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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Vierte
Ein anders berichtet uns der Evangelist Johannes/ und schreibet klar/
es sey der Satan erst nach dem Bissen in ihn gefahren/ und was noch
mehr. Es erkühnet sich Massonius zu schreiben part. 1. anatom. 39.
cap. V.
1456. Das Judas wegen seiner Sünde verdammt wor-
den/ ist richtig. Allein hätte Christus für Judam auch ge-
beten/ wie für Petrum/ hätte Christus Judam auch mit
Gnadenblick angesehen wie Petrum/ etc. Daß Christus für
Judam nicht gebeten/ bezeuget der Außgang/ sonst wäre er
glaubig worden.
Solcher massen wäre Judas nicht schuldig/ son-
dern GOttes unumgänglicher Wille. Also reden die Reformirten.
Woran hats dann gemangelt? Was hat ihn verdammt? Antwort/ die-
weil er muthwillig ein Kind des Verderbens hat seyn wollen/ merito
& studio,
das ist/ nach Hebreischer Art zu reden/ auß seiner eigenen
Schuld und Verdienst.

Regula Hebraeorum est, si ad nomen Filii additur praemium vel poena, stu-
dium, meritum, reatum denotat. [fremdsprachliches Material - 9 Zeichen fehlen] filius mortis, h. e. reus,
mortis. 1. Sam. XX,
31. [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]os eirenes filius pacis, h. e. studiosus pacis.
Luc. X,
6.

Wie er gerungen/ so ist ihm auch gelungen. Er wolte den Fluch
haben/ der ist ihm auch kommen/ er wolte des Segens nicht/
so blieb er auch fern von ihm. Er zog an den Fluch/ wie sein
Hembd/ und ist in sein inwendiges gegangen wie Wasser/
und wie Oele in seine Gebeine.

Ob nun wol Pastor Catholicus, besagter massen dieser Edle Hirt/
von solcher edeln Natur/ daß Er kein verlohrnes Adams-Kind/ von
der Gemeinschafft seines Hirten-Ampts/ Treu und Genüß deren daher
fliessenden Gutthaten/ sondern nichts anders sucht/ als daß alle und jede
Menschen Jhn mit diesem Nahmen ansprechen und begrüssen möchten:
Ach Herr unser aller Hirt/ wir alle sind die Schaafe deiner Weyde.
Jedoch so sind eigentlich/ würcklich/ thätlich/ genießlich seine rechte und
ächte Schaafe/ die ihnen denselben appropriiren/ und mit Warheit sa-
gen können/ MEJN Hirt. Allein die tetagmenoi, Act. 13. Ductiles,
die sich ohn widersetzen suchen und finden lassen/ und namentlich

I. Soli Transformati, die eine starcke/ gewaltige und selige meta-
morphosin und Veränderung über sich gehen lassen/ ein Natur-Wechsel
und Tausch gethan/ die wilde Natur abgelegt/ und zahm worden. Es

sey

Die Vierte
Ein anders berichtet uns der Evangeliſt Johannes/ und ſchreibet klar/
es ſey der Satan erſt nach dem Biſſen in ihn gefahren/ und was noch
mehr. Es erkuͤhnet ſich Maſſonius zu ſchreiben part. 1. anatom. 39.
cap. V.
1456. Das Judas wegen ſeiner Suͤnde verdam̃t wor-
den/ iſt richtig. Allein haͤtte Chriſtus fuͤr Judam auch ge-
beten/ wie fuͤr Petrum/ haͤtte Chriſtus Judam auch mit
Gnadenblick angeſehen wie Petrum/ ꝛc. Daß Chriſtus fuͤr
Judam nicht gebeten/ bezeuget der Außgang/ ſonſt waͤre er
glaubig worden.
Solcher maſſen waͤre Judas nicht ſchuldig/ ſon-
dern GOttes unumgaͤnglicher Wille. Alſo reden die Reformirten.
Woran hats dann gemangelt? Was hat ihn verdam̃t? Antwort/ die-
weil er muthwillig ein Kind des Verderbens hat ſeyn wollen/ merito
& ſtudio,
das iſt/ nach Hebreiſcher Art zu reden/ auß ſeiner eigenen
Schuld und Verdienſt.

Regula Hebræorum eſt, ſi ad nomen Filii additur præmium vel pœna, ſtu-
dium, meritum, reatum denotat. [fremdsprachliches Material – 9 Zeichen fehlen] filius mortis, h. e. reus,
mortis. 1. Sam. XX,
31. [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ὸς εἰρήνης filius pacis, h. e. ſtudioſus pacis.
Luc. X,
6.

Wie er gerungen/ ſo iſt ihm auch gelungen. Er wolte den Fluch
haben/ der iſt ihm auch kommen/ er wolte des Segens nicht/
ſo blieb er auch fern von ihm. Er zog an den Fluch/ wie ſein
Hembd/ und iſt in ſein inwendiges gegangen wie Waſſer/
und wie Oele in ſeine Gebeine.

Ob nun wol Paſtor Catholicus, beſagter maſſen dieſer Edle Hirt/
von ſolcher edeln Natur/ daß Er kein verlohrnes Adams-Kind/ von
der Gemeinſchafft ſeines Hirten-Ampts/ Treu und Genuͤß deren daher
flieſſenden Gutthaten/ ſondern nichts anders ſucht/ als daß alle und jede
Menſchen Jhn mit dieſem Nahmen anſprechen und begruͤſſen moͤchten:
Ach Herr unſer aller Hirt/ wir alle ſind die Schaafe deiner Weyde.
Jedoch ſo ſind eigentlich/ wuͤrcklich/ thaͤtlich/ genießlich ſeine rechte und
aͤchte Schaafe/ die ihnen denſelben appropriiren/ und mit Warheit ſa-
gen koͤnnen/ MEJN Hirt. Allein die τεταγμένοι, Act. 13. Ductiles,
die ſich ohn widerſetzen ſuchen und finden laſſen/ und namentlich

I. Soli Transformati, die eine ſtarcke/ gewaltige und ſelige μετα-
μόρϕωσιν und Veraͤnderung uͤber ſich gehen laſſen/ ein Natur-Wechſel
und Tauſch gethan/ die wilde Natur abgelegt/ und zahm worden. Es

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[48/0068] Die Vierte Ein anders berichtet uns der Evangeliſt Johannes/ und ſchreibet klar/ es ſey der Satan erſt nach dem Biſſen in ihn gefahren/ und was noch mehr. Es erkuͤhnet ſich Maſſonius zu ſchreiben part. 1. anatom. 39. cap. V. 1456. Das Judas wegen ſeiner Suͤnde verdam̃t wor- den/ iſt richtig. Allein haͤtte Chriſtus fuͤr Judam auch ge- beten/ wie fuͤr Petrum/ haͤtte Chriſtus Judam auch mit Gnadenblick angeſehen wie Petrum/ ꝛc. Daß Chriſtus fuͤr Judam nicht gebeten/ bezeuget der Außgang/ ſonſt waͤre er glaubig worden. Solcher maſſen waͤre Judas nicht ſchuldig/ ſon- dern GOttes unumgaͤnglicher Wille. Alſo reden die Reformirten. Woran hats dann gemangelt? Was hat ihn verdam̃t? Antwort/ die- weil er muthwillig ein Kind des Verderbens hat ſeyn wollen/ merito & ſtudio, das iſt/ nach Hebreiſcher Art zu reden/ auß ſeiner eigenen Schuld und Verdienſt. Regula Hebræorum eſt, ſi ad nomen Filii additur præmium vel pœna, ſtu- dium, meritum, reatum denotat. _________ filius mortis, h. e. reus, mortis. 1. Sam. XX, 31. _ὸς εἰρήνης filius pacis, h. e. ſtudioſus pacis. Luc. X, 6. Wie er gerungen/ ſo iſt ihm auch gelungen. Er wolte den Fluch haben/ der iſt ihm auch kommen/ er wolte des Segens nicht/ ſo blieb er auch fern von ihm. Er zog an den Fluch/ wie ſein Hembd/ und iſt in ſein inwendiges gegangen wie Waſſer/ und wie Oele in ſeine Gebeine. Ob nun wol Paſtor Catholicus, beſagter maſſen dieſer Edle Hirt/ von ſolcher edeln Natur/ daß Er kein verlohrnes Adams-Kind/ von der Gemeinſchafft ſeines Hirten-Ampts/ Treu und Genuͤß deren daher flieſſenden Gutthaten/ ſondern nichts anders ſucht/ als daß alle und jede Menſchen Jhn mit dieſem Nahmen anſprechen und begruͤſſen moͤchten: Ach Herr unſer aller Hirt/ wir alle ſind die Schaafe deiner Weyde. Jedoch ſo ſind eigentlich/ wuͤrcklich/ thaͤtlich/ genießlich ſeine rechte und aͤchte Schaafe/ die ihnen denſelben appropriiren/ und mit Warheit ſa- gen koͤnnen/ MEJN Hirt. Allein die τεταγμένοι, Act. 13. Ductiles, die ſich ohn widerſetzen ſuchen und finden laſſen/ und namentlich I. Soli Transformati, die eine ſtarcke/ gewaltige und ſelige μετα- μόρϕωσιν und Veraͤnderung uͤber ſich gehen laſſen/ ein Natur-Wechſel und Tauſch gethan/ die wilde Natur abgelegt/ und zahm worden. Es ſey

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/68>, abgerufen am 24.11.2024.