Fürs sechste, wie kann diese wirthschaftliche Be- schäftigung einem Wirthe nützlich werden?
§. 384.
Die erste Frage: woraus kann der Brandwein ge-Die Mate- rien, aus welchen der Brandwein gebrennet wird. brennet werden? ist leicht zu beantworten. Er ist der wahre geistige Theil des Weins und der Frucht der geistigen Gährung (§. 382.), folglich können alle Säfte und alles Mehl der Erd-Gewächse, nachdem diese durch die geistige Gährung in Wein sind ver- wandelt worden, einen Brandwein geben.
Anmerk. Dieß ist demnach ein Weg, wodurch ein Wirth alle Gewächse, auch so gar das Obst, wenn es anfängt zu faulen, nutzbar machen kann. er stampfet dieß Obst, er verdünnet es mit Wasser. Er setzet diesen Saft in die geistige Gährung, die Natur würket den Wein, und der Wirth macht den Brandwein. Man spricht, der Brandwein macht Brod und Bier theuer, denn er verzehret viele Gerste, vielen Weitzen und vieles Korn. Al- lein diese Sorge ist nicht hinreichend, diese wirth- schaftliche Beschäftigung zu verwerfen. Sie macht den Uberschuß in diesen Dingen nutzbar. Und ge- setzt, es sollte sich ein Mangel an diesen Nahrungs- Mitteln ereignen. Kann man nicht alsdenn die schlechten Felder mit Dünkel anbauen? kann man nicht Tartuffeln pflanzen? diese Dinge geben auch Brand- wein, wenn sie gehörig sind zubereitet worden.
§. 385.
Wie soll man die Säfte und das Mehl der Erd-Wie diese zu dieser Ab- sicht zu be- reiten. Gewächse zum Brandweinbrennen zubereiten? Sie geben keinen Brandwein, wenn sie nicht zuvor die geistige Gährung erfahren haben. Die Säfte der
Erd-
R 5
von dem Brandwein.
Fuͤrs ſechſte, wie kann dieſe wirthſchaftliche Be- ſchaͤftigung einem Wirthe nuͤtzlich werden?
§. 384.
Die erſte Frage: woraus kann der Brandwein ge-Die Mate- rien, aus welchen der Brandwein gebrennet wird. brennet werden? iſt leicht zu beantworten. Er iſt der wahre geiſtige Theil des Weins und der Frucht der geiſtigen Gaͤhrung (§. 382.), folglich koͤnnen alle Saͤfte und alles Mehl der Erd-Gewaͤchſe, nachdem dieſe durch die geiſtige Gaͤhrung in Wein ſind ver- wandelt worden, einen Brandwein geben.
Anmerk. Dieß iſt demnach ein Weg, wodurch ein Wirth alle Gewaͤchſe, auch ſo gar das Obſt, wenn es anfaͤngt zu faulen, nutzbar machen kann. er ſtampfet dieß Obſt, er verduͤnnet es mit Waſſer. Er ſetzet dieſen Saft in die geiſtige Gaͤhrung, die Natur wuͤrket den Wein, und der Wirth macht den Brandwein. Man ſpricht, der Brandwein macht Brod und Bier theuer, denn er verzehret viele Gerſte, vielen Weitzen und vieles Korn. Al- lein dieſe Sorge iſt nicht hinreichend, dieſe wirth- ſchaftliche Beſchaͤftigung zu verwerfen. Sie macht den Uberſchuß in dieſen Dingen nutzbar. Und ge- ſetzt, es ſollte ſich ein Mangel an dieſen Nahrungs- Mitteln ereignen. Kann man nicht alsdenn die ſchlechten Felder mit Duͤnkel anbauen? kann man nicht Tartuffeln pflanzen? dieſe Dinge geben auch Brand- wein, wenn ſie gehoͤrig ſind zubereitet worden.
§. 385.
Wie ſoll man die Saͤfte und das Mehl der Erd-Wie dieſe zu dieſer Ab- ſicht zu be- reiten. Gewaͤchſe zum Brandweinbrennen zubereiten? Sie geben keinen Brandwein, wenn ſie nicht zuvor die geiſtige Gaͤhrung erfahren haben. Die Saͤfte der
Erd-
R 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0285"n="265"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von dem Brandwein.</hi></fw><lb/><list><item><hirendition="#fr">Fuͤrs ſechſte,</hi> wie kann dieſe wirthſchaftliche Be-<lb/>ſchaͤftigung einem Wirthe nuͤtzlich werden?</item></list></div><lb/><divn="4"><head>§. 384.</head><lb/><p>Die erſte Frage: woraus kann der Brandwein ge-<noteplace="right">Die Mate-<lb/>
rien, aus<lb/>
welchen der<lb/>
Brandwein<lb/>
gebrennet<lb/>
wird.</note><lb/>
brennet werden? iſt leicht zu beantworten. Er iſt<lb/>
der wahre geiſtige Theil des Weins und der Frucht<lb/>
der geiſtigen Gaͤhrung (§. 382.), folglich koͤnnen alle<lb/>
Saͤfte und alles Mehl der Erd-Gewaͤchſe, nachdem<lb/>
dieſe durch die geiſtige Gaͤhrung in Wein ſind ver-<lb/>
wandelt worden, einen Brandwein geben.</p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Anmerk.</hi> Dieß iſt demnach ein Weg, wodurch<lb/>
ein Wirth alle Gewaͤchſe, auch ſo gar das Obſt,<lb/>
wenn es anfaͤngt zu faulen, nutzbar machen kann.<lb/>
er ſtampfet dieß Obſt, er verduͤnnet es mit Waſſer.<lb/>
Er ſetzet dieſen Saft in die geiſtige Gaͤhrung, die<lb/>
Natur wuͤrket den Wein, und der Wirth macht<lb/>
den Brandwein. Man ſpricht, der Brandwein<lb/>
macht Brod und Bier theuer, denn er verzehret<lb/>
viele Gerſte, vielen Weitzen und vieles Korn. Al-<lb/>
lein dieſe Sorge iſt nicht hinreichend, dieſe wirth-<lb/>ſchaftliche Beſchaͤftigung zu verwerfen. Sie macht<lb/>
den Uberſchuß in dieſen Dingen nutzbar. Und ge-<lb/>ſetzt, es ſollte ſich ein Mangel an dieſen Nahrungs-<lb/>
Mitteln ereignen. Kann man nicht alsdenn die<lb/>ſchlechten Felder mit Duͤnkel anbauen? kann man nicht<lb/>
Tartuffeln pflanzen? dieſe Dinge geben auch Brand-<lb/>
wein, wenn ſie gehoͤrig ſind zubereitet worden.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 385.</head><lb/><p>Wie ſoll man die Saͤfte und das Mehl der Erd-<noteplace="right">Wie dieſe zu<lb/>
dieſer Ab-<lb/>ſicht zu be-<lb/>
reiten.</note><lb/>
Gewaͤchſe zum Brandweinbrennen zubereiten? Sie<lb/>
geben keinen Brandwein, wenn ſie nicht zuvor die<lb/>
geiſtige Gaͤhrung erfahren haben. Die Saͤfte der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Erd-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[265/0285]
von dem Brandwein.
Fuͤrs ſechſte, wie kann dieſe wirthſchaftliche Be-
ſchaͤftigung einem Wirthe nuͤtzlich werden?
§. 384.
Die erſte Frage: woraus kann der Brandwein ge-
brennet werden? iſt leicht zu beantworten. Er iſt
der wahre geiſtige Theil des Weins und der Frucht
der geiſtigen Gaͤhrung (§. 382.), folglich koͤnnen alle
Saͤfte und alles Mehl der Erd-Gewaͤchſe, nachdem
dieſe durch die geiſtige Gaͤhrung in Wein ſind ver-
wandelt worden, einen Brandwein geben.
Die Mate-
rien, aus
welchen der
Brandwein
gebrennet
wird.
Anmerk. Dieß iſt demnach ein Weg, wodurch
ein Wirth alle Gewaͤchſe, auch ſo gar das Obſt,
wenn es anfaͤngt zu faulen, nutzbar machen kann.
er ſtampfet dieß Obſt, er verduͤnnet es mit Waſſer.
Er ſetzet dieſen Saft in die geiſtige Gaͤhrung, die
Natur wuͤrket den Wein, und der Wirth macht
den Brandwein. Man ſpricht, der Brandwein
macht Brod und Bier theuer, denn er verzehret
viele Gerſte, vielen Weitzen und vieles Korn. Al-
lein dieſe Sorge iſt nicht hinreichend, dieſe wirth-
ſchaftliche Beſchaͤftigung zu verwerfen. Sie macht
den Uberſchuß in dieſen Dingen nutzbar. Und ge-
ſetzt, es ſollte ſich ein Mangel an dieſen Nahrungs-
Mitteln ereignen. Kann man nicht alsdenn die
ſchlechten Felder mit Duͤnkel anbauen? kann man nicht
Tartuffeln pflanzen? dieſe Dinge geben auch Brand-
wein, wenn ſie gehoͤrig ſind zubereitet worden.
§. 385.
Wie ſoll man die Saͤfte und das Mehl der Erd-
Gewaͤchſe zum Brandweinbrennen zubereiten? Sie
geben keinen Brandwein, wenn ſie nicht zuvor die
geiſtige Gaͤhrung erfahren haben. Die Saͤfte der
Erd-
Wie dieſe zu
dieſer Ab-
ſicht zu be-
reiten.
R 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/285>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.