Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.von der Viehzucht. der Wirthe, und diese verursachet, daß man zu seinemSchaden diesen Theil der Wirthschaft unter die Ne- ben Dinge setzet. Sollte ich irren, wenn ich den Grund dieses Unglücks nicht in der Beschaffenheit der Sache, sondern in dem suche, das man bey diesem Stükke die Beobachtung der zuvor vestgesetzten Lehre merklich ver- absäumet. Wie futtert man diese jungen? und wie siehet es in dem Orte aus, wo sie verwahret werden? Man futtert diese jungen mit geronnener Milch, ist dieß eine Speise, die ihrer Natur gemäß, und die sie gehörig verdauen können? Man füttere sie in den er- sten Tagen mit Eyern von ihrer Art, man vermische die- se nach und nach mit Brenn-Eßeln und mit einem Brey von gekochten Erbsen. Man gebe ihnen endlich die- sen Brey alleine, und man hänge grüne Kohl-Stau- den an einen Faden, so, daß sie solche abbeißen und be- schnaufeln können. Wird man in den ersten sechs Wochen mit dieser Fütterung fortfahren, und diese jun- gen Hüner bey hellem Wetter auf einen grünen Anger setzen, daß sie daselbst Würmer zu ihrer Nahrung su- chen können; so wird man es bald merken, daß diese Art der Fütterung der gewöhnlichen vorzuziehen sey. Der Ort, wo diese jungen gehalten werden, wird heiß gemacht, und sie müssen auf einem vesten Boden gehen. Jn beyden Stükken wird gefehlet. Es ist wahr, sie können keine Kälte vertragen. Folget es nun aus die- sem, daß sie heiß sitzen müssen. Sollte nicht diese über- mäßige Hitze ihre Nerven schwächen? Jst der Boden veste, wodurch wollen sie das Ungeziefer von sich schaf- fen, womit sie häufig beladen sind, und das sie durch das beständige Nagen völlig entkräftet. Man gebe diesem Orte eine gelinde Wärme, und man streue auf den Boden so viel Sand, daß sie sich darinnen welzen und baden, und hiedurch von dem Ungeziefer befreyen können; man wird gewiß diese Hüner-Zucht loben, und das gewöhnliche Klagen verlachen. §. 283.
von der Viehzucht. der Wirthe, und dieſe verurſachet, daß man zu ſeinemSchaden dieſen Theil der Wirthſchaft unter die Ne- ben Dinge ſetzet. Sollte ich irren, wenn ich den Grund dieſes Ungluͤcks nicht in der Beſchaffenheit der Sache, ſondern in dem ſuche, das man bey dieſem Stuͤkke die Beobachtung der zuvor veſtgeſetzten Lehre merklich ver- abſaͤumet. Wie futtert man dieſe jungen? und wie ſiehet es in dem Orte aus, wo ſie verwahret werden? Man futtert dieſe jungen mit geronnener Milch, iſt dieß eine Speiſe, die ihrer Natur gemaͤß, und die ſie gehoͤrig verdauen koͤnnen? Man fuͤttere ſie in den er- ſten Tagen mit Eyern von ihrer Art, man vermiſche die- ſe nach und nach mit Brenn-Eßeln und mit einem Brey von gekochten Erbſen. Man gebe ihnen endlich die- ſen Brey alleine, und man haͤnge gruͤne Kohl-Stau- den an einen Faden, ſo, daß ſie ſolche abbeißen und be- ſchnaufeln koͤnnen. Wird man in den erſten ſechs Wochen mit dieſer Fuͤtterung fortfahren, und dieſe jun- gen Huͤner bey hellem Wetter auf einen gruͤnen Anger ſetzen, daß ſie daſelbſt Wuͤrmer zu ihrer Nahrung ſu- chen koͤnnen; ſo wird man es bald merken, daß dieſe Art der Fuͤtterung der gewoͤhnlichen vorzuziehen ſey. Der Ort, wo dieſe jungen gehalten werden, wird heiß gemacht, und ſie muͤſſen auf einem veſten Boden gehen. Jn beyden Stuͤkken wird gefehlet. Es iſt wahr, ſie koͤnnen keine Kaͤlte vertragen. Folget es nun aus die- ſem, daß ſie heiß ſitzen muͤſſen. Sollte nicht dieſe uͤber- maͤßige Hitze ihre Nerven ſchwaͤchen? Jſt der Boden veſte, wodurch wollen ſie das Ungeziefer von ſich ſchaf- fen, womit ſie haͤufig beladen ſind, und das ſie durch das beſtaͤndige Nagen voͤllig entkraͤftet. Man gebe dieſem Orte eine gelinde Waͤrme, und man ſtreue auf den Boden ſo viel Sand, daß ſie ſich darinnen welzen und baden, und hiedurch von dem Ungeziefer befreyen koͤnnen; man wird gewiß dieſe Huͤner-Zucht loben, und das gewoͤhnliche Klagen verlachen. §. 283.
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von der Viehzucht.
der Wirthe, und dieſe verurſachet, daß man zu ſeinem
Schaden dieſen Theil der Wirthſchaft unter die Ne-
ben Dinge ſetzet. Sollte ich irren, wenn ich den Grund
dieſes Ungluͤcks nicht in der Beſchaffenheit der Sache,
ſondern in dem ſuche, das man bey dieſem Stuͤkke die
Beobachtung der zuvor veſtgeſetzten Lehre merklich ver-
abſaͤumet. Wie futtert man dieſe jungen? und wie
ſiehet es in dem Orte aus, wo ſie verwahret werden?
Man futtert dieſe jungen mit geronnener Milch, iſt
dieß eine Speiſe, die ihrer Natur gemaͤß, und die ſie
gehoͤrig verdauen koͤnnen? Man fuͤttere ſie in den er-
ſten Tagen mit Eyern von ihrer Art, man vermiſche die-
ſe nach und nach mit Brenn-Eßeln und mit einem Brey
von gekochten Erbſen. Man gebe ihnen endlich die-
ſen Brey alleine, und man haͤnge gruͤne Kohl-Stau-
den an einen Faden, ſo, daß ſie ſolche abbeißen und be-
ſchnaufeln koͤnnen. Wird man in den erſten ſechs
Wochen mit dieſer Fuͤtterung fortfahren, und dieſe jun-
gen Huͤner bey hellem Wetter auf einen gruͤnen Anger
ſetzen, daß ſie daſelbſt Wuͤrmer zu ihrer Nahrung ſu-
chen koͤnnen; ſo wird man es bald merken, daß dieſe
Art der Fuͤtterung der gewoͤhnlichen vorzuziehen ſey.
Der Ort, wo dieſe jungen gehalten werden, wird heiß
gemacht, und ſie muͤſſen auf einem veſten Boden gehen.
Jn beyden Stuͤkken wird gefehlet. Es iſt wahr, ſie
koͤnnen keine Kaͤlte vertragen. Folget es nun aus die-
ſem, daß ſie heiß ſitzen muͤſſen. Sollte nicht dieſe uͤber-
maͤßige Hitze ihre Nerven ſchwaͤchen? Jſt der Boden
veſte, wodurch wollen ſie das Ungeziefer von ſich ſchaf-
fen, womit ſie haͤufig beladen ſind, und das ſie durch
das beſtaͤndige Nagen voͤllig entkraͤftet. Man gebe
dieſem Orte eine gelinde Waͤrme, und man ſtreue auf
den Boden ſo viel Sand, daß ſie ſich darinnen welzen
und baden, und hiedurch von dem Ungeziefer befreyen
koͤnnen; man wird gewiß dieſe Huͤner-Zucht loben, und
das gewoͤhnliche Klagen verlachen.
§. 283.
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