Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom Gewalt der Schlüssel. und geniesset je einer des andern. Ob suavitatem harmonicam tonorum &graduum, wann Cymbeln (h. e. ora infantium) und Posaunen unter ein- ander gehen. Ps. 150. ob concordiam fraternam & sympathiam, es gehet einem zu Hertzen/ wann er einen presthafften Menschen auff der Gassen sihet/ deßgleichen einen armen Waisen/ der niemand hat/ der sich seiner an- nimmt; kommt er aber in Spittal oder Waisen-Hauß/ und höret sie alle zu- sammen schreyen und heulen/ da möchte einem das Hertz im Leib für erbar- men brechen/ daher hat auch Christus im Garten am Oelberg/ in seinen grösten ängsten und Nöthen/ drey seiner Jünger in societatem precum, zur Vermehrung des Gebetts zu sich genommen. Man soll/ schreibet Luth. Tom. 8 Jen. f. 216. wol überal/ an allen Orten und Stunden/ betten. Aber das Gebett ist nirgend so kräfftig und starck/ als wann der gantze Hauff einträchtiglich mit einander bettet/ also haben sich die lieben Ertz-Vätter mit ihrem Gesindlein/ und was sich sonst zu ihnen geschlagen/ entweder zu einem Brünn- lein gefunden/ ein Hüttlein auffgeschlagen/ ein Altärlein auff- gerichtet/ da sie von des Weibes Samen geprediget/ GOtt angeruffen/ geopffert/ und gedancket. Die Exempel/ wie Chri- stus seinem Wort Krafft gegeben/ seind in der Kirchen-Histori berühmt: Von den ersten Christen stehet Act. 4, 31. Und da sie gebettet hatten/ beweget sich die Stätte/ da sie versamlet waren/ und wurden alle des Heiligen Heistes voll[/ ]und redeten das Wort GOttes mit Freudigkeit. Solche Erhörung und Gewährung hätten wir noch zu hoffen wann noch dergleichen Glaube wäre. GOttes Arm ist nicht verkürtzt/ der erhöret/ in dem Er entweder gibt/ was wir begehren/ oder ein gleichgültige Gab/ oder ein besseres Gut/ oder Er lindert die Angst mit sol- chem kräfftigen Trost/ daß man sie leichtlich überwinden kan. Nun/ M. L. wir haben für uns im angehenden Jahr pragmata, die
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Vom Gewalt der Schluͤſſel. und genieſſet je einer des andern. Ob ſuavitatem harmonicam tonorum &graduum, wann Cymbeln (h. e. ora infantium) und Poſaunen unter ein- ander gehen. Pſ. 150. ob concordiam fraternam & ſympathiam, es gehet einem zu Hertzen/ wann er einen preſthafften Menſchen auff der Gaſſen ſihet/ deßgleichen einen armen Waiſen/ der niemand hat/ der ſich ſeiner an- nim̃t; kom̃t er aber in Spittal oder Waiſen-Hauß/ und hoͤret ſie alle zu- ſammen ſchreyen und heulen/ da moͤchte einem das Hertz im Leib fuͤr erbar- men brechen/ daher hat auch Chriſtus im Garten am Oelberg/ in ſeinen groͤſten aͤngſten und Noͤthen/ drey ſeiner Juͤnger in ſocietatem precum, zur Vermehrung des Gebetts zu ſich genommen. Man ſoll/ ſchreibet Luth. Tom. 8 Jen. f. 216. wol uͤberal/ an allen Orten und Stunden/ betten. Aber das Gebett iſt nirgend ſo kraͤfftig und ſtarck/ als wann der gantze Hauff eintraͤchtiglich mit einander bettet/ alſo haben ſich die lieben Ertz-Vaͤtter mit ihrem Geſindlein/ und was ſich ſonſt zu ihnen geſchlagen/ entweder zu einem Bruͤnn- lein gefunden/ ein Huͤttlein auffgeſchlagen/ ein Altaͤrlein auff- gerichtet/ da ſie von des Weibes Samen geprediget/ GOtt angeruffen/ geopffert/ und gedancket. Die Exempel/ wie Chri- ſtus ſeinem Wort Krafft gegeben/ ſeind in der Kirchen-Hiſtori beruͤhmt: Von den erſten Chriſten ſtehet Act. 4, 31. Und da ſie gebettet hatten/ beweget ſich die Staͤtte/ da ſie verſamlet waren/ und wurden alle des Heiligen Heiſtes voll[/ ]und redeten das Wort GOttes mit Freudigkeit. Solche Erhoͤrung und Gewaͤhrung haͤtten wir noch zu hoffen wann noch dergleichen Glaube waͤre. GOttes Arm iſt nicht verkuͤrtzt/ der erhoͤret/ in dem Er entweder gibt/ was wir begehren/ oder ein gleichguͤltige Gab/ oder ein beſſeres Gut/ oder Er lindert die Angſt mit ſol- chem kraͤfftigen Troſt/ daß man ſie leichtlich uͤberwinden kan. Nun/ M. L. wir haben fuͤr uns im angehenden Jahr πράγματα, die
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Vom Gewalt der Schluͤſſel.
und genieſſet je einer des andern. Ob ſuavitatem harmonicam tonorum &
graduum, wann Cymbeln (h. e. ora infantium) und Poſaunen unter ein-
ander gehen. Pſ. 150. ob concordiam fraternam & ſympathiam, es gehet
einem zu Hertzen/ wann er einen preſthafften Menſchen auff der Gaſſen
ſihet/ deßgleichen einen armen Waiſen/ der niemand hat/ der ſich ſeiner an-
nim̃t; kom̃t er aber in Spittal oder Waiſen-Hauß/ und hoͤret ſie alle zu-
ſammen ſchreyen und heulen/ da moͤchte einem das Hertz im Leib fuͤr erbar-
men brechen/ daher hat auch Chriſtus im Garten am Oelberg/ in ſeinen
groͤſten aͤngſten und Noͤthen/ drey ſeiner Juͤnger in ſocietatem precum,
zur Vermehrung des Gebetts zu ſich genommen. Man ſoll/ ſchreibet
Luth. Tom. 8 Jen. f. 216. wol uͤberal/ an allen Orten und Stunden/
betten. Aber das Gebett iſt nirgend ſo kraͤfftig und ſtarck/ als
wann der gantze Hauff eintraͤchtiglich mit einander bettet/ alſo
haben ſich die lieben Ertz-Vaͤtter mit ihrem Geſindlein/ und
was ſich ſonſt zu ihnen geſchlagen/ entweder zu einem Bruͤnn-
lein gefunden/ ein Huͤttlein auffgeſchlagen/ ein Altaͤrlein auff-
gerichtet/ da ſie von des Weibes Samen geprediget/ GOtt
angeruffen/ geopffert/ und gedancket. Die Exempel/ wie Chri-
ſtus ſeinem Wort Krafft gegeben/ ſeind in der Kirchen-Hiſtori beruͤhmt:
Von den erſten Chriſten ſtehet Act. 4, 31. Und da ſie gebettet hatten/
beweget ſich die Staͤtte/ da ſie verſamlet waren/ und wurden alle
des Heiligen Heiſtes voll/ und redeten das Wort GOttes mit
Freudigkeit. Solche Erhoͤrung und Gewaͤhrung haͤtten wir noch zu
hoffen wann noch dergleichen Glaube waͤre. GOttes Arm iſt nicht
verkuͤrtzt/ der erhoͤret/ in dem Er entweder gibt/ was wir begehren/ oder ein
gleichguͤltige Gab/ oder ein beſſeres Gut/ oder Er lindert die Angſt mit ſol-
chem kraͤfftigen Troſt/ daß man ſie leichtlich uͤberwinden kan.
Nun/ M. L. wir haben fuͤr uns im angehenden Jahr πράγματα, die
ſchwer genug ſind/ pragmata cœli prænunciata, in den Practicken/ da von
der angedraͤuten Finſternuß/ ungeheuͤren Conſtellation und Gewitter
greuliche Ding prædicirt und vorgeſagt werden/ daß einer dafuͤr erſchroͤ-
cken ſoll/ wann er daran gedencket. Was iſt hier fuͤr eine kraͤfftige Præ-
ſervativ zu gebrauchen? die Symphonia precum,
Wann wir in hoͤchſten Noͤthen ſeyn/
Und wiſſen nicht wo auß noch ein/
Und finden weder Huͤlff noch Rath/
Ob wir gleich ſorgen fruͤh und ſpath.
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