Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom verlohrnen Sohn. Sohn GOttes auß l. 2. qq. Evang. c. 33. Quid est super collum ejus ca-dere? nisi inclinare & humiliare in amplexum ejus brach[i]um suum, & brachium Domini, cui revelatum est? Quod est utique Dominus nolter Jesus Christus. Was ist um den Hals fallen? als neigen und bück- en seinen Arme ihn zu umfahen? und wem ist der Arm des HErrn so offenbahret? das ist unser Heyland JEsus Chri- stus. Wir haben aber droben angezeiget/ warum man nicht viel scrupo- lieren soll; Wir lassens dabey verbleiben/ daß es eine Anzeigung grosser brennender Liebe und Barmhertzigkeit seye/ und damit gesehen werde auff die Göttliche sugkata[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]asin, wie GOtt so nahe sich zu uns gethan/ wie noth es Jhm nach uns gewesen/ als wolte ihm sein Göttlichs Wesen darüber zerrinnen. Also lassen wirs auch dahin gestellet seyn/ was V. Andere von dem osculo und Kuß für Gedancken haben/ wann Also haben wir nun hier den besten Kern dieser Parabel/ die eygentli- Gemähld Zehender Theil. Q
Vom verlohrnen Sohn. Sohn GOttes auß l. 2. qq. Evang. c. 33. Quid eſt ſuper collum ejus ca-dere? niſi inclinare & humiliare in amplexum ejus brach[i]um ſuum, & brachium Domini, cui revelatum eſt? Quod eſt utique Dominus nolter Jeſus Chriſtus. Was iſt um den Hals fallen? als neigen und buͤck- en ſeinen Arme ihn zu umfahen? und wem iſt der Arm des HErꝛn ſo offenbahret? das iſt unſer Heyland JEſus Chri- ſtus. Wir haben aber droben angezeiget/ warum man nicht viel ſcrupo- lieren ſoll; Wir laſſens dabey verbleiben/ daß es eine Anzeigung groſſer brennender Liebe und Barmhertzigkeit ſeye/ und damit geſehen werde auff die Goͤttliche συγκατά[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ασιν, wie GOtt ſo nahe ſich zu uns gethan/ wie noth es Jhm nach uns geweſen/ als wolte ihm ſein Goͤttlichs Weſen daruͤber zerrinnen. Alſo laſſen wirs auch dahin geſtellet ſeyn/ was V. Andere von dem oſculo und Kuß fuͤr Gedancken haben/ wann Alſo haben wir nun hier den beſten Kern dieſer Parabel/ die eygentli- Gemaͤhld Zehender Theil. Q
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0139" n="121"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom verlohrnen Sohn.</hi></fw><lb/> Sohn GOttes auß <hi rendition="#aq">l. 2. qq. Evang. c. 33. Quid eſt ſuper collum ejus ca-<lb/> dere? niſi inclinare & humiliare in amplexum ejus brach<supplied>i</supplied>um ſuum, &<lb/> brachium Domini, cui revelatum eſt? Quod eſt utique Dominus nolter<lb/> Jeſus Chriſtus.</hi> Was iſt um den Hals fallen<hi rendition="#fr">?</hi> als neigen und buͤck-<lb/> en ſeinen Arme ihn zu umfahen<hi rendition="#fr">?</hi> und wem iſt der Arm des<lb/> HErꝛn ſo offenbahret<hi rendition="#fr">?</hi> das iſt unſer Heyland JEſus Chri-<lb/> ſtus. Wir haben aber droben angezeiget/ warum man nicht viel <hi rendition="#aq">ſcrupo-</hi><lb/> lieren ſoll; Wir laſſens dabey verbleiben/ daß es eine Anzeigung groſſer<lb/> brennender Liebe und Barmhertzigkeit ſeye/ und damit geſehen werde auff<lb/> die Goͤttliche συγκατά<gap reason="fm" unit="chars"/>ασιν, wie GOtt ſo nahe ſich zu uns gethan/ wie noth<lb/> es Jhm nach uns geweſen/ als wolte ihm ſein Goͤttlichs Weſen daruͤber<lb/> zerrinnen. Alſo laſſen wirs auch dahin geſtellet ſeyn/ was</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">V.</hi> Andere von dem <hi rendition="#aq">oſculo</hi> und Kuß fuͤr Gedancken haben/ wann<lb/> es heiſſet: und kuͤſſete ihn. So nun durch den Arm der Sohne Gottes<lb/> verſtanden wird/ mag auch durch den Kuß des Vaters der Heil. Geiſt ver-<lb/> ſtanden werden; <hi rendition="#aq">Qui enim ſe oſculantur, non ſunt libatione labiorum<lb/> contenti, ſed ſpiritum ſuum ſibi invicem videntur infundere, Ambroſ.<lb/> l. de Iſaac. c.</hi> 3. Welche ſich kuͤſſen/ ſeind mit Beruͤhrung der Lip-<lb/> pen nicht zu frieden/ ſondern es ſcheinet/ als wolten ſie einander<lb/> die Seelen mittheilen. Jns gemein aber verſtehen wirs <hi rendition="#aq">de oſculo<lb/> pacis,</hi> von dem Friedens-Kuß/ mit welchem er ſeinem Sohn Frieden zu-<lb/> ſagte/ und bezeugete/ daß alles/ ſo vorgegangen/ todt und ab ſeyn/ und deſ-<lb/> ſelben nimmer gedacht werden ſolte. Gleich wie Eſau/ da ihm ſein Bruder<lb/> Jacob begegnet/ ihm entgegen geloffen/ und ihn gehertzet/ um den Hals<lb/> gefallen/ und ihn gekuͤſſet/ <hi rendition="#aq">Geneſ.</hi> 33, 4. Gleich wie Joſeph ſeinem Bru-<lb/> der Benjamin und den uͤbrigen um den Hals gefallen/ und ſie gekuͤſſet.<lb/><hi rendition="#aq">Gen.</hi> 45, 14. Oder wie David ſeinen Abſolon/ da er wieder fuͤr ihn gekom-<lb/> men/ gekuͤſſet hat/ 2. Sam. 14, 33. Alles zu Bezeugung hertzlicher Liebe<lb/> und Ablegung aller Feindſchafft. Wie nun ein Kuß ein Zeug/ ja Grund/<lb/> der Liebe/ alſo haben wir uns auch alle zu unſerm lieben GOtt nicht anders<lb/> zu verſehen/ als zu unſerm beſten Freund/ das hat Er bezeuget mit dem<lb/> Kuß ſeines lieblichen und honig-ſuͤſſen Evangelii/ mit dem Wort der Ver-<lb/> ſoͤhnung/ und des Friedens mit GOtt/ davon der weiſe Salomo ſein Lied<lb/> anſtim̃et/ und ſagt: Er kuͤſſe mich mit dem Kuß ſeines Mundes/<lb/> mit dem heiligen Kuß ſeiner Evangeliſchen Zuſage/ da Er uns den Frie-<lb/> den verſprochen/ und auch wuͤrcklich verkuͤndigen laſſen.</p><lb/> <p>Alſo haben wir nun hier den beſten Kern dieſer Parabel/ die eygentli-<lb/> che Abbildung und Contrafeit der Barmhertzigkeit GOttes. An dieſem<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Zehender Theil. Q</fw><fw place="bottom" type="catch">Gemaͤhld</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [121/0139]
Vom verlohrnen Sohn.
Sohn GOttes auß l. 2. qq. Evang. c. 33. Quid eſt ſuper collum ejus ca-
dere? niſi inclinare & humiliare in amplexum ejus brachium ſuum, &
brachium Domini, cui revelatum eſt? Quod eſt utique Dominus nolter
Jeſus Chriſtus. Was iſt um den Hals fallen? als neigen und buͤck-
en ſeinen Arme ihn zu umfahen? und wem iſt der Arm des
HErꝛn ſo offenbahret? das iſt unſer Heyland JEſus Chri-
ſtus. Wir haben aber droben angezeiget/ warum man nicht viel ſcrupo-
lieren ſoll; Wir laſſens dabey verbleiben/ daß es eine Anzeigung groſſer
brennender Liebe und Barmhertzigkeit ſeye/ und damit geſehen werde auff
die Goͤttliche συγκατά_ ασιν, wie GOtt ſo nahe ſich zu uns gethan/ wie noth
es Jhm nach uns geweſen/ als wolte ihm ſein Goͤttlichs Weſen daruͤber
zerrinnen. Alſo laſſen wirs auch dahin geſtellet ſeyn/ was
V. Andere von dem oſculo und Kuß fuͤr Gedancken haben/ wann
es heiſſet: und kuͤſſete ihn. So nun durch den Arm der Sohne Gottes
verſtanden wird/ mag auch durch den Kuß des Vaters der Heil. Geiſt ver-
ſtanden werden; Qui enim ſe oſculantur, non ſunt libatione labiorum
contenti, ſed ſpiritum ſuum ſibi invicem videntur infundere, Ambroſ.
l. de Iſaac. c. 3. Welche ſich kuͤſſen/ ſeind mit Beruͤhrung der Lip-
pen nicht zu frieden/ ſondern es ſcheinet/ als wolten ſie einander
die Seelen mittheilen. Jns gemein aber verſtehen wirs de oſculo
pacis, von dem Friedens-Kuß/ mit welchem er ſeinem Sohn Frieden zu-
ſagte/ und bezeugete/ daß alles/ ſo vorgegangen/ todt und ab ſeyn/ und deſ-
ſelben nimmer gedacht werden ſolte. Gleich wie Eſau/ da ihm ſein Bruder
Jacob begegnet/ ihm entgegen geloffen/ und ihn gehertzet/ um den Hals
gefallen/ und ihn gekuͤſſet/ Geneſ. 33, 4. Gleich wie Joſeph ſeinem Bru-
der Benjamin und den uͤbrigen um den Hals gefallen/ und ſie gekuͤſſet.
Gen. 45, 14. Oder wie David ſeinen Abſolon/ da er wieder fuͤr ihn gekom-
men/ gekuͤſſet hat/ 2. Sam. 14, 33. Alles zu Bezeugung hertzlicher Liebe
und Ablegung aller Feindſchafft. Wie nun ein Kuß ein Zeug/ ja Grund/
der Liebe/ alſo haben wir uns auch alle zu unſerm lieben GOtt nicht anders
zu verſehen/ als zu unſerm beſten Freund/ das hat Er bezeuget mit dem
Kuß ſeines lieblichen und honig-ſuͤſſen Evangelii/ mit dem Wort der Ver-
ſoͤhnung/ und des Friedens mit GOtt/ davon der weiſe Salomo ſein Lied
anſtim̃et/ und ſagt: Er kuͤſſe mich mit dem Kuß ſeines Mundes/
mit dem heiligen Kuß ſeiner Evangeliſchen Zuſage/ da Er uns den Frie-
den verſprochen/ und auch wuͤrcklich verkuͤndigen laſſen.
Alſo haben wir nun hier den beſten Kern dieſer Parabel/ die eygentli-
che Abbildung und Contrafeit der Barmhertzigkeit GOttes. An dieſem
Gemaͤhld
Zehender Theil. Q
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |