Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. haben dieselbe bey ihren Freuden-Panqueten gemeiniglich in einem glä-sernen durchsichtigen Toden-Sarck/ einen Todten-Cörper/ ein mumiam, einen tod-balsamirten Leichnam/ den Gästen und Freunden zum Schau- Essen dargestellet/ auff daß sie des verstorbenen guten Freunds nicht ver- gessen möchten. Ein solch Memorial hat der Herr auch in derselben letsten Nacht gestifftet/ und das Opffer-Fleisch/ so geschlachtet worden/ nemlich sein eigen Fleisch/ sein Opffer-Blut/ so vergossen worden/ zu essen und zu trincken gegeben/ so geistlicher weiß im Glauben/ so mündlich im Sacrament zu geniessen auffgetragen und fürgestellet/ zu seiner lieb- sten/ holdseligsten Gedächtnuß seines theuren Opffers und werthen Tods. IV. Quo loco? An welchem Ort? Jn der Stadt Jerusalem/ in daß D d iij
Predigt. haben dieſelbe bey ihren Freuden-Panqueten gemeiniglich in einem glaͤ-ſernen durchſichtigen Toden-Sarck/ einen Todten-Coͤrper/ ein mumiam, einen tod-balſamirten Leichnam/ den Gaͤſten und Freunden zum Schau- Eſſen dargeſtellet/ auff daß ſie des verſtorbenen guten Freunds nicht ver- geſſen moͤchten. Ein ſolch Memorial hat der Herr auch in derſelben letſten Nacht geſtifftet/ und das Opffer-Fleiſch/ ſo geſchlachtet worden/ nemlich ſein eigen Fleiſch/ ſein Opffer-Blut/ ſo vergoſſen worden/ zu eſſen und zu trincken gegeben/ ſo geiſtlicher weiß im Glauben/ ſo muͤndlich im Sacrament zu genieſſen auffgetragen und fuͤrgeſtellet/ zu ſeiner lieb- ſten/ holdſeligſten Gedaͤchtnuß ſeines theuren Opffers und werthen Tods. IV. Quo loco? An welchem Ort? Jn der Stadt Jeruſalem/ in daß D d iij
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Predigt.
haben dieſelbe bey ihren Freuden-Panqueten gemeiniglich in einem glaͤ-
ſernen durchſichtigen Toden-Sarck/ einen Todten-Coͤrper/ ein mumiam,
einen tod-balſamirten Leichnam/ den Gaͤſten und Freunden zum Schau-
Eſſen dargeſtellet/ auff daß ſie des verſtorbenen guten Freunds nicht ver-
geſſen moͤchten. Ein ſolch Memorial hat der Herr auch in derſelben
letſten Nacht geſtifftet/ und das Opffer-Fleiſch/ ſo geſchlachtet worden/
nemlich ſein eigen Fleiſch/ ſein Opffer-Blut/ ſo vergoſſen worden/ zu
eſſen und zu trincken gegeben/ ſo geiſtlicher weiß im Glauben/ ſo muͤndlich
im Sacrament zu genieſſen auffgetragen und fuͤrgeſtellet/ zu ſeiner lieb-
ſten/ holdſeligſten Gedaͤchtnuß ſeines theuren Opffers und werthen Tods.
IV. Quo loco? An welchem Ort? Jn der Stadt Jeruſalem/ in
einem Saal eines/ der nicht genennet wird. Niceph. l. 1. Hiſt. 28. ſchreibt/
es ſeye geweſen das Hauß Johannis des Evangeliſten/ ſo unten am
Berg Sion gelegen; Aber die Evangeliſche Hiſtori meldet/ Johannes
ſeye ſelbſt unter den Botten geweßt/ die ſich bey dem Haußmeiſter ange-
meldet. Luc. 22, 8. Er ſandte Petrum und Johannem/ und
ſprach: Gehet hin/ bereitet uns das Oſter-Lamm/ auff daß
wirs eſſen. Andere halten dafuͤr/ es ſeye Nicodemus/ andere Joſeph
von Arimathia/ ſed neſcire hæc, erudita eſt inſcitia, am Juͤngſten Tag
wird dieſer Mann bekannt/ und ſein Glauben geruͤhmet werden/ der eben
dazumal dieſen Herrn auff genommen und bewuͤrthet/ da man Chriſto
nachgeſtellet Joh. 11, 57. Da eben die Hohenprieſter und Phariſeer laſſen
ein Gebott außgehen/ ſo jemand wuͤßte/ wo er waͤre/ daß ers anzeigete/
daß ſie Jhn griffen. Der ſpecial Ort war ἀ_ώγεον μέγα ου᾽ςρωμ_ον, cœ-
naculum, ein ſchoͤner Saal/ in der Hoͤhe des Hauſes aufferbauet/ ge-
pflaͤſtert/ und eben zubereitet mit Teppichen/ Tiſchen und Betten/ auff
daß/ wo von fremden Orten unbekante Gaͤſte herkaͤmen/ ſie das Loſa-
ment auff das Oſter-Feſt bereit angetroffen. Vermuthlich iſts/ es ſeye
eben das ὑπερῶον und τρικλίνιον geweßt. Act. 1, 13. c. 2, 1. da nachmahlen
der H. Geiſt uͤber die Apoſtel in Feurs-Geſtalt ſich ergoſſen/ wie auch
Cyrill. Hieroſol. Catech. 16 meldet/ daß die H. Apoſtel dieſen Ort zu ei-
ner Kirch eingeweyhet. Welches alles dienet zur Widerlegung des
Zwingliſchen Jrꝛthums/ wann Beza, Aretius, Bullingerus, Muſculus,
und neulich allererſt Andreas Rivetus nicht geſtatten wollen/ daß den
Krancken daheim zu Hauß communicirt werde. Infirmi corpore
(ſchreibet Rivetus Cath. Orth. p. 198.) non excluduntur à nobis, ſed cu-
bile infirmitatis eorum non eſt locus aptiis ad Eccleſiæ convocatio-
nem. Dann ob zwar auſſer dem Nothfall nicht leichtlich zu geſtatten/
daß
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