Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. versicht hinweg. Nach dem der Satan das erste Vorwerck eingenom-men/ so grassieret er nach dem Willen und Affecten, macht auß dem for- te, ein non, ihr werdet mit nichten des Todes sterben/ nimmt weg den Zaum der Sünden/ die Furcht GOttes per concupiscentiam exel- kousui, die ablockende/ abziehende/ abhaltende Lust/ wie sie St. Jacobus nennet. Jac. I, 14. Jm gegentheil legt er ihnen ein Speckel auff die Fall per concupiscentiam deleazousui, die erregende/ lockende und verführische Lust/ GOtt weiß/ daß welches Tages ihr davon esset/ so wer- den euere Augen auffgethan/ und werdet seyn wie GOtt/ und wissen was gut oder böse ist. Gen. III, 5. alles recht zweiffelisch und Teuffelisch/ amphi[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]olikos. Sub eadem pollicitatione (schreibt Rupertus lib. 3. de Imit. c. 8.) aperientur oculi vestri, Eva sapientiae altitudinem; ille cogitat conscientiae confusionem: Eritis sicut Dii, haec rapere Dei celsitudinem, ille suimet similem cogitat invenire damnationem, ille sub eadem pollicitatione scientiae boni & mali, haec plenitudinem scientiae, ille cogitat experimentum miseriae. O nequam, nequam, ubi est tuum nequa quam? ecce omnes morimur! Das ist: Unter einem Verspruch/ euere Augen werden auffgethan/ hatte Eva verstanden himmlische Weißheit/ Dieser die Beschämung und Verletzung des Gewissens; unter dem Wort: Jhr wer- det seyn wie GOtt/ gedachte Eva an einen Gottes Raub/ je- ner sie in gleiche Verdamnüß mit ihm zu stürtzen. Jene un- ter dem Verspruch der Erkantnüß Bösen und Guten/ die voll- kommenste Wissenschafft/ dieser die Empfindung mancherley Elends. O Schalck/ Schalck/ wo ist dein Mit nichten? siehe wir müssen alle sterben! II. Causam timoris, die Ursach seiner Furcht gleicher Verfährung und Verführung/ dann um so viel mehr hat Paulus Ursach sich zubefahren/ als übeler nunmehr nach dem Fall das castrum cordis humani die Festung des Menschlichen Hertzens ver- wahrt/ wegen der jenigen innerlichen Conspiranten/ die mit dem Sa- tan leichen/ und mit ihm unter einer Decke liegen/ darum er auch sagt: Jch förchte/ ich förchte/ daß euere Sinne auch also verrucket werden von der Einfältigkeit in Christo. Wolte nun Gott es hätten sich an diesem gespiegelt und an frem- Beren- X ij
Predigt. verſicht hinweg. Nach dem der Satan das erſte Vorwerck eingenom-men/ ſo graſſieret er nach dem Willen und Affecten, macht auß dem for- tè, ein non, ihr werdet mit nichten des Todes ſterben/ nim̃t weg den Zaum der Suͤnden/ die Furcht GOttes per concupiſcentiam ἐξέλ- κουσυι, die ablockende/ abziehende/ abhaltende Luſt/ wie ſie St. Jacobus nennet. Jac. I, 14. Jm gegentheil legt er ihnen ein Speckel auff die Fall per concupiſcentiam δελεάζουσυι, die erregende/ lockende und verfuͤhriſche Luſt/ GOtt weiß/ daß welches Tages ihr davon eſſet/ ſo wer- den euere Augen auffgethan/ und werdet ſeyn wie GOtt/ und wiſſen was gut oder boͤſe iſt. Gen. III, 5. alles recht zweiffeliſch und Teuffeliſch/ ἀμφι[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ολικῶς. Sub eadem pollicitatione (ſchreibt Rupertus lib. 3. de Imit. c. 8.) aperientur oculi veſtri, Eva ſapientiæ altitudinem; ille cogitat conſcientiæ confuſionem: Eritis ſicut Dii, hæc rapere Dei celſitudinem, ille ſuimet ſimilem cogitat invenire damnationem, ille ſub eadem pollicitatione ſcientiæ boni & mali, hæc plenitudinem ſcientiæ, ille cogitat experimentum miſeriæ. O nequam, nequam, ubi eſt tuum nequa quam? ecce omnes morimur! Das iſt: Unter einem Verſpruch/ euere Augen werden auffgethan/ hatte Eva verſtanden himmliſche Weißheit/ Dieſer die Beſchaͤmung und Verletzung des Gewiſſens; unter dem Wort: Jhr wer- det ſeyn wie GOtt/ gedachte Eva an einen Gottes Raub/ je- ner ſie in gleiche Verdamnuͤß mit ihm zu ſtuͤrtzen. Jene un- ter dem Verſpruch der Erkantnuͤß Boͤſen und Guten/ die voll- kommenſte Wiſſenſchafft/ dieſer die Empfindung mancherley Elends. O Schalck/ Schalck/ wo iſt dein Mit nichten? ſiehe wir muͤſſen alle ſterben! II. Cauſam timoris, die Urſach ſeiner Furcht gleicher Verfaͤhrung und Verfuͤhrung/ dann um ſo viel mehr hat Paulus Urſach ſich zubefahren/ als uͤbeler nunmehr nach dem Fall das caſtrum cordis humani die Feſtung des Menſchlichen Hertzens ver- wahrt/ wegen der jenigen innerlichen Conſpiranten/ die mit dem Sa- tan leichen/ und mit ihm unter einer Decke liegen/ darum er auch ſagt: Jch foͤrchte/ ich foͤrchte/ daß euere Sinne auch alſo verrucket werden von der Einfaͤltigkeit in Chriſto. Wolte nun Gott es haͤtten ſich an dieſem geſpiegelt und an frem- Beren- X ij
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Predigt.
verſicht hinweg. Nach dem der Satan das erſte Vorwerck eingenom-
men/ ſo graſſieret er nach dem Willen und Affecten, macht auß dem for-
tè, ein non, ihr werdet mit nichten des Todes ſterben/ nim̃t weg
den Zaum der Suͤnden/ die Furcht GOttes per concupiſcentiam ἐξέλ-
κουσυι, die ablockende/ abziehende/ abhaltende Luſt/ wie ſie St. Jacobus
nennet. Jac. I, 14. Jm gegentheil legt er ihnen ein Speckel auff die Fall
per concupiſcentiam δελεάζουσυι, die erregende/ lockende und verfuͤhriſche
Luſt/ GOtt weiß/ daß welches Tages ihr davon eſſet/ ſo wer-
den euere Augen auffgethan/ und werdet ſeyn wie GOtt/ und
wiſſen was gut oder boͤſe iſt. Gen. III, 5. alles recht zweiffeliſch und
Teuffeliſch/ ἀμφι_ολικῶς. Sub eadem pollicitatione (ſchreibt Rupertus
lib. 3. de Imit. c. 8.) aperientur oculi veſtri, Eva ſapientiæ altitudinem;
ille cogitat conſcientiæ confuſionem: Eritis ſicut Dii, hæc rapere
Dei celſitudinem, ille ſuimet ſimilem cogitat invenire damnationem,
ille ſub eadem pollicitatione ſcientiæ boni & mali, hæc plenitudinem
ſcientiæ, ille cogitat experimentum miſeriæ. O nequam, nequam,
ubi eſt tuum nequa quam? ecce omnes morimur! Das iſt: Unter
einem Verſpruch/ euere Augen werden auffgethan/ hatte Eva
verſtanden himmliſche Weißheit/ Dieſer die Beſchaͤmung
und Verletzung des Gewiſſens; unter dem Wort: Jhr wer-
det ſeyn wie GOtt/ gedachte Eva an einen Gottes Raub/ je-
ner ſie in gleiche Verdamnuͤß mit ihm zu ſtuͤrtzen. Jene un-
ter dem Verſpruch der Erkantnuͤß Boͤſen und Guten/ die voll-
kommenſte Wiſſenſchafft/ dieſer die Empfindung mancherley
Elends. O Schalck/ Schalck/ wo iſt dein Mit nichten?
ſiehe wir muͤſſen alle ſterben! II. Cauſam timoris, die Urſach ſeiner
Furcht gleicher Verfaͤhrung und Verfuͤhrung/ dann um ſo viel mehr hat
Paulus Urſach ſich zubefahren/ als uͤbeler nunmehr nach dem Fall das
caſtrum cordis humani die Feſtung des Menſchlichen Hertzens ver-
wahrt/ wegen der jenigen innerlichen Conſpiranten/ die mit dem Sa-
tan leichen/ und mit ihm unter einer Decke liegen/ darum er auch ſagt:
Jch foͤrchte/ ich foͤrchte/ daß euere Sinne auch alſo verrucket
werden von der Einfaͤltigkeit in Chriſto.
Wolte nun Gott es haͤtten ſich an dieſem geſpiegelt und an frem-
dem Schaden lernen witzig werden die Sacrament-Stuͤrmer Berenga-
rius, Carolſtadius, von dem Phil. Melanchton. in præfat. de ſentent.
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Beren-
X ij
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