma&#x0364;chtig&#x017F;te <hi rendition="#aq">Te&#x017F;tamentarius</hi> &#x017F;einen H. Gei&#x017F;t mildiglich verleihen/<lb/>
daß er un&#x017F;ern Ver&#x017F;tand erleuchten/ und uns in alle Warheit leiten wol-<lb/>
le/ Amen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte in Chri&#x017F;to. Er&#x017F;tlich la&#x0364;ugnen wir nicht/ &#x017F;on-</hi><lb/>
dern ge&#x017F;tehen gar gern/ daß in H. Schrifft viel varaboli&#x017F;che/ al-<lb/>
legori&#x017F;che und figu&#x0364;rliche/ Chri&#x017F;to &#x017F;ehr gemeine Reden/ damit er<lb/>
mit uns Men&#x017F;chen-Kindern &#x017F;pielet/ fu&#x0364;rfallen/ als in&#x017F;onderheit die Wort<lb/>
Joh. 6. von der gei&#x017F;tlichen Nie&#x017F;&#x017F;ung. Folgt derowegen nicht/ was das<lb/>
Ba&#x017F;eli&#x017F;che Bu&#x0364;chlein fu&#x0364;rgibt/ <hi rendition="#aq">p.</hi> 48. <hi rendition="#fr">Wann man die Schrifft al-<lb/>
leweg wie die Wort lauten/ ver&#x017F;tehen und deuten wolte/ &#x017F;o<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te Chri&#x017F;tus zugleich ein Weg/ ein Thu&#x0364;r/ ein Lamm/ ein<lb/>
Lo&#x0364;w/ ein Fels/ und ein Wein&#x017F;tock &#x017F;eyn.</hi> Wir ge&#x017F;tehen auch gern<lb/>
und &#x017F;einds nicht in Abrede/ daß Chri&#x017F;tus in &#x017F;einem let&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Colloquio<lb/>
Joh. 15. &amp; &#x017F;eqq.</hi> <hi rendition="#fr">Jch bin ein rechter Wein&#x017F;tock/ und mein Va-<lb/>
ter ein Weinga&#x0364;rtner/ einen jeglichen Reben an mir/ der nicht<lb/>
Frucht bringet/ wird er wegnehmen &#xA75B;c.</hi> deßgleichen in &#x017F;einem let-<lb/>
&#x017F;ten Blut-Kampff im Garten am Oelberg. <hi rendition="#fr">Mein Vater i&#x017F;ts mu&#x0364;g-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">lich</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0184] Die Dritte Berengarius Presbyter Turonenſis, perſpectis abſurditatibus, quæ tranſmuta- tionem panis in corpus Chriſti, à nonnullis aſſertam ſequi videbantur, in myſtica Chriſti cœna, non corpus ejus, ſed figuram eſſe corporis docebat, unde & adverſus eum, & pro eo multum à variis tàm ſcriptum eſt, quam diſputatum, donec eum Pontifices abjurare dogma, contrariumque ei er- rorem ſtabilire cogerunt. ita Cluvetus Epit. hiſtor. p. 498. Carolſtad. primus excitavit hunc tumultum. Hic eſt hujus fabulæ πρωταγωνίςης. ita Zvvingl. in colloq. Marp. der einfaͤltige Lntherus hatte fuͤr ſich Gottes Wort/ den klaren Buchſtaben/ das iſt mein Leib/ deme Zvvinglius und Oecolampadius, nechſt dem 6. Cap. Johannis/ de quo proximè, opponirt die natuͤrliche Eigenſchafft des Leibs Chriſti. Huic argumento admodum firmiter inſiſtebant, & multa ad rem non facientia allegabant, utpote quod Chriſtus verum corpus habeat, quod nobis ſimilis ſit Chriſtus, corpus in loco eſſe oportere. Philipp. Melanch. ad Joh. Saxon. Elector. die uͤbrigen Vernunffts Einwuͤrff wollen wir auf andere Gelegenheit verſparen/ und nunmehr der Paradiß- Schlang zuforderſt begegnen mit den jenigen Argumenten/ damit wir das ῥητὸν erhalten. Dann wann wir naͤhermalen die Notarios betrach- tet/ ſo muͤſſen wir auch Achtung geben auff den Stylum den ſie fuͤhren/ oder vielmehr auff die Wort der Einſetzung Chriſti/ ob ſie nach dem Buch- ſtaben oder figuͤrlicher weiß zu verſtehen/ dazu wolle uns Chriſtus ſelbſt als der maͤchtigſte Teſtamentarius ſeinen H. Geiſt mildiglich verleihen/ daß er unſern Verſtand erleuchten/ und uns in alle Warheit leiten wol- le/ Amen. GEliebte in Chriſto. Erſtlich laͤugnen wir nicht/ ſon- dern geſtehen gar gern/ daß in H. Schrifft viel varaboliſche/ al- legoriſche und figuͤrliche/ Chriſto ſehr gemeine Reden/ damit er mit uns Menſchen-Kindern ſpielet/ fuͤrfallen/ als inſonderheit die Wort Joh. 6. von der geiſtlichen Nieſſung. Folgt derowegen nicht/ was das Baſeliſche Buͤchlein fuͤrgibt/ p. 48. Wann man die Schrifft al- leweg wie die Wort lauten/ verſtehen und deuten wolte/ ſo muͤſte Chriſtus zugleich ein Weg/ ein Thuͤr/ ein Lamm/ ein Loͤw/ ein Fels/ und ein Weinſtock ſeyn. Wir geſtehen auch gern und ſeinds nicht in Abrede/ daß Chriſtus in ſeinem letſten Colloquio Joh. 15. & ſeqq. Jch bin ein rechter Weinſtock/ und mein Va- ter ein Weingaͤrtner/ einen jeglichen Reben an mir/ der nicht Frucht bringet/ wird er wegnehmen ꝛc. deßgleichen in ſeinem let- ſten Blut-Kampff im Garten am Oelberg. Mein Vater iſts muͤg- lich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/184
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/184>, abgerufen am 24.11.2024.