Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. Ligt alles an dem Glauben/ die Creutziger Christi sind zwar von dem weiche/
Predigt. Ligt alles an dem Glauben/ die Creutziger Chriſti ſind zwar von dem weiche/
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Predigt.
Ligt alles an dem Glauben/ die Creutziger Chriſti ſind zwar von dem
Blut Chriſti auch beſprenget/ aber nichts deſto weniger verdam̃t worden/
das Wort fuͤr euch gegeben fordert eitel glaubige Hertzen/ und demnach
1. Lumen agnitionis. Laßt uns unſere irdiſche Hertzen zu einem geiſt-
lichen Garten/ unſere ſteinerne Gemuͤther zu einem Pflaſter/ und unſere
unflaͤtige Sinne zu einer Golgatha machen/ und darinnen das blutige
Creutz- und Marter-Bild JEſum Chriſtum durch glaubiges Erkant-
nuß auffrichten. 2. Aſtenſum contrà ſenium. Laßt uns ja Gott das
Leyd nicht anthun/ daß wir an ſeiner Lieb/ Huld/ Gnad und Gunſt zweiff-
len wolten/ hie iſt ja ſein Wort/ wollen wir dem Wort nicht glauben/ hie
ſein theurer Eyd; ſo dem Eyd nicht/ hie ſein eigen Blut/ groͤſſeres Pfand
hat er nicht/ ſeine Liebe damit zu verſiegeln/ darum wann ſchon dein Hertz
ſpricht lauter Nein/ ſo laß doch dir nicht grauen. 3. Fiducialem appre-
henſionem. Wie Johannes an der Bruſt JEſu gelegen/ und da gleich-
ſam Guͤſſe und Fluͤſſe der himmliſchen Weißheit geſogen: Laßt uns glei-
cher Geſtalt mit Kindlichem Vertrauen Chriſto in den Schooß liegen/
ſeiner Bruſt und liebreichem Mutter-Hertzen den Glaubens-Mund ap-
pliciren/ und auß ſeiner eroͤffneten Seiten-Wund ſein Blut/ den edlen
Lebens- und Himmels-Safft auffaſſen/ unſere arme Seelen damit zu
laben: Nonne videtis quanto impetu parvuli labia uberibus infigant,
audeamus & nos ad uber ſpiritualis poculi, & longè majori: traha-
mus tanquam infantes lactantes ſpiritus gratiam, & unus ſit nobis
dolor hâc eſcâ privari. Chryſoſt. hom. 60. Sehet ihr nicht/ mit was
fuͤr Begierde und Gewalt die Milch-Kinder ihre Lippen an
der Mutter Bruſt ſetzen: warum wolten wir uns dañ nicht er-
kuͤhnen/ und zwar mit groͤſſerer Begierde/ zu trincken von dem
geiſtlichen Lebens-Kelch? Laßt uns ſaugen als die junge Kin-
der des Geiſtes Gnad/ und nichts mehr kraͤncken/ als wann
uns dieſe geiſtliche Milch-Speiß ſolte entzogen werden. Was
dorten der unſinnige Juͤdiſche Poͤbel auß vergifftem/ vergaͤlltem/ und
blut-durſtigem Hertzen fuͤr Pilato auß vollem Hals geſchrien; Sein
Blut ſey uͤber uns und unſere Kinder. Soll auß andaͤchtigem/ heiligem
und glaubigem Verlangen unſer aller Wunſch ſeyn: Sein Blut/ ſein
hoch-ſchaͤtzbares/ hoch-wichtiges/ hoch-guͤltiges GOttes-Blut/ ſein
theures Verſoͤhnungs-Blut/ das allerheiligſte Opffer-Blut/ ſo auß der
Haupt-Ader des Koͤniglichen Hohen Prieſters herauß gefloſſen/ und in
der allgemeinen Propheten-Metzig vergoſſen worden/ ſey uͤber uns/ es er-
weiche/
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/291>, abgerufen am 16.07.2024. |