Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Sechste
von dem Eingang der Heyden. Gen. XXVIII, 12. wird einer Leiter ge-
dacht/ deren Spitzen an den Himmel gerühret/ und darauff die Engel
GOttes auff- und abgestiegen. Was war dieselbe Leiter? Jacob er-
klärets selbst/ und sagt: Es sey porta coeli, die Pforte des Him-
mels.
Was war dadurch gemeynet? deß Menschen Sohn/ Joh. I.
. ult.
Warlich/ warlich ich sage euch/ von nun an werdet ihr
den Himmel offen sehen/ und die Engel GOttes hinauff
und herab fahren auff des Menschen Sohn.
Jst würcklich
wahr gemacht worden am Jordan/ da die Janua Ecclesiae eingesetzet und
gestifftet/ da die Thür des Himmels sich geöffnet/ da der Vater als die
erste Person/ dieselbe mit seinem Finger geweihet/ der H. Geist als der
Finger GOttes auff Jhn gedeutet/ und ohne Zweiffel werden die heili-
gen Engel GOttes sich auch dabey gefunden haben. Exod. XII. fin-
den wir die Thür an den Häusern der Kinder Jsrael/ so mit dem Blut
des Osterlamms bestrichen/ dadurch die Jsraeliten vor dem Würg-Engel
sicher und frey gewesen. Was war dieselbe Thür anders als Christus
mit seinem eigenen Blut bespritzt/ dadurch wir die asulian, Sicherheit/
und salva quardia erlanget. Darum wir mit der Kirch also singen:
Hie ist das rechte Osterlamm &c. Deß Blut zeichnet unser
Thür/ Das hult der Glaub dem Tode für/ Der Würger
kan uns nicht rühren.
Lev. XVI. lesen wir von dem Fürhang deß
Allerheiligsten/ durch welchen niemand als der Hohepriester deß Jahrs
einmal durffte kommen/ und dasselbe mit Böck- und Kälber-Blut/ was
das bedeutet/ hat der H. Apostel Paulus herrlich erkläret/ wann er sagt:
Christus ist nicht durch der Böcke und Kälber Blut/ sondern
durch sein eigen Blut einmal in das Heilige eingegangen/
und eine ewige Erlösung erfunden.
Hebr. IX, 12. und cap. X, 10.
Jn welchem Willen wir sind geheiliget/ einmal geschehen
durch das Opffer deß Leibs JEsu Christi.
vers. 20. Christus
hat uns
(den Eingang in das Heilige/ durch sein Blut) zubereitet
zum neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang/ das ist
durch sein Fleisch:
Nemlich durch seinen heiligsten Leib/ und heilig-
stes Opffer am Stammen deß Creutzes/ und sein allertheurstes Ran-
zion-
Blut/ und was sind die Wunden Christi anders geweßt/ sonder-
lich die letste Wund/ die er allererst nach seinem Tod von einem Kriegs-
knecht mit einem Speer empfangen/ als Janua coeli, ein Heil-Port/ ein

Lebens-

Die Sechste
von dem Eingang der Heyden. Gen. XXVIII, 12. wird einer Leiter ge-
dacht/ deren Spitzen an den Himmel geruͤhret/ und darauff die Engel
GOttes auff- und abgeſtiegen. Was war dieſelbe Leiter? Jacob er-
klaͤrets ſelbſt/ und ſagt: Es ſey porta cœli, die Pforte des Him-
mels.
Was war dadurch gemeynet? deß Menſchen Sohn/ Joh. I.
ꝟ. ult.
Warlich/ warlich ich ſage euch/ von nun an werdet ihr
den Himmel offen ſehen/ und die Engel GOttes hinauff
und herab fahren auff des Menſchen Sohn.
Jſt wuͤrcklich
wahr gemacht worden am Jordan/ da die Janua Eccleſiæ eingeſetzet und
geſtifftet/ da die Thuͤr des Himmels ſich geoͤffnet/ da der Vater als die
erſte Perſon/ dieſelbe mit ſeinem Finger geweihet/ der H. Geiſt als der
Finger GOttes auff Jhn gedeutet/ und ohne Zweiffel werden die heili-
gen Engel GOttes ſich auch dabey gefunden haben. Exod. XII. fin-
den wir die Thuͤr an den Haͤuſern der Kinder Jſrael/ ſo mit dem Blut
des Oſterlam̃s beſtrichen/ dadurch die Jſraeliten vor dem Wuͤrg-Engel
ſicher und frey geweſen. Was war dieſelbe Thuͤr anders als Chriſtus
mit ſeinem eigenen Blut beſpritzt/ dadurch wir die ἀσυλίαν, Sicherheit/
und ſalva quardia erlanget. Darum wir mit der Kirch alſo ſingen:
Hie iſt das rechte Oſterlamm &c. Deß Blut zeichnet unſer
Thuͤr/ Das hůlt der Glaub dem Tode fuͤr/ Der Wuͤrger
kan uns nicht ruͤhren.
Lev. XVI. leſen wir von dem Fuͤrhang deß
Allerheiligſten/ durch welchen niemand als der Hoheprieſter deß Jahrs
einmal durffte kommen/ und daſſelbe mit Boͤck- und Kaͤlber-Blut/ was
das bedeutet/ hat der H. Apoſtel Paulus herꝛlich erklaͤret/ wann er ſagt:
Chriſtus iſt nicht durch der Boͤcke und Kaͤlber Blut/ ſondern
durch ſein eigen Blut einmal in das Heilige eingegangen/
und eine ewige Erloͤſung erfunden.
Hebr. IX, 12. und cap. X, 10.
Jn welchem Willen wir ſind geheiliget/ einmal geſchehen
durch das Opffer deß Leibs JEſu Chriſti.
verſ. 20. Chriſtus
hat uns
(den Eingang in das Heilige/ durch ſein Blut) zubereitet
zum neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang/ das iſt
durch ſein Fleiſch:
Nemlich durch ſeinen heiligſten Leib/ und heilig-
ſtes Opffer am Stammen deß Creutzes/ und ſein allertheurſtes Ran-
zion-
Blut/ und was ſind die Wunden Chriſti anders geweßt/ ſonder-
lich die letſte Wund/ die er allererſt nach ſeinem Tod von einem Kriegs-
knecht mit einem Speer empfangen/ als Janua cœli, ein Heil-Port/ ein

Lebens-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0096" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Sechste</hi></fw><lb/>
von dem Eingang der Heyden. <hi rendition="#aq">Gen. XXVIII, 12.</hi> wird einer Leiter ge-<lb/>
dacht/ deren Spitzen an den Himmel geru&#x0364;hret/ und darauff die Engel<lb/>
GOttes auff- und abge&#x017F;tiegen. Was war die&#x017F;elbe Leiter? Jacob er-<lb/>
kla&#x0364;rets &#x017F;elb&#x017F;t/ und &#x017F;agt: Es &#x017F;ey <hi rendition="#aq">porta c&#x0153;li,</hi> <hi rendition="#fr">die Pforte des Him-<lb/>
mels.</hi> Was war dadurch gemeynet? deß Men&#x017F;chen Sohn/ <hi rendition="#aq">Joh. I.<lb/>
&#xA75F;. ult.</hi> <hi rendition="#fr">Warlich/ warlich ich &#x017F;age euch/ von nun an werdet ihr<lb/>
den Himmel offen &#x017F;ehen/ und die Engel GOttes hinauff<lb/>
und herab fahren auff des Men&#x017F;chen Sohn.</hi> J&#x017F;t wu&#x0364;rcklich<lb/>
wahr gemacht worden am Jordan/ da die <hi rendition="#aq">Janua Eccle&#x017F;</hi> einge&#x017F;etzet und<lb/>
ge&#x017F;tifftet/ da die Thu&#x0364;r des Himmels &#x017F;ich geo&#x0364;ffnet/ da der Vater als die<lb/>
er&#x017F;te Per&#x017F;on/ die&#x017F;elbe mit &#x017F;einem Finger geweihet/ der H. Gei&#x017F;t als der<lb/>
Finger GOttes auff Jhn gedeutet/ und ohne Zweiffel werden die heili-<lb/>
gen Engel GOttes &#x017F;ich auch dabey gefunden haben. <hi rendition="#aq">Exod. XII.</hi> fin-<lb/>
den wir die Thu&#x0364;r an den Ha&#x0364;u&#x017F;ern der Kinder J&#x017F;rael/ &#x017F;o mit dem Blut<lb/>
des O&#x017F;terlam&#x0303;s be&#x017F;trichen/ dadurch die J&#x017F;raeliten vor dem Wu&#x0364;rg-Engel<lb/>
&#x017F;icher und frey gewe&#x017F;en. Was war die&#x017F;elbe Thu&#x0364;r anders als Chri&#x017F;tus<lb/>
mit &#x017F;einem eigenen Blut be&#x017F;pritzt/ dadurch wir die &#x1F00;&#x03C3;&#x03C5;&#x03BB;&#x03AF;&#x03B1;&#x03BD;, Sicherheit/<lb/>
und <hi rendition="#aq">&#x017F;alva quardia</hi> erlanget. Darum wir mit der Kirch al&#x017F;o &#x017F;ingen:<lb/><hi rendition="#fr">Hie i&#x017F;t das rechte O&#x017F;terlamm &amp;c. Deß Blut zeichnet un&#x017F;er<lb/>
Thu&#x0364;r/ Das h&#x016F;lt der Glaub dem Tode fu&#x0364;r/ Der Wu&#x0364;rger<lb/>
kan uns nicht ru&#x0364;hren.</hi> <hi rendition="#aq">Lev. XVI.</hi> le&#x017F;en wir von dem Fu&#x0364;rhang deß<lb/>
Allerheilig&#x017F;ten/ durch welchen niemand als der Hoheprie&#x017F;ter deß Jahrs<lb/>
einmal durffte kommen/ und da&#x017F;&#x017F;elbe mit Bo&#x0364;ck- und Ka&#x0364;lber-Blut/ was<lb/>
das bedeutet/ hat der H. Apo&#x017F;tel Paulus her&#xA75B;lich erkla&#x0364;ret/ wann er &#x017F;agt:<lb/><hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tus i&#x017F;t nicht durch der Bo&#x0364;cke und Ka&#x0364;lber Blut/ &#x017F;ondern<lb/>
durch &#x017F;ein eigen Blut einmal in das Heilige eingegangen/<lb/>
und eine ewige Erlo&#x0364;&#x017F;ung erfunden.</hi> <hi rendition="#aq">Hebr. IX, 12.</hi> und <hi rendition="#aq">cap. X, 10.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Jn welchem Willen wir &#x017F;ind geheiliget/ einmal ge&#x017F;chehen<lb/>
durch das Opffer deß Leibs JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti.</hi> <hi rendition="#aq">ver&#x017F;.</hi> 20. <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tus<lb/>
hat uns</hi> (den Eingang in das Heilige/ durch &#x017F;ein Blut) <hi rendition="#fr">zubereitet<lb/>
zum neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang/ das i&#x017F;t<lb/>
durch &#x017F;ein Flei&#x017F;ch:</hi> Nemlich durch &#x017F;einen heilig&#x017F;ten Leib/ und heilig-<lb/>
&#x017F;tes Opffer am Stammen deß Creutzes/ und &#x017F;ein allertheur&#x017F;tes <hi rendition="#aq">Ran-<lb/>
zion-</hi>Blut/ und was &#x017F;ind die Wunden Chri&#x017F;ti anders geweßt/ &#x017F;onder-<lb/>
lich die let&#x017F;te Wund/ die er allerer&#x017F;t nach &#x017F;einem Tod von einem Kriegs-<lb/>
knecht mit einem Speer empfangen/ als <hi rendition="#aq">Janua c&#x0153;li,</hi> ein Heil-Port/ ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Lebens-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0096] Die Sechste von dem Eingang der Heyden. Gen. XXVIII, 12. wird einer Leiter ge- dacht/ deren Spitzen an den Himmel geruͤhret/ und darauff die Engel GOttes auff- und abgeſtiegen. Was war dieſelbe Leiter? Jacob er- klaͤrets ſelbſt/ und ſagt: Es ſey porta cœli, die Pforte des Him- mels. Was war dadurch gemeynet? deß Menſchen Sohn/ Joh. I. ꝟ. ult. Warlich/ warlich ich ſage euch/ von nun an werdet ihr den Himmel offen ſehen/ und die Engel GOttes hinauff und herab fahren auff des Menſchen Sohn. Jſt wuͤrcklich wahr gemacht worden am Jordan/ da die Janua Eccleſiæ eingeſetzet und geſtifftet/ da die Thuͤr des Himmels ſich geoͤffnet/ da der Vater als die erſte Perſon/ dieſelbe mit ſeinem Finger geweihet/ der H. Geiſt als der Finger GOttes auff Jhn gedeutet/ und ohne Zweiffel werden die heili- gen Engel GOttes ſich auch dabey gefunden haben. Exod. XII. fin- den wir die Thuͤr an den Haͤuſern der Kinder Jſrael/ ſo mit dem Blut des Oſterlam̃s beſtrichen/ dadurch die Jſraeliten vor dem Wuͤrg-Engel ſicher und frey geweſen. Was war dieſelbe Thuͤr anders als Chriſtus mit ſeinem eigenen Blut beſpritzt/ dadurch wir die ἀσυλίαν, Sicherheit/ und ſalva quardia erlanget. Darum wir mit der Kirch alſo ſingen: Hie iſt das rechte Oſterlamm &c. Deß Blut zeichnet unſer Thuͤr/ Das hůlt der Glaub dem Tode fuͤr/ Der Wuͤrger kan uns nicht ruͤhren. Lev. XVI. leſen wir von dem Fuͤrhang deß Allerheiligſten/ durch welchen niemand als der Hoheprieſter deß Jahrs einmal durffte kommen/ und daſſelbe mit Boͤck- und Kaͤlber-Blut/ was das bedeutet/ hat der H. Apoſtel Paulus herꝛlich erklaͤret/ wann er ſagt: Chriſtus iſt nicht durch der Boͤcke und Kaͤlber Blut/ ſondern durch ſein eigen Blut einmal in das Heilige eingegangen/ und eine ewige Erloͤſung erfunden. Hebr. IX, 12. und cap. X, 10. Jn welchem Willen wir ſind geheiliget/ einmal geſchehen durch das Opffer deß Leibs JEſu Chriſti. verſ. 20. Chriſtus hat uns (den Eingang in das Heilige/ durch ſein Blut) zubereitet zum neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang/ das iſt durch ſein Fleiſch: Nemlich durch ſeinen heiligſten Leib/ und heilig- ſtes Opffer am Stammen deß Creutzes/ und ſein allertheurſtes Ran- zion-Blut/ und was ſind die Wunden Chriſti anders geweßt/ ſonder- lich die letſte Wund/ die er allererſt nach ſeinem Tod von einem Kriegs- knecht mit einem Speer empfangen/ als Janua cœli, ein Heil-Port/ ein Lebens-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/96
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/96>, abgerufen am 21.11.2024.