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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Die Vierdte Predigt
dem Rucken mit sich/ daß er einer seye: Also/ wann Christus seinen Jün-
gern die Macht gibt zu lösen und zu binden/ Sünde zu vergeben und zu be-
halten/ eben damit gibt Er ihnen den Schlüssel-Gewalt/ das kan ein Kind
an den Fingern zählen; Daß sie aber Petro eine Eminentz über die andere
Apostel zuschrelben/ und auß diesen lauter dependenten machen/ dazu hat
schon längsten Paulus der elakhisos, der kleineste/ und gleichsam der Ben-
jamin unter den Aposteln/ Nein gesagt: Jch solte von euch gelobet
werden/ sintemal ich nichts weniger bin denn die hohen Apo-
stel. 2. Cor. 12/ 11. und 1. Cor. 12/ 28. GOtt hat gesetzt in der Ge-
meine auffs erste die Apostel/ auffs ander die Propheten/ auffs
dritte die Lehrer/ darnach die Wunderthäter/ darnach die Ga-
ben gesund zu machen/ Helffer/ Regierer/ mancherley Spra-
chen. Da er alle gradus in einer schönen Ordnung erzehlet/ aber von kei-
ner höheren Gewalt weiß/ als der Apostolischen Gewalt/ die bey allen gleich
geweßt: wäre ein höhere Petro anvertrauet worden/ hätte er es nicht ver-
schwiegen/ auffs wenigste nicht verschweigen sollen.

II. Ferner Petro und seinen Successoribus auff dem Römischen
Stuhl/ alle andere cathedras außgeschlossen/ davon Bellarm. l. 2. de Rom.
Pontif. c. 12. Quod Petri Successor sit Romanus Pontifex, facile pro-
bari potest. Nullus enim est, nec fuit unquam, qui se Petri successorem
ullo modo asseruerit, vel pro tali sit habitus, praeter Romanum & An-
tiochenum Episcopum: Atqui Antiochenus non successit Petro in Pon-
tificatu Ecclesiae totius, nam non succeditur, nisi cedenti locum, vel per
mortem naturalem, vel per mortem legitimam, id est, depositionem vel
renunciationem; Petrus autem adhuc vivens, & Pontificatum ad huc
gerens, Antiochenam Ecclesiam reliquit, & Romae sedem suam fixit.
Restat igitur, ut Romanus Episcopus, qui Petro in Urbe Roma mori-
enti successit, eidem in tota ipsius dignitate & potestate successerit.

Das ist: Daß der Römische Papst seye des Petri Nachfolger/
kan daher leichtlich erwiesen werden. Dann es ist keiner/ ist auch
niemal keiner geweßt/ der sich auff einige weise für Petri Nach-
folger außgegeben/ oder für einen solchen gehalten worden/ ohne
der Römische und Antiochenische Bischoff. Nun aber hat der
Antiochenische Bischoff Petro im Päpstlichen Gewalt über
die gantze Kirch nicht succedirt/ dann keiner kan in des andern
Stelle tretten/ es seye dann daß sie der andere quittirt/ entweder
durch natürlichen Tod/ oder durch rechtmässigen Tod das
ist/ Absetzung/ oder freywillige Auffgab und Absagung. Nun

aber

Die Vierdte Predigt
dem Rucken mit ſich/ daß er einer ſeye: Alſo/ wann Chriſtus ſeinen Juͤn-
gern die Macht gibt zu loͤſen und zu binden/ Suͤnde zu vergeben und zu be-
halten/ eben damit gibt Er ihnen den Schluͤſſel-Gewalt/ das kan ein Kind
an den Fingern zaͤhlen; Daß ſie aber Petro eine Eminentz uͤber die andere
Apoſtel zuſchrelben/ und auß dieſen lauter dependenten machen/ dazu hat
ſchon laͤngſten Paulus der ἐλάχιςος, der kleineſte/ und gleichſam der Ben-
jamin unter den Apoſteln/ Nein geſagt: Jch ſolte von euch gelobet
werden/ ſintemal ich nichts weniger bin denn die hohen Apo-
ſtel. 2. Cor. 12/ 11. und 1. Cor. 12/ 28. GOtt hat geſetzt in der Ge-
meine auffs erſte die Apoſtel/ auffs ander die Propheten/ auffs
dritte die Lehrer/ darnach die Wunderthaͤter/ darnach die Ga-
ben geſund zu machen/ Helffer/ Regierer/ mancherley Spra-
chen. Da er alle gradus in einer ſchoͤnen Ordnung erzehlet/ aber von kei-
ner hoͤheren Gewalt weiß/ als der Apoſtoliſchen Gewalt/ die bey allen gleich
geweßt: waͤre ein hoͤhere Petro anvertrauet worden/ haͤtte er es nicht ver-
ſchwiegen/ auffs wenigſte nicht verſchweigen ſollen.

II. Ferner Petro und ſeinen Succeſſoribus auff dem Roͤmiſchen
Stuhl/ alle andere cathedras außgeſchloſſen/ davon Bellarm. l. 2. de Rom.
Pontif. c. 12. Quod Petri Succeſſor ſit Romanus Pontifex, facilè pro-
bari poteſt. Nullus enim eſt, nec fuit unquam, qui ſe Petri ſucceſſorem
ullo modo aſſeruerit, vel pro tali ſit habitus, præter Romanum & An-
tiochenum Epiſcopum: Atqui Antiochenus non ſucceſſit Petro in Pon-
tificatu Eccleſiæ totius, nam non ſucceditur, niſi cedenti locum, vel per
mortem naturalem, vel per mortem legitimam, id eſt, depoſitionem vel
renunciationem; Petrus autem adhuc vivens, & Pontificatum ad huc
gerens, Antiochenam Eccleſiam reliquit, & Romæ ſedem ſuam fixit.
Reſtat igitur, ut Romanus Epiſcopus, qui Petro in Urbe Roma mori-
enti ſucceſſit, eidem in tota ipſius dignitate & poteſtate ſucceſſerit.

Das iſt: Daß der Roͤmiſche Papſt ſeye des Petri Nachfolger/
kan daher leichtlich erwieſen werden. Dann es iſt keiner/ iſt auch
niemal keiner geweßt/ der ſich auff einige weiſe fuͤr Petri Nach-
folger außgegeben/ oder fuͤr einen ſolchen gehalten worden/ ohne
der Roͤmiſche und Antiocheniſche Biſchoff. Nun aber hat der
Antiocheniſche Biſchoff Petro im Paͤpſtlichen Gewalt uͤber
die gantze Kirch nicht ſuccedirt/ dann keiner kan in des andern
Stelle tretten/ es ſeye dann daß ſie der andere quittirt/ entweder
durch natuͤrlichen Tod/ oder durch rechtmaͤſſigen Tod das
iſt/ Abſetzung/ oder freywillige Auffgab und Abſagung. Nun

aber
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[222/0240] Die Vierdte Predigt dem Rucken mit ſich/ daß er einer ſeye: Alſo/ wann Chriſtus ſeinen Juͤn- gern die Macht gibt zu loͤſen und zu binden/ Suͤnde zu vergeben und zu be- halten/ eben damit gibt Er ihnen den Schluͤſſel-Gewalt/ das kan ein Kind an den Fingern zaͤhlen; Daß ſie aber Petro eine Eminentz uͤber die andere Apoſtel zuſchrelben/ und auß dieſen lauter dependenten machen/ dazu hat ſchon laͤngſten Paulus der ἐλάχιςος, der kleineſte/ und gleichſam der Ben- jamin unter den Apoſteln/ Nein geſagt: Jch ſolte von euch gelobet werden/ ſintemal ich nichts weniger bin denn die hohen Apo- ſtel. 2. Cor. 12/ 11. und 1. Cor. 12/ 28. GOtt hat geſetzt in der Ge- meine auffs erſte die Apoſtel/ auffs ander die Propheten/ auffs dritte die Lehrer/ darnach die Wunderthaͤter/ darnach die Ga- ben geſund zu machen/ Helffer/ Regierer/ mancherley Spra- chen. Da er alle gradus in einer ſchoͤnen Ordnung erzehlet/ aber von kei- ner hoͤheren Gewalt weiß/ als der Apoſtoliſchen Gewalt/ die bey allen gleich geweßt: waͤre ein hoͤhere Petro anvertrauet worden/ haͤtte er es nicht ver- ſchwiegen/ auffs wenigſte nicht verſchweigen ſollen. II. Ferner Petro und ſeinen Succeſſoribus auff dem Roͤmiſchen Stuhl/ alle andere cathedras außgeſchloſſen/ davon Bellarm. l. 2. de Rom. Pontif. c. 12. Quod Petri Succeſſor ſit Romanus Pontifex, facilè pro- bari poteſt. Nullus enim eſt, nec fuit unquam, qui ſe Petri ſucceſſorem ullo modo aſſeruerit, vel pro tali ſit habitus, præter Romanum & An- tiochenum Epiſcopum: Atqui Antiochenus non ſucceſſit Petro in Pon- tificatu Eccleſiæ totius, nam non ſucceditur, niſi cedenti locum, vel per mortem naturalem, vel per mortem legitimam, id eſt, depoſitionem vel renunciationem; Petrus autem adhuc vivens, & Pontificatum ad huc gerens, Antiochenam Eccleſiam reliquit, & Romæ ſedem ſuam fixit. Reſtat igitur, ut Romanus Epiſcopus, qui Petro in Urbe Roma mori- enti ſucceſſit, eidem in tota ipſius dignitate & poteſtate ſucceſſerit. Das iſt: Daß der Roͤmiſche Papſt ſeye des Petri Nachfolger/ kan daher leichtlich erwieſen werden. Dann es iſt keiner/ iſt auch niemal keiner geweßt/ der ſich auff einige weiſe fuͤr Petri Nach- folger außgegeben/ oder fuͤr einen ſolchen gehalten worden/ ohne der Roͤmiſche und Antiocheniſche Biſchoff. Nun aber hat der Antiocheniſche Biſchoff Petro im Paͤpſtlichen Gewalt uͤber die gantze Kirch nicht ſuccedirt/ dann keiner kan in des andern Stelle tretten/ es ſeye dann daß ſie der andere quittirt/ entweder durch natuͤrlichen Tod/ oder durch rechtmaͤſſigen Tod das iſt/ Abſetzung/ oder freywillige Auffgab und Abſagung. Nun aber

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/240>, abgerufen am 21.11.2024.