Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom Gewalt der Schlüssel. Sohns. Das gantze Geheimnuß der Drey-Einigkeit wird zugleich ange-deutet/ und zwar personarum realis differentia, der warhaffte und würck- liche Unterscheid der dreyen Personen/ dann ein anderer ist der Vater/ der sendet/ ein anderer der Sohn/ der gesendet wird/ ein anderer der H. Geist/ der von dem Mund des Sohns unter und mit dem leiblichen Anhauchen außgeblasen und den Jüngern angeblasen worden. Originatio, der Ur- sprung und Außgang der beeden Personen des Sohns und H. Gei- stes; der Vater sendet den Sohn/ der Sohn blaßt den H. Geist auß/ wie nun der Sohn GOttes in der Zeit blaßt/ der Vater in der Zeit sendet/ so wird der H. Geist vom Vater und Sohn/ in und von Ewigkeit her außge- blasen. Der Sohn vom Vater in und von Ewigkeit her gebohren. Ab illo mittitur, a quo emanat. Er wird von dem gesand/ von dem erAugustin. lib. 4. de Trin. c. 20. & lib. 2. de Trin. c. 5. außgehet. Pater solus nuspiam legitur missus, vom Vater allein wird nirgend gelesen/ daß er gesendet worden. Essentiae unitas, die Einigkeit der Personen im Wesen. Dieweil es unum, Ein opus ad extra, und ligt nichts daran/ daß der Sohn vom Vater gesandt worden/ dann das benimmt der Gleichheit nichts. Gleichwie wann Trium- viri, etliche auß ihrem Mittel senden/ ein Fürst den andern um ein Edel- Manns Tochter zu werben verschicket/ keinem an seiner Reputation das ge- ringste abgehet/ dann es gehet nicht ex Imperio und Befehl/ sondern ex li- bertima condescensione und freyer Willkuhr/ wie Christus eben daher sei- ne gleiche Ehre mit dem Vater erweiset/ daß er von Jhme gesand sey/ wann er gesagt: Joh. 5/ 23. Wer den Sohn nicht ehret/ der ehret den Vater auch nicht/ der ihn gesandt hat. Augustinus Tract. 36. in Joh. verwundert sich über das Geheimnuß: Si tecum est Pater, quomodo te misit? & te misit, & tecum est? Jtane & missus & non recessisti? Jtane ad nos venisti, & ibi mansisti? Quomodo istud creditur, quomodo capi- tur? das ist: Wann der Vater bey dir/ wie hat er dich gesand? hat er dich dann gesand/ und ist zugleich bey dir? So bist du (vom Vater) gesendet worden/ und bist (von ihm) nicht wegge- wichen? Bistu dann zu uns kommen/ und dort (beym Vater) geblieben? wie kan man das glauben/ wie kan man es begreif- fen? Antworet darauff: Quomodo capitur? recte dicis: quomodo cre- ditur? non recte dicis. Imo ideo bene creditur, quia cito non capitur. ideo credis, quia non capis, sed credendo fis idoneus, ut capias. das ist: Wie kan man es fassen? du sagest recht davon: Wie kan man es glauben? du fragest nicht wohl: Dann eben darum kan man es wohl glauben/ dieweil man es so bald nicht begreiffet. Darum B b ij
Vom Gewalt der Schluͤſſel. Sohns. Das gantze Geheimnuß der Drey-Einigkeit wird zugleich ange-deutet/ und zwar perſonarum realis differentia, der warhaffte und wuͤrck- liche Unterſcheid der dreyen Perſonen/ dann ein anderer iſt der Vater/ der ſendet/ ein anderer der Sohn/ der geſendet wird/ ein anderer der H. Geiſt/ der von dem Mund des Sohns unter und mit dem leiblichen Anhauchen außgeblaſen und den Juͤngern angeblaſen worden. Originatio, der Ur- ſprung und Außgang der beeden Perſonen des Sohns und H. Gei- ſtes; der Vater ſendet den Sohn/ der Sohn blaßt den H. Geiſt auß/ wie nun der Sohn GOttes in der Zeit blaßt/ der Vater in der Zeit ſendet/ ſo wird der H. Geiſt vom Vater und Sohn/ in und von Ewigkeit her außge- blaſen. Der Sohn vom Vater in und von Ewigkeit her gebohren. Ab illo mittitur, à quo emanat. Er wird von dem geſand/ von dem erAuguſtin. lib. 4. de Trin. c. 20. & lib. 2. de Trin. c. 5. außgehet. Pater ſolus nuſpiam legitur miſſus, vom Vater allein wird nirgend geleſen/ daß er geſendet worden. Eſſentiæ unitas, die Einigkeit der Perſonen im Weſen. Dieweil es unum, Ein opus ad extra, und ligt nichts daran/ daß der Sohn vom Vater geſandt worden/ dann das benim̃t der Gleichheit nichts. Gleichwie wann Trium- viri, etliche auß ihrem Mittel ſenden/ ein Fuͤrſt den andern um ein Edel- Manns Tochter zu werben verſchicket/ keinem an ſeiner Reputation das ge- ringſte abgehet/ dann es gehet nicht ex Imperio und Befehl/ ſondern ex li- bertima condeſcenſione und freyer Willkuhr/ wie Chriſtus eben daher ſei- ne gleiche Ehre mit dem Vater erweiſet/ daß er von Jhme geſand ſey/ wañ er geſagt: Joh. 5/ 23. Wer den Sohn nicht ehret/ der ehret den Vater auch nicht/ der ihn geſandt hat. Auguſtinus Tract. 36. in Joh. verwundert ſich uͤber das Geheimnuß: Si tecum eſt Pater, quomodo te miſit? & te miſit, & tecum eſt? Jtane & miſſus & non receſſiſti? Jtane ad nos veniſti, & ibi manſiſti? Quomodo iſtud creditur, quomodo capi- tur? das iſt: Wann der Vater bey dir/ wie hat er dich geſand? hat er dich dann geſand/ und iſt zugleich bey dir? So biſt du (vom Vater) geſendet worden/ und biſt (von ihm) nicht wegge- wichen? Biſtu dann zu uns kommen/ und dort (beym Vater) geblieben? wie kan man das glauben/ wie kan man es begreif- fen? Antworet darauff: Quomodo capitur? rectè dicis: quomodo cre- ditur? non rectè dicis. Imò ideò benè creditur, quia citò non capitur. ideò credis, quia non capis, ſed credendo fis idoneus, ut capias. das iſt: Wie kan man es faſſen? du ſageſt recht davon: Wie kan man es glauben? du frageſt nicht wohl: Dann eben darum kan man es wohl glauben/ dieweil man es ſo bald nicht begreiffet. Darum B b ij
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Vom Gewalt der Schluͤſſel.
Sohns. Das gantze Geheimnuß der Drey-Einigkeit wird zugleich ange-
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liche Unterſcheid der dreyen Perſonen/ dann ein anderer iſt der Vater/ der
ſendet/ ein anderer der Sohn/ der geſendet wird/ ein anderer der H. Geiſt/
der von dem Mund des Sohns unter und mit dem leiblichen Anhauchen
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ſprung und Außgang der beeden Perſonen des Sohns und H. Gei-
ſtes; der Vater ſendet den Sohn/ der Sohn blaßt den H. Geiſt auß/ wie
nun der Sohn GOttes in der Zeit blaßt/ der Vater in der Zeit ſendet/ ſo
wird der H. Geiſt vom Vater und Sohn/ in und von Ewigkeit her außge-
blaſen. Der Sohn vom Vater in und von Ewigkeit her gebohren. Ab
illo mittitur, à quo emanat. Er wird von dem geſand/ von dem er
außgehet. Pater ſolus nuſpiam legitur miſſus, vom Vater allein
wird nirgend geleſen/ daß er geſendet worden. Eſſentiæ unitas,
die Einigkeit der Perſonen im Weſen. Dieweil es unum, Ein
opus ad extra, und ligt nichts daran/ daß der Sohn vom Vater geſandt
worden/ dann das benim̃t der Gleichheit nichts. Gleichwie wann Trium-
viri, etliche auß ihrem Mittel ſenden/ ein Fuͤrſt den andern um ein Edel-
Manns Tochter zu werben verſchicket/ keinem an ſeiner Reputation das ge-
ringſte abgehet/ dann es gehet nicht ex Imperio und Befehl/ ſondern ex li-
bertima condeſcenſione und freyer Willkuhr/ wie Chriſtus eben daher ſei-
ne gleiche Ehre mit dem Vater erweiſet/ daß er von Jhme geſand ſey/ wañ
er geſagt: Joh. 5/ 23. Wer den Sohn nicht ehret/ der ehret den
Vater auch nicht/ der ihn geſandt hat. Auguſtinus Tract. 36. in
Joh. verwundert ſich uͤber das Geheimnuß: Si tecum eſt Pater, quomodo
te miſit? & te miſit, & tecum eſt? Jtane & miſſus & non receſſiſti? Jtane
ad nos veniſti, & ibi manſiſti? Quomodo iſtud creditur, quomodo capi-
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hat er dich dann geſand/ und iſt zugleich bey dir? So biſt du
(vom Vater) geſendet worden/ und biſt (von ihm) nicht wegge-
wichen? Biſtu dann zu uns kommen/ und dort (beym Vater)
geblieben? wie kan man das glauben/ wie kan man es begreif-
fen? Antworet darauff: Quomodo capitur? rectè dicis: quomodo cre-
ditur? non rectè dicis. Imò ideò benè creditur, quia citò non capitur.
ideò credis, quia non capis, ſed credendo fis idoneus, ut capias. das iſt:
Wie kan man es faſſen? du ſageſt recht davon: Wie kan man
es glauben? du frageſt nicht wohl: Dann eben darum kan
man es wohl glauben/ dieweil man es ſo bald nicht begreiffet.
Darum
Auguſtin.
lib. 4. de
Trin. c. 20.
& lib. 2. de
Trin. c. 5.
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