Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
Paulus war ein solcher/ quam multae oves foris, August. tract. 45. in
Joh.

Notandum hoc contra Calvinum & Spanhem. de gratia universali. p. 835.
Masson. p. 200. juxta Calvinum omnes sumus hirci, hinc argumentum:
Nullus hircus est, pro quo Christus vitam ponit. Omnis homo est hircus.
Juxta Calv. ad Joh. X. E. Calvine, quo ruis?

Nicht sind außgeschlossen die Reprobi und Verworffene/ die nicht Schaa-
fe seyn wollen/ als die blinde/ stoltze und selbstgerechte Phariseer/ deren
der Herr 99. in der Wüsten gelassen/ denn Er hatte sie beruffen zu sei-
ner Heerde/ und das verlohrne Schaaf ihnen wieder zugesellet. Nichtvid. Denck
mahl. pag.
534.

sind bloß außgeschlossen die Verdammte selbst/ in sensu composito so fern
sie noch salvabiles, und in solchem Stande/ daß ihnen noch kan geholf-
sen werden/ Judas war ausser Streit ein Reprobus, [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]os apoleias, ein
Kind des Verderbens/ dennoch hat ihn Christus in seinen Schaafstall
gezogen/ so viel an ihm/ denselben zugewinnen/ für den Er auch gestor-
ben und gelitten/ und sein Leben dahin gegeben. Woher die apotukhia,
der Mißrath? nicht ex absoluto decreto, auß einem zum Verderben be-
zielenden und eingerichteten/ fürtringenden/ fürzielenden Schluß und
Noth-Kett/ wie Calvinus, Beza, Piscator schwermen/ Judas dicitur Fi-
lius perditionis, non modo quia periit, sed etiam quia huic exitio
erat destinatus ac devotus. Beza in notis ad Joh. 17. p.
433. Judas
wird ein Kind des Verderbens genennet/ nicht nur weil er verdorben
und untergangen/ sondern auch/ weil er zu diesem Verderben und Un-
tergang bestimmt war. Wie aber das zu verstehen/ hat er in der Lateini-
schen Gloß angezeigt/ in dem 702. Blat. Er ist zum ewigen Verderben
bestimmt (idque aeterno consilio & decreto) und daß auß Göttlichem
Rath und Beschluß. Calvinus in seiner Evangelischen harmoni p. m.
333. schreibet. Semper nobis occurrat divina pro videntia, cui Judam
ipsum & omnes impios, (licet invitos & aliud agentes) parere necesse
fuit.
Wir sollen uns allezeit GOttes Schickung vor Augen stellen/
welcher der Judas und alle Gottlose mit ihm/ (wiewol sie es ungern
und wider ihren Willen thun) gehorchen müssen. Noch gröber reitet
herein D. Zvvinger, in der Disputation, so Anno 1641. zu Basel wider
uns allhie gehalten worden/ fürgebend/ es sey in und mit dem Bissen/
den Christus Juda gereicht/ der Teuffel in ihn gefahren/ jhn also vol-
lends besessen. Pfuy dich der Gottlosen Rede! hat Christus wissent-
lich dem Judas mit dem Bissen den Teuffel eingegeben/ so kommt er in
die Gemeinschafft der schröcklichen Sünde/ welche Judas begangen.

Ein

Predigt.
Paulus war ein ſolcher/ quam multæ oves foris, Auguſt. tract. 45. in
Joh.

Notandum hoc contrà Calvinum & Spanhem. de gratia univerſali. p. 835.
Maſſon. p. 200. juxta Calvinum omnes ſumus hirci, hinc argumentum:
Nullus hircus eſt, pro quo Chriſtus vitam ponit. Omnis homo eſt hircus.
Juxta Calv. ad Joh. X. E. Calvine, quo ruis?

Nicht ſind außgeſchloſſen die Reprobi und Verworffene/ die nicht Schaa-
fe ſeyn wollen/ als die blinde/ ſtoltze und ſelbſtgerechte Phariſeer/ deren
der Herr 99. in der Wuͤſten gelaſſen/ denn Er hatte ſie beruffen zu ſei-
ner Heerde/ und das verlohrne Schaaf ihnen wieder zugeſellet. Nichtvid. Denck
mahl. pag.
534.

ſind bloß außgeſchloſſen die Verdam̃te ſelbſt/ in ſenſu compoſito ſo fern
ſie noch ſalvabiles, und in ſolchem Stande/ daß ihnen noch kan geholf-
ſen werden/ Judas war auſſer Streit ein Reprobus, [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ὸς ἀϖωλείας, ein
Kind des Verderbens/ dennoch hat ihn Chriſtus in ſeinen Schaafſtall
gezogen/ ſo viel an ihm/ denſelben zugewinnen/ fuͤr den Er auch geſtor-
ben und gelitten/ und ſein Leben dahin gegeben. Woher die ἀϖοτυχία,
der Mißrath? nicht ex abſoluto decreto, auß einem zum Verderben be-
zielenden und eingerichteten/ fuͤrtringenden/ fuͤrzielenden Schluß und
Noth-Kett/ wie Calvinus, Beza, Piſcator ſchwermen/ Judas dicitur Fi-
lius perditionis, non modò quia periit, ſed etiam quia huic exitio
erat deſtinatus ac devotus. Beza in notis ad Joh. 17. p.
433. Judas
wird ein Kind des Verderbens genennet/ nicht nur weil er verdorben
und untergangen/ ſondern auch/ weil er zu dieſem Verderben und Un-
tergang beſtim̃t war. Wie aber das zu verſtehen/ hat er in der Lateini-
ſchen Gloß angezeigt/ in dem 702. Blat. Er iſt zum ewigen Verderben
beſtim̃t (idque æterno conſilio & decreto) und daß auß Goͤttlichem
Rath und Beſchluß. Calvinus in ſeiner Evangeliſchen harmoni p. m.
333. ſchreibet. Semper nobis occurrat divina pro videntia, cui Judam
ipſum & omnes impios, (licet invitos & aliud agentes) parere neceſſe
fuit.
Wir ſollen uns allezeit GOttes Schickung vor Augen ſtellen/
welcher der Judas und alle Gottloſe mit ihm/ (wiewol ſie es ungern
und wider ihren Willen thun) gehorchen muͤſſen. Noch groͤber reitet
herein D. Zvvinger, in der Diſputation, ſo Anno 1641. zu Baſel wider
uns allhie gehalten worden/ fuͤrgebend/ es ſey in und mit dem Biſſen/
den Chriſtus Juda gereicht/ der Teuffel in ihn gefahren/ jhn alſo vol-
lends beſeſſen. Pfuy dich der Gottloſen Rede! hat Chriſtus wiſſent-
lich dem Judas mit dem Biſſen den Teuffel eingegeben/ ſo kommt er in
die Gemeinſchafft der ſchroͤcklichen Suͤnde/ welche Judas begangen.

Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0067" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
Paulus war ein &#x017F;olcher/ <hi rendition="#aq">quam multæ oves foris, Augu&#x017F;t. tract. 45. in<lb/>
Joh.</hi></p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">Notandum hoc contrà Calvinum &amp; Spanhem. de gratia univer&#x017F;ali. p. 835.<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;on. p. 200. juxta Calvinum omnes &#x017F;umus hirci, hinc argumentum:<lb/>
Nullus hircus e&#x017F;t, pro quo Chri&#x017F;tus vitam ponit. Omnis homo e&#x017F;t hircus.<lb/>
Juxta Calv. ad Joh. X. E. Calvine, quo ruis?</hi> </quote>
          <bibl/>
        </cit><lb/>
        <p>Nicht &#x017F;ind außge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en die <hi rendition="#aq">Reprobi</hi> und Verworffene/ die nicht Schaa-<lb/>
fe &#x017F;eyn wollen/ als die blinde/ &#x017F;toltze und &#x017F;elb&#x017F;tgerechte Phari&#x017F;eer/ deren<lb/>
der <hi rendition="#k">Herr</hi> 99. in der Wu&#x0364;&#x017F;ten gela&#x017F;&#x017F;en/ denn Er hatte &#x017F;ie beruffen zu &#x017F;ei-<lb/>
ner Heerde/ und das verlohrne Schaaf ihnen wieder zuge&#x017F;ellet. Nicht<note place="right"><hi rendition="#aq">vid.</hi> Denck<lb/>
mahl. <hi rendition="#aq">pag.</hi><lb/>
534.</note><lb/>
&#x017F;ind bloß außge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en die Verdam&#x0303;te &#x017F;elb&#x017F;t/ <hi rendition="#aq">in &#x017F;en&#x017F;u compo&#x017F;ito</hi> &#x017F;o fern<lb/>
&#x017F;ie noch <hi rendition="#aq">&#x017F;alvabiles,</hi> und in &#x017F;olchem Stande/ daß ihnen noch kan geholf-<lb/>
&#x017F;en werden/ Judas war au&#x017F;&#x017F;er Streit ein <hi rendition="#aq">Reprobus,</hi> <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="1"/></foreign>&#x1F78;&#x03C2; &#x1F00;&#x03D6;&#x03C9;&#x03BB;&#x03B5;&#x03AF;&#x03B1;&#x03C2;, ein<lb/>
Kind des Verderbens/ dennoch hat ihn Chri&#x017F;tus in &#x017F;einen Schaaf&#x017F;tall<lb/>
gezogen/ &#x017F;o viel an ihm/ den&#x017F;elben zugewinnen/ fu&#x0364;r den Er auch ge&#x017F;tor-<lb/>
ben und gelitten/ und &#x017F;ein Leben dahin gegeben. Woher die &#x1F00;&#x03D6;&#x03BF;&#x03C4;&#x03C5;&#x03C7;&#x03AF;&#x03B1;,<lb/>
der Mißrath? nicht <hi rendition="#aq">ex ab&#x017F;oluto decreto,</hi> auß einem zum Verderben be-<lb/>
zielenden und eingerichteten/ fu&#x0364;rtringenden/ fu&#x0364;rzielenden Schluß und<lb/>
Noth-Kett/ wie <hi rendition="#aq">Calvinus, Beza, Pi&#x017F;cator</hi> &#x017F;chwermen/ <hi rendition="#aq">Judas dicitur Fi-<lb/>
lius perditionis, non modò quia periit, &#x017F;ed etiam quia huic exitio<lb/>
erat de&#x017F;tinatus ac devotus. Beza in notis ad Joh. 17. p.</hi> 433. Judas<lb/>
wird ein Kind des Verderbens genennet/ nicht nur weil er verdorben<lb/>
und untergangen/ &#x017F;ondern auch/ weil er zu die&#x017F;em Verderben und Un-<lb/>
tergang be&#x017F;tim&#x0303;t war. Wie aber das zu ver&#x017F;tehen/ hat er in der Lateini-<lb/>
&#x017F;chen Gloß angezeigt/ in dem 702. Blat. Er i&#x017F;t zum ewigen Verderben<lb/>
be&#x017F;tim&#x0303;t <hi rendition="#aq">(idque æterno con&#x017F;ilio &amp; decreto)</hi> und daß auß Go&#x0364;ttlichem<lb/>
Rath und Be&#x017F;chluß. <hi rendition="#aq">Calvinus</hi> in &#x017F;einer Evangeli&#x017F;chen <hi rendition="#aq">harmoni p. m.</hi><lb/>
333. &#x017F;chreibet. <hi rendition="#aq">Semper nobis occurrat divina pro videntia, cui Judam<lb/>
ip&#x017F;um &amp; omnes impios, (licet invitos &amp; aliud agentes) parere nece&#x017F;&#x017F;e<lb/>
fuit.</hi> Wir &#x017F;ollen uns allezeit GOttes Schickung vor Augen &#x017F;tellen/<lb/>
welcher der Judas und alle Gottlo&#x017F;e mit ihm/ (wiewol &#x017F;ie es ungern<lb/>
und wider ihren Willen thun) gehorchen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Noch gro&#x0364;ber reitet<lb/>
herein <hi rendition="#aq">D. Zvvinger,</hi> in der <hi rendition="#aq">Di&#x017F;putation,</hi> &#x017F;o <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1641. zu Ba&#x017F;el wider<lb/>
uns allhie gehalten worden/ fu&#x0364;rgebend/ es &#x017F;ey in und mit dem Bi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
den Chri&#x017F;tus Juda gereicht/ der Teuffel in ihn gefahren/ jhn al&#x017F;o vol-<lb/>
lends be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en. Pfuy dich der Gottlo&#x017F;en Rede! hat Chri&#x017F;tus wi&#x017F;&#x017F;ent-<lb/>
lich dem Judas mit dem Bi&#x017F;&#x017F;en den Teuffel eingegeben/ &#x017F;o kommt er in<lb/>
die Gemein&#x017F;chafft der &#x017F;chro&#x0364;cklichen Su&#x0364;nde/ welche Judas begangen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0067] Predigt. Paulus war ein ſolcher/ quam multæ oves foris, Auguſt. tract. 45. in Joh. Notandum hoc contrà Calvinum & Spanhem. de gratia univerſali. p. 835. Maſſon. p. 200. juxta Calvinum omnes ſumus hirci, hinc argumentum: Nullus hircus eſt, pro quo Chriſtus vitam ponit. Omnis homo eſt hircus. Juxta Calv. ad Joh. X. E. Calvine, quo ruis? Nicht ſind außgeſchloſſen die Reprobi und Verworffene/ die nicht Schaa- fe ſeyn wollen/ als die blinde/ ſtoltze und ſelbſtgerechte Phariſeer/ deren der Herr 99. in der Wuͤſten gelaſſen/ denn Er hatte ſie beruffen zu ſei- ner Heerde/ und das verlohrne Schaaf ihnen wieder zugeſellet. Nicht ſind bloß außgeſchloſſen die Verdam̃te ſelbſt/ in ſenſu compoſito ſo fern ſie noch ſalvabiles, und in ſolchem Stande/ daß ihnen noch kan geholf- ſen werden/ Judas war auſſer Streit ein Reprobus, _ὸς ἀϖωλείας, ein Kind des Verderbens/ dennoch hat ihn Chriſtus in ſeinen Schaafſtall gezogen/ ſo viel an ihm/ denſelben zugewinnen/ fuͤr den Er auch geſtor- ben und gelitten/ und ſein Leben dahin gegeben. Woher die ἀϖοτυχία, der Mißrath? nicht ex abſoluto decreto, auß einem zum Verderben be- zielenden und eingerichteten/ fuͤrtringenden/ fuͤrzielenden Schluß und Noth-Kett/ wie Calvinus, Beza, Piſcator ſchwermen/ Judas dicitur Fi- lius perditionis, non modò quia periit, ſed etiam quia huic exitio erat deſtinatus ac devotus. Beza in notis ad Joh. 17. p. 433. Judas wird ein Kind des Verderbens genennet/ nicht nur weil er verdorben und untergangen/ ſondern auch/ weil er zu dieſem Verderben und Un- tergang beſtim̃t war. Wie aber das zu verſtehen/ hat er in der Lateini- ſchen Gloß angezeigt/ in dem 702. Blat. Er iſt zum ewigen Verderben beſtim̃t (idque æterno conſilio & decreto) und daß auß Goͤttlichem Rath und Beſchluß. Calvinus in ſeiner Evangeliſchen harmoni p. m. 333. ſchreibet. Semper nobis occurrat divina pro videntia, cui Judam ipſum & omnes impios, (licet invitos & aliud agentes) parere neceſſe fuit. Wir ſollen uns allezeit GOttes Schickung vor Augen ſtellen/ welcher der Judas und alle Gottloſe mit ihm/ (wiewol ſie es ungern und wider ihren Willen thun) gehorchen muͤſſen. Noch groͤber reitet herein D. Zvvinger, in der Diſputation, ſo Anno 1641. zu Baſel wider uns allhie gehalten worden/ fuͤrgebend/ es ſey in und mit dem Biſſen/ den Chriſtus Juda gereicht/ der Teuffel in ihn gefahren/ jhn alſo vol- lends beſeſſen. Pfuy dich der Gottloſen Rede! hat Chriſtus wiſſent- lich dem Judas mit dem Biſſen den Teuffel eingegeben/ ſo kommt er in die Gemeinſchafft der ſchroͤcklichen Suͤnde/ welche Judas begangen. Ein vid. Denck mahl. pag. 534.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/67
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/67>, abgerufen am 21.11.2024.