Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
und ihnen auch in diesem Stuck ein upogrammon Muster und Fürschrifft
hinterlassen/ wie zu andern Zeiten und Orten/ also auch in unserer gegen-
wärtigen Histori/ die sich begeben zu Bethanien in dem Marckt/ da Er
hinauff gen Jerusalem/ als ein Schaaf zur Schlacht-Banck gewallet/
und in dem Hauß der edlen und nahrhafften Martha/ der Schwester La-
zari/ samt seinen Jüngern eingekehrt/ als in einem Ort/ da Er auch je-
mand gefunden/ die seines Grußes werth war/ und nach demselben ge-
hungert und gelechzet/ nemlich die außerwehlte Glaubens- und Tugend-
Cron/ Mariam. Das war das Wo? das So folget alsobald dar-
auff/ so grüsset er dasselbe auß dem Abgrund seines liebreichen/ flammen-
den/ inbrünstigen Hertzens/ Er laßt seinen Hertzens-Gruß quillen in ein
holdseliges Elogium und Lob-Spruch/ Eines ist noth/ Maria hat
das gute Theil erwählet/
samt dem edelsten Praesent und Gab/ dem
H. Geist/ als dem osculo Trinitatis, der vom Vater als dem Küsser/
vom Sohn/ dem Geküßten/ als die angehauchte Liebe außgehet/ welcher
massen er auch auff das Oster-Fest seine Jünger mit dem Himmlischen
Kuß dem H. Geist angehauchet/ den Glauben gestärcket/ und die Früch-
te des Glaubens erwecket/ darauff der Real-Gruß und Gast-Danck ge-
folget/ nemlich das Judicium reale, der Außschlag in der differentz der
zwo Schwestern/ so auff seiten Mariä war Judicium absolutorium &
paracleticum,
ein Löß- und Trost-Gericht/ auff seiten Marthä aber Nu-
theticum & Zelopoeticum,
ein Anmahnung- und Eiffer-würckendes
Gericht/ alles auff Art und Weiß/ wie wir mit mehrerm vernehmen wer-
den. Wir haben die zwo streitende Parteyen/ die zwo Schwestern/ Mar-
tham die Geschäfftige/ wie auch Mariam die Andächtige/ eine nach der
andern besehen und betrachtet: haben uns zu den Füssen des himmlischen
Chrysostomi gesetzet: besehen seine Christosophiam, als das unum ne-
cessarium,
das einige Perlin/ auffgestellt in der himmlischen Tafel/ die
damal Christus bereitet: den niedlichsten und besten Bissen/ den Maria
erwehlet: auch dero kluge und geistliche Wahl zu Hertzen gezogen/ ist
nichts mehr übrig/ als zum Beschluß der Gast-Danck/ und die Hauß-
Weyh/ der real-Gruß/ damit der Herr das Hauß geweyhet und ge-
segnet/ nemlich Judicium, das Gericht und Urtheil/ welches Christus/
wiewol still und geheim/ doch würcklich und warhafftig geführt/ und den
zwo Schwestern zum Nachdencken hinterlassen. Davon auch dißmal
fruchtbarlich zu reden/ wolle Gott der H. Geist seine Gnad und Segen
reichlich beschehren. Amen.

Geliebte
Neunter Theil. S s s

Predigt.
und ihnen auch in dieſem Stuck ein ὑπογραμμόν Muſter und Fuͤrſchrifft
hinterlaſſen/ wie zu andern Zeiten und Orten/ alſo auch in unſerer gegen-
waͤrtigen Hiſtori/ die ſich begeben zu Bethanien in dem Marckt/ da Er
hinauff gen Jeruſalem/ als ein Schaaf zur Schlacht-Banck gewallet/
und in dem Hauß der edlen und nahrhafften Martha/ der Schweſter La-
zari/ ſamt ſeinen Juͤngern eingekehrt/ als in einem Ort/ da Er auch je-
mand gefunden/ die ſeines Grußes werth war/ und nach demſelben ge-
hungert und gelechzet/ nemlich die außerwehlte Glaubens- und Tugend-
Cron/ Mariam. Das war das Wo? das So folget alſobald dar-
auff/ ſo gruͤſſet er daſſelbe auß dem Abgrund ſeines liebreichen/ flammen-
den/ inbruͤnſtigen Hertzens/ Er laßt ſeinen Hertzens-Gruß quillen in ein
holdſeliges Elogium und Lob-Spruch/ Eines iſt noth/ Maria hat
das gute Theil erwaͤhlet/
ſamt dem edelſten Præſent und Gab/ dem
H. Geiſt/ als dem oſculo Trinitatis, der vom Vater als dem Kuͤſſer/
vom Sohn/ dem Gekuͤßten/ als die angehauchte Liebe außgehet/ welcher
maſſen er auch auff das Oſter-Feſt ſeine Juͤnger mit dem Himmliſchen
Kuß dem H. Geiſt angehauchet/ den Glauben geſtaͤrcket/ und die Fruͤch-
te des Glaubens erwecket/ darauff der Real-Gruß und Gaſt-Danck ge-
folget/ nemlich das Judicium reale, der Außſchlag in der differentz der
zwo Schweſtern/ ſo auff ſeiten Mariaͤ war Judicium abſolutorium &
paracleticum,
ein Loͤß- und Troſt-Gericht/ auff ſeiten Marthaͤ aber Nu-
theticum & Zelopoëticum,
ein Anmahnung- und Eiffer-wuͤrckendes
Gericht/ alles auff Art und Weiß/ wie wir mit mehrerm vernehmen wer-
den. Wir haben die zwo ſtreitende Parteyen/ die zwo Schweſtern/ Mar-
tham die Geſchaͤfftige/ wie auch Mariam die Andaͤchtige/ eine nach der
andern beſehen und betrachtet: haben uns zu den Fuͤſſen des himmliſchen
Chryſoſtomi geſetzet: beſehen ſeine Chriſtoſophiam, als das unum ne-
ceſſarium,
das einige Perlin/ auffgeſtellt in der himmliſchen Tafel/ die
damal Chriſtus bereitet: den niedlichſten und beſten Biſſen/ den Maria
erwehlet: auch dero kluge und geiſtliche Wahl zu Hertzen gezogen/ iſt
nichts mehr uͤbrig/ als zum Beſchluß der Gaſt-Danck/ und die Hauß-
Weyh/ der real-Gruß/ damit der Herr das Hauß geweyhet und ge-
ſegnet/ nemlich Judicium, das Gericht und Urtheil/ welches Chriſtus/
wiewol ſtill und geheim/ doch wuͤrcklich und warhafftig gefuͤhrt/ und den
zwo Schweſtern zum Nachdencken hinterlaſſen. Davon auch dißmal
fruchtbarlich zu reden/ wolle Gott der H. Geiſt ſeine Gnad und Segen
reichlich beſchehren. Amen.

Geliebte
Neunter Theil. S s s
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0525" n="505"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
und ihnen auch in die&#x017F;em Stuck ein &#x1F51;&#x03C0;&#x03BF;&#x03B3;&#x03C1;&#x03B1;&#x03BC;&#x03BC;&#x03CC;&#x03BD; Mu&#x017F;ter und Fu&#x0364;r&#x017F;chrifft<lb/>
hinterla&#x017F;&#x017F;en/ wie zu andern Zeiten und Orten/ al&#x017F;o auch in un&#x017F;erer gegen-<lb/>
wa&#x0364;rtigen Hi&#x017F;tori/ die &#x017F;ich begeben zu Bethanien in dem Marckt/ da Er<lb/>
hinauff gen Jeru&#x017F;alem/ als ein Schaaf zur Schlacht-Banck gewallet/<lb/>
und in dem Hauß der edlen und nahrhafften Martha/ der Schwe&#x017F;ter La-<lb/>
zari/ &#x017F;amt &#x017F;einen Ju&#x0364;ngern eingekehrt/ als in einem Ort/ da Er auch je-<lb/>
mand gefunden/ die &#x017F;eines Grußes werth war/ und nach dem&#x017F;elben ge-<lb/>
hungert und gelechzet/ nemlich die außerwehlte Glaubens- und Tugend-<lb/>
Cron/ Mariam. Das war das <hi rendition="#fr">Wo?</hi> das <hi rendition="#fr">So</hi> folget al&#x017F;obald dar-<lb/>
auff/ &#x017F;o gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et er da&#x017F;&#x017F;elbe auß dem Abgrund &#x017F;eines liebreichen/ flammen-<lb/>
den/ inbru&#x0364;n&#x017F;tigen Hertzens/ Er laßt &#x017F;einen Hertzens-Gruß quillen in ein<lb/>
hold&#x017F;eliges <hi rendition="#aq">Elogium</hi> und Lob-Spruch/ <hi rendition="#fr">Eines i&#x017F;t noth/ Maria hat<lb/>
das gute Theil erwa&#x0364;hlet/</hi> &#x017F;amt dem edel&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Præ&#x017F;ent</hi> und Gab/ dem<lb/>
H. Gei&#x017F;t/ als dem <hi rendition="#aq">o&#x017F;culo Trinitatis,</hi> der vom Vater als dem Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
vom Sohn/ dem Geku&#x0364;ßten/ als die angehauchte Liebe außgehet/ welcher<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en er auch auff das O&#x017F;ter-Fe&#x017F;t &#x017F;eine Ju&#x0364;nger mit dem Himmli&#x017F;chen<lb/>
Kuß dem H. Gei&#x017F;t angehauchet/ den Glauben ge&#x017F;ta&#x0364;rcket/ und die Fru&#x0364;ch-<lb/>
te des Glaubens erwecket/ darauff der <hi rendition="#aq">Real-</hi>Gruß und Ga&#x017F;t-Danck ge-<lb/>
folget/ nemlich das <hi rendition="#aq">Judicium reale,</hi> der Auß&#x017F;chlag in der <hi rendition="#aq">differen</hi>tz der<lb/>
zwo Schwe&#x017F;tern/ &#x017F;o auff &#x017F;eiten Maria&#x0364; war <hi rendition="#aq">Judicium ab&#x017F;olutorium &amp;<lb/>
paracleticum,</hi> ein Lo&#x0364;ß- und Tro&#x017F;t-Gericht/ auff &#x017F;eiten Martha&#x0364; aber <hi rendition="#aq">Nu-<lb/>
theticum &amp; Zelopoëticum,</hi> ein Anmahnung- und Eiffer-wu&#x0364;rckendes<lb/>
Gericht/ alles auff Art und Weiß/ wie wir mit mehrerm vernehmen wer-<lb/>
den. Wir haben die zwo &#x017F;treitende Parteyen/ die zwo Schwe&#x017F;tern/ Mar-<lb/>
tham die Ge&#x017F;cha&#x0364;fftige/ wie auch Mariam die Anda&#x0364;chtige/ eine nach der<lb/>
andern be&#x017F;ehen und betrachtet: haben uns zu den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en des himmli&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">Chry&#x017F;o&#x017F;tomi</hi> ge&#x017F;etzet: be&#x017F;ehen &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Chri&#x017F;to&#x017F;ophiam,</hi> als das <hi rendition="#aq">unum ne-<lb/>
ce&#x017F;&#x017F;arium,</hi> das einige Perlin/ auffge&#x017F;tellt in der himmli&#x017F;chen Tafel/ die<lb/>
damal Chri&#x017F;tus bereitet: den niedlich&#x017F;ten und be&#x017F;ten Bi&#x017F;&#x017F;en/ den Maria<lb/>
erwehlet: auch dero kluge und gei&#x017F;tliche Wahl zu Hertzen gezogen/ i&#x017F;t<lb/>
nichts mehr u&#x0364;brig/ als zum Be&#x017F;chluß der Ga&#x017F;t-Danck/ und die Hauß-<lb/>
Weyh/ der <hi rendition="#aq">real-</hi>Gruß/ damit der <hi rendition="#k">Herr</hi> das Hauß geweyhet und ge-<lb/>
&#x017F;egnet/ nemlich <hi rendition="#aq">Judicium,</hi> das Gericht und Urtheil/ welches Chri&#x017F;tus/<lb/>
wiewol &#x017F;till und geheim/ doch wu&#x0364;rcklich und warhafftig gefu&#x0364;hrt/ und den<lb/>
zwo Schwe&#x017F;tern zum Nachdencken hinterla&#x017F;&#x017F;en. Davon auch dißmal<lb/>
fruchtbarlich zu reden/ wolle <hi rendition="#k">Gott</hi> der H. Gei&#x017F;t &#x017F;eine Gnad und Segen<lb/>
reichlich be&#x017F;chehren. Amen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Neunter Theil.</hi> S s s</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Geliebte</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[505/0525] Predigt. und ihnen auch in dieſem Stuck ein ὑπογραμμόν Muſter und Fuͤrſchrifft hinterlaſſen/ wie zu andern Zeiten und Orten/ alſo auch in unſerer gegen- waͤrtigen Hiſtori/ die ſich begeben zu Bethanien in dem Marckt/ da Er hinauff gen Jeruſalem/ als ein Schaaf zur Schlacht-Banck gewallet/ und in dem Hauß der edlen und nahrhafften Martha/ der Schweſter La- zari/ ſamt ſeinen Juͤngern eingekehrt/ als in einem Ort/ da Er auch je- mand gefunden/ die ſeines Grußes werth war/ und nach demſelben ge- hungert und gelechzet/ nemlich die außerwehlte Glaubens- und Tugend- Cron/ Mariam. Das war das Wo? das So folget alſobald dar- auff/ ſo gruͤſſet er daſſelbe auß dem Abgrund ſeines liebreichen/ flammen- den/ inbruͤnſtigen Hertzens/ Er laßt ſeinen Hertzens-Gruß quillen in ein holdſeliges Elogium und Lob-Spruch/ Eines iſt noth/ Maria hat das gute Theil erwaͤhlet/ ſamt dem edelſten Præſent und Gab/ dem H. Geiſt/ als dem oſculo Trinitatis, der vom Vater als dem Kuͤſſer/ vom Sohn/ dem Gekuͤßten/ als die angehauchte Liebe außgehet/ welcher maſſen er auch auff das Oſter-Feſt ſeine Juͤnger mit dem Himmliſchen Kuß dem H. Geiſt angehauchet/ den Glauben geſtaͤrcket/ und die Fruͤch- te des Glaubens erwecket/ darauff der Real-Gruß und Gaſt-Danck ge- folget/ nemlich das Judicium reale, der Außſchlag in der differentz der zwo Schweſtern/ ſo auff ſeiten Mariaͤ war Judicium abſolutorium & paracleticum, ein Loͤß- und Troſt-Gericht/ auff ſeiten Marthaͤ aber Nu- theticum & Zelopoëticum, ein Anmahnung- und Eiffer-wuͤrckendes Gericht/ alles auff Art und Weiß/ wie wir mit mehrerm vernehmen wer- den. Wir haben die zwo ſtreitende Parteyen/ die zwo Schweſtern/ Mar- tham die Geſchaͤfftige/ wie auch Mariam die Andaͤchtige/ eine nach der andern beſehen und betrachtet: haben uns zu den Fuͤſſen des himmliſchen Chryſoſtomi geſetzet: beſehen ſeine Chriſtoſophiam, als das unum ne- ceſſarium, das einige Perlin/ auffgeſtellt in der himmliſchen Tafel/ die damal Chriſtus bereitet: den niedlichſten und beſten Biſſen/ den Maria erwehlet: auch dero kluge und geiſtliche Wahl zu Hertzen gezogen/ iſt nichts mehr uͤbrig/ als zum Beſchluß der Gaſt-Danck/ und die Hauß- Weyh/ der real-Gruß/ damit der Herr das Hauß geweyhet und ge- ſegnet/ nemlich Judicium, das Gericht und Urtheil/ welches Chriſtus/ wiewol ſtill und geheim/ doch wuͤrcklich und warhafftig gefuͤhrt/ und den zwo Schweſtern zum Nachdencken hinterlaſſen. Davon auch dißmal fruchtbarlich zu reden/ wolle Gott der H. Geiſt ſeine Gnad und Segen reichlich beſchehren. Amen. Geliebte Neunter Theil. S s s

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/525
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/525>, abgerufen am 22.11.2024.