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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
sey dann daß der Mensch wiedergebohren werde/ kan er das
Reich GOttes nicht sehen.
Joh. III. Es sey dann/ daß der Bock
ein Schaaf werde/ bleibt er ohne Aenderung ein stinckender Bock/ so
wird er zur Lincken gestellet werden. Es sey dann/ das der verlohrne
Sohn/ als ein stinckender Bock/ der sein Patrimonium im Gast- und
Huren-Hauß durch gejagt/ durchs liebe Creutz/ Hunger und Armut/ in
seinem Hertzen/ seinen Affecten, seinem Leben und Wandel anders wer-
de/ wie er dann worden: Es sey dann/ daß die Cananiten auß dem
Heidnischen Hund-Stall in den Schaaf-Stall Christi sich lassen ver-
setzen: Es sey dann/ daß der Bluthund/ der rasende Wolff Paulus in
ein andere Haut schlieffe/ und auß dem reissenden Wolff ein zartes und
zahmes Schaaf/ ja Schaaf-Hirt selbst werd/ aus einem Blindling ein
Täuffling/ auß einem Verstöhrer ein Vermehrer des Reichs Christi/ so
kan dere[r] keiner in Christi Schaaf-Stall und Weyd-Fall auffgenom-
men werden. Darum auch David eine solche metamorphosin gar herrlich
von sich scheinen lassen; Von Natur war er so wol als ich und andere
Menschen ein stinckender Bock/ bissiger Hund/ grimmiger Wolff/ er
heulet darüber/ Ps. LI. Siehe/ ich bin auß sündlichem Samen
gezeuget/ und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.

Jn seiner Jugend hat er nicht allezeit Seiden gesponnen/ er verrath sich
selbst. Psal. XXV. Gedencke nicht der Sünde meiner Jugend/
und meiner Ubertrettung.
Der angebohrne Bock hat sich mercken
lassen in seinem Ehebruch; der zornige/ wütende Hund hat sich herfür
gethan in seinem Wiederbellen wider Nabal/ der Wolff in Ermördung
Uriä des Hethiters. Aber durch Göttliche Krafft hat er solche böse
Natur mortificirt/ die Affecten gezähmet/ er hat sich durch GOttes Ge-
setz/ darin er sich Tag und Nacht geübt/ ändern lassen/ ist so geschlacht wor-
den/ als ein Schaaf/ und durchs Creutz wol mürb gemacht worden/ und
in solchem Stand sagt er: Mein Hirt.

II. Soli fideles appropriantes, allein die Glaubige/ die ihnen ih-
ren Hirten zueignen/ und gantz eigen machen. Christus sagt: Jhr
glaubet nicht/ denn ihr seyd nicht von meinen Schaafen.

Joh. X, 26.

To quia non aitiatikos, sed sullogisikos accipiendo: sicut Matth. XXV. 29.
Ps. LI, 6. Joh. XII, 39. Rom. XI, 32. non creditis, E. non estis ex ovibus
meis. Mitum non est (ita
paraphrazei ad h. l. AEgid. Hunnius, de prae-
dest. p. 247.) vos non credere, quia reipsa declaratis, vos non esse ex meis

ovibus
Neunter Theil. G

Predigt.
ſey dann daß der Menſch wiedergebohren werde/ kan er das
Reich GOttes nicht ſehen.
Joh. III. Es ſey dann/ daß der Bock
ein Schaaf werde/ bleibt er ohne Aenderung ein ſtinckender Bock/ ſo
wird er zur Lincken geſtellet werden. Es ſey dann/ das der verlohrne
Sohn/ als ein ſtinckender Bock/ der ſein Patrimonium im Gaſt- und
Huren-Hauß durch gejagt/ durchs liebe Creutz/ Hunger und Armut/ in
ſeinem Hertzen/ ſeinen Affecten, ſeinem Leben und Wandel anders wer-
de/ wie er dann worden: Es ſey dann/ daß die Cananiten auß dem
Heidniſchen Hund-Stall in den Schaaf-Stall Chriſti ſich laſſen ver-
ſetzen: Es ſey dann/ daß der Bluthund/ der raſende Wolff Paulus in
ein andere Haut ſchlieffe/ und auß dem reiſſenden Wolff ein zartes und
zahmes Schaaf/ ja Schaaf-Hirt ſelbſt werd/ aus einem Blindling ein
Taͤuffling/ auß einem Verſtoͤhrer ein Vermehrer des Reichs Chriſti/ ſo
kan dere[r] keiner in Chriſti Schaaf-Stall und Weyd-Fall auffgenom-
men werden. Darum auch David eine ſolche μεταμόρφωσιν gar herꝛlich
von ſich ſcheinen laſſen; Von Natur war er ſo wol als ich und andere
Menſchen ein ſtinckender Bock/ biſſiger Hund/ grimmiger Wolff/ er
heulet daruͤber/ Pſ. LI. Siehe/ ich bin auß ſuͤndlichem Samen
gezeuget/ und meine Mutter hat mich in Suͤnden empfangen.

Jn ſeiner Jugend hat er nicht allezeit Seiden geſponnen/ er verrath ſich
ſelbſt. Pſal. XXV. Gedencke nicht der Suͤnde meiner Jugend/
und meiner Ubertrettung.
Der angebohrne Bock hat ſich mercken
laſſen in ſeinem Ehebruch; der zornige/ wuͤtende Hund hat ſich herfuͤr
gethan in ſeinem Wiederbellen wider Nabal/ der Wolff in Ermoͤrdung
Uriaͤ des Hethiters. Aber durch Goͤttliche Krafft hat er ſolche boͤſe
Natur mortificirt/ die Affecten gezaͤhmet/ er hat ſich durch GOttes Ge-
ſetz/ darin er ſich Tag und Nacht geuͤbt/ aͤndern laſſen/ iſt ſo geſchlacht wor-
den/ als ein Schaaf/ und durchs Creutz wol muͤrb gemacht worden/ und
in ſolchem Stand ſagt er: Mein Hirt.

II. Soli fideles appropriantes, allein die Glaubige/ die ihnen ih-
ren Hirten zueignen/ und gantz eigen machen. Chriſtus ſagt: Jhr
glaubet nicht/ denn ihr ſeyd nicht von meinen Schaafen.

Joh. X, 26.

Τὸ quia non αἰτιατικῶς, ſed συλλογιςικῶς accipiendo: ſicut Matth. XXV. 29.
Pſ. LI, 6. Joh. XII, 39. Rom. XI, 32. non creditis, E. non eſtis ex ovibus
meis. Mitum non eſt (ita
παραφράζει ad h. l. Ægid. Hunnius, de præ-
deſt. p. 247.) vos non credere, quia reipſa declaratis, vos non eſſe ex meis

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Neunter Theil. G
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[49/0069] Predigt. ſey dann daß der Menſch wiedergebohren werde/ kan er das Reich GOttes nicht ſehen. Joh. III. Es ſey dann/ daß der Bock ein Schaaf werde/ bleibt er ohne Aenderung ein ſtinckender Bock/ ſo wird er zur Lincken geſtellet werden. Es ſey dann/ das der verlohrne Sohn/ als ein ſtinckender Bock/ der ſein Patrimonium im Gaſt- und Huren-Hauß durch gejagt/ durchs liebe Creutz/ Hunger und Armut/ in ſeinem Hertzen/ ſeinen Affecten, ſeinem Leben und Wandel anders wer- de/ wie er dann worden: Es ſey dann/ daß die Cananiten auß dem Heidniſchen Hund-Stall in den Schaaf-Stall Chriſti ſich laſſen ver- ſetzen: Es ſey dann/ daß der Bluthund/ der raſende Wolff Paulus in ein andere Haut ſchlieffe/ und auß dem reiſſenden Wolff ein zartes und zahmes Schaaf/ ja Schaaf-Hirt ſelbſt werd/ aus einem Blindling ein Taͤuffling/ auß einem Verſtoͤhrer ein Vermehrer des Reichs Chriſti/ ſo kan derer keiner in Chriſti Schaaf-Stall und Weyd-Fall auffgenom- men werden. Darum auch David eine ſolche μεταμόρφωσιν gar herꝛlich von ſich ſcheinen laſſen; Von Natur war er ſo wol als ich und andere Menſchen ein ſtinckender Bock/ biſſiger Hund/ grimmiger Wolff/ er heulet daruͤber/ Pſ. LI. Siehe/ ich bin auß ſuͤndlichem Samen gezeuget/ und meine Mutter hat mich in Suͤnden empfangen. Jn ſeiner Jugend hat er nicht allezeit Seiden geſponnen/ er verrath ſich ſelbſt. Pſal. XXV. Gedencke nicht der Suͤnde meiner Jugend/ und meiner Ubertrettung. Der angebohrne Bock hat ſich mercken laſſen in ſeinem Ehebruch; der zornige/ wuͤtende Hund hat ſich herfuͤr gethan in ſeinem Wiederbellen wider Nabal/ der Wolff in Ermoͤrdung Uriaͤ des Hethiters. Aber durch Goͤttliche Krafft hat er ſolche boͤſe Natur mortificirt/ die Affecten gezaͤhmet/ er hat ſich durch GOttes Ge- ſetz/ darin er ſich Tag und Nacht geuͤbt/ aͤndern laſſen/ iſt ſo geſchlacht wor- den/ als ein Schaaf/ und durchs Creutz wol muͤrb gemacht worden/ und in ſolchem Stand ſagt er: Mein Hirt. II. Soli fideles appropriantes, allein die Glaubige/ die ihnen ih- ren Hirten zueignen/ und gantz eigen machen. Chriſtus ſagt: Jhr glaubet nicht/ denn ihr ſeyd nicht von meinen Schaafen. Joh. X, 26. Τὸ quia non αἰτιατικῶς, ſed συλλογιςικῶς accipiendo: ſicut Matth. XXV. 29. Pſ. LI, 6. Joh. XII, 39. Rom. XI, 32. non creditis, E. non eſtis ex ovibus meis. Mitum non eſt (ita παραφράζει ad h. l. Ægid. Hunnius, de præ- deſt. p. 247.) vos non credere, quia reipſa declaratis, vos non eſſe ex meis ovibus Neunter Theil. G

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/69>, abgerufen am 21.11.2024.