Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Sechste serm. ad Fratr. in Eremo serm. 28. schreibet: Petrus videns divinitatemante se incurvari, expavit, exhorruit, & per coenaculum velut insensa- tus cucurrit & exclamavit, non lavabis mihi pedes: Das ist: Petrus/ als er gesehen/ daß die Gottheit sich vor ihm bücke und nider knie/ hat er sich entfärbet/ und ist dermassen erschrocken/ daß er auß dem Saal/ gantz entzuckt und ergeistert hinauß geloffen/ und geschrien: Nimmermehr solt du mir die Füsse waschen. Jst derowegen ein lauter Lieb- und Gnaden-Mahl/ ein rechtes Philtrum und Liebes-Tranck gewesen. III. Quo affectu & fine, zu was End/ mit was für Gemüth/ haben
Die Sechſte ſerm. ad Fratr. in Eremo ſerm. 28. ſchreibet: Petrus videns divinitatemante ſe incurvari, expavit, exhorruit, & per cœnaculum velut inſenſa- tus cucurrit & exclamavit, non lavabis mihi pedes: Das iſt: Petrus/ als er geſehen/ daß die Gottheit ſich vor ihm buͤcke und nider knie/ hat er ſich entfaͤrbet/ und iſt dermaſſen erſchrocken/ daß er auß dem Saal/ gantz entzuckt und ergeiſtert hinauß geloffen/ und geſchrien: Nimmermehr ſolt du mir die Fuͤſſe waſchen. Jſt derowegen ein lauter Lieb- und Gnaden-Mahl/ ein rechtes Philtrum und Liebes-Tranck geweſen. III. Quo affectu & fine, zu was End/ mit was fuͤr Gemuͤth/ haben
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Die Sechſte
ſerm. ad Fratr. in Eremo ſerm. 28. ſchreibet: Petrus videns divinitatem
ante ſe incurvari, expavit, exhorruit, & per cœnaculum velut inſenſa-
tus cucurrit & exclamavit, non lavabis mihi pedes: Das iſt: Petrus/
als er geſehen/ daß die Gottheit ſich vor ihm buͤcke und nider
knie/ hat er ſich entfaͤrbet/ und iſt dermaſſen erſchrocken/ daß
er auß dem Saal/ gantz entzuckt und ergeiſtert hinauß geloffen/
und geſchrien: Nimmermehr ſolt du mir die Fuͤſſe waſchen.
Jſt derowegen ein lauter Lieb- und Gnaden-Mahl/ ein rechtes Philtrum
und Liebes-Tranck geweſen.
III. Quo affectu & fine, zu was End/ mit was fuͤr Gemuͤth/
Zweck und Abſehen/ nicht zum Pracht und Pralen/ wie man etwan heu-
tiges Tages mit koͤſtlichen Panqueten pfleget zu praviren/ ſondern ſeine
heiß-hungerige und flammende Begierde zu entdecken/ die der Herr mit
den emphatiſchen/ hertz-beweglichen/ Affect-reichen Worten außgeſpro-
chen: Mich hat hertzlich verlanget diß Oſter-Lamm mit euch
zu eſſen/ ehe denn ich leide/ dann ich ſage euch/ daß ich hinfort
nicht mehr davon eſſen werde/ biß daß es erfuͤllet werde im
Reich GOttes/ Luc. 22, 15. 16. Es hatte der Herr mehrmal das
Oſter-Lamm mit ſeinen Juͤngern gegeſſen; aber er ſehnete ſich den Ty-
pum zu erfuͤllen/ und das Sacrament einzuſetzen. Er freuete ſich/ daß
nunmehr die Zeit kommen/ daß er dem menſchlichen Geſchlecht ſolte of-
fenbahren die Hoͤhe und die Tieffe/ die Laͤnge und die Breite ſeiner Liebe.
Es iſt/ wil er ſagen/ Epulum Valedictorium, mein Valet und Letze/ mein
Schied-Jmbiß: wann gute Freund von einander ſcheiden und reiſen/
ſo brennet die letſte Mahlzeit von lauter Affecten/ der Reyſige ſchuͤttet
alsdann ſeine Affecten auß/ und raumet ſeinem Hertzen: So thut der
Herr auch allhie/ es war eben die Nacht/ da er verrathen worden/ den
andern Tag darauff ſolte er leiden und ſterben/ darum weſſen ſein heiliges
Hertz dazumal voll geweßt/ davon gieng der Mund uͤber. Epulum
τελειωτικὸν, es war ſein Fuͤll-Jmbiß/ dabey er bezeuget/ daß alte Schatten-
Opffer muß nun gar hinweg/ das Gefeſt vom irdiſchen Oſter-Lamm
wolle er hiemit beurlauben/ das rechte Oſter-Lamm werde nun morgen
geſchlachtet/ erwuͤrget/ ſein Blut vergoſſen/ es werde am Creutz ange-
ſpiſſet/ und in heiſſer Liebe gebraten werden/ Gott im Himmel zu einem
ſuͤſſen Geruch/ darum/ nachdem die Sonne erſchienen/ muͤſſen die Nacht-
Schatten weichen. Ja es ſey Epulum funebre, ſein Leich-Mahl/ ſein
Leichfall-Jmbiß. Von den Egyptiern zeuget Herodotus lib. 3. Es
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