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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Die Erste Predigt
Ursprung aller Vergebung. Jst gar schön entworffen in der Parabel
Matth. 18. vom König/ der mit seinen Knechten eine Rechnung besitzet.
Die alten Hebräer pflegten vor zeiten zu sagen/ GOtt habe vier Schlüssel/
die Er keinem Engel noch Seraphim gegeben/ clavem pluviae, den Regen-
Schlüssel/ davon Deut. 28/ 12. steht: Der HErr wird dir seinen gu-
ten Schatz auffthun/ den Himmel/ daß Er deinem Lande Regen
gebe zu seiner Zeit. 2. Clavem alimoniae, den Brod-Schlüssel/
den David rühmet in dem 145. Psalm. v. 15. Aller Augen warten auf
dich HErr/ und du gibest ihnen ihre Speise zu seiner Zeit/ du
thust deine milde Hand auff/ und erfüllest alles was lebet mit
Wolgefallen. 3. Clavem sepulchri, den Grab-Schlüssel/ Ezech.
37/ 12. Jch will euere Gräber auffthun/ und will euch mein
Volck auß denselbigen herauß holen/ und solt erfahren/ daß ich
der HErr bin/ wenn ich eure Gräber geöffnet/ und euch mein
Volck auß denselbigen bracht habe. 4. Clavem matricis, den
Geburts-Schlüssel/ der HErr machet die Rachel fruchtbar/
Gen. 30, 22. vayphtach eth rachma, Er that die Mutter auff/ das wußte
Jacob wol/ darum als ihm Rachel hart anlag: Schaffe mir Kinder/
wo nicht so sterbe ich/ war er sehr zornig/ und sprach: Bin ich doch
nicht Gott/ der dir deines Leibes Frucht nicht geben will. Thö-
richt hat im gegentheil jener Römische Kayser gethan/ der auß seiner Ge-
mahl Zoe mit Gewalt Kinder erzwingen wollen/ und mit ihr allerhand ge-
künstelt uud gezaubert. Diesen vier Schlüsseln setzen wir nun ferner zu
clavem Regni coelorum, den Schlüssel des Himmelreichs. Jst
alles sano sensu zuverstehen/ nicht exclusive, als wann GOtt keinem
Menschen diesen Schlüssel communiciren wolte/ dann dawider streitet unser
Sechstes Hauptstück: sondern originaliter, dieweil dieser Gewalt ur-
sprünglich von GOtt entstehet/ gleichwie auch GOtt dem Elia den sonst
ihm reservirten Regen-Schlüssel gegeben; Durch das Wort des
HErrn schloß er den Himmel zu/ sagt Syrach c. 48, 3.

II. Principium Trinum, eine dreyfache Quell und Ur-
sprung/ dann es wird der dreyen Personen in der Gottheit elar gedacht/
wie mich mein Vater gesand hat/ so sende Jch euch auch/ und da er das
gesagt/ bließ Er sie an/ (mit sonderbarer Solennität) und sprach: Nehmet
hin den H. Geist: Jst holdseelig fürgebildet in der dreyfachen Parabel/
Luc. 15. Jn der ersten wird dargestellet der Sohn GOttes/ als ein Hirt/
in der andern der H. Geist/ der durch sein getreues Haußmütterlein den
Groschen suchet/ und dann der Vater/ im Vaters-Bild des verlohrnen

Sohns.

Die Erſte Predigt
Urſprung aller Vergebung. Jſt gar ſchoͤn entworffen in der Parabel
Matth. 18. vom Koͤnig/ der mit ſeinen Knechten eine Rechnung beſitzet.
Die alten Hebraͤer pflegten vor zeiten zu ſagen/ GOtt habe vier Schluͤſſel/
die Er keinem Engel noch Seraphim gegeben/ clavem pluviæ, den Regen-
Schluͤſſel/ davon Deut. 28/ 12. ſteht: Der HErꝛ wird dir ſeinen gu-
ten Schatz auffthun/ den Him̃el/ daß Er deinem Lande Regen
gebe zu ſeiner Zeit. 2. Clavem alimoniæ, den Brod-Schluͤſſel/
den David ruͤhmet in dem 145. Pſalm. v. 15. Aller Augen warten auf
dich HErꝛ/ und du gibeſt ihnen ihre Speiſe zu ſeiner Zeit/ du
thuſt deine milde Hand auff/ und erfuͤlleſt alles was lebet mit
Wolgefallen. 3. Clavem ſepulchri, den Grab-Schluͤſſel/ Ezech.
37/ 12. Jch will euere Graͤber auffthun/ und will euch mein
Volck auß denſelbigen herauß holen/ und ſolt erfahren/ daß ich
der HErꝛ bin/ wenn ich eure Graͤber geoͤffnet/ und euch mein
Volck auß denſelbigen bracht habe. 4. Clavem matricis, den
Geburts-Schluͤſſel/ der HErꝛ machet die Rachel fruchtbar/
Gen. 30, 22. vayphtach eth rachma, Er that die Mutter auff/ das wußte
Jacob wol/ darum als ihm Rachel hart anlag: Schaffe mir Kinder/
wo nicht ſo ſterbe ich/ war er ſehr zornig/ und ſprach: Bin ich doch
nicht Gott/ der dir deines Leibes Frucht nicht geben will. Thoͤ-
richt hat im gegentheil jener Roͤmiſche Kayſer gethan/ der auß ſeiner Ge-
mahl Zoe mit Gewalt Kinder erzwingen wollen/ und mit ihr allerhand ge-
kuͤnſtelt uud gezaubert. Dieſen vier Schluͤſſeln ſetzen wir nun ferner zu
clavem Regni cœlorum, den Schluͤſſel des Himmelreichs. Jſt
alles ſano ſenſu zuverſtehen/ nicht excluſivè, als wann GOtt keinem
Menſchen dieſen Schluͤſſel com̃uniciren wolte/ dann dawider ſtreitet unſer
Sechſtes Hauptſtuͤck: ſondern originaliter, dieweil dieſer Gewalt ur-
ſpruͤnglich von GOtt entſtehet/ gleichwie auch GOtt dem Elia den ſonſt
ihm reſervirten Regen-Schluͤſſel gegeben; Durch das Wort des
HErꝛn ſchloß er den Himmel zu/ ſagt Syrach c. 48, 3.

II. Principium Trinum, eine dreyfache Quell und Ur-
ſprung/ dann es wird der dreyen Perſonen in der Gottheit elar gedacht/
wie mich mein Vater geſand hat/ ſo ſende Jch euch auch/ und da er das
geſagt/ bließ Er ſie an/ (mit ſonderbarer Solennitaͤt) und ſprach: Nehmet
hin den H. Geiſt: Jſt holdſeelig fuͤrgebildet in der dreyfachen Parabel/
Luc. 15. Jn der erſten wird dargeſtellet der Sohn GOttes/ als ein Hirt/
in der andern der H. Geiſt/ der durch ſein getreues Haußmuͤtterlein den
Groſchen ſuchet/ und dann der Vater/ im Vaters-Bild des verlohrnen

Sohns.
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[194/0212] Die Erſte Predigt Urſprung aller Vergebung. Jſt gar ſchoͤn entworffen in der Parabel Matth. 18. vom Koͤnig/ der mit ſeinen Knechten eine Rechnung beſitzet. Die alten Hebraͤer pflegten vor zeiten zu ſagen/ GOtt habe vier Schluͤſſel/ die Er keinem Engel noch Seraphim gegeben/ clavem pluviæ, den Regen- Schluͤſſel/ davon Deut. 28/ 12. ſteht: Der HErꝛ wird dir ſeinen gu- ten Schatz auffthun/ den Him̃el/ daß Er deinem Lande Regen gebe zu ſeiner Zeit. 2. Clavem alimoniæ, den Brod-Schluͤſſel/ den David ruͤhmet in dem 145. Pſalm. v. 15. Aller Augen warten auf dich HErꝛ/ und du gibeſt ihnen ihre Speiſe zu ſeiner Zeit/ du thuſt deine milde Hand auff/ und erfuͤlleſt alles was lebet mit Wolgefallen. 3. Clavem ſepulchri, den Grab-Schluͤſſel/ Ezech. 37/ 12. Jch will euere Graͤber auffthun/ und will euch mein Volck auß denſelbigen herauß holen/ und ſolt erfahren/ daß ich der HErꝛ bin/ wenn ich eure Graͤber geoͤffnet/ und euch mein Volck auß denſelbigen bracht habe. 4. Clavem matricis, den Geburts-Schluͤſſel/ der HErꝛ machet die Rachel fruchtbar/ Gen. 30, 22. vayphtach eth rachma, Er that die Mutter auff/ das wußte Jacob wol/ darum als ihm Rachel hart anlag: Schaffe mir Kinder/ wo nicht ſo ſterbe ich/ war er ſehr zornig/ und ſprach: Bin ich doch nicht Gott/ der dir deines Leibes Frucht nicht geben will. Thoͤ- richt hat im gegentheil jener Roͤmiſche Kayſer gethan/ der auß ſeiner Ge- mahl Zoe mit Gewalt Kinder erzwingen wollen/ und mit ihr allerhand ge- kuͤnſtelt uud gezaubert. Dieſen vier Schluͤſſeln ſetzen wir nun ferner zu clavem Regni cœlorum, den Schluͤſſel des Himmelreichs. Jſt alles ſano ſenſu zuverſtehen/ nicht excluſivè, als wann GOtt keinem Menſchen dieſen Schluͤſſel com̃uniciren wolte/ dann dawider ſtreitet unſer Sechſtes Hauptſtuͤck: ſondern originaliter, dieweil dieſer Gewalt ur- ſpruͤnglich von GOtt entſtehet/ gleichwie auch GOtt dem Elia den ſonſt ihm reſervirten Regen-Schluͤſſel gegeben; Durch das Wort des HErꝛn ſchloß er den Himmel zu/ ſagt Syrach c. 48, 3. II. Principium Trinum, eine dreyfache Quell und Ur- ſprung/ dann es wird der dreyen Perſonen in der Gottheit elar gedacht/ wie mich mein Vater geſand hat/ ſo ſende Jch euch auch/ und da er das geſagt/ bließ Er ſie an/ (mit ſonderbarer Solennitaͤt) und ſprach: Nehmet hin den H. Geiſt: Jſt holdſeelig fuͤrgebildet in der dreyfachen Parabel/ Luc. 15. Jn der erſten wird dargeſtellet der Sohn GOttes/ als ein Hirt/ in der andern der H. Geiſt/ der durch ſein getreues Haußmuͤtterlein den Groſchen ſuchet/ und dann der Vater/ im Vaters-Bild des verlohrnen Sohns.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/212>, abgerufen am 21.11.2024.