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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
Hochzeitliche Feur-Kleider außgetheilet. Jud 14. Dieses hochzeitliche
Kleid aber decket zwar der Sünden Blöße zu/ doch nicht tectione ab-
sorptiva,
durch eine verschlingende Verdeckung/ wie etwan ein Klufft in
der Erden verdecket wird/ wann man Grund hinein wirfft/ dieselben auß-
füllet/ und also zudecket: Sondern tectione juridica, Gott bedecket die
Sünde/ daß Er sie nicht sehen möge zur Straff/ schreibet August. über
den 32. Psalm/ er bedecket dieselbe/ daß sie uns nicht schaden könne. Me-
dica,
durch eine Artzney Bedeckung/ als mit einem heilsamen Pflaster/
da der Artzt und Wund-Barbierer zuvor den Eyter und grösten Wust
wegnimmet/ darnach die Wunde mit einem Pflaster bedecket/ dadurch
es dann geschicht/ daß nach und nach die Wund geheilet wird. 4. Das
Abendmahl ist zwar nicht gestifftet für die Todte/ doch die jenige/ die die
Sterblichkeit an ihrem Fleisch tragen/ nicht zwar für die Ertödtete/ doch
täglich Verwundete/ Luc. 10. auffs wenigste mit der Wund der Erb-
Sünde/ wie Paulus/ er war ihm nichts Böses bewußt/ doch war er da-
rum nicht gerechtfertiget/ er kunte sich gar wol erinnern des inwendigen
Hertzen verborgenen Erb-Giffts.

Darum lassen wir den Römischen Nacht-Eulen ihre Finsternuß/
befehlen sie/ (weilen sie sich verhärten) GOttes Gericht/ dem sie schwere
Rechenschafft geben werden. Wir/ als die Kinder des Liechts/ beseliget
mit dem hellen Liecht des Evangelii/ stehen in höchster obligation der
Danckbarkeit/ Danck zu sagen im Hertzen/ Danck mit dem Mund/
Danck im Werck/ zu wandeln als die Kinder des Liechts/ daß durch un-
ser Exempel jene bekehret werden. Lernen aber auch solcher grossen Gnad
und Kleinod recht zu gebrauchen. Laßt uns hinzu tretten mit schuldiger
devotion, nicht auß bloser Gewonheit/ oder mit ecklendem Mund/ son-
dern mit sehnlichem Appetit/ als der heilsamsten Seelen-Artzney: Laßt
uns wol fürsehen für dem cauterio conscientiae, dergleichen bey den je-
nigen anzutreffen/ die ihre Sünde nicht einmal fühlen/ die stimulos des
bösen Gewissens/ wann es durch das Gesetz reg gemacht wird/ im gering-
sten nicht achten/ wie Herodes Agrippa Act. 26, 28. und in Betrachtung
ihrer zeitlichen Glückseligkeit sicher in den Tag leben. Davon Jer. 48, 11.
Moab ist von seiner Jugend an sicher geweßt/ und auff seinen
Hefen still gelegen/ und ist nie auß einem Faß ins ander gegos-
sen/ und nie ins Gefängnuß gezogen. Darum ist sein Ge-
schmack ihm blieben/ und sein Geruch nicht verändert worden.

Laßt uns aber auch damit auffrichten wider das blöde/ verwundete und

zag-
E e e ijj

Predigt.
Hochzeitliche Feur-Kleider außgetheilet. Jud 14. Dieſes hochzeitliche
Kleid aber decket zwar der Suͤnden Bloͤße zu/ doch nicht tectione ab-
ſorptivâ,
durch eine verſchlingende Verdeckung/ wie etwan ein Klufft in
der Erden verdecket wird/ wann man Grund hinein wirfft/ dieſelben auß-
fuͤllet/ und alſo zudecket: Sondern tectione juridicâ, Gott bedecket die
Suͤnde/ daß Er ſie nicht ſehen moͤge zur Straff/ ſchreibet Auguſt. uͤber
den 32. Pſalm/ er bedecket dieſelbe/ daß ſie uns nicht ſchaden koͤnne. Me-
dicâ,
durch eine Artzney Bedeckung/ als mit einem heilſamen Pflaſter/
da der Artzt und Wund-Barbierer zuvor den Eyter und groͤſten Wuſt
wegnimmet/ darnach die Wunde mit einem Pflaſter bedecket/ dadurch
es dann geſchicht/ daß nach und nach die Wund geheilet wird. 4. Das
Abendmahl iſt zwar nicht geſtifftet fuͤr die Todte/ doch die jenige/ die die
Sterblichkeit an ihrem Fleiſch tragen/ nicht zwar fuͤr die Ertoͤdtete/ doch
taͤglich Verwundete/ Luc. 10. auffs wenigſte mit der Wund der Erb-
Suͤnde/ wie Paulus/ er war ihm nichts Boͤſes bewußt/ doch war er da-
rum nicht gerechtfertiget/ er kunte ſich gar wol erinnern des inwendigen
Hertzen verborgenen Erb-Giffts.

Darum laſſen wir den Roͤmiſchen Nacht-Eulen ihre Finſternuß/
befehlen ſie/ (weilen ſie ſich verhaͤrten) GOttes Gericht/ dem ſie ſchwere
Rechenſchafft geben werden. Wir/ als die Kinder des Liechts/ beſeliget
mit dem hellen Liecht des Evangelii/ ſtehen in hoͤchſter obligation der
Danckbarkeit/ Danck zu ſagen im Hertzen/ Danck mit dem Mund/
Danck im Werck/ zu wandeln als die Kinder des Liechts/ daß durch un-
ſer Exempel jene bekehret werden. Lernen aber auch ſolcher groſſen Gnad
und Kleinod recht zu gebrauchen. Laßt uns hinzu tretten mit ſchuldiger
devotion, nicht auß bloſer Gewonheit/ oder mit ecklendem Mund/ ſon-
dern mit ſehnlichem Appetit/ als der heilſamſten Seelen-Artzney: Laßt
uns wol fuͤrſehen fuͤr dem cauterio conſcientiæ, dergleichen bey den je-
nigen anzutreffen/ die ihre Suͤnde nicht einmal fuͤhlen/ die ſtimulos des
boͤſen Gewiſſens/ wann es durch das Geſetz reg gemacht wird/ im gering-
ſten nicht achten/ wie Herodes Agrippa Act. 26, 28. und in Betrachtung
ihrer zeitlichen Gluͤckſeligkeit ſicher in den Tag leben. Davon Jer. 48, 11.
Moab iſt von ſeiner Jugend an ſicher geweßt/ und auff ſeinen
Hefen ſtill gelegen/ und iſt nie auß einem Faß ins ander gegoſ-
ſen/ und nie ins Gefaͤngnuß gezogen. Darum iſt ſein Ge-
ſchmack ihm blieben/ und ſein Geruch nicht veraͤndert worden.

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zag-
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[405/0425] Predigt. Hochzeitliche Feur-Kleider außgetheilet. Jud 14. Dieſes hochzeitliche Kleid aber decket zwar der Suͤnden Bloͤße zu/ doch nicht tectione ab- ſorptivâ, durch eine verſchlingende Verdeckung/ wie etwan ein Klufft in der Erden verdecket wird/ wann man Grund hinein wirfft/ dieſelben auß- fuͤllet/ und alſo zudecket: Sondern tectione juridicâ, Gott bedecket die Suͤnde/ daß Er ſie nicht ſehen moͤge zur Straff/ ſchreibet Auguſt. uͤber den 32. Pſalm/ er bedecket dieſelbe/ daß ſie uns nicht ſchaden koͤnne. Me- dicâ, durch eine Artzney Bedeckung/ als mit einem heilſamen Pflaſter/ da der Artzt und Wund-Barbierer zuvor den Eyter und groͤſten Wuſt wegnimmet/ darnach die Wunde mit einem Pflaſter bedecket/ dadurch es dann geſchicht/ daß nach und nach die Wund geheilet wird. 4. Das Abendmahl iſt zwar nicht geſtifftet fuͤr die Todte/ doch die jenige/ die die Sterblichkeit an ihrem Fleiſch tragen/ nicht zwar fuͤr die Ertoͤdtete/ doch taͤglich Verwundete/ Luc. 10. auffs wenigſte mit der Wund der Erb- Suͤnde/ wie Paulus/ er war ihm nichts Boͤſes bewußt/ doch war er da- rum nicht gerechtfertiget/ er kunte ſich gar wol erinnern des inwendigen Hertzen verborgenen Erb-Giffts. Darum laſſen wir den Roͤmiſchen Nacht-Eulen ihre Finſternuß/ befehlen ſie/ (weilen ſie ſich verhaͤrten) GOttes Gericht/ dem ſie ſchwere Rechenſchafft geben werden. Wir/ als die Kinder des Liechts/ beſeliget mit dem hellen Liecht des Evangelii/ ſtehen in hoͤchſter obligation der Danckbarkeit/ Danck zu ſagen im Hertzen/ Danck mit dem Mund/ Danck im Werck/ zu wandeln als die Kinder des Liechts/ daß durch un- ſer Exempel jene bekehret werden. Lernen aber auch ſolcher groſſen Gnad und Kleinod recht zu gebrauchen. Laßt uns hinzu tretten mit ſchuldiger devotion, nicht auß bloſer Gewonheit/ oder mit ecklendem Mund/ ſon- dern mit ſehnlichem Appetit/ als der heilſamſten Seelen-Artzney: Laßt uns wol fuͤrſehen fuͤr dem cauterio conſcientiæ, dergleichen bey den je- nigen anzutreffen/ die ihre Suͤnde nicht einmal fuͤhlen/ die ſtimulos des boͤſen Gewiſſens/ wann es durch das Geſetz reg gemacht wird/ im gering- ſten nicht achten/ wie Herodes Agrippa Act. 26, 28. und in Betrachtung ihrer zeitlichen Gluͤckſeligkeit ſicher in den Tag leben. Davon Jer. 48, 11. Moab iſt von ſeiner Jugend an ſicher geweßt/ und auff ſeinen Hefen ſtill gelegen/ und iſt nie auß einem Faß ins ander gegoſ- ſen/ und nie ins Gefaͤngnuß gezogen. Darum iſt ſein Ge- ſchmack ihm blieben/ und ſein Geruch nicht veraͤndert worden. Laßt uns aber auch damit auffrichten wider das bloͤde/ verwundete und zag- E e e ijj

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/425>, abgerufen am 22.11.2024.