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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
donetur, quam signa ipsa, de quibus diximus: quatenus videlicet fi-
des nostra eum centemplans in sacramentis, sicut expressa promissio
testatur, in coelum usque conscendit, ubi vere eum complectitur. Beza
in vol. 1. de S. Spiritu, p. m.
28. Es verschafft der H. Geist/ daß
eben der JEsus Christus/ der jetzt/ so fern er ein warhaffter
Mensch/ nirgend anders/ als im Himmel ist/ wie die Schrifft
bezeuget/ dennoch uns/ die wir auff Erden seind/ nicht weni-
ger warhafftig geschencket und mitgetheilet werde/ als die
sichtbare Zeichen/ wann nemlich unser Glaub ihne in den Sa-
cramenten beschauet/ und in den Himmel hinauff steigt/ da er
ihn warhafftig ergreifft und umfaßt.
Den gantzen Butzen stellet
uns Polanus für Augen in zweyen Worten: Es sey eine Communio
non
omou, non in, cum & sub, sed ama, ama est temporis, omou est loci.
Am Brod/ nicht im Brod.

Polan. l. 6. c. 16. Cum pane & vino exhibetur a Christo, & percipitur a vere fi-
delibus corpus & sanguis Christi: quod non intelligi debet
omou, id est, simul
loco, ac si in vel sub pane corpus, item in vel sub vino sanguis Christi in eo-
dem loco heic in terris essent: sed
ama, id est, simul tempore, ut sit sensus:
Quando homo fidelis edit panem Domini, vinum Domini ore corpotis,
tum eodem tempore simul edit corpus & bibit sanguinem Christi ore
animae.

Das heißt ja wol einen blauen Dunst für die Augen gemacht/ das heißt
ein gewaltsamer Noth-Zwang: wer hat jemalen von solcher real-Gegen-
wart gehöret/ da zwey Ding einander gegenwärtig/ die viel tausend Mei-
len/ ja so hoch als Himmel und Erden/ von einander getrennet. Die
Sonne würcket wol in den tieffen Metall- und Gold-Gruben/ durch ihre
Jnfluentz und Tugend/ wer kan aber mit Warheit sagen/ daß die Sonne
den Metallen und der Erden warhafftig gegenwärtig seye? Heißt das
nicht dem Geist GOttes widersprechen/ welcher das/ was sola relatio-
ne & virtute
da ist/ nicht gegenwärtig/ sondern zukünfftig/ mellon &
poRRothen heißt? 2. Cor. 5, 6. Hebr. 10, 1. c. 11, 13. Heißt das nicht das
Vater Unser corrigiren/ Zukomm uns dein Reich? da es also heissen
muß/ wir schwingen uns zu deinem Reich hinauff; daß heißt die hold-
selige sugkata[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]asin auffheben/ wann Christus Joh. 14, 23. verspricht/ es
werde die gantze H. Dreyfaltigkeit zu uns herab kommen/ und Woh-
nung bey uns machen; das heißt auß dem Glauben ein Icarum machen/
der hin fladert/ und weiß nicht wo auß noch an. Dann der Glaub soll

Christum
Neunter Theil. T t

Predigt.
donetur, quàm ſigna ipſa, de quibus diximus: quatenus videlicet fi-
des noſtra eum centemplans in ſacramentis, ſicut expreſſa promiſſio
teſtatur, in cœlum uſque conſcendit, ubi verè eum complectitur. Beza
in vol. 1. de S. Spiritu, p. m.
28. Es verſchafft der H. Geiſt/ daß
eben der JEſus Chriſtus/ der jetzt/ ſo fern er ein warhaffter
Menſch/ nirgend anders/ als im Himmel iſt/ wie die Schrifft
bezeuget/ dennoch uns/ die wir auff Erden ſeind/ nicht weni-
ger warhafftig geſchencket und mitgetheilet werde/ als die
ſichtbare Zeichen/ wann nemlich unſer Glaub ihne in den Sa-
cramenten beſchauet/ und in den Himmel hinauff ſteigt/ da er
ihn warhafftig ergreifft und umfaßt.
Den gantzen Butzen ſtellet
uns Polanus fuͤr Augen in zweyen Worten: Es ſey eine Communio
non
ὁμοῦ, non in, cum & ſub, ſed ἅμα, ἅμα eſt temporis, ὁμοῦ eſt loci.
Am Brod/ nicht im Brod.

Polan. l. 6. c. 16. Cum pane & vino exhibetur à Chriſto, & percipitur à verè fi-
delibus corpus & ſanguis Chriſti: quod non intelligi debet
ὁμοῦ, id eſt, ſimul
loco, ac ſi in vel ſub pane corpus, item in vel ſub vino ſanguis Chriſti in eo-
dem loco hîc in terris eſſent: ſed
ἅμα, id eſt, ſimul tempore, ut ſit ſenſus:
Quando homo fidelis edit panem Domini, vinum Domini ore corpotis,
tùm eodem tempore ſimul edit corpus & bibit ſanguinem Chriſti ore
animæ.

Das heißt ja wol einen blauen Dunſt fuͤr die Augen gemacht/ das heißt
ein gewaltſamer Noth-Zwang: wer hat jemalen von ſolcher real-Gegen-
wart gehoͤret/ da zwey Ding einander gegenwaͤrtig/ die viel tauſend Mei-
len/ ja ſo hoch als Himmel und Erden/ von einander getrennet. Die
Sonne wuͤrcket wol in den tieffen Metall- und Gold-Gruben/ durch ihre
Jnfluentz und Tugend/ wer kan aber mit Warheit ſagen/ daß die Sonne
den Metallen und der Erden warhafftig gegenwaͤrtig ſeye? Heißt das
nicht dem Geiſt GOttes widerſprechen/ welcher das/ was ſolâ relatio-
ne & virtute
da iſt/ nicht gegenwaͤrtig/ ſondern zukuͤnfftig/ μέλλον &
πόῤῥωϑεν heißt? 2. Cor. 5, 6. Hebr. 10, 1. c. 11, 13. Heißt das nicht das
Vater Unſer corrigiren/ Zukomm uns dein Reich? da es alſo heiſſen
muß/ wir ſchwingen uns zu deinem Reich hinauff; daß heißt die hold-
ſelige συγκατά[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ασιν auffheben/ wann Chriſtus Joh. 14, 23. verſpricht/ es
werde die gantze H. Dreyfaltigkeit zu uns herab kommen/ und Woh-
nung bey uns machen; das heißt auß dem Glauben ein Icarum machen/
der hin fladert/ und weiß nicht wo auß noch an. Dann der Glaub ſoll

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[329/0349] Predigt. donetur, quàm ſigna ipſa, de quibus diximus: quatenus videlicet fi- des noſtra eum centemplans in ſacramentis, ſicut expreſſa promiſſio teſtatur, in cœlum uſque conſcendit, ubi verè eum complectitur. Beza in vol. 1. de S. Spiritu, p. m. 28. Es verſchafft der H. Geiſt/ daß eben der JEſus Chriſtus/ der jetzt/ ſo fern er ein warhaffter Menſch/ nirgend anders/ als im Himmel iſt/ wie die Schrifft bezeuget/ dennoch uns/ die wir auff Erden ſeind/ nicht weni- ger warhafftig geſchencket und mitgetheilet werde/ als die ſichtbare Zeichen/ wann nemlich unſer Glaub ihne in den Sa- cramenten beſchauet/ und in den Himmel hinauff ſteigt/ da er ihn warhafftig ergreifft und umfaßt. Den gantzen Butzen ſtellet uns Polanus fuͤr Augen in zweyen Worten: Es ſey eine Communio non ὁμοῦ, non in, cum & ſub, ſed ἅμα, ἅμα eſt temporis, ὁμοῦ eſt loci. Am Brod/ nicht im Brod. Polan. l. 6. c. 16. Cum pane & vino exhibetur à Chriſto, & percipitur à verè fi- delibus corpus & ſanguis Chriſti: quod non intelligi debet ὁμοῦ, id eſt, ſimul loco, ac ſi in vel ſub pane corpus, item in vel ſub vino ſanguis Chriſti in eo- dem loco hîc in terris eſſent: ſed ἅμα, id eſt, ſimul tempore, ut ſit ſenſus: Quando homo fidelis edit panem Domini, vinum Domini ore corpotis, tùm eodem tempore ſimul edit corpus & bibit ſanguinem Chriſti ore animæ. Das heißt ja wol einen blauen Dunſt fuͤr die Augen gemacht/ das heißt ein gewaltſamer Noth-Zwang: wer hat jemalen von ſolcher real-Gegen- wart gehoͤret/ da zwey Ding einander gegenwaͤrtig/ die viel tauſend Mei- len/ ja ſo hoch als Himmel und Erden/ von einander getrennet. Die Sonne wuͤrcket wol in den tieffen Metall- und Gold-Gruben/ durch ihre Jnfluentz und Tugend/ wer kan aber mit Warheit ſagen/ daß die Sonne den Metallen und der Erden warhafftig gegenwaͤrtig ſeye? Heißt das nicht dem Geiſt GOttes widerſprechen/ welcher das/ was ſolâ relatio- ne & virtute da iſt/ nicht gegenwaͤrtig/ ſondern zukuͤnfftig/ μέλλον & πόῤῥωϑεν heißt? 2. Cor. 5, 6. Hebr. 10, 1. c. 11, 13. Heißt das nicht das Vater Unſer corrigiren/ Zukomm uns dein Reich? da es alſo heiſſen muß/ wir ſchwingen uns zu deinem Reich hinauff; daß heißt die hold- ſelige συγκατά_ασιν auffheben/ wann Chriſtus Joh. 14, 23. verſpricht/ es werde die gantze H. Dreyfaltigkeit zu uns herab kommen/ und Woh- nung bey uns machen; das heißt auß dem Glauben ein Icarum machen/ der hin fladert/ und weiß nicht wo auß noch an. Dann der Glaub ſoll Chriſtum Neunter Theil. T t

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/349>, abgerufen am 22.11.2024.