Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Die Dreyzehende Predigt Zorn/ wegen der angesponnenen Auffruhr geförchtet/ einen offentlichenBet-Tag angestellet/ und mit traurigen Melodien angehalten/ daß GOtt des Käysers Zorn wolte lindern/ und ist also fort und fort getrieben wor- den/ biß der Teuffel in der Kirchen Meister worden/ und der Anti-Christ solchen schönen GOttes-Dienst und divina officia in die Clöster gezogen/ und die grosse Thum-Praebenden auffgebracht/ da die Canonici/ die in den Schulen ihre horas Canonicas hätten halten sollen/ die Psalmen Davids anfangen zu heulen/ dabey der arme Lay gestanden wie eine Ganß/ und verstumt wie eine Kuh. Durch GOttes Gnad haben wir es wieder er- langet/ daß die Symphonia precum, die allgemeine Zusammenstimmung in unsern Bett-Stunden auffkommen. IV. Qualis Symphonia? Welche Art/ wie muß sie beschaffen seyn? V. Efficax Symphonia, ein kräfftiges und mächtiges Gebett/ es und
Die Dreyzehende Predigt Zorn/ wegen der angeſponnenen Auffruhr gefoͤrchtet/ einen offentlichenBet-Tag angeſtellet/ und mit traurigen Melodien angehalten/ daß GOtt des Kaͤyſers Zorn wolte lindern/ und iſt alſo fort und fort getrieben wor- den/ biß der Teuffel in der Kirchen Meiſter worden/ und der Anti-Chriſt ſolchen ſchoͤnen GOttes-Dienſt und divina officia in die Cloͤſter gezogen/ und die groſſe Thum-Præbenden auffgebracht/ da die Canonici/ die in den Schulen ihre horas Canonicas haͤtten halten ſollen/ die Pſalmen Davids anfangen zu heulen/ dabey der arme Lay geſtanden wie eine Ganß/ und verſtumt wie eine Kuh. Durch GOttes Gnad haben wir es wieder er- langet/ daß die Symphonia precum, die allgemeine Zuſammenſtimmung in unſern Bett-Stunden auffkommen. IV. Qualis Symphonia? Welche Art/ wie muß ſie beſchaffen ſeyn? V. Efficax Symphonia, ein kraͤfftiges und maͤchtiges Gebett/ es und
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Die Dreyzehende Predigt
Zorn/ wegen der angeſponnenen Auffruhr gefoͤrchtet/ einen offentlichen
Bet-Tag angeſtellet/ und mit traurigen Melodien angehalten/ daß GOtt
des Kaͤyſers Zorn wolte lindern/ und iſt alſo fort und fort getrieben wor-
den/ biß der Teuffel in der Kirchen Meiſter worden/ und der Anti-Chriſt
ſolchen ſchoͤnen GOttes-Dienſt und divina officia in die Cloͤſter gezogen/
und die groſſe Thum-Præbenden auffgebracht/ da die Canonici/ die in den
Schulen ihre horas Canonicas haͤtten halten ſollen/ die Pſalmen Davids
anfangen zu heulen/ dabey der arme Lay geſtanden wie eine Ganß/ und
verſtumt wie eine Kuh. Durch GOttes Gnad haben wir es wieder er-
langet/ daß die Symphonia precum, die allgemeine Zuſammenſtimmung
in unſern Bett-Stunden auffkommen.
IV. Qualis Symphonia? Welche Art/ wie muß ſie beſchaffen ſeyn?
Es muß ſeyn eine heilige Symphoni/ es muͤſſen die Cantores in dem Na-
men Chriſti verſamlet ſeyn/ Matth. 18, 20. ſie muß nach der Tabulatur
Chriſti/ als des Symphoniarchæ, angeſtimmet werden/ an Chriſtum ab-
gehen/ und Chriſtum ſelbs beſingen. Symphonia palinodica, ein Wider-
ruff. Symphonia pœnitentialis, ein Buß-Lied. Dan. 9. Sie muß ge-
hen auß hertzlicher Sympathi, auß brennender hertzlicher Liebe/ ſonſt iſts
eine klingende Schelle/ 1. Cor. 13. auß einmuͤthigem Hertzen und Sinn/
ſonſt iſts GOtt nicht angenehm/ ſondern ein Wolffs-Geheul/ ein Sau-
Gruntzen/ ein Katzen-Geſchrey/ ein Hunds-Bellen. Thue nur weg
von mir das Geplerꝛ deiner Lieder/ denn ich mag deines Pſal-
ter-Spiels nicht hoͤren. Amos. 5. 23.
V. Efficax Symphonia, ein kraͤfftiges und maͤchtiges Gebett/ es
ſoll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel/ ſagt der
Mund und Grund aller Warheit/ um und von wegen Chriſti/ in deſſen
Namen alle Verheiſſungen Ja und Amen ſeynd. Wie? hat dann das
eintzele Gebett keine Krafft? Sagt doch der Herr ſelbs Matth. 6. v. 6.
Wann du aber betteſt/ ſo gehe in dein Kaͤmmerlein/ und ſchleuß
die Thuͤr zu/ und bette zu deinem Vater im verborgenen/ und
dein Vater/ der in das verborgene ſiehet/ wird dirs vergelten
offentlich. Jch liſe ja/ daß Abraham allein fuͤr Sodom gebetten/ Gen.
18. und erhoͤrlich gebetten. Jſaac allein auff dem Feld/ Jonas im
Wallfiſch/ Chriſtus am Oel-Berg/ ꝛc. Ja freylich hat alles Gebett ſeine
Krafft/ aber groͤſſer iſt dieſelbe Krafft/ die cum agmine facto hauffenweiß
geſchicht/ groͤſſer und ſtaͤrcker ob vim unitam, da was einem in der
Schwachheit abgehet/ durch den andern erſetzet wird/ die Gedancken wer-
den diſtrahirt, eine Bitt bettet dieſer mit devotion, der ander ein andere/
und
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