Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Vierte hierin die Kinder des Liechts den Kindern der Finsternuß nichts nachge-beten/ wann die Sonn- und Feyrtägliche Zeit/ die man mit weltlichen Ubungen und Uppigkeiten manchmal zubringt/ zur Ubung und Wachs- thum des Glaubens angewendet würde/ würde vielleicht Liecht und leicht werden/ was jetzt dunckel und schwer fürkommt. Sprichstu/ unser Wissen ist Stuckwerck/ und unser Weissagen ist Stuckwerck/ wann aber kommen wird das Vollkommene/ so wird das Unvollkommene auff hören/ wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunckeln Wort/ denn aber von Ange- sicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ichs stuckweiß/ denn aber werde ichs er- kennen/ gleichwie ich erkennet bin. 1. Cor. 13. Antw. was folget? Ergo sol- len wir auch das Stuck- und Spiegel-Werck nicht begehren zu wissen/ weil wir das Vollkommene nicht wissen können? Ergo auch nicht das oti, weil uns das dioti zu hoch? Ergo soll auch ein Discipel das nicht lernen/ was ihm in der untern Schul auffgegeben worden/ weil er die Academi- sche und Facultätische Studia zu tractiren noch nicht fähig? Obwol/ schreibet Luther. Tom. 8. Witteb. in Hagg. p. 561. f. 2. diese Ursachen der Menschwerdung des Sohns GOttes nicht gnugsam kön- nen ergründet und gesehen werden/ und werden im ewigen Le- ben besser und eigentlicher erkannt und gesehen werden/ so ist doch vonnöthen/ daß wir diese Weißheit in diesem Leben anfa- hen zu betrachten/ daß dadurch Verwunderung und Verlan- gen solcher Göttlichen Gemeinschafft in uns entzündet werde/ und daß wir mit danckbarem Hertzen solche grosse Wolthaten rühmen und preisen. Sprichstu/ viel tausend einfältige Leute sind oh- ne diese und dergleichen Wissenschafften selig worden/ was ists dann ei- nem jeden gemeinen Layen zu wissen noth? Antw. Wer weiß? wer dieses Liecht haben kan/ und dasselbe verachtet/ der hat so wol als die Phariseer den Rath GOttes (nach welchem Gott der Herr allen Menschen sein Wort geoffenbaret/ daß es die Albern und Einfältigen soll weiß machen in aller geistlicher Weißheit und Verstand) verachtet. Wer wol wehnet/ dem ist wol/ aber hie wird er sich betrogen befinden. Es ist einem König besser/ es träume ihm/ er sey ein Bettler/ als einem Bettler/ er sey ein Kö- nig/ er habe gnug. Das ist für dieses mal anzuzeigen geweßt. Jst je eine Zeit gewesen hievon zu handeln/ so ists diese/ da das Calixtinische Gifft schon weit um sich gefressen: Straßburg hat sich zu spieglen an Basel/ Bremen/ Colmar/ die durch diese Principia unmercksam verführet wor- den/ und wie viel seind schon unter uns/ die die Calixtinische Religion im Busen haben/ und wissens nicht/ affectu & sensu, ob schon nicht profes- sione,
Die Vierte hierin die Kinder des Liechts den Kindern der Finſternuß nichts nachge-beten/ wann die Sonn- und Feyrtaͤgliche Zeit/ die man mit weltlichen Ubungen und Uppigkeiten manchmal zubringt/ zur Ubung und Wachs- thum des Glaubens angewendet wuͤrde/ wuͤrde vielleicht Liecht und leicht werden/ was jetzt dunckel und ſchwer fuͤrkom̃t. Sprichſtu/ unſer Wiſſen iſt Stuckwerck/ und unſer Weiſſagen iſt Stuckwerck/ wann aber kom̃en wird das Vollkommene/ ſo wird das Unvollkom̃ene auff hoͤren/ wir ſehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunckeln Wort/ denn aber von Ange- ſicht zu Angeſicht. Jetzt erkenne ichs ſtuckweiß/ denn aber werde ichs er- kennen/ gleichwie ich erkennet bin. 1. Cor. 13. Antw. was folget? Ergò ſol- len wir auch das Stuck- und Spiegel-Werck nicht begehren zu wiſſen/ weil wir das Vollkom̃ene nicht wiſſen koͤnnen? Ergò auch nicht das ὅτι, weil uns das διότι zu hoch? Ergò ſoll auch ein Diſcipel das nicht lernen/ was ihm in der untern Schul auffgegeben worden/ weil er die Academi- ſche und Facultaͤtiſche Studia zu tractiren noch nicht faͤhig? Obwol/ ſchreibet Luther. Tom. 8. Witteb. in Hagg. p. 561. f. 2. dieſe Urſachen der Menſchwerdung des Sohns GOttes nicht gnugſam koͤn- nen ergruͤndet und geſehen werden/ und werden im ewigen Le- ben beſſer und eigentlicher erkannt und geſehen werden/ ſo iſt doch vonnoͤthen/ daß wir dieſe Weißheit in dieſem Leben anfa- hen zu betrachten/ daß dadurch Verwunderung und Verlan- gen ſolcher Goͤttlichen Gemeinſchafft in uns entzuͤndet werde/ und daß wir mit danckbarem Hertzen ſolche groſſe Wolthaten ruͤhmen und preiſen. Sprichſtu/ viel tauſend einfaͤltige Leute ſind oh- ne dieſe und dergleichen Wiſſenſchafften ſelig worden/ was iſts dann ei- nem jeden gemeinen Layen zu wiſſen noth? Antw. Wer weiß? wer dieſes Liecht haben kan/ und daſſelbe verachtet/ der hat ſo wol als die Phariſeer den Rath GOttes (nach welchem Gott der Herr allen Menſchen ſein Wort geoffenbaret/ daß es die Albern und Einfaͤltigen ſoll weiß machen in aller geiſtlicher Weißheit und Verſtand) verachtet. Wer wol wehnet/ dem iſt wol/ aber hie wird er ſich betrogen befinden. Es iſt einem Koͤnig beſſer/ es traͤume ihm/ er ſey ein Bettler/ als einem Bettler/ er ſey ein Koͤ- nig/ er habe gnug. Das iſt fuͤr dieſes mal anzuzeigen geweßt. Jſt je eine Zeit geweſen hievon zu handeln/ ſo iſts dieſe/ da das Calixtiniſche Gifft ſchon weit um ſich gefreſſen: Straßburg hat ſich zu ſpieglen an Baſel/ Bremen/ Colmar/ die durch dieſe Principia unmerckſam verfuͤhret wor- den/ und wie viel ſeind ſchon unter uns/ die die Calixtiniſche Religion im Buſen haben/ und wiſſens nicht/ affectu & ſenſu, ob ſchon nicht profeſ- ſione,
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Die Vierte
hierin die Kinder des Liechts den Kindern der Finſternuß nichts nachge-
beten/ wann die Sonn- und Feyrtaͤgliche Zeit/ die man mit weltlichen
Ubungen und Uppigkeiten manchmal zubringt/ zur Ubung und Wachs-
thum des Glaubens angewendet wuͤrde/ wuͤrde vielleicht Liecht und leicht
werden/ was jetzt dunckel und ſchwer fuͤrkom̃t. Sprichſtu/ unſer Wiſſen
iſt Stuckwerck/ und unſer Weiſſagen iſt Stuckwerck/ wann aber kom̃en
wird das Vollkommene/ ſo wird das Unvollkom̃ene auff hoͤren/ wir ſehen
jetzt durch einen Spiegel in einem dunckeln Wort/ denn aber von Ange-
ſicht zu Angeſicht. Jetzt erkenne ichs ſtuckweiß/ denn aber werde ichs er-
kennen/ gleichwie ich erkennet bin. 1. Cor. 13. Antw. was folget? Ergò ſol-
len wir auch das Stuck- und Spiegel-Werck nicht begehren zu wiſſen/
weil wir das Vollkom̃ene nicht wiſſen koͤnnen? Ergò auch nicht das ὅτι,
weil uns das διότι zu hoch? Ergò ſoll auch ein Diſcipel das nicht lernen/
was ihm in der untern Schul auffgegeben worden/ weil er die Academi-
ſche und Facultaͤtiſche Studia zu tractiren noch nicht faͤhig? Obwol/
ſchreibet Luther. Tom. 8. Witteb. in Hagg. p. 561. f. 2. dieſe Urſachen
der Menſchwerdung des Sohns GOttes nicht gnugſam koͤn-
nen ergruͤndet und geſehen werden/ und werden im ewigen Le-
ben beſſer und eigentlicher erkannt und geſehen werden/ ſo iſt
doch vonnoͤthen/ daß wir dieſe Weißheit in dieſem Leben anfa-
hen zu betrachten/ daß dadurch Verwunderung und Verlan-
gen ſolcher Goͤttlichen Gemeinſchafft in uns entzuͤndet werde/
und daß wir mit danckbarem Hertzen ſolche groſſe Wolthaten
ruͤhmen und preiſen. Sprichſtu/ viel tauſend einfaͤltige Leute ſind oh-
ne dieſe und dergleichen Wiſſenſchafften ſelig worden/ was iſts dann ei-
nem jeden gemeinen Layen zu wiſſen noth? Antw. Wer weiß? wer dieſes
Liecht haben kan/ und daſſelbe verachtet/ der hat ſo wol als die Phariſeer
den Rath GOttes (nach welchem Gott der Herr allen Menſchen ſein
Wort geoffenbaret/ daß es die Albern und Einfaͤltigen ſoll weiß machen
in aller geiſtlicher Weißheit und Verſtand) verachtet. Wer wol wehnet/
dem iſt wol/ aber hie wird er ſich betrogen befinden. Es iſt einem Koͤnig
beſſer/ es traͤume ihm/ er ſey ein Bettler/ als einem Bettler/ er ſey ein Koͤ-
nig/ er habe gnug. Das iſt fuͤr dieſes mal anzuzeigen geweßt. Jſt je eine
Zeit geweſen hievon zu handeln/ ſo iſts dieſe/ da das Calixtiniſche Gifft
ſchon weit um ſich gefreſſen: Straßburg hat ſich zu ſpieglen an Baſel/
Bremen/ Colmar/ die durch dieſe Principia unmerckſam verfuͤhret wor-
den/ und wie viel ſeind ſchon unter uns/ die die Calixtiniſche Religion im
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ſione,
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