Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Vierzehende quo, in/ mit/ und unter dem Brod und Wein ist der Leib und BlutChristi zugegen. Und dieses ist der erste/ natürliche/ ungekünstelte/ für sich selbst fliessende Verstand. Daß aber diese Erklärung recht/ beweisen wir ex collatione similium phrasium: Gleichwie wann der Patriarch Jacob auff sein Geleit/ die H. Engel deutend/ spricht: Diß ist GOttes Heer/ Gen. 32, 4. Die Tochter Pharao auff das Mosis-Kästlein/ diß ist der Hebreischen Kindlein eins/ Exod. 2, 6. St. Petrus auff die feurige Pfingst-Cronen/ JEsus Christus zur Rechten GOttes erhaben/ hat außgegossen das/ was ihr sehet und höret. Act. 2, 32. So kan niemand anfangs einen andern Verstand fassen/ als unter/ in/ und mit diesem himmlischen Gesichte seind die Himmlische-Engelische Heerschaaren warhafftig zugegen: Dieses Kindlein so in diesem Rohr- Kästlein ligt/ ist der Hebreischen Kindlein eines; das so in/ mit/ und un- ter der Feurs-Gestalt gesehen wird/ ist der H. Geist. Es erhellet exem- plo vulgarium locutionum, Wann ich einen Sack (ita D. Luth. in Confess. S. Coenae) oder Beutel zeig und darreich/ und spreche: das sind 100. fl. da gehet das Zeigen und das Wörtlein Das auff den Beutel/ weil aber der Sack und die Gulden etlicher massen ein Wesen sind/ als ein Klump/ so triffts zugleich auch die Gulden. Der Weise nach greiffe ich ein Faß an/ und spre- che/ das ist Rheinischer Wein/ das ist welscher Wein/ das ist rother Wein etc. Jtem ich greiff ein Glaß an/ und spreche/ das ist Wasser/ das ist Bier/ Salb. Jn allen diesen Reden siehest du/ wie das Wörtlein DAS zeiget auff das Gefässe/ und doch/ weil das Getränck und Gefäß etlicher massen ein Ding ist/ so triffts zugleich/ ja fürnemlich das Geträncke. Jsts nicht also/ wann ein standhaffter/ kluger und reicher Herr einem armen Bett- ler ein kupffern Büchslein darreichte/ sagend: Nimm hin/ das ist Gold/ wür- de er nicht alsobald darauff fallen/ und gedencken: Siehe/ dieser Herr schencket mir unter/ mit/ und in diesem kupffern Büchslein ein stück Golds/ er ist ein kluger Herr/ er weiß/ was er redet/ ein frommer/ warhaff- ter Herr/ er kans wol thun: Nimmermehr werden dem Bettler folgende Gedancken zufallen/ nimmermehr wird er gedencken können/ siehe/ dieser Mann wil so viel sagen: Dieses kupfferne Büchslein ist ein Zeichen ei- nes abwesenden Goldes/ sondern in/ mit/ und unter diesem Kupffer ist das Gold. Und eben solche Gelegenheit hat es mit der andern proposi- tion, Das ist mein Blut des Neuen Testaments. Dann damit niemand
Die Vierzehende quo, in/ mit/ und unter dem Brod und Wein iſt der Leib und BlutChriſti zugegen. Und dieſes iſt der erſte/ natuͤrliche/ ungekuͤnſtelte/ fuͤr ſich ſelbſt flieſſende Verſtand. Daß aber dieſe Erklaͤrung recht/ beweiſen wir ex collatione ſimilium phraſium: Gleichwie wann der Patriarch Jacob auff ſein Geleit/ die H. Engel deutend/ ſpricht: Diß iſt GOttes Heer/ Gen. 32, 4. Die Tochter Pharao auff das Moſis-Kaͤſtlein/ diß iſt der Hebreiſchen Kindlein eins/ Exod. 2, 6. St. Petrus auff die feurige Pfingſt-Cronen/ JEſus Chriſtus zur Rechten GOttes erhaben/ hat außgegoſſen das/ was ihr ſehet und hoͤret. Act. 2, 32. So kan niemand anfangs einen andern Verſtand faſſen/ als unter/ in/ und mit dieſem himmliſchen Geſichte ſeind die Himmliſche-Engeliſche Heerſchaaren warhafftig zugegen: Dieſes Kindlein ſo in dieſem Rohr- Kaͤſtlein ligt/ iſt der Hebreiſchen Kindlein eines; das ſo in/ mit/ und un- ter der Feurs-Geſtalt geſehen wird/ iſt der H. Geiſt. Es erhellet exem- plo vulgarium locutionum, Wann ich einen Sack (ita D. Luth. in Confeſſ. S. Cœnæ) oder Beutel zeig und darreich/ und ſpreche: das ſind 100. fl. da gehet das Zeigen und das Woͤrtlein Das auff den Beutel/ weil aber der Sack und die Gulden etlicher maſſen ein Weſen ſind/ als ein Klump/ ſo triffts zugleich auch die Gulden. Der Weiſe nach greiffe ich ein Faß an/ und ſpre- che/ das iſt Rheiniſcher Wein/ das iſt welſcher Wein/ das iſt rother Wein ꝛc. Jtem ich greiff ein Glaß an/ und ſpreche/ das iſt Waſſer/ das iſt Bier/ Salb. Jn allen dieſen Reden ſieheſt du/ wie das Woͤrtlein DAS zeiget auff das Gefaͤſſe/ und doch/ weil das Getraͤnck und Gefaͤß etlicher maſſen ein Ding iſt/ ſo triffts zugleich/ ja fuͤrnemlich das Getraͤncke. Jſts nicht alſo/ wann ein ſtandhaffter/ kluger und reicher Herꝛ einem armen Bett- ler ein kupffern Buͤchslein darreichte/ ſagend: Nim̃ hin/ das iſt Gold/ wuͤr- de er nicht alſobald darauff fallen/ und gedencken: Siehe/ dieſer Herꝛ ſchencket mir unter/ mit/ und in dieſem kupffern Buͤchslein ein ſtuͤck Golds/ er iſt ein kluger Herꝛ/ er weiß/ was er redet/ ein frommer/ warhaff- ter Herꝛ/ er kans wol thun: Nimmermehr werden dem Bettler folgende Gedancken zufallen/ nimmermehr wird er gedencken koͤnnen/ ſiehe/ dieſer Mann wil ſo viel ſagen: Dieſes kupfferne Buͤchslein iſt ein Zeichen ei- nes abweſenden Goldes/ ſondern in/ mit/ und unter dieſem Kupffer iſt das Gold. Und eben ſolche Gelegenheit hat es mit der andern propoſi- tion, Das iſt mein Blut des Neuen Teſtaments. Dann damit niemand
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Die Vierzehende
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Chriſti zugegen. Und dieſes iſt der erſte/ natuͤrliche/ ungekuͤnſtelte/ fuͤr
ſich ſelbſt flieſſende Verſtand. Daß aber dieſe Erklaͤrung recht/ beweiſen
wir ex collatione ſimilium phraſium: Gleichwie wann der Patriarch
Jacob auff ſein Geleit/ die H. Engel deutend/ ſpricht: Diß iſt GOttes
Heer/ Gen. 32, 4. Die Tochter Pharao auff das Moſis-Kaͤſtlein/ diß
iſt der Hebreiſchen Kindlein eins/ Exod. 2, 6. St. Petrus auff die
feurige Pfingſt-Cronen/ JEſus Chriſtus zur Rechten GOttes
erhaben/ hat außgegoſſen das/ was ihr ſehet und hoͤret. Act. 2, 32.
So kan niemand anfangs einen andern Verſtand faſſen/ als unter/ in/
und mit dieſem himmliſchen Geſichte ſeind die Himmliſche-Engeliſche
Heerſchaaren warhafftig zugegen: Dieſes Kindlein ſo in dieſem Rohr-
Kaͤſtlein ligt/ iſt der Hebreiſchen Kindlein eines; das ſo in/ mit/ und un-
ter der Feurs-Geſtalt geſehen wird/ iſt der H. Geiſt. Es erhellet exem-
plo vulgarium locutionum, Wann ich einen Sack (ita D. Luth. in
Confeſſ. S. Cœnæ) oder Beutel zeig und darreich/ und ſpreche:
das ſind 100. fl. da gehet das Zeigen und das Woͤrtlein Das
auff den Beutel/ weil aber der Sack und die Gulden etlicher
maſſen ein Weſen ſind/ als ein Klump/ ſo triffts zugleich auch
die Gulden. Der Weiſe nach greiffe ich ein Faß an/ und ſpre-
che/ das iſt Rheiniſcher Wein/ das iſt welſcher Wein/ das iſt
rother Wein ꝛc. Jtem ich greiff ein Glaß an/ und ſpreche/ das
iſt Waſſer/ das iſt Bier/ Salb. Jn allen dieſen Reden ſieheſt
du/ wie das Woͤrtlein DAS zeiget auff das Gefaͤſſe/ und
doch/ weil das Getraͤnck und Gefaͤß etlicher maſſen ein Ding
iſt/ ſo triffts zugleich/ ja fuͤrnemlich das Getraͤncke. Jſts nicht
alſo/ wann ein ſtandhaffter/ kluger und reicher Herꝛ einem armen Bett-
ler ein kupffern Buͤchslein darreichte/ ſagend: Nim̃ hin/ das iſt Gold/ wuͤr-
de er nicht alſobald darauff fallen/ und gedencken: Siehe/ dieſer Herꝛ
ſchencket mir unter/ mit/ und in dieſem kupffern Buͤchslein ein ſtuͤck
Golds/ er iſt ein kluger Herꝛ/ er weiß/ was er redet/ ein frommer/ warhaff-
ter Herꝛ/ er kans wol thun: Nimmermehr werden dem Bettler folgende
Gedancken zufallen/ nimmermehr wird er gedencken koͤnnen/ ſiehe/ dieſer
Mann wil ſo viel ſagen: Dieſes kupfferne Buͤchslein iſt ein Zeichen ei-
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das Gold. Und eben ſolche Gelegenheit hat es mit der andern propoſi-
tion, Das iſt mein Blut des Neuen Teſtaments. Dann damit
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