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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
nunfft/ welche über diese Geheimnuß lachet und spöttelt. Damit es
aber nicht das Ansehen habe/ als ob die ratio, als die Magd/ so gar un-
billig der Revelation, als der Frauen/ sich widersetze/ so bringt sie auff die
Bahn folgende Schein-Gründe/ nemlich 1. die Ungleichheit zwischen
einem geistlichen und verklärten/ und zwischen einem groben sichtbaren
Leibe. Organum corporeum non est capax cibi spiritualis, ein leibli-
ches Glied/ der leibliche Mund ist nicht fähig einer geistlichen Speise/
und demnach auch nicht des Leibs Christi. Antwort: Wie kan dann
ein leibliches verklärtes Aug Gott in seinem unendlichen geistlichen
Wesen sehen? wie haben dann die Jünger mit ihrem Leibe durch das
Anhauchen den H. Geist empfangen? Job. 20. 2. Scandalum ratio-
nis,
Noch vielmehr (ita Bergius l. cit. p. 16.) gereichet dieses zur
Unehre Christi/ daß Er nicht allein leiblich im Brod seye/
sondern auch mit leiblichem Munde soll gegessen werden/ und
zwar auch von den Gottlosen/ von Trunckenbolden/ Hu-
rern/ Gottslästerern/ die sollen den wesentlichen Leib Christi
mit ihrem Mund empfangen/ ja so wol als der beste Heilige/
ja die sollen jetzund viel nähere Gemeinschafft haben an dem
Leib Christi/ dann die Heiligen im Himmel; Dann da wird
keiner seyn/ der den Leib Christi im Mund hätte. Es ist ein
grosses/ daß der HErr Christus im Stande der Niedrigung
nur einmal den Gottlosen in die Hände gerathen/ da Er von
ihnen gebunden und gecreutziget worden: Aber dieses wäre
noch viel ein grössers/ daß Er im Stande seiner Herrligkeit
dennoch täglich vielen tausend Gottlosen Menschen in ihren
Mund gerathen müßte/ daß Er von ihnen gegessen würde.

Antwort: das Fleisch ist keinnütz/ ihr irret und wisset die Schrifft nicht/
sagt nicht St. Paulus 1. Cor. 11, 27. Welcher unwürdig von diesem
Brod isset/ oder von dem Kelch des HErrn trincket/ der ist
schuldig an dem Leib und Blut des HErrn.
Nemlich/ wie
Cain an Abel/ dieweil er Hand angelegt. Freylich geschicht dem Leib
Christi Unehr von den Gottlosen/ so wol als von Juda/ es hat ja Chri-
stus seine Feinde. Ps. 110. die Höchste Majestät GOttes wird täglich ge-
lästert/ Christus nachdem Er allbereit zu seiner Herrligkeit erhaben wor-
den/ ruffet: Saul/ Saul/ was verfolgstu mich? Act. 9. Jst das
nun seiner Majestät nicht zuwider/ E. auch jenes nicht. Wiewol ein
grosser Unterscheid inter praesentiam in medio inimicorum ultro vi-

ctam
A a a iij

Predigt.
nunfft/ welche uͤber dieſe Geheimnuß lachet und ſpoͤttelt. Damit es
aber nicht das Anſehen habe/ als ob die ratio, als die Magd/ ſo gar un-
billig der Revelation, als der Frauen/ ſich widerſetze/ ſo bringt ſie auff die
Bahn folgende Schein-Gruͤnde/ nemlich 1. die Ungleichheit zwiſchen
einem geiſtlichen und verklaͤrten/ und zwiſchen einem groben ſichtbaren
Leibe. Organum corporeum non eſt capax cibi ſpiritualis, ein leibli-
ches Glied/ der leibliche Mund iſt nicht faͤhig einer geiſtlichen Speiſe/
und demnach auch nicht des Leibs Chriſti. Antwort: Wie kan dann
ein leibliches verklaͤrtes Aug Gott in ſeinem unendlichen geiſtlichen
Weſen ſehen? wie haben dann die Juͤnger mit ihrem Leibe durch das
Anhauchen den H. Geiſt empfangen? Job. 20. 2. Scandalum ratio-
nis,
Noch vielmehr (ita Bergius l. cit. p. 16.) gereichet dieſes zur
Unehre Chriſti/ daß Er nicht allein leiblich im Brod ſeye/
ſondern auch mit leiblichem Munde ſoll gegeſſen werden/ und
zwar auch von den Gottloſen/ von Trunckenbolden/ Hu-
rern/ Gottslaͤſterern/ die ſollen den weſentlichen Leib Chriſti
mit ihrem Mund empfangen/ ja ſo wol als der beſte Heilige/
ja die ſollen jetzund viel naͤhere Gemeinſchafft haben an dem
Leib Chriſti/ dann die Heiligen im Himmel; Dann da wird
keiner ſeyn/ der den Leib Chriſti im Mund haͤtte. Es iſt ein
groſſes/ daß der HErꝛ Chriſtus im Stande der Niedrigung
nur einmal den Gottloſen in die Haͤnde gerathen/ da Er von
ihnen gebunden und gecreutziget worden: Aber dieſes waͤre
noch viel ein groͤſſers/ daß Er im Stande ſeiner Herꝛligkeit
dennoch taͤglich vielen tauſend Gottloſen Menſchen in ihren
Mund gerathen muͤßte/ daß Er von ihnen gegeſſen wuͤrde.

Antwort: das Fleiſch iſt keinnuͤtz/ ihr irret und wiſſet die Schrifft nicht/
ſagt nicht St. Paulus 1. Cor. 11, 27. Welcher unwuͤrdig von dieſem
Brod iſſet/ oder von dem Kelch des HErꝛn trincket/ der iſt
ſchuldig an dem Leib und Blut des HErꝛn.
Nemlich/ wie
Cain an Abel/ dieweil er Hand angelegt. Freylich geſchicht dem Leib
Chriſti Unehr von den Gottloſen/ ſo wol als von Juda/ es hat ja Chri-
ſtus ſeine Feinde. Pſ. 110. die Hoͤchſte Majeſtaͤt GOttes wird taͤglich ge-
laͤſtert/ Chriſtus nachdem Er allbereit zu ſeiner Herꝛligkeit erhaben wor-
den/ ruffet: Saul/ Saul/ was verfolgſtu mich? Act. 9. Jſt das
nun ſeiner Majeſtaͤt nicht zuwider/ E. auch jenes nicht. Wiewol ein
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ctam
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[373/0393] Predigt. nunfft/ welche uͤber dieſe Geheimnuß lachet und ſpoͤttelt. Damit es aber nicht das Anſehen habe/ als ob die ratio, als die Magd/ ſo gar un- billig der Revelation, als der Frauen/ ſich widerſetze/ ſo bringt ſie auff die Bahn folgende Schein-Gruͤnde/ nemlich 1. die Ungleichheit zwiſchen einem geiſtlichen und verklaͤrten/ und zwiſchen einem groben ſichtbaren Leibe. Organum corporeum non eſt capax cibi ſpiritualis, ein leibli- ches Glied/ der leibliche Mund iſt nicht faͤhig einer geiſtlichen Speiſe/ und demnach auch nicht des Leibs Chriſti. Antwort: Wie kan dann ein leibliches verklaͤrtes Aug Gott in ſeinem unendlichen geiſtlichen Weſen ſehen? wie haben dann die Juͤnger mit ihrem Leibe durch das Anhauchen den H. Geiſt empfangen? Job. 20. 2. Scandalum ratio- nis, Noch vielmehr (ita Bergius l. cit. p. 16.) gereichet dieſes zur Unehre Chriſti/ daß Er nicht allein leiblich im Brod ſeye/ ſondern auch mit leiblichem Munde ſoll gegeſſen werden/ und zwar auch von den Gottloſen/ von Trunckenbolden/ Hu- rern/ Gottslaͤſterern/ die ſollen den weſentlichen Leib Chriſti mit ihrem Mund empfangen/ ja ſo wol als der beſte Heilige/ ja die ſollen jetzund viel naͤhere Gemeinſchafft haben an dem Leib Chriſti/ dann die Heiligen im Himmel; Dann da wird keiner ſeyn/ der den Leib Chriſti im Mund haͤtte. Es iſt ein groſſes/ daß der HErꝛ Chriſtus im Stande der Niedrigung nur einmal den Gottloſen in die Haͤnde gerathen/ da Er von ihnen gebunden und gecreutziget worden: Aber dieſes waͤre noch viel ein groͤſſers/ daß Er im Stande ſeiner Herꝛligkeit dennoch taͤglich vielen tauſend Gottloſen Menſchen in ihren Mund gerathen muͤßte/ daß Er von ihnen gegeſſen wuͤrde. Antwort: das Fleiſch iſt keinnuͤtz/ ihr irret und wiſſet die Schrifft nicht/ ſagt nicht St. Paulus 1. Cor. 11, 27. Welcher unwuͤrdig von dieſem Brod iſſet/ oder von dem Kelch des HErꝛn trincket/ der iſt ſchuldig an dem Leib und Blut des HErꝛn. Nemlich/ wie Cain an Abel/ dieweil er Hand angelegt. Freylich geſchicht dem Leib Chriſti Unehr von den Gottloſen/ ſo wol als von Juda/ es hat ja Chri- ſtus ſeine Feinde. Pſ. 110. die Hoͤchſte Majeſtaͤt GOttes wird taͤglich ge- laͤſtert/ Chriſtus nachdem Er allbereit zu ſeiner Herꝛligkeit erhaben wor- den/ ruffet: Saul/ Saul/ was verfolgſtu mich? Act. 9. Jſt das nun ſeiner Majeſtaͤt nicht zuwider/ E. auch jenes nicht. Wiewol ein groſſer Unterſcheid inter præſentiam in medio inimicorum ultrò vi- ctam A a a iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/393>, abgerufen am 22.11.2024.