Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
bräuchlicher weise in seinen Magen kommen/ und darinnen zu seiner nu-
trition
und Erhaltung verdauet worden wäre/ dann Christus hatte da-
mals einen verklärten Leibe/ Philip. 3, 21. der keiner Speise und Trancks
bedürfftig gewesen. Uber das ist zu wissen/ daß weil der Leib und das
Blut Christi von uns also gegessen und getruncken werden/ wie sie mit
dem gesegneten Brod und Wein vereiniget zugegen sind/ nemlich un-
räumlicher/ übernatürlicher und unbegreifflicher weise/ so können sie
auch keine Bauch-Speise/ und kein Bauch-Tranck seyn/ sondern sie seind
ein geistliche (das ist nicht-natürliche) himmlische und über-natürliche/
Sacramentliche Speiß und Tranck der Seelen/ ja des gantzen Men-
schen/ der auß Leib und Seele bestehet. 2. Cibus barbarus, kreophagia
cyclopica, dadurch der Leib Christi verzehret und auffgegessen werde.
Daher Beza sein kreophagian Cyclops inscribirt/ ein solches Fleisch essen
und Blut trincken/ auff welche weise die Peruani und Tapujani, oder
wie Catilina Blut gesoffen.

De quibus Gerh. Joh. Voss. in addend. ad lib. 1. de Theol. Gentil.
p. 3. haec habet: Illud, ait, praeterire non possumus, humanis eos
vesci carnibus: sed eo se meliores putare aliis
anthropophagois,
quod hi carnes edant hostiles: ipsi manducent cadavera amico-
rum, praelio, vel morte extinctorum: idque ad testandum suam
erga eos pietatem ac amorem: ut quos non patiantur vermium
escam fieri, vel foetida putredine absumi; sed in propria recon-
dant viscera, inque succum sanguinemque suum, & ipsam quo-
dammodo animam, de quibus nihil carius, convertant. Me-
morabile hujus rei exemplum ab eodem generoso viro accepi-
mus. Evenit, ut Tapuis in Hollandorum territorio ad arcem,
ut vocant, Rio Grande, consistentibus, quidam ejus vita excede-
ret. Hujus cadaver consanguinei lavarunt, exenterarunt, vi-
scera a ciborum detrimentis repurgarunt, caeteras etiam sordes
undique abluere, crines & ungues resecuere, resectas servarunt.
Tum corpus dissecuere in partes varias, quarum nullas, ne geni-
tales quidem fuere aspernati: Universas enim assarunt, sedulo
etiam adipem humoremque in assando destillantem exceperunt:
haec universa pro epulis fuere inter sanguine conjunctos; nam
caeteri a convivio hoc arcentur. Quae comedi nequeunt, ut cri-
nes, ungues, dentes, ossa, in cinerem rediguntur: ejus cineris
portio aliqua poculis inditur, & bibitur, donec longiori com-
potatione absumptus sit universus.

Diß
A a a ij

Predigt.
braͤuchlicher weiſe in ſeinen Magen kommen/ und darinnen zu ſeiner nu-
trition
und Erhaltung verdauet worden waͤre/ dann Chriſtus hatte da-
mals einen verklaͤrten Leibe/ Philip. 3, 21. der keiner Speiſe und Trancks
beduͤrfftig geweſen. Uber das iſt zu wiſſen/ daß weil der Leib und das
Blut Chriſti von uns alſo gegeſſen und getruncken werden/ wie ſie mit
dem geſegneten Brod und Wein vereiniget zugegen ſind/ nemlich un-
raͤumlicher/ uͤbernatuͤrlicher und unbegreifflicher weiſe/ ſo koͤnnen ſie
auch keine Bauch-Speiſe/ und kein Bauch-Tranck ſeyn/ ſondern ſie ſeind
ein geiſtliche (das iſt nicht-natuͤrliche) himmliſche und uͤber-natuͤrliche/
Sacramentliche Speiß und Tranck der Seelen/ ja des gantzen Men-
ſchen/ der auß Leib und Seele beſtehet. 2. Cibus barbarus, κρεοφαγία
cyclopica, dadurch der Leib Chriſti verzehret und auffgegeſſen werde.
Daher Beza ſein κρεοφαγίαν Cyclops inſcribirt/ ein ſolches Fleiſch eſſen
und Blut trincken/ auff welche weiſe die Peruani und Tapujani, oder
wie Catilina Blut geſoffen.

De quibus Gerh. Joh. Voſſ. in addend. ad lib. 1. de Theol. Gentil.
p. 3. hæc habet: Illud, ait, præterire non poſſumus, humanis eos
veſci carnibus: ſed eo ſe meliores putare aliis
άνθρωϖοφάγοις,
quod hi carnes edant hoſtiles: ipſi manducent cadavera amico-
rum, prælio, vel morte extinctorum: idque ad teſtandum ſuam
ergà eos pietatem ac amorem: ut quos non patiantur vermium
eſcam fieri, vel fœtidâ putredine abſumi; ſed in propria recon-
dant viſcera, inque ſuccum ſanguinemque ſuum, & ipſam quo-
dammodo animam, de quibus nihil carius, convertant. Me-
morabile hujus rei exemplum ab eodem generoſo viro accepi-
mus. Evênit, ut Tapuis in Hollandorum territorio ad arcem,
ut vocant, Rio Grande, conſiſtentibus, quidam ejus vitâ excede-
ret. Hujus cadaver conſanguinei lavarunt, exenterarunt, vi-
ſcera à ciborum detrimentis repurgârunt, cæteras etiam ſordes
undique abluêre, crines & ungues reſecuêre, reſectas ſervârunt.
Tùm corpus diſſecuêre in partes varias, quarum nullas, ne geni-
tales quidem fuêre aſpernati: Univerſas enim aſſarunt, ſedulò
etiam adipem humoremque in aſſando deſtillantem exceperunt:
hæc univerſa pro epulis fuêre inter ſanguine conjunctos; nam
cæteri à convivio hoc arcentur. Quæ comedi nequeunt, ut cri-
nes, ungues, dentes, oſſa, in cinerem rediguntur: ejus cineris
portio aliqua poculis inditur, & bibitur, donec longiori com-
potatione abſumptus ſit univerſus.

Diß
A a a ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0391" n="371"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
bra&#x0364;uchlicher wei&#x017F;e in &#x017F;einen Magen kommen/ und darinnen zu &#x017F;einer <hi rendition="#aq">nu-<lb/>
trition</hi> und Erhaltung verdauet worden wa&#x0364;re/ dann Chri&#x017F;tus hatte da-<lb/>
mals einen verkla&#x0364;rten Leibe/ <hi rendition="#aq">Philip.</hi> 3, 21. der keiner Spei&#x017F;e und Trancks<lb/>
bedu&#x0364;rfftig gewe&#x017F;en. Uber das i&#x017F;t zu wi&#x017F;&#x017F;en/ daß weil der Leib und das<lb/>
Blut Chri&#x017F;ti von uns al&#x017F;o gege&#x017F;&#x017F;en und getruncken werden/ wie &#x017F;ie mit<lb/>
dem ge&#x017F;egneten Brod und Wein vereiniget zugegen &#x017F;ind/ nemlich un-<lb/>
ra&#x0364;umlicher/ u&#x0364;bernatu&#x0364;rlicher und unbegreifflicher wei&#x017F;e/ &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie<lb/>
auch keine Bauch-Spei&#x017F;e/ und kein Bauch-Tranck &#x017F;eyn/ &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;eind<lb/>
ein gei&#x017F;tliche (das i&#x017F;t nicht-natu&#x0364;rliche) himmli&#x017F;che und u&#x0364;ber-natu&#x0364;rliche/<lb/>
Sacramentliche Speiß und Tranck der Seelen/ ja des gantzen Men-<lb/>
&#x017F;chen/ der auß Leib und Seele be&#x017F;tehet. 2. <hi rendition="#aq">Cibus barbarus,</hi> &#x03BA;&#x03C1;&#x03B5;&#x03BF;&#x03C6;&#x03B1;&#x03B3;&#x03AF;&#x03B1;<lb/><hi rendition="#aq">cyclopica,</hi> dadurch der Leib Chri&#x017F;ti verzehret und auffgege&#x017F;&#x017F;en werde.<lb/>
Daher <hi rendition="#aq">Beza</hi> &#x017F;ein &#x03BA;&#x03C1;&#x03B5;&#x03BF;&#x03C6;&#x03B1;&#x03B3;&#x03AF;&#x03B1;&#x03BD; <hi rendition="#aq">Cyclops in&#x017F;crib</hi>irt/ ein &#x017F;olches Flei&#x017F;ch e&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und Blut trincken/ auff welche wei&#x017F;e die <hi rendition="#aq">Peruani</hi> und <hi rendition="#aq">Tapujani,</hi> oder<lb/>
wie <hi rendition="#aq">Catilina</hi> Blut ge&#x017F;offen.</p><lb/>
        <cit>
          <quote><hi rendition="#aq">De quibus Gerh. Joh. Vo&#x017F;&#x017F;. in addend. ad lib. 1. de Theol. Gentil.<lb/>
p. 3. hæc habet: Illud, ait, præterire non po&#x017F;&#x017F;umus, humanis eos<lb/>
ve&#x017F;ci carnibus: &#x017F;ed eo &#x017F;e meliores putare aliis</hi> &#x03AC;&#x03BD;&#x03B8;&#x03C1;&#x03C9;&#x03D6;&#x03BF;&#x03C6;&#x03AC;&#x03B3;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2;,<lb/><hi rendition="#aq">quod hi carnes edant ho&#x017F;tiles: ip&#x017F;i manducent cadavera amico-<lb/>
rum, prælio, vel morte extinctorum: idque ad te&#x017F;tandum &#x017F;uam<lb/>
ergà eos pietatem ac amorem: ut quos non patiantur vermium<lb/>
e&#x017F;cam fieri, vel f&#x0153;tidâ putredine ab&#x017F;umi; &#x017F;ed in propria recon-<lb/>
dant vi&#x017F;cera, inque &#x017F;uccum &#x017F;anguinemque &#x017F;uum, &amp; ip&#x017F;am quo-<lb/>
dammodo animam, de quibus nihil carius, convertant. Me-<lb/>
morabile hujus rei exemplum ab eodem genero&#x017F;o viro accepi-<lb/>
mus. Evênit, ut Tapuis in Hollandorum territorio ad arcem,<lb/>
ut vocant, Rio Grande, con&#x017F;i&#x017F;tentibus, quidam ejus vitâ excede-<lb/>
ret. Hujus cadaver con&#x017F;anguinei lavarunt, exenterarunt, vi-<lb/>
&#x017F;cera à ciborum detrimentis repurgârunt, cæteras etiam &#x017F;ordes<lb/>
undique abluêre, crines &amp; ungues re&#x017F;ecuêre, re&#x017F;ectas &#x017F;ervârunt.<lb/>
Tùm corpus di&#x017F;&#x017F;ecuêre in partes varias, quarum nullas, ne geni-<lb/>
tales quidem fuêre a&#x017F;pernati: Univer&#x017F;as enim a&#x017F;&#x017F;arunt, &#x017F;edulò<lb/>
etiam adipem humoremque in a&#x017F;&#x017F;ando de&#x017F;tillantem exceperunt:<lb/>
hæc univer&#x017F;a pro epulis fuêre inter &#x017F;anguine conjunctos; nam<lb/>
cæteri à convivio hoc arcentur. Quæ comedi nequeunt, ut cri-<lb/>
nes, ungues, dentes, o&#x017F;&#x017F;a, in cinerem rediguntur: ejus cineris<lb/>
portio aliqua poculis inditur, &amp; bibitur, donec longiori com-<lb/>
potatione ab&#x017F;umptus &#x017F;it univer&#x017F;us.</hi></quote>
          <bibl/>
        </cit><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">A a a ij</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Diß</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0391] Predigt. braͤuchlicher weiſe in ſeinen Magen kommen/ und darinnen zu ſeiner nu- trition und Erhaltung verdauet worden waͤre/ dann Chriſtus hatte da- mals einen verklaͤrten Leibe/ Philip. 3, 21. der keiner Speiſe und Trancks beduͤrfftig geweſen. Uber das iſt zu wiſſen/ daß weil der Leib und das Blut Chriſti von uns alſo gegeſſen und getruncken werden/ wie ſie mit dem geſegneten Brod und Wein vereiniget zugegen ſind/ nemlich un- raͤumlicher/ uͤbernatuͤrlicher und unbegreifflicher weiſe/ ſo koͤnnen ſie auch keine Bauch-Speiſe/ und kein Bauch-Tranck ſeyn/ ſondern ſie ſeind ein geiſtliche (das iſt nicht-natuͤrliche) himmliſche und uͤber-natuͤrliche/ Sacramentliche Speiß und Tranck der Seelen/ ja des gantzen Men- ſchen/ der auß Leib und Seele beſtehet. 2. Cibus barbarus, κρεοφαγία cyclopica, dadurch der Leib Chriſti verzehret und auffgegeſſen werde. Daher Beza ſein κρεοφαγίαν Cyclops inſcribirt/ ein ſolches Fleiſch eſſen und Blut trincken/ auff welche weiſe die Peruani und Tapujani, oder wie Catilina Blut geſoffen. De quibus Gerh. Joh. Voſſ. in addend. ad lib. 1. de Theol. Gentil. p. 3. hæc habet: Illud, ait, præterire non poſſumus, humanis eos veſci carnibus: ſed eo ſe meliores putare aliis άνθρωϖοφάγοις, quod hi carnes edant hoſtiles: ipſi manducent cadavera amico- rum, prælio, vel morte extinctorum: idque ad teſtandum ſuam ergà eos pietatem ac amorem: ut quos non patiantur vermium eſcam fieri, vel fœtidâ putredine abſumi; ſed in propria recon- dant viſcera, inque ſuccum ſanguinemque ſuum, & ipſam quo- dammodo animam, de quibus nihil carius, convertant. Me- morabile hujus rei exemplum ab eodem generoſo viro accepi- mus. Evênit, ut Tapuis in Hollandorum territorio ad arcem, ut vocant, Rio Grande, conſiſtentibus, quidam ejus vitâ excede- ret. Hujus cadaver conſanguinei lavarunt, exenterarunt, vi- ſcera à ciborum detrimentis repurgârunt, cæteras etiam ſordes undique abluêre, crines & ungues reſecuêre, reſectas ſervârunt. Tùm corpus diſſecuêre in partes varias, quarum nullas, ne geni- tales quidem fuêre aſpernati: Univerſas enim aſſarunt, ſedulò etiam adipem humoremque in aſſando deſtillantem exceperunt: hæc univerſa pro epulis fuêre inter ſanguine conjunctos; nam cæteri à convivio hoc arcentur. Quæ comedi nequeunt, ut cri- nes, ungues, dentes, oſſa, in cinerem rediguntur: ejus cineris portio aliqua poculis inditur, & bibitur, donec longiori com- potatione abſumptus ſit univerſus. Diß A a a ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/391
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/391>, abgerufen am 16.06.2024.