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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Zwantzigste

Würdige ja die allerwürdigste Gäste seind 1. Indignissimi ex se. Schei-
net zwar ein paradoxon zu seyn/ ist aber wahr. Weg mit der Wider-
täufferischen Scheinheiligkeit/ der armen Leute/ die sich beduncken lassen/
es lige am äusserlichen Feigen-Blat/ ärgern sich deßwegen an den ar-
men/ aber bußfertigen Sündern. Dann wer auff eigene Würdigkeit
warten wolte/ müßte lang warten/ und dörffte niemand zu gehen. pros
tuuta tis ikanos; Wer ist hiezu tüchtig? 2. Cor. 3, 4. Jst dir derowe-
gen deine Sünde leyd/ hastu das gnothi seauton bußfertig erwogen/ so be-
sinne dich nicht lang/ und halte dich nicht auff mit unzeitiger Unhöfflich-
keit/ schäme dich nicht wie Petrus/ da er nackend war/ Joh. 21, 7. und
ihm die Füsse nicht wolt waschen lassen. Die Consequentz gilt nicht.
Jch bin ein armer Sünder/ E. darff ich nicht zum Tisch des Herrn ge-
hen; Sondern contra, die Krancken bedörffen des Artzts/ Matth.
9, 12. Kommt her zu mir/ alle die ihr mühselig und beladen seyd/
ich wil euch erquicken.
Matth. 11. . 28. Den Schwachen im
Glauben nehmet auff.
Rom. 14, 1. Jn den Schwachen ist Got-
tes Krafft mächtig.
2. Cor. 12, 9. 2. Dignati aliena justitia, die
der Herr selbs gewürdiget und geheiliget/ Luc. 20, 35. 2. Thessal. 1, 5.
Apoc.
3, 4. Darum auch der Prediger sagt: Welche nun der Herr
gewürdiget und geheiliget/ daß sie mit Frucht herzu gehen mögen/ die
tretten herzu mit Christlicher Zucht und Andacht.

Indigni seind die Unfläther/ die ohne Reverentz hinzu gehen/ grad als
ein Schwein zum Trog/ und nicht einmal zu Gemüth führen/ was es sey/
dergleichen Unfläther zu Corintho geweßt/ die eine gemeine Zech darauß
gemacht/ wie es ihnen Paulus verwiesen. 1. Cor. 11, 20, 21. Die Impu-
dentes,
die ihre Unart und Blöße nicht erkennen/ sich derselben nicht
schämen/ bleiben bey ihrer alten Weiß/ lassen ruffen und schreyen/ wie die
wilden Leute/ von welchen Letius schreibet/ daß sie keine Hemder anlegen
wollen/ vorgebend/ es wäre Lands Art/ die gefangene Weiber/ wann sie
gleich mit Geisseln gezwungen worden/ Kleider anzulegen/ haben sie sie
dennoch zu Nacht wieder von sich gethan/ und also in der Jnsul nackend
herum geloffen. Solche unverschamte Leute seind auch die/ die in ihrer
Unwissenheit und Sünden-Greueln allezeit fort gehen. Ach mein Gott/
wieviel seind deren! Cauteriati, die gefrorne/ stein feste/ fühl-lose Stöck
und Plöcke/ die dermassen verhartet/ daß sie durch nichts zur Buße zu be-
wegen/ sondern in ihrem alten Trab dahin gehen/ ein Jahr wie das ander.
Sonderlich die Unversohnliche. Oeffentliche Rechts-Händel seind hie
nicht gemeinet/ Paulus limitirt selbs. Jsts müglich/ so viel an euch

ist/
Die Zwantzigſte

Wuͤrdige ja die allerwuͤrdigſte Gaͤſte ſeind 1. Indigniſſimi ex ſe. Schei-
net zwar ein paradoxon zu ſeyn/ iſt aber wahr. Weg mit der Wider-
taͤufferiſchen Scheinheiligkeit/ der armen Leute/ die ſich beduncken laſſen/
es lige am aͤuſſerlichen Feigen-Blat/ aͤrgern ſich deßwegen an den ar-
men/ aber bußfertigen Suͤndern. Dann wer auff eigene Wuͤrdigkeit
warten wolte/ muͤßte lang warten/ und doͤrffte niemand zu gehen. ϖρὸς
τυῦτα τίς ἱκανὸς; Wer iſt hiezu tuͤchtig? 2. Cor. 3, 4. Jſt dir derowe-
gen deine Suͤnde leyd/ haſtu das γνῶϑι σεαυτὸν bußfertig erwogen/ ſo be-
ſinne dich nicht lang/ und halte dich nicht auff mit unzeitiger Unhoͤfflich-
keit/ ſchaͤme dich nicht wie Petrus/ da er nackend war/ Joh. 21, 7. und
ihm die Fuͤſſe nicht wolt waſchen laſſen. Die Conſequentz gilt nicht.
Jch bin ein armer Suͤnder/ E. darff ich nicht zum Tiſch des Herrn ge-
hen; Sondern contrà, die Krancken bedoͤrffen des Artzts/ Matth.
9, 12. Kom̃t her zu mir/ alle die ihr muͤhſelig und beladen ſeyd/
ich wil euch erquicken.
Matth. 11. ꝟ. 28. Den Schwachen im
Glauben nehmet auff.
Rom. 14, 1. Jn den Schwachen iſt Got-
tes Krafft maͤchtig.
2. Cor. 12, 9. 2. Dignati alienâ juſtitiâ, die
der Herr ſelbs gewuͤrdiget und geheiliget/ Luc. 20, 35. 2. Theſſal. 1, 5.
Apoc.
3, 4. Darum auch der Prediger ſagt: Welche nun der Herr
gewuͤrdiget und geheiliget/ daß ſie mit Frucht herzu gehen moͤgen/ die
tretten herzu mit Chriſtlicher Zucht und Andacht.

Indigni ſeind die Unflaͤther/ die ohne Reverentz hinzu gehen/ grad als
ein Schwein zum Trog/ und nicht einmal zu Gemuͤth fuͤhren/ was es ſey/
dergleichen Unflaͤther zu Corintho geweßt/ die eine gemeine Zech darauß
gemacht/ wie es ihnen Paulus verwieſen. 1. Cor. 11, 20, 21. Die Impu-
dentes,
die ihre Unart und Bloͤße nicht erkennen/ ſich derſelben nicht
ſchaͤmen/ bleiben bey ihrer alten Weiß/ laſſen ruffen und ſchreyen/ wie die
wilden Leute/ von welchen Letius ſchreibet/ daß ſie keine Hemder anlegen
wollen/ vorgebend/ es waͤre Lands Art/ die gefangene Weiber/ wann ſie
gleich mit Geiſſeln gezwungen worden/ Kleider anzulegen/ haben ſie ſie
dennoch zu Nacht wieder von ſich gethan/ und alſo in der Jnſul nackend
herum geloffen. Solche unverſchamte Leute ſeind auch die/ die in ihrer
Unwiſſenheit und Suͤnden-Greueln allezeit fort gehen. Ach mein Gott/
wieviel ſeind deren! Cauteriati, die gefrorne/ ſtein feſte/ fuͤhl-loſe Stoͤck
und Ploͤcke/ die dermaſſen verhartet/ daß ſie durch nichts zur Buße zu be-
wegen/ ſondern in ihrem alten Trab dahin gehen/ ein Jahr wie das ander.
Sonderlich die Unverſohnliche. Oeffentliche Rechts-Haͤndel ſeind hie
nicht gemeinet/ Paulus limitirt ſelbs. Jſts muͤglich/ ſo viel an euch

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[426/0446] Die Zwantzigſte Wuͤrdige ja die allerwuͤrdigſte Gaͤſte ſeind 1. Indigniſſimi ex ſe. Schei- net zwar ein paradoxon zu ſeyn/ iſt aber wahr. Weg mit der Wider- taͤufferiſchen Scheinheiligkeit/ der armen Leute/ die ſich beduncken laſſen/ es lige am aͤuſſerlichen Feigen-Blat/ aͤrgern ſich deßwegen an den ar- men/ aber bußfertigen Suͤndern. Dann wer auff eigene Wuͤrdigkeit warten wolte/ muͤßte lang warten/ und doͤrffte niemand zu gehen. ϖρὸς τυῦτα τίς ἱκανὸς; Wer iſt hiezu tuͤchtig? 2. Cor. 3, 4. Jſt dir derowe- gen deine Suͤnde leyd/ haſtu das γνῶϑι σεαυτὸν bußfertig erwogen/ ſo be- ſinne dich nicht lang/ und halte dich nicht auff mit unzeitiger Unhoͤfflich- keit/ ſchaͤme dich nicht wie Petrus/ da er nackend war/ Joh. 21, 7. und ihm die Fuͤſſe nicht wolt waſchen laſſen. Die Conſequentz gilt nicht. Jch bin ein armer Suͤnder/ E. darff ich nicht zum Tiſch des Herrn ge- hen; Sondern contrà, die Krancken bedoͤrffen des Artzts/ Matth. 9, 12. Kom̃t her zu mir/ alle die ihr muͤhſelig und beladen ſeyd/ ich wil euch erquicken. Matth. 11. ꝟ. 28. Den Schwachen im Glauben nehmet auff. Rom. 14, 1. Jn den Schwachen iſt Got- tes Krafft maͤchtig. 2. Cor. 12, 9. 2. Dignati alienâ juſtitiâ, die der Herr ſelbs gewuͤrdiget und geheiliget/ Luc. 20, 35. 2. Theſſal. 1, 5. Apoc. 3, 4. Darum auch der Prediger ſagt: Welche nun der Herr gewuͤrdiget und geheiliget/ daß ſie mit Frucht herzu gehen moͤgen/ die tretten herzu mit Chriſtlicher Zucht und Andacht. Indigni ſeind die Unflaͤther/ die ohne Reverentz hinzu gehen/ grad als ein Schwein zum Trog/ und nicht einmal zu Gemuͤth fuͤhren/ was es ſey/ dergleichen Unflaͤther zu Corintho geweßt/ die eine gemeine Zech darauß gemacht/ wie es ihnen Paulus verwieſen. 1. Cor. 11, 20, 21. Die Impu- dentes, die ihre Unart und Bloͤße nicht erkennen/ ſich derſelben nicht ſchaͤmen/ bleiben bey ihrer alten Weiß/ laſſen ruffen und ſchreyen/ wie die wilden Leute/ von welchen Letius ſchreibet/ daß ſie keine Hemder anlegen wollen/ vorgebend/ es waͤre Lands Art/ die gefangene Weiber/ wann ſie gleich mit Geiſſeln gezwungen worden/ Kleider anzulegen/ haben ſie ſie dennoch zu Nacht wieder von ſich gethan/ und alſo in der Jnſul nackend herum geloffen. Solche unverſchamte Leute ſeind auch die/ die in ihrer Unwiſſenheit und Suͤnden-Greueln allezeit fort gehen. Ach mein Gott/ wieviel ſeind deren! Cauteriati, die gefrorne/ ſtein feſte/ fuͤhl-loſe Stoͤck und Ploͤcke/ die dermaſſen verhartet/ daß ſie durch nichts zur Buße zu be- wegen/ ſondern in ihrem alten Trab dahin gehen/ ein Jahr wie das ander. Sonderlich die Unverſohnliche. Oeffentliche Rechts-Haͤndel ſeind hie nicht gemeinet/ Paulus limitirt ſelbs. Jſts muͤglich/ ſo viel an euch iſt/

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/446>, abgerufen am 25.11.2024.