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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
Wucherer und Schindfessel/ der wolte nichts weniger als den hungerigen
David speisen. Was sagt er/ 1. Sam. 25, 11. Solt ich mein Brod/
Fleisch und Wasser nemmen das ich für meine Scherer geschlach-
tet habe/ und den Leuten geben/ die ich nicht kenne/ wo sie her sind?

Der Herr/ der Thearcha sagt: Ja dein Brod und Speiß sol David zu
gut kommen/ gibts Abigail in Sinn/ daß sie sich auffgemacht/ zweyhun-
dert Brod/ zwey Lägel Weins/ fünff gekochte Schaaff/ und fünff Schef-
fel Meel/ und hundert stuck Rosin/ und zweyhundert stuck Feigen David
entgegen gebracht/ und ihn damit verehret/ darum euergesia, GOttes
wunderbare Gnad und Güte/ als die Mutter/ hat eine schöne und
edle Tochter gebohren/ so da heißt eukharisia, Danckbarkeit/ GOtt einen
schönen Panegyricum gesungen. Ps. 108. GOtt es ist mein rechter
Ernst/ ich wil singen und tichten/ meine Ehre auff/ wolauff
Psalter und Harpffen/ ich wil frühe auff seyn/ Jch wil dir
dancken unter den Völckern/ ich wil dir lobsingen unter den
Leuten/ denn deine Gnade reichet so weit der Himmel ist/ und
deine Warheit/ so weit die Wolcken gehen/
darinn David erken-
net/ admirirt/ aestimirt/ und in die gantze Welt/ biß ans Ende der Welt/
GOttes Wundergüte außbreitet. Gleichwie aber bey den Hebreern Sitt
und Gewonheit war/ daß sie ihre Convivia mit Musicen und Lobgesäng
gezieret/ wovon Syrach schreibt/ c, 32, 7. 8. Wie ein Rubin in fei-
nem Golde leuchtet/ also zieret ein Gesang das Mahl. Wie
ein Smaragd in schönem Golde stehet/ also zieren die Lieder
beym guten Wein.
Also auch David/ nach dem er gesättiget worden/
hat er nach seiner Harpffen gegriffen/ wolauff Psalter und Harpffen.
Dieses Lied gedichtet/ und also den Lobgesang gesprochen/ und damit als
der rechte Hebreische Orpheus nicht nur Felder und Wälder erfüllet/
nicht nur seine Männer und Gefärten zu gleichem Lobopffer angezündet/
und angefrischet/ nicht nur denselben lamnazeach dem Vorsänger und
Capellmeister übergeben/ denselben bey aller Gelegenheit zu singen und zu
spielen/ sondern auch ad illicium sequelae der gantzen Christenheit/ auff
daß alle Welt der Ehre GOttes voll werde.

Sintemahl auch dieser Psalm bonum Ecclesiae commune, ein all-
gemein Gut der Christlichen Kirchen. Etsi nemo nostrum sit David
(schreibt Lutherus Tom. 4. Lat. p. 268. f. 2.) tamen quia habemus com-
munia bona, idem verbum, spiritum, fidem, beatitudinem, eadem pe-
ricula & afflictiones propter verbum sustinemus, ideo & merito Da-

vidis
B ij

Predigt.
Wucherer und Schindfeſſel/ der wolte nichts weniger als den hungerigen
David ſpeiſen. Was ſagt er/ 1. Sam. 25, 11. Solt ich mein Brod/
Fleiſch uñ Waſſer nem̃en das ich fuͤr meine Scherer geſchlach-
tet habe/ uñ den Leuten geben/ die ich nicht kenne/ wo ſie her ſind?

Der Herr/ der Thearcha ſagt: Ja dein Brod und Speiß ſol David zu
gut kommen/ gibts Abigail in Sinn/ daß ſie ſich auffgemacht/ zweyhun-
dert Brod/ zwey Laͤgel Weins/ fuͤnff gekochte Schaaff/ und fuͤnff Schef-
fel Meel/ und hundert ſtuck Roſin/ und zweyhundert ſtuck Feigen David
entgegen gebracht/ und ihn damit verehret/ darum ἐυεργεσία, GOttes
wunderbare Gnad und Guͤte/ als die Mutter/ hat eine ſchoͤne und
edle Tochter gebohren/ ſo da heißt ἐυχαριςία, Danckbarkeit/ GOtt einen
ſchoͤnen Panegyricum geſungen. Pſ. 108. GOtt es iſt mein rechter
Ernſt/ ich wil ſingen und tichten/ meine Ehre auff/ wolauff
Pſalter und Harpffen/ ich wil fruͤhe auff ſeyn/ Jch wil dir
dancken unter den Voͤlckern/ ich wil dir lobſingen unter den
Leuten/ denn deine Gnade reichet ſo weit der Himmel iſt/ und
deine Warheit/ ſo weit die Wolcken gehen/
darinn David erken-
net/ admirirt/ æſtimirt/ und in die gantze Welt/ biß ans Ende der Welt/
GOttes Wunderguͤte außbreitet. Gleichwie aber bey den Hebreern Sitt
und Gewonheit war/ daß ſie ihre Convivia mit Muſicen und Lobgeſaͤng
gezieret/ wovon Syrach ſchreibt/ c, 32, 7. 8. Wie ein Rubin in fei-
nem Golde leuchtet/ alſo zieret ein Geſang das Mahl. Wie
ein Smaragd in ſchoͤnem Golde ſtehet/ alſo zieren die Lieder
beym guten Wein.
Alſo auch David/ nach dem er geſaͤttiget worden/
hat er nach ſeiner Harpffen gegriffen/ wolauff Pſalter und Harpffen.
Dieſes Lied gedichtet/ und alſo den Lobgeſang geſprochen/ und damit als
der rechte Hebreiſche Orpheus nicht nur Felder und Waͤlder erfuͤllet/
nicht nur ſeine Maͤnner und Gefaͤrten zu gleichem Lobopffer angezuͤndet/
und angefriſchet/ nicht nur denſelben lamnazeach dem Vorſaͤnger und
Capellmeiſter uͤbergeben/ denſelben bey aller Gelegenheit zu ſingen und zu
ſpielen/ ſondern auch ad illicium ſequelæ der gantzen Chriſtenheit/ auff
daß alle Welt der Ehre GOttes voll werde.

Sintemahl auch dieſer Pſalm bonum Eccleſiæ commune, ein all-
gemein Gut der Chriſtlichen Kirchen. Etſi nemo noſtrum ſit David
(ſchreibt Lutherus Tom. 4. Lat. p. 268. f. 2.) tamen quia habemus com-
munia bona, idem verbum, ſpiritum, fidem, beatitudinem, eadem pe-
ricula & afflictiones propter verbum ſuſtinemus, ideò & meritò Da-

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[11/0031] Predigt. Wucherer und Schindfeſſel/ der wolte nichts weniger als den hungerigen David ſpeiſen. Was ſagt er/ 1. Sam. 25, 11. Solt ich mein Brod/ Fleiſch uñ Waſſer nem̃en das ich fuͤr meine Scherer geſchlach- tet habe/ uñ den Leuten geben/ die ich nicht kenne/ wo ſie her ſind? Der Herr/ der Thearcha ſagt: Ja dein Brod und Speiß ſol David zu gut kommen/ gibts Abigail in Sinn/ daß ſie ſich auffgemacht/ zweyhun- dert Brod/ zwey Laͤgel Weins/ fuͤnff gekochte Schaaff/ und fuͤnff Schef- fel Meel/ und hundert ſtuck Roſin/ und zweyhundert ſtuck Feigen David entgegen gebracht/ und ihn damit verehret/ darum ἐυεργεσία, GOttes wunderbare Gnad und Guͤte/ als die Mutter/ hat eine ſchoͤne und edle Tochter gebohren/ ſo da heißt ἐυχαριςία, Danckbarkeit/ GOtt einen ſchoͤnen Panegyricum geſungen. Pſ. 108. GOtt es iſt mein rechter Ernſt/ ich wil ſingen und tichten/ meine Ehre auff/ wolauff Pſalter und Harpffen/ ich wil fruͤhe auff ſeyn/ Jch wil dir dancken unter den Voͤlckern/ ich wil dir lobſingen unter den Leuten/ denn deine Gnade reichet ſo weit der Himmel iſt/ und deine Warheit/ ſo weit die Wolcken gehen/ darinn David erken- net/ admirirt/ æſtimirt/ und in die gantze Welt/ biß ans Ende der Welt/ GOttes Wunderguͤte außbreitet. Gleichwie aber bey den Hebreern Sitt und Gewonheit war/ daß ſie ihre Convivia mit Muſicen und Lobgeſaͤng gezieret/ wovon Syrach ſchreibt/ c, 32, 7. 8. Wie ein Rubin in fei- nem Golde leuchtet/ alſo zieret ein Geſang das Mahl. Wie ein Smaragd in ſchoͤnem Golde ſtehet/ alſo zieren die Lieder beym guten Wein. Alſo auch David/ nach dem er geſaͤttiget worden/ hat er nach ſeiner Harpffen gegriffen/ wolauff Pſalter und Harpffen. Dieſes Lied gedichtet/ und alſo den Lobgeſang geſprochen/ und damit als der rechte Hebreiſche Orpheus nicht nur Felder und Waͤlder erfuͤllet/ nicht nur ſeine Maͤnner und Gefaͤrten zu gleichem Lobopffer angezuͤndet/ und angefriſchet/ nicht nur denſelben lamnazeach dem Vorſaͤnger und Capellmeiſter uͤbergeben/ denſelben bey aller Gelegenheit zu ſingen und zu ſpielen/ ſondern auch ad illicium ſequelæ der gantzen Chriſtenheit/ auff daß alle Welt der Ehre GOttes voll werde. Sintemahl auch dieſer Pſalm bonum Eccleſiæ commune, ein all- gemein Gut der Chriſtlichen Kirchen. Etſi nemo noſtrum ſit David (ſchreibt Lutherus Tom. 4. Lat. p. 268. f. 2.) tamen quia habemus com- munia bona, idem verbum, ſpiritum, fidem, beatitudinem, eadem pe- ricula & afflictiones propter verbum ſuſtinemus, ideò & meritò Da- vidis B ij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/31>, abgerufen am 30.04.2024.