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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Eylffte
Leben gewagt haben/ und dahin gegangen sind. 2. Sam. 23, 17. so
viel sagen wolte; Jsts nicht das Wasser/ um welches willen die Helden
ihr Blut vergossen haben? also auch hier: dieser Kelch ist das Neue
Testament in meinem Blut/
h. e. Das ist das Blut/ durch welches
das Neue Testament bestätiget wird. Causa nexus praedicati cum sub-
jecto,
Stehet in den Worten: en to aimati mou, das ist/ per hebraismum,
propter sanguinem meum.
Darum/ dieweil mein Rantzion-Blut mit
diesem Wein vereinbaret/ darum ist diß das Neue Testament/ ja das Sa-
crament und Sigel des Neuen Testaments. Dergleichen Redens-
Arten mehr in H. Schrifft gefunden werden. Ezech. 18, 18. 19. Wo du
den Gottlosen warnest/ und er sich nicht bekehret von seinem
gottlosen Wesen und Wege/
in iniquitate sua morietur, so wird
er
(in/ das ist/) um seiner Sünde willen sterben. confer Genes.
29, 18. Deut.
24, 16. Und das wäre so für die Gelchrten/ ad fastidium
levandum.
Jns gemein ist der stylus Matthaei und Marci lauter/ ein-
fältig/ unverblümt/ das ist mein Blut des Neuen Testaments.
Da dann drey Umstände fürfallen zu betrachten. 1. Testamenti Quid-
ditas. 2. Testamenti novitas. 3. Testamenti signaculum. Testa-
menti quidditas
ist nichts anders/ als die Eyd-feste/ verbundene/ und
mit dem Tod des Testatoris selbs bestätigte Verheissung vom Messia
und Welt-Heyland/ und heißt also diatheke so viel/ als ein Bund. Was
ein Bund sey/ ist bekant/ wann nemlich zwo Parteyen/ die sich biß dato
gezweyet/ zusammen tretten/ und durch einen Mittel-Mann versöhnet
werden/ und dasselbe durch völligen Abtrag der beleidigten Person.
Wann zum Exempel der Römische Kayser und Cron Schweden einen
Frieden und Bund machten/ und zwar also; Es käme ein Potentat dar-
zwischen/ als ein Mittel-Mann/ es würde darauff eine Amnestia gestiff-
tet/ und der Cron Schweden wegen ihres Königs und Unkosten einen
Abtrag gethan/ so wäre es ein Bund. Also auch Gott und Mensch/
tanquam partes dissidentes, die tretten wieder zusammen/ werden durch
Christum als den Mittler versöhnet/ Er erlegt die Rantzion auff unser
Seiten/ und kaufft uns auß mit seinem Blut und Tod. Jst alles fast
in terminis terminantibus gar schön abgefaßt. Rom. 5, 8. 9. 10. 11. Dar-
um preiset GOtt seine Liebe gegen uns/ daß Christus für uns
gestorben ist/ da wir noch Sünder waren/ so werden wir je
durch ihn vielmehr behalten werden für dem Zorn/ nachdem
wir durch sein Blut gerecht worden sind. Dann so wir GOtt

ver-

Die Eylffte
Leben gewagt haben/ und dahin gegangen ſind. 2. Sam. 23, 17. ſo
viel ſagen wolte; Jſts nicht das Waſſer/ um welches willen die Helden
ihr Blut vergoſſen haben? alſo auch hier: dieſer Kelch iſt das Neue
Teſtament in meinem Blut/
h. e. Das iſt das Blut/ durch welches
das Neue Teſtament beſtaͤtiget wird. Cauſa nexus prædicati cum ſub-
jecto,
Stehet in den Worten: ἐν τῷ αἵματί μου, das iſt/ per hebraiſmum,
propter ſanguinem meum.
Darum/ dieweil mein Rantzion-Blut mit
dieſem Wein vereinbaret/ darum iſt diß das Neue Teſtament/ ja das Sa-
crament und Sigel des Neuen Teſtaments. Dergleichen Redens-
Arten mehr in H. Schrifft gefunden werden. Ezech. 18, 18. 19. Wo du
den Gottloſen warneſt/ und er ſich nicht bekehret von ſeinem
gottloſen Weſen und Wege/
in iniquitate ſuâ morietur, ſo wird
er
(in/ das iſt/) um ſeiner Suͤnde willen ſterben. confer Geneſ.
29, 18. Deut.
24, 16. Und das waͤre ſo fuͤr die Gelchrten/ ad faſtidium
levandum.
Jns gemein iſt der ſtylus Matthæi und Marci lauter/ ein-
faͤltig/ unverbluͤmt/ das iſt mein Blut des Neuen Teſtaments.
Da dann drey Umſtaͤnde fuͤrfallen zu betrachten. 1. Teſtamenti Quid-
ditas. 2. Teſtamenti novitas. 3. Teſtamenti ſignaculum. Teſta-
menti quidditas
iſt nichts anders/ als die Eyd-feſte/ verbundene/ und
mit dem Tod des Teſtatoris ſelbs beſtaͤtigte Verheiſſung vom Meſſia
und Welt-Heyland/ und heißt alſo διαϑήκη ſo viel/ als ein Bund. Was
ein Bund ſey/ iſt bekant/ wann nemlich zwo Parteyen/ die ſich biß dato
gezweyet/ zuſammen tretten/ und durch einen Mittel-Mann verſoͤhnet
werden/ und daſſelbe durch voͤlligen Abtrag der beleidigten Perſon.
Wann zum Exempel der Roͤmiſche Kayſer und Cron Schweden einen
Frieden und Bund machten/ und zwar alſo; Es kaͤme ein Potentat dar-
zwiſchen/ als ein Mittel-Mann/ es wuͤrde darauff eine Amneſtia geſtiff-
tet/ und der Cron Schweden wegen ihres Koͤnigs und Unkoſten einen
Abtrag gethan/ ſo waͤre es ein Bund. Alſo auch Gott und Menſch/
tanquam partes diſſidentes, die tretten wieder zuſammen/ werden durch
Chriſtum als den Mittler verſoͤhnet/ Er erlegt die Rantzion auff unſer
Seiten/ und kaufft uns auß mit ſeinem Blut und Tod. Jſt alles faſt
in terminis terminantibus gar ſchoͤn abgefaßt. Rom. 5, 8. 9. 10. 11. Dar-
um preiſet GOtt ſeine Liebe gegen uns/ daß Chriſtus fuͤr uns
geſtorben iſt/ da wir noch Suͤnder waren/ ſo werden wir je
durch ihn vielmehr behalten werden fuͤr dem Zorn/ nachdem
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[278/0298] Die Eylffte Leben gewagt haben/ und dahin gegangen ſind. 2. Sam. 23, 17. ſo viel ſagen wolte; Jſts nicht das Waſſer/ um welches willen die Helden ihr Blut vergoſſen haben? alſo auch hier: dieſer Kelch iſt das Neue Teſtament in meinem Blut/ h. e. Das iſt das Blut/ durch welches das Neue Teſtament beſtaͤtiget wird. Cauſa nexus prædicati cum ſub- jecto, Stehet in den Worten: ἐν τῷ αἵματί μου, das iſt/ per hebraiſmum, propter ſanguinem meum. Darum/ dieweil mein Rantzion-Blut mit dieſem Wein vereinbaret/ darum iſt diß das Neue Teſtament/ ja das Sa- crament und Sigel des Neuen Teſtaments. Dergleichen Redens- Arten mehr in H. Schrifft gefunden werden. Ezech. 18, 18. 19. Wo du den Gottloſen warneſt/ und er ſich nicht bekehret von ſeinem gottloſen Weſen und Wege/ in iniquitate ſuâ morietur, ſo wird er (in/ das iſt/) um ſeiner Suͤnde willen ſterben. confer Geneſ. 29, 18. Deut. 24, 16. Und das waͤre ſo fuͤr die Gelchrten/ ad faſtidium levandum. Jns gemein iſt der ſtylus Matthæi und Marci lauter/ ein- faͤltig/ unverbluͤmt/ das iſt mein Blut des Neuen Teſtaments. Da dann drey Umſtaͤnde fuͤrfallen zu betrachten. 1. Teſtamenti Quid- ditas. 2. Teſtamenti novitas. 3. Teſtamenti ſignaculum. Teſta- menti quidditas iſt nichts anders/ als die Eyd-feſte/ verbundene/ und mit dem Tod des Teſtatoris ſelbs beſtaͤtigte Verheiſſung vom Meſſia und Welt-Heyland/ und heißt alſo διαϑήκη ſo viel/ als ein Bund. Was ein Bund ſey/ iſt bekant/ wann nemlich zwo Parteyen/ die ſich biß dato gezweyet/ zuſammen tretten/ und durch einen Mittel-Mann verſoͤhnet werden/ und daſſelbe durch voͤlligen Abtrag der beleidigten Perſon. Wann zum Exempel der Roͤmiſche Kayſer und Cron Schweden einen Frieden und Bund machten/ und zwar alſo; Es kaͤme ein Potentat dar- zwiſchen/ als ein Mittel-Mann/ es wuͤrde darauff eine Amneſtia geſtiff- tet/ und der Cron Schweden wegen ihres Koͤnigs und Unkoſten einen Abtrag gethan/ ſo waͤre es ein Bund. Alſo auch Gott und Menſch/ tanquam partes diſſidentes, die tretten wieder zuſammen/ werden durch Chriſtum als den Mittler verſoͤhnet/ Er erlegt die Rantzion auff unſer Seiten/ und kaufft uns auß mit ſeinem Blut und Tod. Jſt alles faſt in terminis terminantibus gar ſchoͤn abgefaßt. Rom. 5, 8. 9. 10. 11. Dar- um preiſet GOtt ſeine Liebe gegen uns/ daß Chriſtus fuͤr uns geſtorben iſt/ da wir noch Suͤnder waren/ ſo werden wir je durch ihn vielmehr behalten werden fuͤr dem Zorn/ nachdem wir durch ſein Blut gerecht worden ſind. Dann ſo wir GOtt ver-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/298>, abgerufen am 03.06.2024.