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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
lung deines Fiebers/ so könte man ja nicht anders gedencken/ als sey der
einige und fürnemste Nutz und Zweck/ die Vertreibung des Fiebers.
Also ist auch hie die Consequentz gültig und richtig/ daß nemlich der beste
Safft und Krafft/ Schatz/ Kern und Stern/ das Testamentliche Legat
sey die Vergebung der Sünden. Zu gleicher weiß wie aber ein Testator
sonderlich darauff sihet/ wie sein Legat glorios, daß er Ehr davon habe/
wie es heilsam/ wie es den Erben lieb/ vornemlich/ wie es sicher und wol
verwahrt/ damit es nicht von der guldenen Fieber- und Silber-Sucht der
Testaments-Schänder angegriffen werde: Also fallen auch eben diese
conditiones zusammen in unserer amneseia.

Sie ist I. Thesaurus gloriosissimus. Es bemühen sich grosse Poten-
taten sonderlich dahin/ daß sie bey ihren Friedens-Tractaten und Accor-
den ihre Reputation erhalten/ und ihre Majestät selbs nicht verkleinern/
damit es ein reputierlicher Friede seye. Nun ist einem grossen Potenta-
ten nichts rühmlichers/ als wann er sichs selbs überwindet/ und Clementz
die Gerechtigkeit überwägen laßt. Von Augusto schreibet Seneca lib. 1.
de Clem. c.
9. daß/ als ihm auff eine Zeit einer von seinen Rebellen und
Meutmachern/ Nahmens Cinna, fürkommen/ da hab er bey sich selbs in
seinem Hertzen Rath gehalten/ was und wie er gegen demselben zu ver-
fahren. Quid ergo, ego percussorem meum securum ambulare patiar?
Wie? soll und kan ich dem das Leben schencken/ der mir nach Leib und
Leben gestanden? Sein Gemahl Livia redet ihm ein/ und sagt: Handle
mit ihm/ wie ein Artzt/ vergib ihm/ er ist ergriffen/ und bekennet sich zur
Ubelthat/ nocere tibi non potest, potest prodesse famae, er kan dir nicht
mehr schaden/ aber er kan dir einen grossen Nahmen machen/ daß jeder-
man von der Kayserlichen Mildthätigkeit und Barmhertzigkeit wird sa-
gen und rühmen können. Darauff der Kayser sich zu ihm gewendet/
und gesagt: Vitam tibi, Cinna, iterum do, prius hosti, nunc parricidae,
ex hodierno die inter nos amicitia incipiet, Cinna,
hiemit schencke
ich dir/ als meinem Feind/ und dazu Kayser-Mörder/ das Le-
ben zum andern mal/ wiltu meine Gnade annemmen/ so wollen
wir jetzo und von Stund an gute Freunde seyn.
Das war Au-
gusto
eine grosse Ehr. Nun M. L. solche parricidae, Gottes-Mörder und
GOttes Feinde seind wir von Natur/ der allweise Gott hat seine com-
mentarios peccatorum,
wie dort Ahasverus seine Chronic gehalten.
Esther 2. Jst solches nicht/ sagt der Herr/ bey mir verborgen/
und versiegelt in meinen Schätzen?
Deut. 32, 34. Nun aber Chri-
stus darzwischen kommen/ die amneseian gestifftet und versiegelt/ so über-

windet
D d d iij

Predigt.
lung deines Fiebers/ ſo koͤnte man ja nicht anders gedencken/ als ſey der
einige und fuͤrnemſte Nutz und Zweck/ die Vertreibung des Fiebers.
Alſo iſt auch hie die Conſequentz guͤltig und richtig/ daß nemlich der beſte
Safft und Krafft/ Schatz/ Kern und Stern/ das Teſtamentliche Legat
ſey die Vergebung der Suͤnden. Zu gleicher weiß wie aber ein Teſtator
ſonderlich darauff ſihet/ wie ſein Legat glorios, daß er Ehr davon habe/
wie es heilſam/ wie es den Erben lieb/ vornemlich/ wie es ſicher und wol
verwahrt/ damit es nicht von der guldenen Fieber- und Silber-Sucht der
Teſtaments-Schaͤnder angegriffen werde: Alſo fallen auch eben dieſe
conditiones zuſammen in unſerer ἀμνηςείᾳ.

Sie iſt I. Theſaurus glorioſiſſimus. Es bemuͤhen ſich groſſe Poten-
taten ſonderlich dahin/ daß ſie bey ihren Friedens-Tractaten und Accor-
den ihre Reputation erhalten/ und ihre Majeſtaͤt ſelbs nicht verkleinern/
damit es ein reputierlicher Friede ſeye. Nun iſt einem groſſen Potenta-
ten nichts ruͤhmlichers/ als wann er ſichs ſelbs uͤberwindet/ und Clementz
die Gerechtigkeit uͤberwaͤgen laßt. Von Auguſto ſchreibet Seneca lib. 1.
de Clem. c.
9. daß/ als ihm auff eine Zeit einer von ſeinen Rebellen und
Meutmachern/ Nahmens Cinna, fuͤrkommen/ da hab er bey ſich ſelbs in
ſeinem Hertzen Rath gehalten/ was und wie er gegen demſelben zu ver-
fahren. Quid ergò, ego percuſſorem meum ſecurum ambulare patiar?
Wie? ſoll und kan ich dem das Leben ſchencken/ der mir nach Leib und
Leben geſtanden? Sein Gemahl Livia redet ihm ein/ und ſagt: Handle
mit ihm/ wie ein Artzt/ vergib ihm/ er iſt ergriffen/ und bekennet ſich zur
Ubelthat/ nocere tibi non poteſt, poteſt prodeſſe famæ, er kan dir nicht
mehr ſchaden/ aber er kan dir einen groſſen Nahmen machen/ daß jeder-
man von der Kayſerlichen Mildthaͤtigkeit und Barmhertzigkeit wird ſa-
gen und ruͤhmen koͤnnen. Darauff der Kayſer ſich zu ihm gewendet/
und geſagt: Vitam tibi, Cinna, iterum do, prius hoſti, nunc parricidæ,
ex hodierno die inter nos amicitia incipiet, Cinna,
hiemit ſchencke
ich dir/ als meinem Feind/ und dazu Kayſer-Moͤrder/ das Le-
ben zum andern mal/ wiltu meine Gnade annemmen/ ſo wollen
wir jetzo und von Stund an gute Freunde ſeyn.
Das war Au-
guſto
eine groſſe Ehr. Nun M. L. ſolche parricidæ, Gottes-Moͤrder und
GOttes Feinde ſeind wir von Natur/ der allweiſe Gott hat ſeine com-
mentarios peccatorum,
wie dort Ahaſverus ſeine Chronic gehalten.
Eſther 2. Jſt ſolches nicht/ ſagt der Herr/ bey mir verborgen/
und verſiegelt in meinen Schaͤtzen?
Deut. 32, 34. Nun aber Chri-
ſtus darzwiſchen kommen/ die ἀμνηςείαν geſtifftet und verſiegelt/ ſo uͤber-

windet
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[397/0417] Predigt. lung deines Fiebers/ ſo koͤnte man ja nicht anders gedencken/ als ſey der einige und fuͤrnemſte Nutz und Zweck/ die Vertreibung des Fiebers. Alſo iſt auch hie die Conſequentz guͤltig und richtig/ daß nemlich der beſte Safft und Krafft/ Schatz/ Kern und Stern/ das Teſtamentliche Legat ſey die Vergebung der Suͤnden. Zu gleicher weiß wie aber ein Teſtator ſonderlich darauff ſihet/ wie ſein Legat glorios, daß er Ehr davon habe/ wie es heilſam/ wie es den Erben lieb/ vornemlich/ wie es ſicher und wol verwahrt/ damit es nicht von der guldenen Fieber- und Silber-Sucht der Teſtaments-Schaͤnder angegriffen werde: Alſo fallen auch eben dieſe conditiones zuſammen in unſerer ἀμνηςείᾳ. Sie iſt I. Theſaurus glorioſiſſimus. Es bemuͤhen ſich groſſe Poten- taten ſonderlich dahin/ daß ſie bey ihren Friedens-Tractaten und Accor- den ihre Reputation erhalten/ und ihre Majeſtaͤt ſelbs nicht verkleinern/ damit es ein reputierlicher Friede ſeye. Nun iſt einem groſſen Potenta- ten nichts ruͤhmlichers/ als wann er ſichs ſelbs uͤberwindet/ und Clementz die Gerechtigkeit uͤberwaͤgen laßt. Von Auguſto ſchreibet Seneca lib. 1. de Clem. c. 9. daß/ als ihm auff eine Zeit einer von ſeinen Rebellen und Meutmachern/ Nahmens Cinna, fuͤrkommen/ da hab er bey ſich ſelbs in ſeinem Hertzen Rath gehalten/ was und wie er gegen demſelben zu ver- fahren. Quid ergò, ego percuſſorem meum ſecurum ambulare patiar? Wie? ſoll und kan ich dem das Leben ſchencken/ der mir nach Leib und Leben geſtanden? Sein Gemahl Livia redet ihm ein/ und ſagt: Handle mit ihm/ wie ein Artzt/ vergib ihm/ er iſt ergriffen/ und bekennet ſich zur Ubelthat/ nocere tibi non poteſt, poteſt prodeſſe famæ, er kan dir nicht mehr ſchaden/ aber er kan dir einen groſſen Nahmen machen/ daß jeder- man von der Kayſerlichen Mildthaͤtigkeit und Barmhertzigkeit wird ſa- gen und ruͤhmen koͤnnen. Darauff der Kayſer ſich zu ihm gewendet/ und geſagt: Vitam tibi, Cinna, iterum do, prius hoſti, nunc parricidæ, ex hodierno die inter nos amicitia incipiet, Cinna, hiemit ſchencke ich dir/ als meinem Feind/ und dazu Kayſer-Moͤrder/ das Le- ben zum andern mal/ wiltu meine Gnade annemmen/ ſo wollen wir jetzo und von Stund an gute Freunde ſeyn. Das war Au- guſto eine groſſe Ehr. Nun M. L. ſolche parricidæ, Gottes-Moͤrder und GOttes Feinde ſeind wir von Natur/ der allweiſe Gott hat ſeine com- mentarios peccatorum, wie dort Ahaſverus ſeine Chronic gehalten. Eſther 2. Jſt ſolches nicht/ ſagt der Herr/ bey mir verborgen/ und verſiegelt in meinen Schaͤtzen? Deut. 32, 34. Nun aber Chri- ſtus darzwiſchen kommen/ die ἀμνηςείαν geſtifftet und verſiegelt/ ſo uͤber- windet D d d iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/417>, abgerufen am 22.11.2024.